Kinder nicht als
Versuchskaninchen missbrauchen

"Wenn wir Medikamente auf den Markt bringen, untersuchen wir auch vorher ihre Evidenz. Mit dem Mobilfunk hingegen verbreiten wir eine Technologie, deren Auswirkungen wir noch nicht wirklich kennen und die wir erst genauer untersuchen müssen", warnte der Referent für Umweltmedizin der Ärztekammer für Wien, Erik Huber, vor noch unbekannten möglichen Auswirkungen von Handystrahlung auf den Menschen. Anlass war eine Podiumsdiskussion im RadioKulturhaus (12. September 2006), zu der die Wiener Ärztekammer geladen hatte. Thema: "Telefonieren mit dem Handy: Wie gefährlich sind Mobilfunkstrahlen?" Hubers Appell an die Verantwortlichen in Politik und Industrie: "Unsere Kinder dürfen keine Versuchskaninchen sein!" (24.09.06)

Dr. Erik Huber, Referent für Umweltmedizin der Ärztekammer für Wien

Ärztekammer fordert Kennzeichnung von Handys mit SAR-Werten - Eindringlicher Appell an Politik und Industrie

Der Schutz von Kindern und Jugendlichen müsse absolute Priorität haben, "denn Mobiltelefone sind in etwa so gefährlich wie ein Sonnenbad". Kein Mensch würde heutzutage Kinder in die pralle Sonne ohne Schutzmaßnahmen lassen. Dabei räumt Huber ein, dass Mobiltelefone durchaus Sinn machten, sofern sie richtig eingesetzt würden. "Ich will kein Handyverbot für Kinder", so Huber. Im Notfall würden Mobiltelefone ihren Zweck erfüllen. Ihm gehe es vielmehr darum, Bewusstsein hinsichtlich des möglichen Risikos zu schaffen: "Wenn Sie zur Zigarette greifen oder Alkohol trinken, dann gehen Sie bewusst ein Risiko ein. Wenn Sie das bei Ihren Kindern zulassen, verletzen Sie Ihre Vorsorgepflicht." Ähnlich verhalte es sich, wenn man Kindern uneingeschränkten Zugang zur Mobiltelefonie einräume, so Huber.

Der Umweltmediziner kritisierte, dass Kinder mittlerweile die Hauptzielgruppe der Telekomindustrie seien. Laut Huber sollte die Industrie jedoch ihr Geld lieber mit dem Festnetz verdienen, "denn dort ist das Risiko einer Gesundheitsgefährdung praktisch null". In diesem Sinne fordert Huber auch die Kennzeichnung von Handys mit SAR-Werten sowie die Beilage der von der Ärztekammer herausgegebenen Leitlinien ("10 medizinische Handyregeln") beim Verkauf eines Handys. Außerdem sollte die Industrie vermehrt Forschungsmittel bereitstellen, um die Auswirkungen von Handystrahlen auf den Menschen zu erforschen. Damit die Unabhängigkeit der Forschung gewährleistet bleibe, könnte man beispielsweise die Akademie der Wissenschaften oder ähnliche Institute mit der Durchführung von Studien beauftragen, so Huber.

Handys nicht als Spielzeug verwenden

"Das Gesundheitsministerium hat im Dezember vorigen Jahres klare Empfehlungen zum vernünftigen Umgang mit Mobiltelefonen ausgesprochen. Weiters liegen Empfehlungen des Obersten Sanitätsrates vor, die eine Minimierung der Exposition bei der Standortwahl von Mobilfunksendeanlagen vorsehen", bestätigt auch Wolfgang Ecker vom Gesundheitsministerium. Sein Ratschlag lautet daher: "Handys sollten speziell von Kindern nicht als Spielzeug, sondern als modernes Kommunikationsmittel gesehen werden, das vernünftig und unter Vermeidung unnötiger Exposition verwendet werden sollte."

Dr. Gerd Oberfeld, Referent für Umweltmedizin der Österreichischen ÄrztekammerAuch Gerd Oberfeld, Umweltmedizin-Referent der Österreichischen Ärztekammer, gibt zu bedenken: "Die Schädigung der DNA (Erbsubstanz, Anm.) mit der Folge eines erhöhtes Tumorrisikos durch Mobiltelefone ist auf allen wissenschaftlichen Nachweisebenen, von der Zelle über den Tierversuch und nun auch durch Beobachtungsstudien am Menschen, gegeben." "Aktuelle Daten aus Schweden zeigten ein dreifach erhöhtes Hirntumorrisiko nach einer Handynutzungszeit von zehn Jahren".

Oberfeld: "Wir benötigen dringend eine entsprechende Aufklärung der Bevölkerung, Mobiltelefone nur für wichtige und dringende Gespräche zu verwenden." Zur Frage der gesundheitlichen Auswirkungen von Mobilfunksendeanlagen (Handymasten) würden nunmehr umweltepidemiologische Daten vorliegen, die einen klaren Zusammenhang zwischen der hoch frequenten Strahlung und verschiedenen Symptomen, wie etwa Kopfschmerzen oder Konzentrationsprobleme, unabhängig von möglichen Befürchtungen zeigen, so Oberfeld. Der Umweltmediziner: "Ich empfehle den Umbau der Mobilfunknetze auf technisch geringst mögliche Belastungen sowie die Durchführung epidemiologischer Untersuchungen für Symptome, Krebs und andere Erkrankungen."

Auf die Betroffenheit in der Bevölkerung und den Aufklärungsbedarf vonseiten der Politik wies auch die Grüne Abgeordnete Gabriela Moser hin: "Die Menschen haben ein Recht darauf, darüber aufgeklärt zu werden, wenn beispielsweise ein Sendemast in ihrer Wohnumgebung errichtet wird." Gemäß Moser mangelt es hier "am entsprechenden Willen einer politischen Mehrheit".

Voreilige Warnungen seitens der Ärztekammer?

Dipl.-Ing. Uwe Möbius, Forschungsgemeinschaft Funk e.V., BonnAber auch kritische Stimmen gegenüber der von der Wiener Ärztekammer ausgesprochenen Warnung vor einem unkontrollierten und übermäßigem Gebrauch von Mobiltelefonen gab es an diesem Abend. So zitierte etwa Uwe Möbius, Vertreter der deutschen Forschungsgemeinschaft Funk, Studien wie beispielsweise jene von der WHO, wonach bislang keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit nachgewiesen werden konnten. Möbius warnte zudem davor, Tierexperimente gedankenlos auf den Menschen zu übertragen. Erst wenn ein Versuch mehrfach wiederholt werde, könne tatsächlich ein wissenschaftlicher Beweis angenommen werden. "Sollte es hier wirklich Effekte geben, dann müssen sie sehr gering sein", so Möbius. Andernfalls hätte man sie "aufgrund des bisherigen Forschungsaufwands bereits längst finden müssen".

Noch schärfere Kritik an die Ärztekammer richtete Ernst Bonek von der TU Wien: "Das Plakat ("10 medizinische Handy-Regeln", Anm.) strotzt nur so vor technischem Unsinn." Hier habe die Qualitätssicherung der ärztlichen Standesvertretung vollkommen versagt. Es würden Dinge in die Welt gesetzt, die so einfach nicht stimmten.

Hubers Replik auf Bonek: "Auch der Oberste Sanitätsrat hat sich bereits in vielen Punkten den Warnungen der Ärztekammer angeschlossen." So schlecht könne also die Linie der Ärztekammer nicht sein.

Textquelle: Presseaussendung vom 13.09.2006 der Ärztekammer für Wien

Bildquelle: Ärztekammer für Wien/Gregor Zeitler

 

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