Forschungsprojekte zur Feldbelastung
im Umkreis von Mobilfunk-Sendemasten

Die Gesundheitsrisiken von Mobilfunk-Basisstationen sorgen seit etlichen Jahren für jede Menge Verunsicherung und sozialen Unfrieden. Doch erst 2001 ging erstmals ein Wissenschaftler (Roger Santini) gezielt der Frage nach, ob Menschen im Umkreis von Mobilfunk-Sendemasten kränker sind als andere. Das alarmierende Resultat dieser Studie wurde jedoch nicht auf breiter Front anerkannt, ebenso wenig wie das von Folgestudien. Jetzt wollen zwei groß angelegte staatliche Forschungsprojekte in Deutschland endlich für Gewissheit sorgen. Eines betritt technisches Neuland, denn Personendosimeter sollen erstmals Daten über die Feldbelastung ihrer Träger aufzeichnen.

Was bisher geschah ...

Santini (FRA) befragte 2001 gut 500 Betroffene nach Krankheitssymptomen, Kundi (AUT) kam 2002 auf 180 Probanden, Navarro (ESP) erhielt 2003 – bei der Wiederholung seiner Studie aus dem Jahr 2002 – lediglich 101 beantwortete Fragebögen und die Ärzte der Naila-Studie (GER) werteten 2004 die Daten von 967 Patienten aus.

Die Epidemiologin Dr. Gabriele Berg (Uni Bielefeld) kritisiert auf der Website des BfS an diesen Studien, dass meist der Einfachheit halber die Distanz des Wohnorts zur Expositionsquelle zur Expositionsabschätzung diente; der Stichprobenumfang gering war; Störgrößen kaum berücksichtigt wurden und keine Prävalenzschätzungen zu Beeinträchtigungen und Exposition mit einem repräsentativen Bevölkerungsbezug vorlägen.

Die Errichtung von Mobilfunk-Basisstationen löst in der unmittelbar betroffenen Bevölkerung stellenweise heftigen Widerstand aus. Freilich nicht der meist hässlich anzuschauenden Stahlkonstruktionen wegen, sondern aus Angst vor negativen gesundheitlichen Spätfolgen der Dauerberieselung durch die unangenehm nahen Sendemasten. Der Konflikt zwischen Bürgerinitiativen, Betreibern, Standortvermietern und Kommunalbehördern entflammte mit dem Boom des GSM-Mobilfunks und dem damit einhergehenden Netzausbau schon Ende der 90er Jahre und hält, genährt vom UMTS-Netzausbau, bis heute unvermindert an. Trotz des langen Zeitraums gibt es jedoch noch immer keine klare Antwort auf die entscheidende Frage, ob nämlich Menschen im Umfeld von Mobilfunk-Sendemasten kränker sind (oder werden) als andere. Zwei epidemiologische Forschungsprojekte in Deutschland wollen dies jetzt bis zum Jahr 2006 herausfinden, eines ist vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) auf den Weg gebracht worden, das andere vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV).

Das BfS-Forschungsprojekt sieht die Befragung 40 000 Betroffener vor

Das BfS-Forschungsprojekt hat den sperrigen Titel „Querschnittsstudie zur Erfassung und Bewertung gesundheitlicher Beeinträchtigungen durch die Felder von Mobilfunk-Basisstationen“ und eine Laufzeit bis 30. Juni 2006. Forschungsnehmer sind Frau Prof. Blettner (Universität Mainz, Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik), Frau Dr. Berg (Universität Bielefeld, AG Epidemiologie und Medizinische Statistik), Herr Prof. Wahrendorf (Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg) und Herr Dr. Potthoff (NFO Infratest, München).

Die Wurzeln dieses Projekts reichen zurück bis Juli 2003. Seinerzeit wurde zuerst einmal in Form einer Pilotstudie (Phase I) damit begonnen, zu untersuchen, wie sich das Projekt praktikabel realisieren lässt. Diese Pilotstudie wurde im Mai 2004 abgeschlossen, seitdem läuft die so genannte Basiserhebung (Phase II) mit einer bundesweiten Befragung Betroffener. Im Juni 2005 soll diese Phase II abgeschlossen sein. Phase III sieht anschließend bis Ende Juni 2006 eine Vertiefungserhebung bei 1000 ausgewählten Personen vor.

Die drei Phasen der BfS-Studie an Basisstationen

Phase I

Juli 2003 – Mai 2004

Pilotstudie

Phase II

Mai 2004 – Juni 2005

Basiserhebung

Phase III

Juni 2005 – Juli 2006

Vertiefungserhebung

  

Dr. Wolfgang Weiss, Leiter des Fachbereichs Strahlenschutz und Gesundheit beim BfS, umriss gegenüber dem IZgMF das Projekt so: “Ziel des Vorhaben ist die Überprüfung der Hypothese, dass die Felder von Mobilfunk-Basisstationen zu gesundheitlichen Beschwerden bei den Anwohnern führen können. Es ist geplant, einen bundesweiten Querschnitt von ca. 40 000 Personen zu gesundheitlichen Beschwerden und subjektivem Expositionserleben zu befragen und gleichzeitig eine objektive Abschätzung der Felder von Mobilfunk-Basisstationen vorzunehmen. In ausgewählten Untergruppen sollen vertiefte Erhebungen zu Gesundheitsbeschwerden und Messungen der HF-Felder durchgeführt werden. Die Hauptstudie hat vor wenigen Monaten begonnen. Ein ausführlicher Zwischenbericht mit den Ergebnissen der Pilotstudie und Angaben zum weiteren Vorgehen in der Hauptstudie ist fertiggestellt und wird in wenigen Wochen auf die Internetseite des BfS gestellt.”

