Vektorlage von Feldern ermöglicht Vögeln die Orientierung (Allgemein)

Gast, Montag, 05.04.2010, 11:40 (vor 5346 Tagen) @ Ditche

... vielleicht kennen Sie ja diese Arbeit:
http://www.kompetenzinitiative.de/aktivitaeten/arbeitstagung-2009/auswahl-an-referaten/warnke-ulrich.html
Ein plausibler Wirkmechanismus der Schädigung des Organismus durch Mobil-und Kommunikationsfunk; Ulrich Warnke
...
Dort steht zB. auf Seite 17:

Die Kombination von magnetischem Gleichfeld und Wechselfeld verstärkt die Freie Radikalbildung am höchsten (Scaianoet al 1995).

Es ist erstaunlich, wie viel in den Folien von Prof. Warnke richtig ist, nur am Ende ein bisschen verdreht, nicht korrekt kombiniert, tendenziös interpretiert. Es ist extrem schwierig, bei ihm die Grenze zwischen richtig und falsch zu ziehen und die Fehler zu identifizierten. Im Detail werde ich darauf nicht eingehen, Fakt aber ist: Den beschriebenen Wirkmechanismus gibt es, er dient der Orientierung der Vögel nach dem Erdmagnetfeld.

Die biochemische Reaktion kann jedoch nicht "einfach so" überall passieren, ein Molekül mit besonderen Eigenschaften (hier das Cryptochrom, mit einer besonders langen Lebensdauer der Radikalpaare im ms Bereich) ist notwendig, und es muss passend räumlich angeordnet sein - in diesem Fall in der Netzhaut. Da das Auge kugelförmig ist, ist ein Teil der Cryptochrom-Moleküle immer passend zum Erdmagnetfeld ausgerichtet. Es ist tatsächlich so, dass je nach Intensität des statischen Magnetfeldes die Orientierung der Vögel durch bestimmte Frequenzen im MHz Bereich gestört werden kann (Larmor Frequenzen), wobei die statischen und HF Felder nicht parallel verlaufen dürfen (sie müssen aber nicht in einem bestimmten Winkel zueinander liegen).

Die Physik dahinter ist in folgenden Arbeiten beschrieben:
Ritz T. et al., Biophys. J. 2000
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10653784
Ritz T. et al., Biophys. J. 2009
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19383488
Details zur Frequenzabhängigkeit:
Ritz T et al., Nature, 2004
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15141211
Thalau P et al. Naturwissenschaften, 2005
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15614508
Biochemie (Lebensdauer der Radikalpaare)
Liedvogel M et al., PlosOne, 2007
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17971869
Biologie:
Mouritsen H et al., PNAS, 2004
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15381765
Mouritsen H et al., Current Opinion in Neurobiology 2005
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16006116

Fazit aus dem ganzen: Vögel besitzen ein besonders empfindliches Sinnesorgan, das unter gewissen spezifischen Umständen (die im Freien kaum auftreten) durch HF im MHz-Bereich gestört werden kann. Vögel eichen ihren Kompass täglich nach der Sonne, Unregelmäßigkeiten merken sie und orientieren sich in so einem Fall nach anderen Merkmalen (Sterne, Landmarken usw.). Tiere sind generell fähig, Eindrücke verschiedener Sinnesorgane zu kombinieren und irreführende Signale zu ignorieren. Sie verwechseln auch nicht Straßenlaternen mit dem Mond und können sich trotz Lärm und künstlicher Beleuchtung in Großstädten orientieren. Zu einer postulierten Schädigung sämtlicher Gewebe kommt es auf diesem Weg sicher nicht. Der Mensch und die meisten Säugetiere besitzen dieses Sinnesorgan überhaupt nicht, hier kann also auch nichts gestört werden.

Dr. Ratto

[Hinweis Moderator - 31.07.2010 10:11 Uhr
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Tags:
Warnke, Erdmagnetfeld, Vogel, Sinnesorgan


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