Falsche Schlüsse (134): Geldwäsche & Rechtsstaat (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 02.11.2019, 00:18 (vor 1848 Tagen) @ H. Lamarr

In Deutschland ist es erlaubt, beim Kauf einer Immobilie den Kaufpreis in bar zu entrichten. Dies ruft Kriminelle auf den Plan, die mit schmutzigem Geld saubere Immobilien erwerben. Von dieser Geldwäsche profitiert auch der deutsche Staat. Auszug aus Süddeutsche Zeitung vom 27. Oktober 2019:

[...] Roberto Scarpinato, der Mafia-Jäger aus Palermo, sagt: "Wenn ich Mafioso wäre, würde ich in Deutschland investieren." So bizarr es klingen mag, die kriminellen Banden schätzen den funktionierenden Rechtsstaat hierzulande. Das Geschäftsleben folgt Regeln, Verstöße werden von unabhängigen Gerichten geahndet. Wer in Deutschland Häuser oder Restaurants kauft, muss nicht befürchten, dass eine korrupte Verwaltung ihm den Besitz streitig macht. Gleichzeitig tun sich die deutschen Strafbehörden schwer, die Vermögen von Kriminellen zu konfiszieren.

Im oft gescholtenen Italien geht man beim Konfiszieren viel strenger vor, die Gesetze erlauben es. Gerade deshalb verschieben die Mafiaclans ihr Geld über den Brenner gen Norden, um es hier zu waschen - und verlagern damit auch ihr Geschäft. In Deutschland werden jährlich rund 100 Milliarden Euro gewaschen, so das Ergebnis einer Dunkelfeldstudie der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg. Allein 20 Milliarden Euro schleusen die Kriminellen durch den Immobilienmarkt.

Diese wachsende kriminelle Unterwanderung nehmen viele Verantwortliche in Politik und Wirtschaft offenbar schulterzuckend zur Kenntnis. Ein perfider Grund für die Nonchalance ist: Die deutsche Wirtschaft profitiert von dem schmutzigen Geld. Der Immobilienboom beschert dem Bausektor güldene Zeiten. Hausverkäufer werden reich und belohnen sich womöglich mit teuren Autos oder Reisen. Die höhere Nachfrage nach Luxusgütern wiederum beschert auch dem Staat höhere Steuereinnahmen. Ausgerechnet der deutsche Staat gehört damit zu den Nutznießern. [...]

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Falsche Schlüsse


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