Von der Täuschung hin zur Realität (Allgemein)

Dr. Ratto, Dienstag, 14.07.2015, 13:56 (vor 3171 Tagen) @ KlaKla

Glaube keiner Studie, die du nicht selbst gefälscht hast?!

Eine einzelne Studie, ob gut oder schlecht, gefälscht oder nicht, hat keine Bedeutung. Bei qualitativ ordentlich durchgeführten Studien lieg die Wahrscheinlichkeit rein zufällig einen Effekt zu finden wo keiner ist unter 5% (p-Wert, Fehler 1. Art), aber nicht bei 0. Findet man nichts, ist es erst recht kein Beweis, die nicht Existenz von irgendwas kann man nicht beweisen. Bei guten Studien liegt die Wahrscheinlichkeit einen Vorhandenen Effekt irrtümlich zu übersehen bei max. 20%. (Fehler 2. Art). Deswegen sollte jedes Ergebnis unabhängig reproduziert werden.

Im Kreis der anerkannten Wissenschaft, werden Studien besprochen und veröffentlicht.

Und vor allem von Gremien, die aus vielen erfahrenen Wissenschaftlern bestehen, bewertet. Daraus wird ein Fazit gezogen. Diese Gremien legen auch immer ihre Bewertungskriterien offen und geben die Namen der beteiligten Experten und Angaben zum möglichen Interessenskonflikt an. Zeigen viele Studien von angemessener Qualität zu einem bestimmten Thema - etwa Krebs oder Schlafstörungen - in dieselbe Richtung, ist davon auszugehen dass es auch stimmt. Vor allem wenn sich mehrere Experten in der Bewertung einig sind. In den weiter untern gelisteten aktuellen Bewertungen gibt es immer eine allgemein verständliche Zusammenfassung, einzelne Studien sind aber genannt, mehr oder weniger genau beschrieben und vor allem die Qualität bewertet und diese Bewertung begründet (z.B. Mängel an der Expositionsanlagen, Fehler in der Statistik oder in den Methoden). Wenn Mobilfunkgegner etwas aus der Schublade ziehen was Angst macht, kann man nachschauen ob eine der unten genannten Übersichten diese Studie bewertet und was sie dazu sagt. Das hilft es einzuordnen.

Einen Beispiel, wie Studienbewertung aussieht, habe ich hier gemacht. Das können Laien nicht und sollten es auch lassen.

Die aktuellsten Bewertungen zu Hochfrequenz:

International Agency for Research on Cancer (IARC) kommt 2011 zum Schluss, dass hchfrequente Felder von Handys (aber nicht Masten) möglicherweise krebserregend sind. Bei deren Sprachgebrauch heißt möglich, dass es nicht ausgeschlossen ist, da es vereinzelte Hinweise gibt. In die Kategorie "wahrscheinlich krebserregend" haben es die Felder nicht geschafft. In derselben Kategorie sind auch niederfrequente Magnetfelder, die von allen elektrischen Geräten im Haushalt sowie Stromleitungen ausgehen.

Die deutsche Strahlenschutzkommission (SSK) hat ihre Stellungnahme zu biologischen Auswirkungen des Mobilfunks (2011) vor allem auf den Ergebnissen des Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms begründet.

Der Health Council of the Netherlands hat zwei Bewertungen zu Mobilfunk und Krebs herausgegeben, eine über Humanstudien (2013) und eine über Tierstudien (2014).
Fazit: Es gibt kein nachgewiesenes Krebsrisiko, aber für Zeiträume über 13 Jahre fehlen Daten (die Technik ist nicht alt genug), deswegen kann man es nicht ausschließen. Das bedeutet dasselbe wie die Bewertung der IARC, ist für einen Laien aber wesentlich leichter zu verstehen.

Scientific Committee on Emerging and Newly Identified Health Risks (SCENIHR) hat im Januar 2015 die Opinion on Potential health effects of exposure to electromagnetic fields (EMF) veröffentlich. Hier sind alle biologischen und gesundheitlichen Auswirkungen berücksichtigt, nicht nur Krebs, und auch alle Frequenzbereiche

Der Schwedische Scientific Council on Electromagnetic Fields (SSM) hat 2015 eine Übersicht über gesundheitliche Auswirkungen aller Frequenzbereiche erstellt.

ICNIRP ist gerade dabei, die Grenzwertempfehlung zu Überarbeiten.

Die WHO ist gerade dabei, Environmental Health Criteria zu hochfrequenten Feldern zu aktualisieren. Die öffentliche Diskussion ist abgeschlossen, publiziert werden sie voraussichtlich 2016. Wie dabei vorgegangen wird und wer beteiligt ist, ist in dieser Präsentation dargestellt.

Es tut sich also was, es muss nicht jeder alles bis ins Detail verstehen. Besser, auf die WHO warten, und wenn schon nicht glauben, zumindest vertrauen.

Tags:
ICNIRP, WHO, IARC, Wissenschaft, Studie, Effekte, SSK, Studienbewertung, Vertrauen


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