87435 Kempten (Allgemein)

KlaKla, Freitag, 29.09.2006, 08:33 (vor 6412 Tagen) @ KlaKla

Anwohner kämpfen gegen Sendemasten

Vermieter beugt sich Protesten und will Vertrag lösen - Mobilfunk-Betreiber erwirkt einstweilige Verfügung für den Bau.

Raphael Hägele hat Angst um seine Gesundheit. Ebenso Peter Müller und über 50 weitere Bürger, die in der Umgebung des Sparkassen-Gebäudes in der Lindauer Straße nahe Kreuzung Adenauerringwohnen. Auf dem Haus wird nämlich seit Mitte September ein Mobilfunk-Sendemast installiert. Dagegen machen die Anwohner seither mobil und erreichten einen Teilerfolg: Der Vermieter, die Sparkasse Allgäu, will den Vertrag mit dem Mast-Betreiber T-Mobile kündigen. Doch das Mobilfunk-Unternehmen erwirkte gegen den Baustopp beim Amtsgericht eine einstweilige Verfügung - und darf den Mast erst mal weiter aufbauen.

"Wir haben von dem Sendemast erst erfahren, als er bereits aufgestellt wurde", erinnert sich Raphael Hägele, Vorsitzender der Bürgerinitiative "Mobilfunkgegner Kempten-West". Daraufhin hätten mehrere Anwohner der Sparkasse gedroht, ihre Konten zu kündigen. Bei einer Versammlung habe die Bank dann zugesichert, den Vertrag mit dem Betreiber auflösen zu wollen. Dagegen legte aber Mast-Betreiber T-Mobile ein Veto ein.

Juristen prüfen
"Wir werden nun mit unserem Anwalt prüfen, wie wir weiter vorgehen", meint dazu Andreas Kasper, Bereichsleiter Recht von der Sparkasse Allgäu. Das Ziel sei allerdings klar: Der Mast müsse weg. Die Bank wolle aus dem Vertrag mit dem Betreiber wieder heraus. Die Sparkasse Allgäu will sogar noch einen Schritt weiter gehen: "In Zukunft werden wir auf keinem unserer Gebäude mehr einen Mobilfunk-Sendemast aufstellen lassen", betont Kasper. Das habe das Geldinstitut definitiv so entschieden.

Dass die Bank "ihren Fehler öffentlich eingesteht und wieder in Ordnung bringen will, verdient größten Respekt", lobt Hägeles Stellvertreter von der Bürgerinitiative, Peter Müller. Grundsätzlich habe er, Müller, nichts gegen die Mobilfunktechnologie, sofern die jeweiligen Standorte und die Strahlungsstärke der Masten für Menschen nicht schädlich seien. Aber das sei weder wissenschaftlich bewiesen noch widerlegt. Müller kündigt an: "Bis man uns nicht überzeugt hat, dass der Mast absolut ungefährlich ist, werden wir keine Ruhe geben."

Demnächst wollen die "Mobilfunkgegner Kempten-West" weitere Aktionen starten. "Wir werden Unterschriften sammeln, ein Plakat aufstellen, Flugzettel verteilen und eine Luftballon-Aktion veranstalten", kündigt Vorsitzender Hägele an. Zudem sei angedacht, dass mehrere Anwohner von einem Arzt ihr Blutbild untersuchen lassen - jeweils bevor der Mast in Betrieb genommen wird, und später wieder zum Vergleich.

Warum aber hat die Sparkasse Allgäu überhaupt den Vertrag Ende 2005 mit dem Mobilfunkbetreiber geschlossen? "Für den damaligen Entscheidungsträger war das wohl ein ganz normaler Geschäftsvorgang. Er hat dabei nicht bedacht, dass unsere Haupttätigkeit das Bankgeschäft ist", antwortet Pressereferent Hanspeter Rümmele. Darum wolle das Geldinstitut "diese Sache korrigieren". Der Mast auf der Sparkassen-Geschäftsstelle West ist laut Rümmele zwar bereits montiert, wurde aber noch nicht in Betrieb genommen.

Quelle: Allgäuer Zeitung Kempten
veröffentlicht am 29.09.2006

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Meine Meinungsäußerung

Tags:
Kempten, Bayern, Allgäuer Zeitung


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