EU-Ausschuss Scheer sieht Bedarf für neue EMF-Grenzwerte (Forschung)
H. Lamarr , München, Dienstag, 23.08.2022, 10:50 (vor 822 Tagen)
Der wissenschaftliche EU-Ausschuss Scheer hat seine Ankündigung von 2021 wahr gemacht und eine vorläufige Neubewertung des Risikos HF-EMF vorgenommen. Scheer sieht Bedarf für neue HF-EMF-Grenzwerte, enttäuscht zugleich aber Mobilfunkkritiker. Interessengruppen aller Art können bis 25. September 2022 die Scheer-Stellungnahme kommentieren.
Auf Anfrage der Europäischen Kommission, ob die Empfehlung 1999/519/EG des Rates und die Richtlinie 2013/35/EU in Hinblick auf die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse über HF-EMF noch zeitgemäß sind oder einer Novellierung bedürfen, hat der wissenschaftliche EU-Ausschuss "Gesundheit, Umwelt und neu auftretende Risiken" (Scheer) eine vorläufige Stellungnahme vorgelegt [Nachtrag vom 14. April 2023: Der Link ist gesperrt, Ersatzlink]. Scheer spricht sich dafür aus, nicht die Empfehlung und die Richtlinie selbst zu überarbeiten, sondern deren technische Anhänge, in denen die Grenzwerte beziffert sind. Zur Begründung gibt der Ausschuss an, er habe keine Beweise für gesundheitsschädliche Auswirkungen infolge chronischer oder akuter HF-EMF-Exposition unterhalb der in der EU geltenden Grenzwerte feststellen können. Technologischer Fortschritt und neue funkgestützte Anwendungen, insbesondere im oberen Bereich des Hochfrequenzspektrums (Millimeterwellen), erforderten in den Anhängen jedoch die Aktualisierung mit Grenzwerten für neue dosimetrische Größen.
In die Recherchen von Scheer eingeflossen sind Meta-Analysen, systematische Reviews und, falls erforderlich, narrative und Scoping-Reviews sowie einzelne Forschungsarbeiten, die ab 2015 zu HF-EMF (100 kHz bis 300 GHz) veröffentlicht wurden. Ab 2015 deshalb, weil Scheer (genauer SCENIHR) seinerzeit seine bislang jüngste Sichtung und Bewertung des wissenschaftlichen Kenntnisstandes vorgenommen hat. Scheer entstand 2016 aus der Zusammenlegung der beiden wissenschaftlichen EU-Ausschüsse SCENIHR und Scher.
Die Stellungnahme von Scheer ist jetzt zur öffentlichen Konsultation freigegeben worden, um Rückmeldungen von Wissenschaftlern und Interessengruppen zu erhalten. Interessenvertreter können ihre Kommentare zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Ausschusses bis zum 25. September 2022 online einreichen.
Alles richtig gemacht hat Scheer mit zwei seiner externen Berater, die gleich zu Beginn der Stellungnahme ausdrücklich benannt werden: Fiorella Belpoggi und Alexander Lerchl. Mit dieser geschickten Beraterauswahl hat sich der Ausschuss Fachkompetenz von beiden Flügeln der Mobilfunkdebatte besorgt und zugleich verhindert, dass Mobilfunkkritiker, die auf den Bremer Professor gewöhnlich mit Schnappatmung reagieren, ihrer Empörung diesmal freien Lauf lassen können .
Belpoggi wurde nicht etwa wegen ihrer 5G-Gesundheitsreview für Stoa als externe Beraterin ausgewählt (diese Review wird von Scheer mit keinem Wort erwähnt), sondern wegen ihrer "Ramazzini"-Studie (Falcioni et al.). Bei Lerchl war es dessen Expertise in Tierstudien.
Hintergrund
Scheer bereitet Neubewertung der Sicherheit von HF-EMF vor
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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Novellierung, Fachkompetenz, Lerchl, Belpoggi, Millimeterwellen, EU-Ausschuss Scheer
EU-Ausschuss Scheer sieht Bedarf für neue EMF-Grenzwerte
e=mc2, Dienstag, 23.08.2022, 20:24 (vor 822 Tagen) @ H. Lamarr
Die Stellungnahme von Scheer ist jetzt zur öffentlichen Konsultation freigegeben worden, um Rückmeldungen von Wissenschaftlern und Interessengruppen zu erhalten. Interessenvertreter können ihre Kommentare zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Ausschusses bis zum 25. September 2022 online einreichen.
