Kalzium ist nicht irgendein Stoff in unserem Körper, sondern einer, der für die Kommunikation der Körper- und Nervenzellen maßgebend ist. Von den 1 kg bis 1,5 kg Kalzium im Körper eines Erwachsenen befinden sich 99 Prozent in den Knochen, nur 1 Prozent liegen in Form freier Kalziumionen vor. Und diese sind von größter lebenserhaltender Bedeutung, denn Kalziumionen wirken als Botenstoff zwischen Zellen und sind entscheidende Signalgeber für wichtige Zellfunktionen. Gäbe es eine pathologische Wirkungen elektromagnetischer Felder (EMF) auf die Kalziumfunktionen im Körper, es wäre in Anbetracht der globalen Verbreitung des Mobilfunks eine Katastrophe. Bislang gibt es dafür jedoch keine Anhaltspunkte, auch wenn zuweilen das Gegenteil behauptet wird. Dr. Giulia Ratto gibt einen Überblick, was die Forschung gegenwärtig über EMF + Kalzium weiß (23.06.2010).
Angaben zum Kalziumaustausch unter Befeldung tragen zum Verständnis biologischer Prozesse nichts bei. Deswegen wird hier, stark verkürzt und vereinfacht, zuerst die biologische Funktion des intrazellulären Kalziums ohne Einfluss elektromagnetischer Felder (EMF) beschrieben.
Rolle des intrazellulären Kalziums
Die intrazelluläre Kalziumkonzentration ist normalerweise sehr niedrig (nmol/l). Kalzium hat in Zellen eine Signalfunktion – ein Anstieg der Konzentration erfolgt durch Freigabe aus intrazellulären Reservoiren (z.B. endoplasmatisches Retikulum) oder durch Einstrom aus dem extrazellulären Raum (z.B. durch Kalzium-Ionenkanäle). So etwas passiert als Reaktion auf die Aktivierung bestimmter Rezeptoren, etwa durch Botenstoffe im Körperinneren, oder durch Reize von Außen in
EMF-Wirkmechanismen auf KalziumionenAlle freien Ionen im Körper bewegen sich durch Zellmembranen entsprechend einem vorhandenen natürlichen elektrischen und chemischen Gradienten. Dabei diffundieren sie durch offene Ionenkanäle, oder werden mittels spezieller Membranproteine (Pumpen) auch gegen die jeweiligen Gradienten aktiv transportiert. Niederfrequente Magnetfelder können im Körper zusätzliche elektrische Felder induzieren. Dadurch werden die natürlich vorhandenen elektrischen Gradienten verändert, und die Bewegungen von Ionen durch Ionenkanäle beeinflusst. Dies kann bis zur Nervenstimulation führen, passiert aber erst bei hohen magnetischen Feldstärken oberhalb der Grenzwerte.
Hochfrequente elektromagnetische Felder erwärmen das Gewebe. Erwärmung führt zur Reduktion von Membranwiderständen. Das kann zu geringfügigen Änderungen im Membranpotential und im Ionenfluss durch Ionenkanäle führen. Weiterhin sind viele Membranproteine – Rezeptore, Ionenkanäle, Transportproteine – extrem temperaturempfindlich. Wenn sie infolge von Erwärmung ihre Konformation verändern, hat dies Einfluss auf die Bewegung von Ionen durch die Zellmembran. Unsere Thermoregulation sorgt dafür, dass die Körpertemperatur nur um ca. ±1 °C schwankt, in diesem Bereich sind die beschriebenen Prozesse unbedenklich, auch die Grenzwerte sind daran angelehnt. Alle hier beschriebenen Prozesse gelten für alle Ionen und nicht spezifisch für Kalzium. Die einzige denkbare Ausnahme wäre, dass ein spezifischer Kalzium-Ionenkanal oder-Transportprotein temperaturempfindlicher wäre als alle anderen. Dann könnte es einen spezifischen Einfluss von HF-EMF auf das Kalzium-Gleichgewicht geben. Den Einfluss einer Pulsmodulation würde aber selbst dies nicht erklären. |
Jede Zelle hat im Ruhezustand ein negatives Membranpotential – zwischen dem Inneren der Zelle und dem Außenraum herrscht eine negative Potentialdifferenz (etwa –70 mV), die Zelle ist polarisiert. Durch den Einstrom positiv geladener Kalzium-Kationen in den intrazelluären Raum, als Reaktion auf die beschriebene Aktivierung von Rezeptoren, verringert sich diese Potentialdifferenz – die Zelle wird depolarisiert. Überschreitet diese Depolarisation z.B. in Nervenzellen eine bestimmte Schwelle, werden spannungsabhängige Ionenkanäle aktiviert und es entstehen Nervenimpulse: Die Nervenzelle leitet das über die Rezeptoraktivierung und den Kalziumanstieg vermittelte Signal weiter. In Muskelzellen, auch Herzmuskelzellen, werden mittels Kalzium die Kontraktionen gesteuert. Bei der Aktivierung von Immunreaktionen spielt das Kalzium ebenfalls eine Rolle als Signalgeber.