Hintergrundinformationen zum BfS-Forschungsprojekt

Das bayerische Forschungsprojekt will Personendosimeter einsetzen

Und was bitte sind nun
epidemiologische Studien?

In epidemiologischen Studien wird die Verteilung von Krankheiten in der Bevölkerung untersucht. Dazu werden Bevölkerungsgruppen, die einer Umweltbelastung (in unserem Fall elektromagnetischer Strahlung) stark ausgesetzt sind, mit Bevölkerungsgruppen verglichen, die von dieser Belastung nicht oder weniger stark betroffen sind. Abhängig davon, wie häufig eine Krankheit in der belasteten oder unbelasteten Gruppe vorkommt, lassen sich Rückschlüsse auf die Schädlichkeit der betrachteten Umweltbelastung ziehen.

Quelle: BUWAL, Schweiz

Auch das bayerische Forschungsprojekt (Epidemiologische Untersuchung zu den möglichen akuten gesundheitlichen Effekten von Mobilfunk) hat das Ziel, mittels individueller Expositionsabschätzung einen Zusammenhang zwischen Mobilfunkfeldern und akuten gesundheitlichen Effekten in der Bevölkerung zu untersuchen. Das Forschungsprojekt wird vom StMUGV im Rahmen der „Gesundheitsinitiative Bayern aktiv“ finanziell gefördert. Etwa 2000 Betroffene in Bayern (je zur Hälfte Kinder und Erwachsene) sollen per Befragung Auskunft geben über: Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche und Gedächtnisstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen und Hyperaktivität bei Kindern, Nervosität, Depressivität, Tinnitus, Schwindel/Unwohlsein, Hauterscheinungen, allgemeine Befindlichkeit sowie die Lebensqualität.

Das Besondere an dieser Studie ist der erstmalige Versuch, die Feldbelastung betroffener Personen individuell zu erfassen. Dies ist messtechnisch ein derzeit noch schier unmögliches Unterfangen, denn Personendosimeter für Mobilfunkfelder, wie sie z. B. die Münchener Firma Rohde & Schwarz in Entwicklung haben soll, stecken noch immer in den Kinderschuhen. Individuelle Langzeit-EKG-Recorder . Während die Geräte zum Protokollieren der Herzfunktion weit ausgereift sind, stecken tragbare Dosiometer zur Erfassung elektromagnetischer Feldbelastungen noch in den Kinderschuhen Expositionsmessungen mit am Körper getragenen Dosiometern (ähnlich einem EKG-Recorder zur Langzeitaufzeichnung, siehe Foto) könnten wertvolle Daten für wissenschaftlich fundierte statistische Analysen liefern. In Ermangelung solcher genauen Informationen wird bislang gerne der Abstand zu einer Basisstation als indirektes Belastungsmaß herangezogen – was jedoch mit allerlei unkalkulierbaren Unzulänglichkeiten verbunden ist. So können Personen, die im exakt gleichen Abstand zu einer Basisstation wohnen, höchst unterschiedlich belastet werden. Einfluss haben z. B. die Materialien der Hausmauern, die Beschaffenheit der Fenster (Metallbedampfung), in welchem Stockwerk jemand wohnt und wie lange man täglich außer Haus ist.

Im Oktober 2004 befand sich das bayerische Forschungsprojekt noch in der Vorbereitungsphase, die der Entwicklung des Dosiometers zur Expositionsabschätzung und der Formulierung des Fragebogens dient. Etwa 140 betroffene Personen sollen hierzu befragt werden. Erst am Ende dieser Vorbereitungsphase – das derzeit allerdings nicht in Sicht ist –  entscheidet sich, ob die geplante große epidemiologische Studie nach wissenschaftlichen Kriterien überhaupt durchführbar ist. Der auf der Website des Projekts (siehe unten) genannte zeitliche Ablauf (Ende Vorbereitungsphase: März 2004, Ende Hauptstudie: März 2006) ist wohl zu optimistisch gewesen, die Termine sind, wie zu hören war, bereits aus dem Ruder gelaufen (1.11.04-ll).

Hintergrundinformationen zum bayerischen Forschungsprojekt

Meldungen 2004

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Krankheitsgeschichten

Ärzteappell organisieren

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Tipps & Tricks

DECT-Basisstationen mit Alufolie entschärfen

Handy klammheimlich auf Sendung? Selber testen mit Kofferradio!

Kinder

Spezielle Information für Kinder und Jugendliche

Britischer Strahlenschutz warnt vor Kinderhandys

Testballon: 3-Tasten-Handy für Kindergartenkinder

Kinderhandy: Diverse Medien werben fleißig für Mobilfunker

Profitsucht von T-Mobile macht vor Kindern nicht halt

Messen

Handystrahlung innerhalb eines Linienbusses

Das Wunder von NRW

Auch Funkmessprojekt Baden-Württemberg mit Verfahrensfehler

SAR-Messungen vor Ort

Funkmessprojekt Bayern

 

 

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Bürgerinitiativen

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Bürgerkrieg wegen E-Plus-Sendemast

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