Jetzt sitzt diagnose:funk in der Klemme. Da es nun eine offizielle Stellungsnahme der EU gibt, ist es nichts als recht, wenn diese auch so eifrig propagiert wird wie der STOA-Bericht. Man darf gespannt sein.
Vielleicht beteiligt sich diagnose:funk ja an der öffentlichen Konsultation. Sie müssen dann einfach beachten, dass Kommentare von diesem Typ nicht berücksichtigt werden:
- it contains complaints against institutions, personal accusations or irrelevant or offensive statements or material. Complaints should be made according to the existing procedures,
-it is related to policy or risk management aspects.
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EU-Ausschuss Scheer
Scheer-Stellungnahme zu HF-EMF: 300 Kommentare eingegangen
H. Lamarr , München, Sonntag, 18.12.2022, 13:53 (vor 705 Tagen) @ e=mc2
Die Stellungnahme von Scheer ist jetzt zur öffentlichen Konsultation freigegeben worden, um Rückmeldungen von Wissenschaftlern und Interessengruppen zu erhalten. Interessenvertreter können ihre Kommentare zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Ausschusses bis zum 25. September 2022 online einreichen.
Jetzt sitzt diagnose:funk in der Klemme. Da es nun eine offizielle Stellungsnahme der EU gibt, ist es nichts als recht, wenn diese auch so eifrig propagiert wird wie der STOA-Bericht. Man darf gespannt sein.
Vielleicht beteiligt sich diagnose:funk ja an der öffentlichen Konsultation.
Hat sich Diagnose-Funk mutig getraut oder doch wieder gekniffen? Das herauszufinden war das Ziel einer Anfrage beim Ausschuss Scheer der EU:
Wissen wollte ich: [...] earlier, in the times of SCENIHR, the comments of a public consultation were published (example). I would like to know if this practice is continued by SCHEER. If this is the case, please let me know when and where the comments on the latest SCHEER Opinion (Preliminary Opinion on scientific evidence on radiofrequency) are expected to be published.
Und das ist die Antwort des Scheer-Sekretariats auf meine Anfrage:
[...] Thank you for coming back to us.
The SCHEER received around 300 comments and additional references. They are preparing the final opinion and the replies to all comments. In parallel, they are working on the EMF II opinion on the low frequency. They also have other opinions to work on.
The EMF I opinion will be ready in quarter 1 of 2023.
Thank you for your understanding. [...]
Nett. Beantwortet wird meine Frage nicht, ersatzweise werden nicht gestellte Fragen beantwortet. Politik ist und bleibt mMn (zuweilen) die Kunst des Ungewissen .
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Scheer-Stellungnahme zu HF-EMF: 230 Kommentare eingegangen
H. Lamarr , München, Donnerstag, 22.12.2022, 11:59 (vor 701 Tagen) @ H. Lamarr
The SCHEER received around 300 comments and additional references.
Dr. Theo Samaras, Mitglied des Scheer-Ausschusses, widerspricht. Dem Griechen zufolge sind nicht etwa 300, sondern nur 230 Kommentare und zusätzliche Quellenhinweise anlässlich der öffentlichen Konsultation bei Scheer eingetroffen.
Samaras ist Medizinphysiker und beschäftigt sich seit langem mit HF-EMF. Gegenwärtig die einzige Deutsche im Ausschuss ist die Biologin Dr. Renate Krätke, Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin.
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Scheer-Stellungnahme zu HF-EMF: 300+ Kommentare eingegangen
H. Lamarr , München, Freitag, 14.04.2023, 02:09 (vor 589 Tagen) @ H. Lamarr
Dr. Theo Samaras, Mitglied des Scheer-Ausschusses, widerspricht. Dem Griechen zufolge sind nicht etwa 300, sondern nur 230 Kommentare und zusätzliche Quellenhinweise anlässlich der öffentlichen Konsultation bei Scheer eingetroffen.
Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. Anlässlich des Treffens der Arbeitsgruppe EMF I (HF-EMF) am 28. Februar 2023 hieß es nun doch, es seien mehr als 300 Kommentare von etwa 260 Personen/Organisationen eingegangen und Dutzende von Hinweisen auf zusätzliche Referenzen.
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EU-Ausschuss Scheer: Selektive Wahrnehmung durch Diagnose-Funk
H. Lamarr , München, Freitag, 14.04.2023, 22:22 (vor 588 Tagen) @ e=mc2
Jetzt sitzt diagnose:funk in der Klemme. Da es nun eine offizielle Stellungsnahme der EU gibt, ist es nichts als recht, wenn diese auch so eifrig propagiert wird wie der STOA-Bericht. Man darf gespannt sein.
234 Tage später: Ich habe soeben auf der Website des Vereins Diagnose-Funk nach dem Stichwort "Scheer" gesucht und muss Ihnen zu Ihrem Bedauern mitteilen: Nein, Ihre Erwartungen an den Stuttgarter Verein sind zu hoch gewesen, sie haben sich nicht erfüllt. Diagnose-Funk selbst äußerte sich zu der vorläufigen Stellungnahme Scheers vom August 2022 bislang mit keinem Wort.
Das einzige was sie dazu bringen ist ein Link auf eine klangvoll verpackte Laien-Kritik an dem Scheer-Papier, die im Januar 2023 vom dänischen "Council for Safe Telecommunications" (heißt: Pernille Schriver, Lehrerin) und von der "Swedish Radiation Protection Foundation" (heißt: Mona Nilsson, Journalistin) verfasst wurde. Mit dem Icnirp-Konkurrenzverein ICBE-EMF haben die beiden Mädels überhaupt nichts zu tun, dennoch preist Diagnose-Funk deren Kritik seit mehr als zwei Monaten mit dem völlig irreführenden Linktext "ICBE: Critique of the SCHEER Opinions report from 2022" an (siehe Screenshot).
Warum legten Schriver/Nilsson ihre Kritik erst im Januar 2023 einem Laienpublikum öffentlich vor? Vielleicht deshalb, weil die öffentliche Konsultation zur Scheers vorläufiger Stellungnahme im September 2022 beendet wurde und die beiden so umhin kamen, sich ganz ohne Öffentlichkeit "wissenschaftlich" substanziell mit dem Papier auseinander setzen zu müssen. Da demnächst mit der finalen Fassung der Stellungnahme auch die Kommentare der Konsultation veröffentlicht werden sollen, werden wir sehen, ob meine Vermutung zutrifft.
Zurück zu Diagnose-Funk: Dass die Stuttgarter ihre "Stopfgänse" mit dem jüngsten Scheer-Papier nicht verstören wollen, liegt mit einiger Sicherheit daran, Scheer ließ nichts verlauten, was der Verein als "Warnung eines wichtigen EU-Ausschusses" an die große Glocke hängen könnte. Im Gegenteil, Scheer verkündete kurz und schmerzhaft etwas, was für die Stuttgarter Interessenlage pures Gift ist und deshalb den braven "Stopfgänsen" des Vereins auf keinen Fall verabreicht werden darf:
[...] The SCHEER could not identify moderate or strong level of evidence for adverse health effects resulting from chronic or acute RF EMF exposure at levels below the limits set in the annexes of Council Recommendation 1999/519/EC and Directive 2013/35/EU. [...]
Scheer hat einfach nur die "falschen" Schlussfolgerungen (Entwarnung) aus der Sichtung der wissenschaftlichen Literatur gezogen und ist somit selbst Schuld, dass für Diagnose-Funk die vorläufige Stellungnahme des Ausschusses zum Risiko HF-EMF seit 234 Tagen nur Luft ist.