Nach der erfolgten Signalübertragung wird die Kalziumkonzentration im Zellinneren durch aktiven Transport wieder gesenkt und das Kalzium ausgeschieden oder in Reservoiren gespeichert. Eine zu hohe intrazelluläre Kalziumkonzentration schädigt die Zellen.
Mögliche Wirkungsmechanismen der EMF
Ist es nun aus physikalischen oder biologischen Gründen zu erwarten, dass die Kalziumkonzentration durch nieder- oder hochfrequente elektromagnetische Felder beeinflusst werden kann?
Welche Effekte sind infolge veränderter Kalziumkonzentration zu erwarten?
Wie zuvor beschrieben hat Kalzium eine Signalfunktion in verschiedenen Bereichen. Zu erwarten wären deswegen Veränderungen der Signalübertragung und Effekte in folgenden Organen/Systemen (Endpunkte):
Welche Endpunkte wurden untersucht, und mit welchem Ergebnis?
Im Zusammenhang mit HF EMF wurde bereits einiges erforscht, die intrazelluläre Kalziumkonzentration blieb dabei jedoch unbestimmt. Wäre sie gravierend verändert gewesen, hätte es in den beobachteten Organsystemen zu messbaren Effekten kommen müssen.
Sinnesorgane
Die Sinnesorgane wurden mehrfach untersucht, das Gesamtbild zeigt keinen Einfluss der HF EMF auf die visuelle Wahrnehmung und das Gehör, auch keine Hörstörungen oder Tinnitus, wie häufig behauptet wird. Eine ausführliche Stellungnahme des BfS dazu findet sich in [1].
► In einem Projekt des Deutschen Mobilfunk-Forschungsprogramms (DMF) zum Gehör wurde die Aktivität eines Kalzium-Ionenkanals unter GSM- und UMTS-Einwirkung untersucht. Bis zu einer lokalen Exposition von 20 W/kg zeigte sich kein Effekt [2].
► In einem Projekt zum Sehen wurde kein Einfluss auf Nervenzellen in der Netzhaut gefunden [3].
► In einem Projekt zum Tinnitus wurde ebenfalls kein Effekt gefunden [4].
► Weiterhin wurden zwei große Projekte auf EU-Ebene zum Einfluss von GSM und UMTS auf das Gehör an Menschen und Versuchstieren durchgeführt, ebenfalls mit negativem Ausgang [5], [6].
Zentrales Nervensystem
Was das zentrale Nervensystem betrifft, gibt es noch immer eine kontroverse Diskussion, ob und welche Effekte es gibt und was deren Bedeutung ist. Ältere Ergebnisse auf Verhaltensebene (Reaktionszeiten, Gedächtnis) haben sich nicht bestätigt. Zum EEG berichten vor allem die Arbeitsgruppe Prof. Peter Achermann, Schweiz, [7] und die Arbeitsgruppe Prof. Rodney Croft, Australien, [8] über signifikante und innerhalb der jeweiligen Arbeitsgruppen auch teilweise reproduzierbare Veränderungen. Hier scheinen die Frequenzbereiche des EEG um 14 Hz – 16 Hz und die entsprechende Pulsung des Expositionssignals eine Rolle zu spielen. Die Daten der beiden Arbeitsgruppen decken sich aber nur teilweise, die Wirkmechanismen sind unbekannt, ein möglicher nicht-thermischer Ursprung wird diskutiert und die gesundheitliche Relevanz der sehr geringen Veränderungen ist unklar.
► Im DMF konnten keine derartigen Effekte gefunden werden [9].
