Experte Münzenberg irrt (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 07.07.2017, 21:55 (vor 2694 Tagen) @ Kuddel

zitat ovb-online
....so der Experte. Die 100 Prozent würden auch schon gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Ist man diesem Wert dauerhaft ausgesetzt, steige etwa die Körpertemperatur eines Menschen um ein Grad an.

uiuiui...was für eine Aussage aus dem Munde eines "Experten" !

Ja, an dieser wundersamen Behauptung (Quelle) bin auch ich hängen geblieben. Ein daraufhin bei OVB online geschriebener Kommentar wartet jetzt schon seit 9 Stunden auf Freischaltung (ein anderer, ebenfalls bei OVB online, hängt seit 8 Stunden ab). Das wird wohl nichts mehr werden, deshalb der Text 1:1 jetzt hier:

*********************************** Beginn Kommentartext ***********************************

Der Hinweis auf den "kritischen Punkt" Seniorenheim in der Münchener Straße ist irreführend. Denn dort wurde außen auf der Nottreppe in Höhe der beiden rd. 15 Meter und 30 Meter entfernten Sendemasten gemessen. Ein unrealistisches Szenario, denn dort hält sich kein Mensch dauerhaft auf. Dass trotz der ungünstigen Situation der Grenzwert nur zu 1/3 ausgeschöpft wird kann man auch positiv sehen. Einen Baubiologen wie Herrn Münzenberg überhaupt mit solchen Messungen zu beauftragen ist nicht positiv zu sehen, denn Baubiologen unterliegen einem Interessenkonflikt, sie bestreiten einen Teil ihrer Einkünfte mit der (unbegründeten) Angst der Menschen vor Elektrosmog. Herr Münzenberg ist zudem Funktionär in der deutschen Baubiologie und damit aus meiner Sicht umso stärker kritisch zu sehen, da er auch auf Verbandsebene die (kommerziellen) Interessen der Baubiologie vertritt.

Falsch ist die Behauptung: „Allerdings schlägt die Stadt München in ihrem Mobilfunkkonzept schon bei einem zehnprozentigen Erreichen des Grenzwertes Alarm“. Die Stadt schlägt nicht Alarm, sie betreibt seit 2003 mit einem Mobilfunk-Vorsorgemodell lediglich ziemlich wirkungslos Vorsorge. Denn das Modell gilt allein für Liegenschaften der Stadt, nicht für private Standortvermieter. Die Folge: Ein Jahr nach Einführung des Vorsorgemodells hatte die Stadt noch immer keine einzige Liegenschaft (neu) an einen Betreiber vermietet. Wie es heute steht ist von uns bei der Stadt angefragt.

Für einen Experten erschreckend falsch ist auch die Behauptung, bei 100 Prozent Grenzwertausschöpfung "steige etwa die Körpertemperatur eines Menschen um ein Grad an.". Richtig ist: Unter Grenzwertbedingung steigt die Körpertemperatur eines Menschen (Allgemeinbevölkerung) nicht um 1 Grad an, dies trifft erst bei einer Grenzwertüberschreitung um den Faktor 50 zu, wenn ein Mensch eine gewichtsbezogene Leistung von 4 W/kg absorbiert.

Unterm Strich stelle ich fest, dass in der Mobilfunkdebatte noch immer mit Halbwahrheiten und Desinformation Ängste geschürt werden, die objektiv nicht begründbar sind. Dies funktioniert, weil die Thematik komplex ist und Laien auf "Ratgeber" angewiesen sind. Unglücklicherweise spielen die Medien als Kolporteure von Verlautbarungen häufig keine gute Rolle, sie lassen sich häufig willig vor den Karren von Interessengruppen spannen, ohne die Desinformation, die sie verbreiten, überhaupt zu bemerken. Wer sich seriös und vor allem frei von versteckten Interessen informieren möchte, ist auf die Website des Bundesamtes für Strahlenschutz erheblich besser aufgehoben.

************************************ Ende Kommentartext ************************************

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
, Fehlinterpretation, Baubiologe, Interessenkonflikt, Desinformation, Medien, Zensur, Falschmeldung, Umweltanalytik, OVB-online, Kolportage, Münzenberg


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