65207 Wiesbaden-Breckenheim (Allgemein)

KlaKla, Mittwoch, 29.03.2006, 10:48 (vor 6813 Tagen) @ KlaKla

Unbegreiflich was da passiert
Erschrocken und wütend reagieren viele Breckenheimer, die bemerkt haben, dass auf dem Turm ihres Rathauses mitten im Ort und nahe der Grundschule eine Mobilfunkanlage montiert wird.
Weiteres Ärgernis: Die Stadt habe niemanden im Ort informiert.

Donnerstagmorgen bemerkt Hartmut Zboralski auf dem Weg zu einem Termin den Kran vor dem Breckenheimer Rathaus. Aus dessen Dach ragt der ehemalige Schlauchturm, und darauf sind Antennen-Masten montiert. Und das in nächster Nachbarschaft zu Arztpraxen und der Grundschule, die von dem Gebäude
Breckenheim der städtischen Wohnungsgesellschaft GWG, das die Ortsverwaltung beherbergt, nur durch einen Weg getrennt ist.

Zboralski sagt, keiner in Breckenheim habe gewusst, dass mitten im Ort eine solche Anlage installiert wird. Wegen der Nähe zu den "sensiblen" Standorten hätte man Informationen erwartet. Zudem hat seit einem Jahr der Turnverein eine Wohnung in dem Gebäude für sein Kinderbildungszentrum (KiBiZ) gemietet, in der sich nach Auskunft des Vereinsvorsitzenden Hans-Jürgen Portmann jeden Nachmittag bis zu 15 Kinder aufhalten. "Unbegreiflich" nennt Portmann die Installation der Funkanlage an dieser Stelle.

Der zuständige Liegenschaftsdezernent Helmut Müller (CDU) sagt, dass alle rechtlichen und physikalischen Voraussetzungen für die Errichtung der Anlage des Betreibers O2 auf der Ortsverwaltung in Breckenheim erfüllt seien. Die Stadt sei auch durch nichts dazu verpflichtet, den Ortsbeirat zu informieren. "Wenn es gefährlich wäre, dürfte man es nicht machen", kommentiert Müller die Meinung einiger Breckenheimer, der Standort für die Mobilfunkantenne sei wegen der Nähe zur Schule ungeeignet. Die Breckenheimer sehen sich wieder einmal überraschend vor vollendete Tatsachen gestellt.

Vor fast genau fünf Jahren wurden auf der Breckenheimer Turnhalle zwei Mobilfunkantennen installiert. Auch damals waren der Vorsitzende des Turnvereins, Hans-Jürgen Portmann, und die Grundschule empört darüber, dass man vorher nicht informiert worden sei. Allerdings war damals der Ortsbeirat informiert und hatte "mit Bauchschmerzen" dem Vorhaben zugestimmt.

Bevor noch alle Teile der Anlage auf dem Rathaus montiert sind, formiert sich jetzt Widerstand in Breckenheim. Man will die Bevölkerung zum Protest aufrufen und Unterschriften sammeln, sagt Hartmut Zboralski. Diese sollen mit einem Musterbrief "Bürgerantrag" der Stadt zugestellt werden, den man auf der Internetseite des gemeinnützigen Vereins Bürgerwelle, dem "Dachverband der Bürger und Initiativen zum Schutz vor Elektrosmog", gefunden hat. Mit dem Bürgerantrag sollen die Breckenheimer die Stadt dazu auffordern, künftig durch unabhängige Fachleute "möglichst gesundheitsverträgliche Standorte" für Mobilfunksender ermitteln zu lassen. Die Stadt soll "alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um zum einen die Gesundheit ihrer Bürger bestmöglich zu schützen" und zugleich die Möglichkeit bewahren, "die Technik des Mobilfunks im positiven Rahmen nutzen zu können".
Im Zweifelsfall solle gelten: "Gesundheit vor wirtschaftlichen Interessen."

Erschienen am 10.03.2006 von Astrid Moos-Philipp

Quelle: Wiesbadener Tagblatt
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