Hirntumore Trend (Allgemein)

Dr. Ratto, Mittwoch, 11.01.2017, 09:56 (vor 2871 Tagen) @ diagnose:falsch

Haben Sie noch eine Quelle zur englischen Studienübersicht?

http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0160412016303865

Was ist denn das für eine Krankheit, bei der es möglicherweise einen Anstieg zu verzeichnen gibt?

Hirntumore (verschiedene Arten), und zwar seitlich am Kopf, hinten nicht, das würde zu einer Handynutzung passen. Bezieht sich nur auf eine langjährige (über 10 Jahre) intensive Handynutzung am Kopf und nichts anderes - WLAN nicht.
Es betrifft aktuell nur England, in vielen anderen Ländern sieht man das nicht. Kommt vielleicht noch, vielleicht bleibt der Trend in England aber auch nicht bestehen. Auch in der Studie sinkt er nach 15 Jahren wieder - die Autoren spekulieren auf technischen Fortschritt und reduzierte Sendeleistung moderner Geräte. Die Mathematik dahinter ist äußerst kompliziert - sehr genau wenn alle Annahmen stimmen, falls die aber z.B. bei der Einschätzung der Latenzzeiten einen Fehler gemacht haben, dann stimmt das alles nicht. Das geben die Autoren in der Diskussion auch korrekt an. Die laufende prospektive Kohortenstudie COSMOS wird irgendwann (in 20 - 30 Jahren) für Klarheit sorgen.

Bei den ganzen Gefahrenabwägungen wäre auch immer interessant von welchen relativen Fallzahlen wir sprechen? 1 von 10.000? 1/ 1.000.000? Wie häufig kommen denn diese Tumore überhaupt vor? Ist das was Exotisches?

Das versuchen die Autoren ganz am Ende zu klären, allerdings nur bezogen auf England:
More specifically, if the calculated population impact is interpreted as a causal effect and is completely contributed to mobile phone use, then the population impact is an additional 188 cases annually in England; corresponding to about 1700 cases (range 436 to 2918) in the period 2005–2014 that would not have occurred otherwise. For reference, this corresponds to 0.02%–0.12%of new cancers during this period. If the relative effect is interpreted as a population relative risk, then a very moderate 1.35 (95%CI 1.09:1.59) is observed after a minimum 10-year latency.

Das Deutsche Krebsregister (RKI, 2013) gibt an: Die durchschnittliche Häufigkeit an einem bösartigen primären Hirntumor zu erkranken liegt in Deutschland bei 9,7 (Männer) bzw. 7,3 (Frauen) von 100.000 Menschen. Wendet man den Risikofaktor 1,35 an, würde diese Zahl auf 13,1 bzw. 9,9 (von 100.000) ansteigen. Das bezieht sich aber auf alle Hirntumore. Da in England der Anstieg nur die seitlichen Tumore betraf, müsste der Anstieg geringer sein - grob geschätzt etwa halb so groß.

Zum Vergleich - insgesamt erkranken in Deutschland irgendwann in ihrem Leben 440 Männer und 349 Frauen von jeweils 100.000 an Krebs (alle Arten). Speziell für Lungenkrebs: 59 und 28. Brustkrebs bei Frauen: 117 (Zentrum für Krebsregisterdaten). Im Vergleich dazu sind Hirntumore etwas Exotisches.

Tags:
Science


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