Keine bewusste Fälschung, nur dumm gelaufen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 17.11.2008, 16:03 (vor 5611 Tagen) @ Siegfried Zwerenz

Wir sind vor ca. 4 Wochen in den Besitz einer (undatierten) Papierversion der Dissertation von Franziska Jud gekommen. Der fragliche Satz heißt dort: "We showed that during organogenesis the risk for the development of nuclear cataract in calves is related to mobile telephone antenna BS". Die Übersetzung in dem der Bürgerwelle Schweiz vorliegenden Papier ist demnach korrekt. Auf Ihren Hinweis hin habe ich auch gesehen, dass in der elektronischen Zusammenfassung "It appears" verwendet wird, was mit "Es scheint" zu übersetzen wäre. Diese elektronische Fassung war uns bei der Übersetzung aus der uns vorliegenden Papierversion unbekannt.

Wenn die geschilderten Begleitumstände zutreffen, wovon ich jetzt mal ausgehe, halte ich den Vorwurf der bewussten Fälschung nicht mehr aufrecht. Hätte ich dieses Posting früher gelesen, hätte ich mir die E-Mail an Prof. Spiess sparen können. Peter Schlegels sachlich vorgetragene Begründung ist für mich gerade wegen der Sachlichkeit eine neue Erfahrung, an die ich mich lieber gewöhnt hätte als an die schräge Anmache, mit der ich es normalerweise zu tun habe.

Wir werden der Sache nachgehen und die Autoren fragen, warum und wann der entsprechende Passus geändert wurde. Das kann ja auch interessante Erkenntnisse ergeben, wir werden sehen. Ich stelle die entsprechende Seite der Dissertation bei uns ins Internet. Sollte unsere Abklärung ergeben, dass es sich um eine frühere, nicht zur Veröffentlichung autorisierte Fassung handelt, werden wir es korrigieren.

Auch daran gibt es nichts auszusetzen, das ist transparent und saubere Arbeit.

Ich möchte der im izgmf-Forum gemachten Behauptung "Nicht die Masten sind das Problem, sondern die Handys" dezidiert entgegentreten.

Da sind Sie nicht alleine.

Diese Behauptung wird im Forum mit der akkumulierten Energiemenge gestützt, was eine rein physikalische Betrachtungsweise ist. Die Beschränkung auf die rein physikalische Betrachtungsweise ist bekannte ICNIRP-Doktrin, lässt aber die biologischen Zusammenhänge völlig ausser Acht. Sie ist meiner Meinung nach wissenschaftlich unhaltbar.

Hier trennen sich die Wege. Aus meiner Sicht ist diese Betrachtungsweise völlig legitim, weil sie sich auf nachvollziehbare Betrachtungen stützt. Dass biologische Zusammenhänge "völlig" außer Acht gelassen werden ist ebenfalls nicht zutreffend, es wurden nicht wenige Laborversuche an Menschen gemacht, um das Verhalten von Organismen unter EMF zu studieren. Die Ergebnisse dieser Studien sind in die ICNIRP-Grenzwerte eingeflossen, wie sich jeder selbst mühelos überzeugen kann, wenn er nur möchte.

Es ist für mich eine durch die äusserst umfangreiche Praxiserfahrung und durch mehrere Studien ausreichend gestützte Tatsache, dass Mobilfunk-Basisstationen wie Handys das Risiko für die Gesundheit erhöhen.

Also dann auf ein Neues. Seit Jahren jage ich (vergeblich) hinter diesen geheimnisvollen Studien hinterher, die bei Allerweltsbefeldung mit Werten von ein paar zig bis hunderte von µW/m² Gesundheitsgefährdungen als Tatsache belegen. Bisher jagte ich ergebnislos. Damit kein Missverständnis aufkommt: Mir genügt es nicht, dass eine Einzelstudie irgendeinen Effekt gefunden hat! Ich suche nach widerspruchsfreien (auch okay: widerspruchsarmen) Belegen dafür, dass schwache EMF Gesundheitsgefährdungen verursacht. Damit bleibt z.B. Salford (als Tatsache) auf der Strecke, weil es zu seinen Erkenntnissen zu viele Widersprüche gibt. Das einfachste, mich von dieser Spur herunter zu bekommen, wäre, mir die entsprechenden Studien zu nennen, und zwar so, dass man das Original auch einsehen kann. Noch besser: Nicht nur mir zeigen, sondern allen Teilnehmern hier im Forum (dann aber bitte neuen Strang eröffnen).

Peter Schlegel, dipl. Ing. ETH/SIA

Und wenn Sie mir jetzt noch freundlicherweise die Frage beantworten, ob Sie Baubiologe oder etwas Vergleichbares sind, dann bin ich vorerst restlos zufrieden. Momentan sehe ich Sie noch als den Wolfgang Maes der Schweiz ;-).

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Korrektur, Indoktrinierung, offene Frage


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