Bericht von der Diagnose-Funk-Veranstaltung in München (II) (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 28.10.2012, 22:44 (vor 4159 Tagen) @ H. Lamarr

Subjektive Wertung der Veranstaltung
Von diesen Mobilfunkkritikern wird auch weiterhin nichts zu befürchten sein. Die gehörten Reden waren rhetorisch polemisch, inhaltlich wirkten sie auf die Beobachterin stellenweise weltfremd, etwa wenn Gymnasiasten mit vollem Ernst als Konkurrenten zu Wissenschaftlern positioniert werden, oder wenn inmitten eines Meeres von Sendemasten in der Münchener Innenstadt einem glauben gemacht werden soll, Funkwellen seien schädlich bis lebensgefährlich. Nicht weltfremd, sondern befremdlich ist die Erhabenheit, mit der sich einige laute Kritiker über die eigenen Anti-Mobilfunk-Parolen hinwegsetzen. Etwa der ödp-Bundesvorsitzende, der auf seiner Website gleich zwei Handynummern nennt oder der ödp-Mann aus Erding, der heimlich hinter seinem Pavillon sein Smartphone nutzt (Foto), während vorne am Stand fleißig gegen Funkstrahlung argumentiert wird.

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Anderen Wasser predigen, selber aber Wein trinken. Hier verdrückt sich ein ödp-Politiker aus Erding nach hinten, um verstohlen sein Smartphone zu nutzen. Währendessen läuft vorne die Kundgebung (auch seiner Partei) gegen Funkmasten.

Diese Doppelmoral beim Frontpersonal der Funkgegner wirkt verlogen, sie zerbröselt die Glaubwürdigkeit dieser Leute und ihrer Organisationen. Der Referent des BUND Naturschutz reiht sich dort nahtlos ein, er gibt auf der Pressemeldung des BUND über die Feldherrnhallen-Kundgebung ganz ungeniert seine Handynummer an. Wie ist so etwas nur möglich? So etwas passiert, wenn Leute lediglich Texte aufsagen, die man ihnen zuvor aufgeschrieben hat, sie selbst aber ohne innere Anteilnahme sind. Morgen schon reden sie vielleicht ebenso intensiv über das Balzverhalten von Auerhähnen während der Starkbierzeit.

In Anbetracht der erheblichen Werbung für die Veranstaltung ist die bescheidene Resonanz eine schallende Ohrfeige für die Veranstalter. Bislang war Diagnose-Funk schlau genug gewesen, sich nicht auf Experimente einzulassen, die Rückschlüsse auf die wirkliche Schlagkraft dieses noch relativ jungen Anti-Mobilfunk-Vereins zulassen. Am 27. Oktober 2012 aber hat Diagnose-Funk seinen Nimbus von Kraft verspielt, im Schneeregen vor der Feldherrnhalle zeigte sich der vermeintliche Bullterrier als nasser Zwergpinscher. Den aber kennt die Szene schon seit vielen Jahren unter diversen anderen Namen, etwa Bürgerwelle oder „Netzwerk Risiko Mobilfunk“. Substanziell hat sich nichts verändert, nur die Namen, doch die sind Schall und Rauch.

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Gut eine Stunde vor Ende der Kundgebung um 15 Uhr sah der Odeonsplatz vor der Feldherrnhalle so aus, als ob einer schildertragenden Komparsen gesagt hätte, die Lohnauszahlung fände nicht hier, sondern am Marienplatz statt. Diagnose-Funk ließ die Kundgebung von der Rednertribüne aus filmen, Bilder wie dieses dürften bei einer Vorführung des Films fehlen.

[Ergänzung: Rede von Dr. Hans Jürgen Fahn]

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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