Zieht Scheer hingegen die "richtigen" Schlussfolgerungen (Warnung), sind diese dem Stuttgarter Verein hoch willkommen. Selbst dann, wenn sie neben vielen anderen, die mit EMF überhaupt nichts zu tun haben, Erwähnung finden. So geschehen im Dezember 2018, als Scheer ein Statement on emerging health and environmental issues publizierte. Das Thema EMF ist dort in einem Sammelsurium von 14 Themen vergraben. Die empfindlichen Spürnasen von Diagnose-Funk haben es dennoch gefunden, das kurze Textfragment für "richtig" befunden und im März 2020 in einem "Brennpunkt" verwurstet:
[...] Folglich gab der Wissenschaftliche Ausschuss für Gesundheit, Umwelt und neu auftretende Risiken (SCHEER), der den früheren Wissenschaftlichen Ausschuss für neu auftretende und neu identifizierte Gesundheitsrisiken (SCENIHR) ersetzt, in einer Erklärung im Dezember 2018 eine vorläufige Einschätzung der Bedeutung von 5G als hoch an. Darüber hinaus schätzt er das Ausmaß, die Dringlichkeit und die Wechselwirkungen (mit Ökosystemen und Arten) einer möglichen Gefährdung als hoch ein. Es weist darauf hin, dass es biologische Konsequenzen aus einer 5G-Umgebung geben könnte, aber es gibt dazu bisher keine „Beweise und Informationen, um auf deren Grundlage Expositionsrichtlinien für die die 5G-Technologie zu entwickeln“. [...]
Den englischen Originaltext kann man sich unter dem oben genannten Link auf Seite 14 ansehen und lesen, was Scheer nicht "als hoch" einstufte. Auch der Quellennachweis auf Seite 15 ist einen Blick wert, insbesondere die Quelle.3, die dort mMn nichts zu suchen hat.
Fazit: Um von Diagnose-Funk wahrgenommen zu werden, genügt es völlig, einfach nur das "Richtige" (aus Sicht des Vereins) über das Risiko EMF zu sagen. Inkompetenz spielt dann keine Rolle. Wenn es nur "richtig" ist, beachtet der Stuttgarter Verein z.B. auch Äußerungen des dritten Hausmeisters der Justizvollzugsanstalt Heimsheim.
Um von Diagnose-Funk missachtet zu werden, genügt es hingegen völlig, einfach nur das "Falsche" über das Risiko EMF zu sagen. Kompetenz spielt dann keine Rolle. Wenn es nur "falsch" ist kann selbst der wissenschaftliche Ausschuss zur Risikobewertung am EU-Parlament sagen was er will, Diagnose-Funk wird gnadenlos auf Durchzug stellen.
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EU-Ausschuss Scheer: finale HF-EMF-Stellungnahme (2023)
H. Lamarr , München, Freitag, 16.06.2023, 02:27 (vor 526 Tagen) @ H. Lamarr
Der wissenschaftliche EU-Ausschuss Scheer hat seine Ankündigung von 2021 wahr gemacht und eine vorläufige Neubewertung des Risikos HF-EMF vorgenommen. Scheer sieht Bedarf für neue HF-EMF-Grenzwerte, enttäuscht zugleich aber Mobilfunkkritiker. Interessengruppen aller Art können bis 25. September 2022 die Scheer-Stellungnahme kommentieren.
Scheer hat jetzt seine finale Stellungnahme (PDF, 56 Seiten, englisch) vom 18. April 2023 veröffentlicht: Opinion on the need of a revision of the annexes in the Council Recommendation 1999/519/EC and Directive 2013/35/EU, in view of the latest scientific evidence available with regard to radiofrequency (100 kHz - 300 GHz). Im Abstract gibt es keinerlei Abweichungen gegenüber der vorläufigen Stellungnahme vom 16. August 2022. Sollte die öffentliche Konsultation überhaupt Änderungen am Inhalt bewirkt haben, können diese nicht von grundsätzlicher Bedeutung sein. Viel Raum schenkt die Stellungnahme der NTP- und Ramazzini-Studie mit ihren Stärken und Schwächen.
Auf der Grundlage der verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse hat Scheer ...
► nach der Veröffentlichung des SCENIHR-Gutachtens zu möglichen gesundheitlichen Auswirkungen der Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern (EMF) im Jahr 2015 verschiedene wissenschaftlich fundierte Quellen berücksichtigt.
► festgestellt, dass In-vitro-Studien unsichere Beweise für Wechselwirkungsmechanismen melden, die das oxidative Gleichgewicht, genetische und epigenetische Wirkungen und die Kalzium-Signalgebung betreffen, welche wiederum zu biologischen Wirkungen führen können.
