Künstlich herbeigeführter Immobilien-Wertverlust (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 18.05.2012, 00:36 (vor 4323 Tagen) @ H. Lamarr

Vorgeschichte
Einen objektiv belegbaren Wertverlust von Immobilien infolge eines nahe gelegenen Mobilfunk-Sendemasten gibt es nicht. Der Grund dafür ist einfach: Von den Sendemasten geht das von Sendemastengegner häufig behauptete (aber seriös nicht belegbare) Gesundheitsrisiko nicht aus. In Einzelfällen gibt es dennoch einen objektiven Wertverlust, wenn z.B. ein traumhafter Ausblick auf ein Bergpanorama durch einen hässlichen Gittermasten empfindlich verstellt wird.

Wenn das objektive Gesundheitsrisiko durch Sendemasten wegfällt, bleibt noch das subjektive Gesundheitsrisiko übrig. Es tritt auf, wenn sich Menschen grundlos vor Sendemasten fürchten, etwa weil sie schlecht oder falsch informiert sind. Immobilienmakler unterscheiden nicht zwischen objektivem und subjektivem Risiko, denn auch nur willkürlich gefühlte Risiken würden die Anzahl von Kaufinteressenten für ein Objekt reduzieren, und somit einen Wertverlust indirekt bewirken.

Soviel zur Vorgeschichte bezüglich Wertverlust von Immobilien wegen nahe gelegener Mobilfunk-Basisstationen.

Fakten sammeln
Schauen Sie sich jetzt bitte die folgenden Fotos an. Sie entstammen Google-Street-View und wurden in Dresden aller Voraussicht nach irgendwann 2011 aufgenommen.

Bild 1 [image]

Bild 2 [image]

Bild 3 [image]

Bild 4 [image]
Quelle Bilder: Google

Bild 3 und Bild 4 sind von einem Haus, dessen Eigentümer (Familie Kind) angeblich 2004 ausgezogen sind, weil in ungefähr 40 Meter Entfernung auf dem Dach eines 3-stöckigen Nachbarhauses ein Mobilfunk-Sendemast in Betrieb ging. Bis zu 15 mW/m² will die Sendemastengegnerin Dr. Waldmann-Selsam im Dachgeschoß des Hauses gemessen haben. Die Immobilie steht zwar seit mindestens sieben Jahren leer, dennoch hängen 2011 bei der Vorbeifahrt des Street-View-Kamerwagens an zwei Hauswänden die oben gezeigten Plakate.

Bild 1 und Bild 2 sind von einem Haus in der unmittelbaren Nachbarschaft des leer stehenden Hauses. Dieses 2-stöckige Haus steht so nahe (25 Meter) zum Haus mit dem Masten, dass die Exposition der Bewohner aller Voraussicht nach sehr gering ist (Leuchtturmeffekt).

Hauptgeschichte
Die Gegend dort ist ein dicht besiedeltes reines Wohngebiet, in einem Kreis mit nur 100 Meter Radius um die beiden Häuser mit den Plakaten, befinden sich schon ungefähr 25 weitere Häuser. Bei 200 Meter Radius mögen es 100 weitere Häuser sein.

Doch es sind nur zwei Häuser, an denen die Plakate hängen, eines davon ist unbewohnt.

So, und jetzt stellen Sie sich einmal die Situation vor, wenn einer der Hausbesitzer in der 100-Meter-Zone sein Haus verkaufen möchte. Den Kaufinteressenten dürfte weder der Sendemast noch die alarmierenden Botschaften auf den Plakaten verborgen bleiben. Die Folgen kann sich jeder leicht ausmalen.

Im Klartext: Ein Verkäufer dürfte in so einer Situation erhebliche Schwierigkeiten haben, sein Objekt ohne ellenlange Diskussionen um mögliche Gesundheitsrisiken zu verkaufen. Ein Abschlag auf den Kaufpreis ist sehr wahrscheinlich. Dabei gibt es wie gesagt objektiv keinerlei Grund, die Plakate aufzuhängen, die seriöse Wissenschaft sieht von Mobilfunk-Sendemasten, auch wenn sie nahe sind, kein Gesundheitsrisiko ausgehen. Ebenso gut könnten an den beiden Häusern Plakate hängen "Achtung, irgendwo hier liegt eine 5-Zentner-Fliegerbombe mit defektem Zeitzünder, wir haben Angst". Der Effekt auf Kaufinteressenten wäre wahrscheinlich noch größer, auch wenn weit und breit überhaupt keine solche Bombe im Boden läge. Aufgebrachte Nachbarn (mit Verkaufsabsichten) wären wahrscheinlich schnell dabei, solchen Plakaten den Garaus zu machen.

Oganisierte Sendemastengegner sind das Problem
Es sind die Sendemastengegner selbst, die mit ihren falschen Angstbotschaften über angebliche Risiken von Sendemasten dem gefühlten Wertverlust von Immobilien den Boden bereiten. Plakate mit solchen Botschaften aus den eigenen Fenstern zu hängen oder an die Hauswände zu kleben ist in hohem Maße dissozial gegenüber allen anderen Hauseigentümern in der Nachbarschaft. Die so nach außen gebrüllte eigene Angst, sie ist ebenso irrational wie schädlich. Und sie ist dumm, denn bei Licht besehen reduziert jeder der Plakatraushänger den Wert seiner eigenen Immobilie gleich mit.

Von organisierten Sendemastengegnern verängstigten Menschen ist dabei kaum ein Vorwurf zu machen, sie hängen Plakate auf ohne sich über deren unerwünschte Nebenwirkung im Klaren zu sein. Man will seine gefühlte Not irgendwie mit der Umwelt teilen, um sie so zu lindern. Jeder, der solche angstschürenden Botschaften verbreitet muss sich allerdings die Frage nach der starken dissozialen Komponente seines öffentlichen Auftritts gefallen lassen.

Im Fall der beiden Häuser in Dresden sind jedoch organisierte Mobilfunkgegner am Werk gewesen. Denn drei der vier Plakate, die möglicherweise dort seit Jahren hängen, sind fein säuberlich gedruckt und werblich mit einer Internet-Adresse versehen. Diese Plakate kommen nicht aus Dresden, sie kommen aus Stuttgart. Dort sitzt ein aggressiv agierender Anti-Mobilfunk-Verein, der stark auf öffentliche Beachtung bedacht ist.

Sendemastengegner schädigen mit ihren haltlosen Behauptungen über Gesundheitsrisiken durch Sendemasten bundesweit alle Immobilieneigentümer mit Objekten in der Nähe eines Masten. Denn erst durch das dumme Gerede, durch pseudowissenschaftliche Belege und durch das alles durchdringende Munkeln & Raunen entsteht in der Bevölkerung die diffuse Angst vor Funk, die letztlich zu subjektiven Wertverlusten bei Immobilien führen kann. Stuttgarter Anti-Mobilfunk-Plakate schädigen ganz konkret Hauseigentümer in Dresden-Naußlitz. Sollten die schrägen Plakate dort noch immer hängen, ist es höchste Zeit, sie endlich zu entfernen, um den Schaden zu begrenzen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Wertverlust, Schaden, Dresden, Immobilienmakler, Sozialverhalten


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