Buchner: "Habe etliche wissenschaftliche Arbeiten geschrieben" (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 31.05.2020, 20:03 (vor 1443 Tagen) @ KlaKla

Buchner: Ich bin gelernter Physiker, habe aber mein Geld damit verdient, das ich Physik Studenten Mathematik beigebracht habe an der TU-München. … habe ein Faible für Hochfrequenztechnik und habe etliche wissenschaftliche Arbeiten geschrieben, eine über Schäden äh, bei einem Schweine-Mastbetrieb. Wir hatten 12 000 Ferkel in die Untersuchung eingeschlossen. Eine, das war eine besonders günstige Gelegenheit bevor die Mobilfunkbestrahlung bestand äh eine Untersuchung durchzuführen, und dann in regelmäßigen Abständen bis ein-einhalb Jahren danach. Und ich habe noch eine weitere Arbeiten mit juristischem Teil mit verfasst. Ich bin also seit langer Zeit sehr mit dem Thema befasst und will davon heute Abend ein bisschen was mit rüber bringen.

Soso, Klaus Buchner hat also etliche wissenschaftliche Arbeiten geschrieben. Sagt er, um sein Publikum zu beeindrucken.

Zum Thema Mobilfunk ist Buchner allerdings mit nur zwei Arbeiten aktenkundig geworden:

2011, Buchner K, Eger H: Veränderung klinisch bedeutsamer Neurotransmitter unter dem Einfluss modulierter hochfrequenter Felder - Eine Langzeiterhebung unter lebensnahen Bedingungen. Umwelt-Medizin-Gesellschaft 24 (1): 44-57

2014, Buchner K, Eger H, Hopper J: Reduzierte Fruchtbarkeit und vermehrte Missbildungen unter Mobilfunkstrahlung- Dokumentation aus einem landwirtschaftlichen Nutzbetrieb. Umwelt-Medizin-Gesellschaft 27 (3): 182-191

Im IZgMF-Forum wurden beide Arbeiten ausgiebig ventiliert (Rimach-Studie und Ferkeldrama) mit dem Ergebnis, dass begründete Zweifel an der Wissenschaftlichkeit beider Arbeiten bestehen. Dies sehen auch andere so, denn die beiden Buchner-Studien wurden von keiner einzigen der diversen nationalen wissenschaftlichen Studien-Reviews zur Beurteilung des Risikos Mobilfunk herangezogen. Allein in der SCENIHR-Review von 2015 wird die 2011er-Studie in der Rubrik der zwar erkannten, wegen Mängeln aber nicht weiter beachteten Studien aufgelistet (Literature identified but not cited). Gemäß Research Gate wurde die Rimbach-Studie ganze 1-Mal zitiert und selbst das nur von dem einschlägig bekannten Verein EuropaEM. Das Ferkeldrama hat es erst gar nicht in Research Gate geschafft. Selbst Laien können aus alledem den Schluss ziehen: Beide Buchner-Studien sind wissenschaftlich ohne Bedeutung.

Ein wesentlicher Grund für die Distanz der anerkannten Wissenschaft gegenüber den Buchner-Studien ist deren Publikation in einer deutschen Vereinszeitschrift (Umwelt - Medizin - Gesellschaft, kurz UMG), deren wissenschaftliche Reputation gegen Null geht. Ein gängiger Gradmesser für die Bedeutung eines wissenschaftlichen Journals ist dessen "Impact Factor", dessen Wert von der Anzahl der Zitierungen geprägt wird (je höher, desto besser). Für UMG findet sich aber nicht etwa ein sehr kleiner Wert, sondern gar keiner! Warum Buchner dennoch beide Arbeiten ausgerechnet dort einreichte ist damit für mich ebenfalls klar: Den Qualitätsansprüchen anerkannter wissenschaftlicher Fachzeitschriften hätte er nicht genügen können, er hat es daher gar nicht erst versucht, dort unter zu kommen. Das damit verbundene Risiko kalkulierte der Mathematiker auf klein genug, um es einzugehen. Womit ich meine: Buchner strebte wissenschaftliche Meriten gar nicht an, ihm genügte es, Pseudowissenschftler, Ärzte und Laien mit seinen Arbeiten zu beeindrucken. Sein Ziel war nicht die Fachschaft der Bioelektromagnetiker, sondern die Öffentlichkeit sowie die Gilde der Mobilfunkgegner. Und Tante Googel zeigt uns, er hat dieses Ziel auf niedrigem Niveau auch erreicht (Treffer Ferkeldrama; Treffer Rimbach-Studie).

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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