► Viele andere Forschungsgruppen finden diese Effekte ebenfalls nicht. Eine umfassende Stellungnahme des BfS zu diesem Themenbereich wurde im Rahmen des DMF erstellt [10].
Herz/Kreislauf-System
Hierzu wurden einige Studien durchgeführt, mit überwiegend negativen Ergebnissen. Bortkiewicz et al. (1995, 1996) untersuchten beruflich exponierte Beschäftigte von Radiosendern und fanden eine leichte Veränderung bei Herzratenvariabilität und Blutdruck, allerdings ohne klinische Relevanz. Mann et al. (1998) fanden keinen Einfluss einer Exposition durch ein Mobiltelefon auf die Herzratenvariabilität während des Schlafes. Braune et al. fanden 1998 unter GSM-Handy-Exposition eine Erhöhung des Blutdrucks, konnten dieses Ergebnis aber in einer einfach-blinden erweiterten Studie 2002 nicht reproduzieren. Tahavainen et al. (2004) fanden in einer ähnlichen doppel-blinden Studie ebenfalls keinen Einfluss einer GSM-Handy-Exposition auf Blutdruck und Herzrhythmus. Müller et. al (2004) fanden in einer doppelblinden Studien unter schwacher Exposition (max. 10 mW/m², 77 GHz) keinen Einfluss auf physiologische Parameter wie Atmung, Puls, Blutdruck und Hauttemperatur. Parazzini et al. (2007) untersuchten die Herzratenvariabilität in einer doppelblinden Studien unter GSM-Handy-Exposition: Nicht die Exposition, sondern die körperliche Aktivität (Stehen gegenüber Liegen) beeinflusste die Herzaktivität. Barker et al. (2007) fanden im Gegensatz zu der Ausgangshypothese keinen Blutdruckanstieg unter einer GSM- oder Tetra-Endgeräte-Exposition.
Insgesamt deuten die Ergebnisse nicht hin auf einen Einfluss von HF-EMF auf Herz und Kreislauf.
Immunsystem
Ein Verfechter des Zusammenhanges zwischen Elektrosensibilität und Schädigung des Immunsystems ist Prof. Olle Johansson vom Karolinska Institut in Schweden. In seiner Arbeit hat er sich in erster Linie mit Hautreaktionen gegenüber Bildschirmarbeitsplätzen beschäftigt (Johansson 2006), überträgt seine Beobachtungen jedoch auch auf Mobilfunk. Seine Ansichten hat er in Kapitel 8 des Bioinitiative-Reports zusammengefasst. Fakt ist: Viele Personen, die empfindlich auf Umweltreize reagieren, und auch einige überzeugte Elektrosensible, haben Probleme mit dem Immunsystem, eine Kausalität aber ist nicht belegt.
► In einem Projekt des DMF konnte kein Zusammenhang zwischen einer subjektiv empfundenen Elektrosensibilität und Allergien oder Immunreaktionen gefunden werden [11].
► Russische Literatur aus den 70er und 80er Jahren deutete auf mögliche pathologische Immunreaktionen im Gehirn von Ratten infolge einer HF-Exposition (2450 MHz, 0,16 W/kg, Ganzkörper-SAR). Eine Arbeitgruppe in Bordeaux hat sich die Mühe gemacht die alte russische Expositionsanlage nachzubauen und die Experimente zu wiederholen – dabei wurde kein Einfluss auf das Immunsystem gefunden (Poulletier de Gannes 2009).
► Nasta et al. (2006) untersuchten den Einfluss einer In-vivo-Exposition von Mäusen (GSM, 2 W/kg) auf die Aktivität des Immunsystems – und fanden kein Effekt.
► Im Rahmen des DMF wurde in einer Langzeitstudie an Ratten auch das Immunsystem untersucht, wobei es sich nicht um eine lokale Handy-Exposition, sondern um eine verhältnismäßig hohe Ganzkörperexposition über mehrere Generationen hinweg handelte (0,4 W/kg GSM und UMTS). Das Immunsystem blieb unbeeinflusst [12].
Insgesamt deuten Laboruntersuchungen nicht hin auf einen Einfluss von HF EMF auf das Immunsystem.
Untersuchungen zum Einfluss von EMF auf den Kalziumhaushalt
Zwei unabhängige Arbeitsgruppen haben in den 70er und 80er Jahren Effekte von elektromagnetischen Feldern auf die Kalzium-Ionenaktivität nachgewiesen.
