Lobbyismus, fantastischer (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 27.05.2013, 22:28 (vor 3948 Tagen) @ Kuddel

Das IZMF hat als Lobbverband in Schulen nichts zu suchen, genausowenig wie andere Vertreter der Privatwirtschaft, wie z.B. Baubiologen, Bänker und Versicherungsvertreter.

Bis vor ein paar Tagen hätte ich Ihnen das widerspruchslos abgenickt. Heute aber frage ich Sie: Kennen Sie das Unterrichtsmaterial des IZMF?

Wir haben es uns vom IZMF schicken lassen, um einen Vergleich zum dem Unterrichtsmaterial von FunkySchool ziehen zu können. Ich bin zwar kein Lehrer, aber der Unterschied ist so krass, dass sogar ich ihn nach kurzer Sichtung feststellen konnte.

Es wäre mMn ein hochinteressantes Experiment, die Unterrichtsmaterialien der beiden Lobbyisten IZMF und FunkySchool von Profis bewerten zu lassen in Disziplinen wie Didaktik, Sachlichkeit, fachliche Richtigkeit, Kosten, Ziele usw. Leider weiß ich keine neutrale Stelle, die so etwas freiwillig machen könnte.

Ich für meinen Teil habe mein Urteil bereits getroffen, nachdem ich mir beides angesehen habe. Es ist mir nicht schwer gefallen und es fiel eindeutig aus.

Worauf ich aber eigentlich hinaus wollte ist etwas ganz anderes: Lobbyismus hat einen denkbar schlechten Ruf, jeder Bauch weiß sofort, Lobbyismus ist mieses Intrigenspiel, um sich irgendwelche Vorteile zu ergaunern. Woher ich dieses Misstrauen habe, keine Ahnung, vermutlich im Laufe der Zeit angelesen, es ist ja wie in der Forschung: wer keinen gravierenden Effekt findet zählt nicht, wer keinen miesen Lobbyisten enttarnt zählt ebenfalls nicht. Mein Kopf spielt da aber nicht mehr mit, übrigens ein Resultat der Teilnahme an der Mobilfunkdebatte.

Also, wäre ich IZMF-Lobbyist und würde ich erkennen, dass durch das bauchadressierte Gesülze von Mobilfunkgegnern meine zukünftige Käuferschicht verunsichert wird, dann würde ich an die Schulen herantreten. Nicht mit Material, das Alfred und Eva nach 5 Minuten wegen billigem Manipulationsgesäusel in Grund und Boden argumentieren könnten, sondern mit "sauberem" Material. So sauber, dass Alfred und Eva nach ein paar Stunden das Heft ratlos sinken lassen und resigniert das Bestellformular ausfüllen, damit auch ihre tapferen Mitstreiter detwas von den Heften haben. Auch so kann Lobbyismus sein, kompensatorische Elimination von Blindleistung, eine Art Phasenschieber sozusagen ;-). Kein Schulbuchverlag hätte bessere Voraussetzungen als das IZMF, so etwas auf die Beine zu stellen.

Dass diese Vision nicht breite Wirklichkeit werden wird, hat mMn eher praktische Gründe. Zum einen muss man so blitzsauberes Material erst mal hinkriegen und dann bedarf es einer kompetenten Zulassungsprüfung, ob die Weste wirklich so weiß ist, wie vorgegeben. Beides ist komplex und kostet. Da ist dann Ihre Methode, kategorisch weder das eine noch das andere zuzulassen, die praktikablere. In der Realität scheint das jedoch nicht zu funktionieren, denn IZMF und FunkySchool sind ja augenscheinlich schon drin in den Schulen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Einflussnahme, Lobbyismus, Schule, Unterricht


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