► keine mittelgradigen oder starken Belege für gesundheitsschädliche Auswirkungen infolge chronischer oder akuter HF-EMF-Exposition durch bestehende Technologien feststellen können bei Werten unterhalb der in den Anhängen der Empfehlung 1999/519/EG des Rates und der Richtlinie 2013/35/EU festgelegten Grenzwerte.
► die technischen Fortschritte zur Kenntnis genommen, die seit den Icnirp-Expositionsleitlinien (1998) in den Bereichen rechnerischer und experimenteller Expositionsabschätzung und Dosimetrie erzielt wurden und die eine genauere Bewertung der Exposition von Menschen zulassen.
► ferner festgestellt, dass neue und aufkommende Funkanwendungen tendenziell höhere Frequenzen und eine geringere Strahlungsleistung in unmittelbarer Nähe zum menschlichen Körper verwenden. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen eine Strahlenbündelung oder intensive gepulste Strahlung die Exposition für kurze Zeit erhöhen kann.
► anerkannt, dass die aktuellen Icnirp-Expositionsrichtlinien (2020) neue dosimetrische Größen einführen, um Menschen effektiver vor neuen technologischen Anwendungen von HF-EMF zu schützen. Daher spricht sich Scheer für eine technische Überarbeitung der Anhänge der Empfehlung 1999/519/EG des Rates und der Richtlinie 2013/35/EU im Hinblick auf hochfrequente elektromagnetische Felder (100 kHz bis 300 GHz) aus.
Obige Aussagen von Scheer werden von allen Mitgliedern des Ausschusses getragen, abweichende Minderheitenmeinungen zum Sachstand gibt es nicht.
Eine vorläufige weitere Scheer-Stellungnahme, diesmal zu NF-EMF, wird für Juli 2023 angekündigt (Opinion II).
Öffentliche Konsultation
Die Ergebnisse der öffentlichen Konsultation inklusive der angefügten Kommentare von Scheer sind in diesem Dokument aufgelistet (PDF, 213 Seiten, englisch) vorausgesetzt, die Autoren der Einwände haben der Veröffentlichung zugestimmt. Diagnose-Funk selbst trug auch diesmal keine Einwände vor. Andere Mitglieder der Anti-Mobilfunk-Szene wie Michaela Thiele und Pernille Shriver (beide von der gescheiterten Europäischen Bürgerinitiative "Stop 5G") hingegen schon. Umfang und Struktur des Dokuments stehen einer schnellen Auswertung leider im Wege. Sollte mein Zeitbudget es hergeben, will ich eine Auswertung jedoch nachreichen.
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EU-Ausschuss Scheer: finale HF-EMF-Stellungnahme (2023)
KlaKla, Freitag, 16.06.2023, 08:24 (vor 525 Tagen) @ H. Lamarr
Die Ergebnisse der öffentlichen Konsultation inklusive der angefügten Kommentare von Scheer sind in diesem Dokument aufgelistet (PDF, 213 Seiten, englisch) vorausgesetzt, die Autoren der Einwände haben der Veröffentlichung zugestimmt. Diagnose-Funk selbst trug auch diesmal keine Einwände vor. Andere Mitglieder der Anti-Mobilfunk-Szene wie Michaela Thiele und Pernille Shriver (beide von der gescheiterten Europäischen Bürgerinitiative "Stop 5G") hingegen schon. Umfang und Struktur des Dokuments stehen einer schnellen Auswertung leider im Wege. Sollte mein Zeitbudget es hergeben, will ich eine Auswertung jedoch nachreichen.
Folgende Aktivistinnen und Aktivisten, die hier im Forum erwähnt werden, haben teilgenommen:
- Rainer Nyberg
- Pernille Schriver
- Arazi Marc
- Belyaev Igor
- Michaela Thiele
- Ronald Melnick
- Joel Moskowitz
Thiele bringt das was Diagnose-Funk zu berichten weiß. Einig scheint man sich zu sein, bekannt zu machen, dass man der ICNIRP misstraut.