“Infolge der unterschiedlichen Wirkmechanismen dürften HF und NF nicht dieselbe Wirkung haben.” |
► Blackman et al. (1979) konnten dieses Ergebnis in einem vergleichbaren Versuchdesign (5 – 20 W/m²) nicht nur bestätigen, sondern zusätzlich ein schmales „Energiedichtefenster“ mit einer spezifischen Energiedichte von 7,5 W/m² beobachten. Ähnliche Befunde konnten auch bei einer 50-MHz-Trägerfrequenz (Blackman et al., 1980) und bei einer 450-MHz-Trägerfrequenz (Bawin et al., 1978) erzielt werden. Aktuell hat Blackman seine Ergebnisse im Kapitel 14 des Bioinitiative-Reports und in Pathophysiology (2009) zusammengefasst. Dabei konzentriert er sich weiterhin auf bestimmte Energiefenster und Pulsmodulationen, misst der Trägerfrequenz kaum eine Bedeutung bei und vermischt unzulässigerweise die Einflüsse der HF- und NF-Felder.
Infolge der unterschiedlichen Wirkmechanismen dürften HF und NF nicht dieselbe Wirkung haben. Da aber in den 70er und 80er Jahren die Ergebnisse aus zwei unabhängigen Arbeitsgruppen kamen, hielt die SSK sie 1992 für gesichert und es wurde weiter geforscht, um die Mechanismen herauszufinden. Vermutet wurden direkte Einflüsse auf Membranproteine, die u.a. für den Ionentransport durch die Zellmembran verantwortlich sind. Einige dieser Proteine sind extrem temperaturempfindlich, eine Trennung thermischer und nicht-thermischer Effekte wird dadurch besonders schwierig. In späteren Arbeiten wurden die o.g. Ergebnisse nicht bestätigt, wobei häufig unterschiedliche Methoden und biologische Systeme benutzt wurden. Aus diesem Grund sah die Strahlenschutzkommission 2001 einen EMF-Einfluss auf den Kalziumhaushalt weder bestätigt noch widerlegt.
Ausgewählte wichtige Arbeiten zu Kalzium & EMF
► Meyer R, Gollnick F, Wolke S: Der Einfluss hochfrequenter EM-Felder auf die Calcium-Homöostase von Herzmuskelzellen und Lymphozyten. FGF, Edition Wissenschaft, 2, 1995:
Untersucht wurde der Einfluss von Hochfrequenzfeldern auf die intrazelluläre Kalziumkonzentration in isolierten Herzmuskelzellen und T-Lymphozyten. Die Ergebnisse lieferten unabhängig von der Trägerfrequenz und von der Pulsmodulation keinen Hinweis auf einen Einfluss schwacher Hochfrequenzfelder auf die intrazelluläre Kalziumkonzentration in beiden Zelltypen [13].
► Wolke S, Neibig U, Elsner R, Gollnick F, Meyer R: Calcium homeostasis of isolated heart muscle cells exposed to pulsed high-frequency electromagnetic fields. Bioelectromagnetics 1996; 17 (2): 144 - 153
Es wurden mögliche athermische Auswirkungen einer Befeldung mit dem GSM-Standard auf das intrazelluläre Kalziumgleichgewicht in isolierten Herzmuskelzellen von Meerschweinchen untersucht. Bis auf einen sehr kleinen Unterschied bei der 900-MHz-Befeldung (moduliert mit 50 Hz) wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen der Scheinbefeldung und der Hochfrequenzbefeldung gefunden. Gemäß den Ergebnissen dieser Untersuchung können Einflüsse von gepulster HF EMF im GSM-Bereich auf den intrazellulären Kalziumgehalt von isolierten Herzmuskelzellen nicht völlig ausgeschlossen werden, sie sind aber sehr unwahrscheinlich [14].
► Meyer R, Gollnick F, Wolke S, Conrad G, Bock H: Die Wirkung von hochfrequenten Elektromagnetischen Feldern auf menschliche kultivierte T-Lymphozyten (Jurkat). FGF, Edition Wissenschaft, 10, 1996
Untersucht wurden Effekte gepulster HF EMF auf die intrazelluläre Kalziumkonzentration in kultivierten T-Lymphozyten.
