Schwarzwälder Bote: IZgMF vs. Hans Lambacher (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 10.08.2019, 19:25 (vor 1683 Tagen) @ KlaKla

Warum soll man versuchen Herrn Lambacher (geb.1939) noch zu belehren. Regionalzeitungen leben auch von derartig unqualifizierten Meinungsäußerungen. Bedauerlich für Lambacher, seine Behauptungen sind leicht zu widerlegen.

Na dann mal los, immerhin soll Hans Lambacher ein Sprecher des Anti-Mobilfunk-Vereins Diagnose-Funk sein, was allein schon einem Jäger fette Beute verspricht. Weidmannsheil, die Jagd beginnt:

Schwabo behauptet: "Da sich immer mehr Ärzte mit dem Thema Mobilfunkstrahlen und ihren Auswirkungen beschäftigen [...]"
IZgMF entgegnet: Falsch, die Blütezeit der Ärzteappelle gegen Mobilfunk klang bereits vor etwa zehn Jahren aus, gut nachzuvollziehen hier im Forum.

Hans Lambacher behauptet: "Noch bei der Novellierung der 26. Bundesimmissionsschutzverordnung hätten SPD, Grüne und Linke in einem Antrag die Herabsetzung der Grenzwerte aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse hinsichtlich der Gesundheit der Bevölkerung eingefordert, was die Mehrheit aus Union und FDP abgelehnt habe."
IZgMF entgegnet: Falsch. Die Novellierung der 26. BImSchV wurde 2013 mit den Stimmen der Regierungskoalition gegen die Stimmen der Opposition angenommen. SPD und Grüne hatten ihren Entschließungsantrag aus dem Umweltausschuss nicht mehr zur Abstimmung im Bundestag eingebracht. Ein Entschließungsantrag der Fraktion "Die Linke" (mit der willkürlichen Grenzwertforderung 0,2 V/m) wurde mit den Stimmen der Regierungskoalition und der SPD bei Enthaltung der Grünen abgelehnt. Beleg (Video) <hier>.

Hans Lambacher behauptet: "Im Bundestag hülle man sich in Schweigen, statt sich Gedanken zu machen, inwieweit ein gemeinsames Netz aller vier Mobilfunkbetreiber wie in Schweden besser wäre."
IZgMF entgegnet: Falsch. Wie Teilnehmer "KlaKla" bereits geschrieben hat, gibt es in Schweden mindestens vier Mobilfunknetzbetreiber mit eigener Infrastruktur. Dafür gibt es im www (im Gegensatz zu Lambachers Behauptung) zahllose Fundstellen.

Hans Lambacher behauptet: "Wie im Deutschen Ärzteblatt (November 2011) veröffentlicht worden sei, stufe die internationale Agentur für Krebsforschung eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation, elektromagnetische Felder, die auch bei der Nutzung von Mobiltelefonen entstehen, als potenziell krebserregend ein, so Lambacher."
IZgMF entgegnet: Falsch, die Eingruppierung von Stoffen auf ihr krebserregendes Potenzial ist bei der IARC exakt definiert. Von "potenziell krebserregend" ist dort keine Rede. Die Eingruppierung in Gruppe 2B bedeutet für EMF "möglicherweise krebserregend". Die nächsthöhere Eingruppierung wäre 2A "wahrscheinlich krebserregend". Abschreiben aus einem seriösen (Ärzte)Blatt schützt vor Kritik nicht.

Hans Lambacher behauptet: "Ebenso wiesen Diana Henz vom Institut für Sportwissenschaft an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz und Brigitte König von der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg (Medizinische Fakultät) auf weitere negative Auswirkungen auf die Gesundheit, wie Schwächung der Immunabwehr und Schlafstörungen, hin."
IZgMF entgegnet: Falsch, die Henz-Studie versucht den Nachweis zu erbringen, dass ein Produkt der pseudowissenschaftlichen Esoterik (Gabriel-Chip) auf Handys geklebt sich positiv auf das EEG von Probanden ausgewirkt hat. Die Wissenschaftsgemeinde hat diese höchst fragwürdige Studie (kommerzielle Verflechtungen des Auftraggebers mit dem Chip-Hersteller) mit kollektiver Missachtung hart abgestraft (umfangreiche Belegsammlung).

Hans Lambacher behauptet: "Eine Reihe von Hirnforschern wie Manfred Spitzer aus Ulm habe ebenfalls auf negative Auswirkungen, vor allem bei Kindern, hingewiesen. Sie alle würden allerdings von den Lobbyisten der Mobilfunkwirtschaft, aber auch von Politikern aufgrund wirtschaftlicher Interessen verunglimpft und abgewertet, so Lambacher".
IZgMF entgegnet: Falsch, wer wegen fachlicher Inkompetenz (wie beispielsweise Herr Lambacher), Verbohrtheit oder aus kommerziellem Interesse öffentlich Stuss in Mobilfunk-Sachfragen behauptet, der muss damit rechnen, an den Ohren gezogen zu werden.

Hans Lambacher behauptet: "Im Hinblick auf den Klimawandel sei es wünschenswert, festzustellen, [...] in welchem Umfang die Mobilfunkstrahlung selbst zur Erderwärmung beitrage."
IZgMF entgegnet: Absurd, am besten einmal einen Physiker frage. Da der Verdacht wegen der von Mobilfunkantennen abgestrahlten geringen Leistungsflussdichte reichlich abwegig ist (mehr dazu hier), wird es mit einer ernsthaften Antwort jedoch schwierig werden.

Hans Lambacher behauptet: "Zudem gebe es Hinweise auf Baum- und Insektensterben durch Mobilfunkstrahlen, nicht zuletzt im Verbund mit Pestiziden und Trockenheit."
IZgMF entgegnet: Falsch. Die "Hinweise" auf Mobilfunkfelder als Verursacher gehen samt und sonders aufs Konto organisierter Mobilfunkgegner oder Pseudowissenschaftler (Beleg).

Da der Artikel des Schwarzwälder Bote (ein Autor wird nicht genannt!) für mich wertloser bis schädlicher Verlautbarungsjournalismus ist, habe ich mir erlaubt, unter dem Artikel einen Kommentar mit dezenter Kritik an der Redaktion zu schreiben. Für den Schwarzwälder Bote war das offenbar schon zu viel, der Kommentar wurde nicht freigeschaltet. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, ob zurecht, bitteschön, hier ist der Originaltext:

Ein aus meiner Sicht enttäuschender Artikel. Denn Herr Lambacher (ein Sprecher des Vereins Diagnose-Funk) darf unwidersprochen Desinformation verbreiten, als beruhe diese auf Tatsachen – und nicht auf laienhafter Meinung. Wer nur fünf Minuten googelt kann z.B. feststellen, dass es in Schweden mindestens vier Netzbetreiber mit eigener Infrastruktur gibt. Auch die Aussagen zur Novellierung der 26. Bundesimmissionsschutzverordnung sind unzutreffend, nicht zu reden von der indiskutablen Qualität der Studie von Diana Henz. Keine der Aussagen von Herrn Lambacher hält einer Prüfung stand, nicht einmal die Behauptung "immer mehr Ärzte" würden sich mit dem Thema Mobilfunkstrahlen beschäftigen, trifft zu. Wäre es nicht Aufgabe von Journalisten, Fake-News von Fakten zu trennen, statt die dazu erforderliche mühsame Recherche den Lesern zu überlassen?

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Diagnose-Funk, Selbstüberschätzung, Inkompetenz, Falschmeldung, Verlautbarungsjournalismus, Gabriel-Tech, Pseudowissen, Aerzteappell, Lambacher, Henz, Fake-News


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