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Meine Meinungsäußerung
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Scheer-Bericht: Michaela Thiele im Minenfeld des Hochmuts
H. Lamarr , München, Sonntag, 25.06.2023, 20:54 (vor 516 Tagen) @ H. Lamarr
Die Ergebnisse der öffentlichen Konsultation inklusive der angefügten Kommentare von Scheer sind in diesem Dokument aufgelistet (PDF, 213 Seiten, englisch) vorausgesetzt, die Autoren der Einwände haben der Veröffentlichung zugestimmt. Diagnose-Funk selbst trug auch diesmal keine Einwände vor. Andere Mitglieder der Anti-Mobilfunk-Szene wie Michaela Thiele und Pernille Shriver (beide von der gescheiterten Europäischen Bürgerinitiative "Stop 5G") hingegen schon.
Eigenem Bekunden zufolge ist Michaela Thiele gelernte Fremdsprachensekretärin, Diplom-Ökonomin, Mediatorin und Christin. Sie hat damit Qualifikationen, die ihr in der Mobilfunkdebatte aber keinerlei Mehrwert einbringen. Dennoch wagt sich Thiele sogar auf wissenschaftliches Terrain und beteiligte sich mit einem Kommentar an der öffentlichen Konsultation des Scheer-Berichts über HF-EMF. Wie ist diese grandiose Selbstüberschätzung zu erklären?
Thieles Karriere als Mobilfunkgegnerin begann im Dezember 2020 als Mitbegründerin des "Bündnis Verantwortungsvoller Mobilfunk Deutschland" (BVMDE), bei dem sie sich zunächst ehrenamtlich als "Koordinatorin" betätigte und auch als Verantwortliche im Impressum stand. Nachdem der Anlauf für eine bezahlte Halbtagsstelle scheiterte, tauchte sie Ende 2021 beim BVMD ab und trat 2022 bei der Europäischen Bürgerinitiative (EBI) "Stop 5G" als Stellvertreterin der für Deutschland zuständigen EBI-Organisatorin Elisabeth Madsen in Erscheinung. Madsen und Thiele kannten sich schon, denn beide sind Mitglieder derselben Anti-5G-Bürgerinitiative in Kassel. Thieles Aufgabe war es nun, für die EBI, die am 1. März 2023 scheitern sollte, finanzielle Zuwendungen einzuwerben. Das klappte allerdings mit zuletzt zehn Spenden über insgesamt 677 Euro mehr schlecht als recht. In dieser Schaffensphase muss sie auch ihren Kommentar zum Scheer-Bericht eingereicht haben, denn das Zeitfenster dafür schloss sich am 25. September 2022 und sie nennt in dem Kommentar auch die EBI als ihre Heimat. Doch schon am 1. Oktober 2022 ist die ehemalige Chefsekretärin schlussendlich auf ihrer jüngsten Karrierestation im Sekretariat des Vereins Diagnose-Funk angekommen.
Der Kommentar (ab Seite 206), mit dem Michaela Thiele Einwände gegen den (vorläufigen) Scheer-Bericht vorträgt, kreist um zwei Anlässe:
► Die Referenzierung auf die britsche Million-Woman-Studie (Epdemiologie), an deren jüngstem Follow-up auch der deutsche Wissenschaftler Joachim Schüz beteiligt war.
► Pauschale Kritik an Icnirp.
Da ihr originäre fachliche Kritik nicht möglich war, griff sie auf Kritiken anderer zurück, die im Internet mit Suchmaschinen mühelos zu finden sind.
Million-Woman-Studie
Gegen die Million-Woman-Studie trug sie zunächst Gegenargumente von Joel Moskowitz vor. Kurios: Moskowitz selbst verzichtete darauf in seinem eigenen Kommentar zum Scheer-Bericht (Seite 212), er trug anderes vor, das ihm wichtiger erschien. Anschließend belehrte Thiele das Scheer-Personal über die begrenzte Aussagekraft epidemiologischer Studien und schwenkte dann ein auf die Internet-Kritik an der alten Kohortenstudie (Dänemark) von Schüz. Diese Studie wurde besonders nach dem Follow-up (2011) von Kritikern in der Luft zerrissen. Spaßig-unqualifiziert ist Thieles tiefer Schwenk zurück in die Vergangenheit deshalb, weil die besagte Kohortenstudie im Scheer-Bericht 2023 mit keiner Silbe erwähnt wird. Thiele spekulierte offensichtlich darauf, Schüz als Co-Autor des frischen Follow-ups der Million-Woman-Studie rückwirkend mit seiner dänischen Kohortenstudie noch ein Stückchen mehr entwerten zu können.