Eine vergleichende Auswertung der Kalzium-Oszillationen in den verschiedenen Gruppen zeigte keine auffälligen Unterschiede bei den Experimenten mit 900 MHz. Bei den Experimenten mit 1800 MHz entwickelten während der Exposition 17,7 % der Zellen Kalzium-Oszillationen, während es bei den schein-exponierten Zellen nur 10,9 % waren. Die Exposition könnte also zu einer höheren Aktivität führen. Bei einer Darstellung des gemittelten zeitlichen Verlaufs der Kalziumkonzentration zeigte sich bei beiden Gruppen eine kleine vorübergehende Erhöhung der intrazellulären Kalziumkonzentration kurz nach dem Einschalten des Feldes, die bei den scheinexponierten Zellen nicht auftrat.
Die Autoren in der Zusammenfassung: „Inwieweit es sich bei dieser Verschiebung um ein zufälliges Ereignis, ein Artefakt des Versuchsaufbaus oder einen wirklichen Einfluss des Feldes handelt, lässt sich an Hand der vorliegenden Daten noch nicht abschließend beantworten. Ähnliche Effekte haben wir schon bei Experimenten mit 50 Hz magnetischen Felder beobachtet, sie ließen sich allerdings bei einer Wiederholung der Experimente nicht reproduzieren. Daraus folgt, dass ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Feld und dem kleinen transienten Anstieg in der intrazellulären Kalzium-Konzentration nicht mit Sicherheit hergestellt werden kann.“ [15]
► Glaser R: Einfluss EMF auf das Kalzium-Signalsystem menschlicher Lymphozyten unter besonderer Beachtung der elektrischen Feldkomponente, Abschlussbericht, FGF 2000
Im Frequenzbereich von 1 kHz bis 150 MHz wurde bei hohen Feldstärken von bis zu 100 V/m kein Einfluss auf die intrazelluläre Kalziumkonzentration in menschlichen Lymphozyten gefunden. Es konnten geringe Unterschiede zwischen kleinen Zellpopulationen gezeigt werden, die keinen gesicherten, aber einen möglichen Feldeinfluss bedeuten könnten. Der Einfluss der UV-Strahlung war demgegenüber eindeutig [16].
► Cranfield CG, Wood AW, Anderson V, Menezes KG: Effects of mobile phone type signals on calcium levels within human leukaemic T-cells (Jurkat cells). Int. J. Radiat. Biol., 2001, 77(12): 1207-1217
Untersucht wurde, ob die Exposition mit simulierten GSM-Mobilfunksignalen die Kalziumkonzentration oder den Kalzium-Signalcharakter in einer menschlichen Lymphozyten-Zelllinie beeinflusst. Es gab keinen Hinweis darauf, dass hochfrequente Emissionen von Handys mit Änderungen des Kalziumlevels oder der Kalzium-Signalwirkung in Lymphozyten einhergehen [17].
► Green AC, Scott IR, Gwyther RJ, Peyman A, Chadwick P, Chen X, Alfadhl Y, Tattersall JE: An investigation of the effects of TETRA RF fields on intracellular calcium in neurones and cardiac myocytes. Int J Radiat Biol. 2005;81(12):869-85.
Es wurde getestet, ob TETRA-Felder (Terrestrial Trunked Radio, 400 MHz, mit 17 Hz gepulst) die intrazelluläre Kalzium-Signalgebung erregbarer Zellen beeinflussen
“In keinem Fall deuteten die Ergebnisse auf mögliche gravierende gesundheitlich relevante Effekte hin.” |
► Platano D, Mesirca P, Paffi A, Pellegrino M, Liberti M, Apollonio F, Bersani F, Aicardi G: Acute exposure to low-level CW and GSM-modulated 900 MHz radiofrequency does not affect Ba 2+ currents through voltage-gated calcium channels in rat cortical neurons. Bioelectromagnetics. 2007, 28(8):599-607.
Untersucht wurde die Möglichkeit, ob eine akute Exposition bei GSM-modulierten 900 MHz HF EMF die Durchlässigkeit spannungsabhängiger Kalziumkanäle in Nervenzellen modifizieren könnte. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine einzelne oder mehrfache Exposition bei 900 MHz HF EMF (unmoduliert oder GSM-moduliert) nicht-signifikant die Strom-Amplitude und die Strom-Spannungs-Abhängigkeit der Kalziumkanäle verändert [20].
