"Hacker"-Studie überzeugt dennoch nicht ▼ (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 09.01.2009, 22:35 (vor 5796 Tagen) @ Sparco

Sparco, was mich an dem Originaltext stört habe ich nachfolgend fett markiert

„…Bei den ProbandInnen aus Schema 3 zeigte sich ein bestimmter zeitlicher Verlauf der „Entspannung“ der ProbandInnen: Von Messbeginn an erhöhten sich hier die Area-of-Glow-Messwerte deutlich in Richtung „Ent-Stressung“, um sich schließlich mehr und mehr einem „Plateau“ zu nähern. Im Vergleich dazu scheint bei den beiden anderen Experimentalschemen (Schema 1 und Schema 2) eine gewisse Verzögerung / Hemmung der Entspannung einzutreten: Das Plateau liegt – anscheinend ebenfalls individuell unterschiedlich – mehr in Richtung niedrigerer Area-of-Glow-Durchschnittswerte“ als in der ProbandInnengruppe aus Schema 3. Im Einklang zu anderen Arbeiten aus der Literatur würde das bedeuten, dass durch GSM-Befeldung insgesamt gesehen eine leichte bis starke Stressung auftreten könnte. Im untersuchten Niedrigdosisbereich (Leistungsflussdichten zwischen etwa 2 μW/m2 und einigen mW/m2) dürfte sich jedoch eine reproduzierbare Dosis-Wirkungs-Kurve nur relativ schwer ermitteln lassen, da die aufgezeigten Unterschiede individuell sehr groß sind, insgesamt gesehen jedoch im Vergleich zu deutlich höheren Leistungsflussdichten (ab 5 oder 10 mW/m2) relativ niedrig ausfallen. Nichtsdestotrotz könnte eine gewisse physiologische Relevanz vorhanden sein, die sich mit einem größeren ProbandInnenkollektiv abklären ließe. Diese Hypothese wird dadurch gestützt, dass wir im Vorfeld dieser Studie einige wenige ProbandInnen auch auf mögliche Einflüsse höherer GSM Leistungsflussdichten getestet haben, bei denen teils enorm hohe Auslenkungen einiger Speichelparameter und GDV-Tests feststellbar waren (wegen der kleinen Fallzahl hier undokumentiert).“

Wer sich so vorsichtig ausdrückt, ist sich nicht sicher. Aufgrund solcher vagen Aussagen werden Sie wohl nirgendwo einen politischen Entscheidungsträger finden, der diese Studie zum Anlass für konkretes Handeln nimmt. Der Bürgermeister von St. Märgen z.B. wird damit herzlich wenig zur Rettung des Funklochs in seinem Zuständigkeitsbereichs unternehmen können.

Nicht erwähnt wurden Erkenntnisse wie z.B. „…Die Verlaufskurven für Cortisol aller Expositionsgruppen zeigen, nach Korrektur hinsichtlich des diurnalen Drifts, eine tendenziell leichte Zunahme des Cortisolspiegels relativ zum Ausgangsniveau, die für die ProbandInnen aller drei Expositionsschemata 1, 2 und 3 zum Zeitpunkt t5 (entsprechend der letzten der jeweils 5 Expositonsphasen je Expositionsschema) statistisch signifikant ist (p < 003, p < 0.004 und p < 0.003). Dieser Anstieg fällt bei Schema 3 (4 Phasen „Minimal-Exposition“, gefolgt von einer Phase „Maximal-Exposition“) signifikant und deutlich höher aus als in Schema 2 (p < 0.0001). Auffallend und statistisch signifikant ist die relative Erhöhung des Cortisolspiegels innerhalb Schema 3 von Phase 4 (Minimal-Exposition) auf Phase 5 (Maximal- Exposition) (p < 0.0002) sowohl in Bezug auf das Ausgangsniveau als auch auf den Mittelwert des vorangehenden Verlaufs (Minimalexposition). Alle beobachteten relativen Veränderungen liegen zwar innerhalb der normalen physiologischen Bandbreite, sind jedoch innerhalb dieser statistisch signifikant und vom physiologischen Basiswissen her gesehen beachtenswert.“

Nein, Sparco, da spiele ich nicht mehr mit. Es kann nicht meine Aufgabe sein, über für mich bewertbare Ausschlusskriterien hinaus (z.B. Expositionsparameter, offenkundige Fehler, Plausibilitätskontrolle) Studien bis ins Detail fachkundig zu analysieren, in diesem Fall mit medizinischem Fachwissen. So überheblich bin ich nicht, mir dies zuzutrauen. Ich weiß wo meine Grenzen sind und überlasse derartige Analysen deshalb Leuten, die von den analysierten Dingen wirklich etwas verstehen und mir nicht als Mietmaul - egal welchen Lagers - suspekt sind. Übersteht so eine Analyse "meinen" Plausibilitätstest, erkenne ich sie an.

Was mir noch immer nicht klar ist: Sie hegen anscheinend den Verdacht, die Zusammenfassungen bei PubMed (Wiley Inter Science) und EMF-Portal wäre bewusst verharmlosend geschrieben. Da der Abstract jedoch aller Voraussicht nach von den Studienautoren selbst getextet wurde, will mir dieser Einwand nicht einleuchten.

Gesucht war "eine einzige belastbare Studie, die Gefahren bei üblichen Sendemastenintensitäten belegt (oder auch nur konkret in Aussicht stellt)". Die "Hacker"-Studie erfüllt die Voraussetzungen dafür nicht.

Troll-Wiese: http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=27841

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Abstrakt, Hacker, Logik, Porsche


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