Auf Thieles umfangreiche Kritik an der Referenzierung auf die Million-Woman-Studie entgegnete Scheer unbeeindruckt (in deutscher Übersetzung):
Vielen Dank für Ihren Kommentar. Scheer hat spezifische Kriterien (§ 4.2.4) für die Auswahl von Informationsquellen zur Erfüllung des Auftrags festgelegt. Systematische Übersichten und Meta-Analysen bildeten den Großteil der nach einer Qualitätsbewertung bewerteten Evidenz. Die Verwendung einzelner groß angelegter bevölkerungsbezogener Studien wird nun im geänderten Text erläutert.
Kritik an Icnirp
Von allen guten Geistern verlassen beginnt Thiele ihre Einlassung gleich mit dem Fauxpas "Wir fordern die Auflösung und eine unabhängige Neubesetzung der ICNIRP", als ob die öffentliche Konsultation zum Scheer-Bericht eine Petitionsplattform wäre. Sollte Scheer bis dahin im Unklaren gewesen sein, wer hier kommentierte, konnte Thiele mit ihrem forschen Eröffnungszug jeden Zweifel an ihrer ungenügenden fachlichen Qualifikation beseitigen.
Bemerkenswert ist, die Google-belesene Kritikerin beruft sich bei dem eher schlichten Thema Icnirp-Kritik nicht etwa auf Material ihres zukünftigen Arbeitgebers in Stuttgart, sondern greift auf zwei Norweger im Ruhestand zurück. Das will was heißen. Pflichtschuldig schenkte Thiele Diagnose-Funk dann aber doch in ihrer Quellenauflistung noch einen Link, der aber fehlerhaft ist und nicht zum Ziel führt. Als bekennende Christin darf Frau Thiele dieses Missgeschick aus meiner Sicht als Wink Gottes betrachten, milde ausgedrückt die Finger von Angelegenheiten zu lassen, von denen man keine Ahnung hat. Ich wiederum bitte um Verständnis, dass ich mir aus naheliegenden Gründen nicht die Mühe machte, herauszufinden, wohin der defekte Link hätte führen sollen. Denn mMn erwartet einen am Ziel ohnehin nur hinlänglich bekannter Bullshit.
Scheer reagierte auf Thieles deplatzierte Icnirp-Kritik kurz, höflich und unmissverständlich:
Vielen Dank für Ihren Kommentar. Scheer kann nicht im Namen Icnirps antworten.
Fazit
Mit im www eingesammelten fremden Argumenten wagte sich eine ehemalige Chefsekretärin in die öffentliche Konsultation eines wissenschaftlichen EU-Ausschusses. Warum tut jemand so etwas? In einem Interview gab Frau Thiele über ihre Motive diese Auskunft:
Als Mitglied in der 5G-Bürgerinitiative Kassel bin ich [...] motiviert durch das Verlangen, Mensch und Natur zu schützten und eine intakte, natürliche Lebensumwelt für künftige Generationen zu erhalten.
Klingt etwas naiv aber edel. Allerdings wurde zuvor Elisabeth Madsen zu ihrer Motivation gefragt und gab wortwörtlich die gleiche Auskunft, wodurch Thiele wie ein Papagei wirkt. Möglicherweise rumort bei der ehemaligen Chefsekretärin noch anderes, z.B. ein starker Geltungsdrang. Diese Vermutung würde nahtlos zu Thieles gegenwärtigem Arbeitgeber passen. Sich als Laie mutig in das englischsprachige Konsultationspapier eines wichtigen EU-Ausschusses zu trauen, das könnte durchaus ein prestigeträchtiges Motiv gewesen sein, um in den Echokammern der Szene bei gewöhnlichen "Stopfgänsen" Ansehen zu ernten. Doch dies ist spekulativ, die wahren Motive könnten freilich auch für Thiele selbst in den Tiefen ihres Unterbewusstseins verborgen sein. Sinn und Zweck meines Posts ist nicht ein laienhaftes Psychogramm, sondern die Botschaft Schuster, bleib bei deinem Leisten oder treffender im christlichen Kontext: Obacht, Hochmut kommt vor dem Fall.