Zusammenfassend ergibt sich aus diesen Studien, dass es überwiegend keine oder geringe Effekte gab, in einigen Fällen ein EMF-Einfluss aber nicht vollständig ausgeschlossen werden konnte. Die beobachteten Effekte waren klein, selten und zum Teil nicht reproduzierbar, deswegen konnte es sich um Artefakte oder falsch-positive Ergebnisse handeln. In keinem Fall deuteten die Ergebnisse auf mögliche gravierende gesundheitlich relevante Effekte hin.
Können Körperzellen Hochfrequenzsignale demodulieren?
Immer wieder wird diskutiert, ob nicht die Trägerfrequenz selber, sondern deren Modulation – bezüglich Kalzium um die 16 Hz – eine wichtigere Rolle spielt. Dies zu erforschen wurde mehrfach versucht, hier werden nur zwei Bespiele erwähnt.
► 2003 hat Quirino Balzano eine theoretische Überlegung vorgeschlagen, nach der man testen könnte, ob Zellen modulierte Hochfrequenzsignale demodulieren (Balzano & Sheppard 2003). Diese Theorie wurde im Rahmen des Britischen Forschungsprogramms überprüft, eine Demodulation wurde nicht gefunden (Sheppard et al. 2008).
► Im Zuge des DMF wurde nach einer möglichen Demodulation ergebnislos gesucht [21]. Dabei wurde auch der Ionenausfluss aus Zellen in einer speziellen Expositionskammer überprüft, aber nichts gefunden.
Dr. Giulia Ratto
Literatur
Grundlagen
Eckert R: Tierphysiologie. 2002, Thieme, Stuttgart
Evans WH, Graham JM: Struktur und Funktion biologischer Membranen. 1991, Thieme, Stuttgart
Heldmaier G, Neuweiler G: Neuro- und Sinnesphysiologie. Vergleichende Tierphysiologie 1. 2003, Springer, Berlin
Klinke R, Pape H-C, Silbernagel S: Physiologie. 2005, Thieme, Stuttgart
Shepherd GM: Neurobiology. 1994, Oxford University Press
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Fachartikel
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Barker AT, Jackson PR, Parry H, Coulton LA, Cook GG, Wood SM (2007) The effect of GSM and TETRA mobile handset signals on blood pressure, catechol levels and heart rate variability. Bioelectromagnetics 28(6): 433-438
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Poulletier de Gannes F, Taxile M, Duleu S, Hurtier A, Haro E, Geffard, M., Ruffié, G., Billaudel B, Lévêque P, Dufour Ph, Lagroye I, Veyret BA (2009) Confirmation Study of Russian and Ukrainian Data on Effects of 2450 MHz Microwave Exposure on Immunological Processes and Teratology in Rats. Radiat. Res. 172(5): 617-624
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Quellen
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[2] http://www.emf-forschungsprogramm.de/forschung/biologie/biologie_abges/bio_075.html
[3] http://www.emf-Einforschungsprogramm.de/forschung/biologie/biologie_abges/bio_085.html
[4] http://www.emf-forschungsprogramm.de/forschung/biologie/biologie_abges/bio_076.html
[5] http://www.guard.polimi.it/home/home.html
[6] http://www.emfnear.polimi.it/
[7] http://www.nfp57.ch/files/layout/PAchermann.pdf
[8] http://www.acrbr.org.au/Research/human_neurobiology.aspx
[9] http://www.emf-forschungsprogramm.de/forschung/biologie/biologie_abges/bio_096.html
[11] http://www.emf-forschungsprogramm.de/forschung/biologie/biologie_abges/bio_115.html
[12] http://www.emf-forschungsprogramm.de/forschung/biologie/biologie_abges/bio_050.html
[13] http://www.fgf.de/publikationen/edition-wissenschaft/Edition_Wissenschaft_Nr2.pdf
[14] http://www3.interscience.wiley.com/journal/66439/abstract
[15] http://www.fgf.de/publikationen/edition-wissenschaft/Edition_Wissenschaft_Nr10.pdf
[16] http://www.fgf.de/forschungsprojekte/berichte/zellstudien/ID_200_Glaser_2000_de.pdf
[17] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11747545?dopt=Abstract
[18] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16524843?dopt=Abstract
[19] http://www.cost281.org/download.php?fid=522
[20] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17620299?dopt=Abstract
[21] http://www.emf-forschungsprogramm.de/forschung/biologie/biologie_abges/bio_010.html)
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