Das EMF-Portal von Dr. Silny

Auf der Website von Dr. Silny reift momentan eine neues EMF-Portal für Internet-Nutzer heran. Wir haben artig nach der Userkennung zum Einloggen ins neue Portal gefragt – diese auch postwendend bekommen – und uns den interessanten Neuzugang ein wenig näher angesehen. Beim Stöbern stolperten wir dann über eine ziemlich harsche Wertung der Klitzing-Studie aus dem Jahr 1995.

Dr. Jiri Silny (Foto: femu)Das Forschungszentrum für Elektromagnetische Umweltverträglichkeit (femu), Aachen, bereitet auf seiner Website ein neues EMF-Portal zu Fragen des Mobilfunks vor.

Probezugang zum EMF-Portal

Einen Versuch wert: Die Login-Daten für einen Probezugang zum Portal können per eMail beim femu angefordert werden.

Mit Hilfe dieses Portals sollen Interessenten Informationslücken zukünftig schnell und einfach selber schließen können. Dabei wendet sich das Portal offenkundig ebenso an Laien wie auch an Experten. Damit ein Nutzer die Auskünfte dann im gewünschten Anspruchsniveau bekommt, soll es möglich sein, das eigene Kompetenzniveau anzugeben: Wie es auf der Website heißt, bekommt der Fragesteller darauf passgenau zugeschnittene Informationen geliefert. Dies geschieht mit Hilfe einer Interpretationssoftware, die die Anfragen analysiert und aus einem umfassenden Wissensfundus die Antworten heraussucht. Die Wissensbasis umfasst ein detailliertes Erklärungswörterbuch (Glossar), Grundlagen, eine Datenbank der häufigsten Feldquellen im Alltag sowie das Expertenwissen, das in der Wissensbasierten Literaturdatenbank (WBLDB) vorliegt. Übrigens: Die WBLDB wurde vom femu im Auftrag der Forschungsgemeinschaft Funk (FGF) aufgebaut.

Gut für den schnellen Überblick

Wertung des femu für die Studie, die von Klitzing 1995 in  Physica Medica publizierteEnde Juni 2004 war das EMF-Portal noch nicht voll funktionsfähig, jedoch im Probebetrieb erreichbar. Wir haben ein wenig in der optisch ansprechenden Literaturdatenbank gestöbert und beispielsweise nach Veröffentlichungen des bekannten Mobilfunkkritikers Dr. Lebrecht von Klitzing gesucht. Und wir wurden fündig. Das Resultat zeigt, dass hier jemand viel Mühe investiert hat, wissenschaftliche Publikationen übersichtlich zu kategorisieren. Ohne sich lange durch die Publikationen selbst lesen zu müssen gibt die kategorisierte tabellarische Darstellung Auskunft über die wesentliche Eigenschaften einer publizierten Studie, etwa welcher Frequenzbereich untersucht wurde und ob ein Signal gepulst war oder nicht. Direkten Zugriff auf die Quelle der Informationen (Publikation) gibt das EMF-Portal dabei nicht, jedoch wird ein Link zur weiteren Recherche bei der jeweiligen Zeitschrift gelegt.

Schlechte Noten für von Klitzing

Entgegnung Lebrecht von Klitzing’s

Wenn Herr Silny unsere seinerzeitigen Ergebnisse als nicht plausibel einstuft, dann hat er insofern Recht, als wir kein Wirkungsmodell haben. Und daran scheitert jede Diskussion mit unseren "Verantwortlichen": Es kann nur sein, was nach dem derzeitigen Wissensstand erklärbar ist.

Herr Silny kann nicht dazulernen, da er zum einen sich ausschließlich auf physikalische Gesetzmäßigkeiten beruft (was an sich auch in Ordnung ist), nur hat er von der Biologie keine Ahnung. Und da gibt es einige Dinge, die als Realität einfach akzeptiert werden müssen, auch wenn wir es nicht verstehen. Leider fehlt dieses all denen, die beurteilen, was gut und was schlecht ist.

Wenn Herr Silny dann schreibt: nicht reproduzierbar, dann heißt dieses gerade bei Experimenten mit dem Menschen, dass die gleichen Ausgangsbedingungen sein müssen. Also dasselbe Probandenkollektiv (allen schon wegen der interindividuellen Bandbreite). Hier wäre es ausgesprochen günstig, Testpersonen aus einem Klon zu schaffen, dann könnte man Statistik machen. Übrigens Statistik besagt, dass zwei Gruppen miteinander verglichen werden, wo ein (!) Bewertungsparameter (und auch nur dieser) variiert. Bei Experimenten mit höheren Biosystemen ein Ding der Unmöglichkeit. Hier lassen sich höchstens aus der hohen Fallzahl diffuse Wahrscheinlichkeiten angeben, die aber dem Einzelnen wenig nützen. Immerhin freut es mich, dass Herr Silny unsere "measuring method" als "sufficient" einordnet.

Kommentar: Herr Silny sollte aufmerksam die gesamte Literatur zur Kenntnis nehmen und nicht das, was seien Geldgeber letztlich wollen. So ist auch die an andere Stelle immer wieder genannte Zahl der ca. 30.000 Untersuchungen, wo nichts hinsichtlich biologischer Relevanz gefunden wurde, ein Silny'sches Wunschdenken. Ich freue mich bei jeder Diskussion mit dem Betreibern auf diese Angaben, wenn ich darum bitte, mir z.B. eine einzige verharmlosende Studie zu UMTS (Universal Mobile Terror System) zu nennen.

Also, für mich besteht kein Grund zur Aufregung.
Wir machen weiter!

Mit freundlichen Grüßen

Lebrecht von Klitzing

Auch die qualitative Wertung einer Publikation ist am Schluss der tabellarischen Übersicht nachzulesen. Im Falle der Veröffentlichung “Low-Frequency pulsed electromagnetic fields influence EEG of man”, die von Klitzing 1995 in der Zeitschrift Physica Medica hatte, fällt dieses Urteil sehr hart aus. Lediglich der Messmethode wurde das Prädikat “sufficient” zuerkannt (tauglich), Vorbereitung und Durchführung des Experiments kamen über ein “poor” nicht hinaus (mangelhaft). Ebenso heißt es dort, eine Wiederholung des Experiments habe es nicht gegeben. Wir fragten Dr. von Klitzing, wie er zu dieser harschen Bewertung seiner Veröffentlichung steht. Was der Medizinphysiker gewohnt gelassen dazu äußerte, können Sie rechts im  Textkasten nachlesen.

Hintergrund femu

Leiter des Forschungszentrum für Elektromagnetische Umweltverträglichkeit ist Prof. Dr.-Ing. habil. med. Jiri Silny. Auf Seiten der Mobilfunkgegner gilt er als die Personifizierung des Bösen schlechthin. Das mag daher kommen, dass er  sich oft und gerne und mit Nachdruck auf die Seite der Mobilfunker stellt, wenn es um die Gesundheitsrisiken dieser Technik geht. Auf der Website der Bürgerwelle steht der Wissenschaftler unter schwerem Beschuss und Prof. Dr. Michael Kundi von der Universität Wien wies Dr. Silny in einem seiner Gutachten zum Teil haarstäubende Fehler nach, etwa eine unzutreffende Umrechnung von Einheiten (Mobilfunk-Gutachten für das österreichische Verkehrsministerium). Gleichwohl ist Dr. Silny von der Kritik unbeschadet nach wie vor einer der meistbeschäftigten Mobilfunkexperten, der von Industrie, Behörden und Verbänden gerne für Gutachten, wissenschaftliche Expertisen und Vorträge herangezogen wird (27.6.04-ll).

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