Hintergrund
Mount Stupid: Der Gipfel der Ahnungslosigkeit, den keiner merkt
Fliegengewicht Wolf fordert Schwergewicht Enders heraus
[Admin: Hintergrundlinks hinzu gefügt am 26.06.2023]
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Scheer-Bericht: Michaela Thiele im Minenfeld des Hochmuts
KlaKla, Montag, 26.06.2023, 08:53 (vor 515 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von KlaKla, Montag, 26.06.2023, 09:29
1999 wurde von dem Neuseeländer Neil Cherry eine Kampagne gegen die ICNIRP gestartet. Immer wieder versuchen Mobilfunkgegner, diese Organisation zu diskreditieren. Ein Fuß in den erlesenen Kreis der Wissenschaftler ist ihnen bis heute verwehrt geblieben.
15.01.2019 beichtet der Tagesspiegel über die Verflechtungen der ICNIRP. Ein kleiner Insiderkreis bewertet die Gefahren. Diagnose-Funk und Klaus Buchner ÖDP nehmen auf dem Trittbrett platz und wettern gegen die ICNIRP.
22.09.2019 auf der Demo in Berlin (Messmers Petition gegen 5G) forderte der Baubiologe Jörn Gutbier:
Die sofortige Auflösung des ICNIRP Büros im BfS!
15.05.2020 verbreitet Diagnose-Funk seine Empfehlung für das BfS, in seinem Mitgliedermagazin Kompakt:
Keine weitere Zusammenarbeit mit der ICNIRP!
29.03.2021 geht es weiter mit
Stopp der Bundeszahlungen an die ICNIRP
28.04.2021 fasst Diagnose-Funk die Meinung von fünf ICNIRP-Kritiker zusammen
(Tom Butler, Leszczynski, Hardell, Buchner und Rivasi).
2022 wurde die Gegen-ICNIRP gegründet. Diese will gegen die ICNIRP argumentieren. Die ICBE-EMF, der auch der von Thiele zitierte Joel Moskowitz angehört. Die ICBE-EMF ist noch nicht etabliert, aber Hinweise auf diese Gruppen sind hilfreich.
01.03.2023 Und dafür sorgt Diagnose-Funk,
Auszug: ... Doch die Basis unserer Argumentation wird immer besser. Die STOA-Studie des EU-Technikfolgenausschusses stützt das Wissen um die Krebs- und Fertilitätsrisiken, der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) fordert eine Schutzpolitik und neue Grenzwerte ein, die Grenzwertkommission ICBE-EMF untermauert dies.
Bewährte Strategie: Um nicht selbst in die Kritik zu geraten, schickt man einfach eine Stopfgans ins Rennen. So richtig blöd wird es, wenn man vom Gänsemäster finanziell abhängig ist.
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Lennart Hardell schießt gegen Icnirp & Gesundheitsrat NL
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Meine Meinungsäußerung
BfS-Bewertung der HF-EMF-Stellungnahme (2023) von Scheer
H. Lamarr , München, Freitag, 24.11.2023, 22:08 (vor 364 Tagen) @ H. Lamarr
► SCHEER kommt zu dem Schluss, dass unterhalb der aktuellen Grenzwerte keine mäßige oder starke Evidenz für gesundheitsschädliche Wirkungen durch akute oder chronische Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern vorliegt. Das gilt somit auch für Mobilfunk.
► Laut SCHEER ist die Evidenz für nicht-thermische Wirkungen hochfrequenter elektromagnetischer Felder unklar. Zukünftige Forschung mit strikten methodischen Qualitätskriterien ist notwendig.
► SCHEER empfiehlt eine technische Überarbeitung der Anhänge der EU-Ratsempfehlung 1999/519/EC und der Direktive 2013/35/EU für beruflich exponierte Personen auf Basis der aktualisierten Grenzwertempfehlung von ICNIRP aus dem Jahr 2020.
► Das BfS begrüßt die Stellungnahme von SCHEER und unterstützt deren Empfehlungen nach weiterer Forschung bezüglich Millimeterwellen und einer Aktualisierung der EU-Empfehlungen.
Zur vollständigen Bewertung des BfS ...
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