Da bastelt die WHO in Genf an einem Entwurf für Vorsorgemaßnahmen bei Risikotechnologien wie dem Mobilfunk, fordert öffentlich dazu auf, den Entwurf mit Diskussionsbeiträgen anzureichern – und bekommt prompt Antwort aus dem gut 10 000 km weiter südwestlich an der brasilianischen Küste liegenden Porto Alegre. Des Rätsels Lösung: 2001 wurde von Globalisierungsgegnern eine jährlich stattfindende Gegenveranstaltung zum Weltwirtschaftsgipfel gegründet: Das Weltsozialforum. Hier treffen gesellschaftliche Vor-, Quer- und Nachdenker aus aller Herren Länder aufeinander. Diesmal resultierte aus den Diskussionszirkeln neben vielen anderen Proklamationen ein zehn Punkte umfassender Forderungskatalog an die WHO, den Mobilfunk schleunigst ein bisschen gesünder zu machen.
Was heißt hier Weltsozialforum?Das Weltsozialforum ist eine Plattform für Gruppen und Organisationen, die nach einer besseren Welt streben, in der Menschen und nicht Aktienkurse das Maß aller Dinge sind. Zum WSF 2005 reisten aus Deutschland immerhin Vertreter von 50 Organisationen nach Brasilien (z. B. Attac, Evangelischer Entwicklungsdienst, DGB-Bildungswerk). Mehr zum WSF ist dem deutschen Internetportal zu entnehmen. |
Wie der Mobilfunk zum Weltsozialforum fand
Groß Notiz genommen hat hierzulande von der Veranstaltung in Südamerika freilich kaum jemand. Zumal das Thema Gesundheitsgefahren durch Mobilfunk selbst auf den zweiten Blick nicht mit den Zielen von Globalisierungsgegnern unter einen Hut zu bringen ist. Tatsächlich fanden jedoch etwa 80 Mobilfunkkritiker auf dem WSF 2005 bereits zum zweiten mal zusammen, nach dem Initialtreffen anlässlich des WSF 2003, an dem z. B. auch der in den USA sehr bekannte Mobilfunkkritiker Libby Kelley teilnahm. Dieses Jahr beließen es die Mobilfunkkritiker nicht beim Debattieren, sie arbeiteten vielmehr in einem Seminar gemeinsam einen zehn Punkte umfassenden Forderungskatalog aus, den sie der Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf zustellten. Der Forderungskatalog (siehe unten) entstand keineswegs zufällig, sondern höchst gezielt. Denn im Oktober 2004 legte die WHO den ersten Entwurf für ein “Rahmenprogramm zur Entwicklung von Vorsorgemaßnahmen bei wissenschaftlich ungefestigtem Sachstand” vor – und forderte alle Welt dazu auf, bis Ende Januar 2005 konstuktive Diskussionsbeiträge zu diesem Entwurf bei der WHO einzureichen. Diesen Termin sollte die WSF-Gruppe gerade noch geschafft haben, denn mittlerweile ist das PDF des ersten Entwurfs (267 KByte) von der WHO-Website entfernt worden, mit dem Hinweis, dass derzeit die Überarbeitung stattfindet.
Wer hinter dem Forderungskatalog steckt
Warum sich auf dem WSF 2005 überhaupt eine Gruppe des Themas Mobilfunk angenommen hat erklärte uns Alvaro Augusto A. de Salles, Federal University, Rio Grande do SUL-UFRGS, Porto Alegre. Er ist seit mehr als 30 Jahren mit thematisch verwandter Forschung beschäftigt, er war im Organisationskomitee des WSF 2005 und hat die Aufgabe übernommen, die Resultate des Seminars an interessierte Stellen weiterzuleiten. Nach Auskunft von de Salles ist die Präsenz der Mobilfunkkritiker auf dem Forum unter anderem darauf zurückzuführen, dass Brasilien in der EMF-Forschung gute Leute sitzen habe, in Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen beispielsweise in den Fachgebieten Medizin, Biologie, Technik und Recht. Außerdem gebe es eine starke mobilfunkkritische Protestbewegung, was die passende soziale Komponente zum WSF gewesen sei. Eine der Organisationen, die der Bürgerbewegung zuzuordnen sind, ist laut de Salles die Nicht-Regierungsorganisation Abradecel. Ihre Mitglieder kümmern sich darum, dass bei der Telekommunikationsindustrie und den Netzbetreibern die Gesundheitsbelange der Bevölkerung nicht in Vergessenheit geraten. Abradecel war auch an der Organisation des WSF-Mobilfunkseminars beteiligt. Unter den Referenten des Seminars waren Mediziner, Biologen, Techniker, Rechtsanwälte und Menschenrechtler. Hier einige der Redner: Von Anatel (Federal Agency of Telecommunications) sprach der Bürgerbeauftragte Dr. Aristoteles dos Santos, Rechtsanwalt Dra. Ana Maria Marchesan vertrat das Innenministerium, Dra. Solange Schaffer, ein Sportmediziner, das Arbeitsministerium. Das Umweltamt von Porto Alegre schickte Rechtsanwalt Dr. Beto Moesch, das Gesundheitsamt der Stadt Campinas war mit dem Mediziner Dr. C. E. C. Abrahao vertreten. Von den Bürgerbewegungen Brasiliens sprachen auf dem Seminar unter anderem der Rechtsanwalt Dr. Juarez Pinheiro, der Volkswirtschaftler Dr. Beto Atz und der Mediziner Déa Emilia Andrade. Einige der genannten Personen und Alvaro Augusto A. de Salles zeichnen für den Inhalt des Forderungskatalogs verantwortlich.
Unklar ist derzeit, inwieweit die WHO den Forderungskatalog in der Überarbeitung ihres Entwurfs berücksichtigt. Von Dr. Beto Atz wurden die Forderungen auf jeden Fall schon einmal den Organisatoren des WSF 2005 übermittelt, mit der Bitte, diese auf die Website www.forumsocialmundial.org.br und ebenso ins offizielle Abschlusskommunikee aufzunehmen (12.02.05-de Salles/-ll).
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