Taktische Ablenkungsmanöver (Allgemein)

Kuddel, Dienstag, 06.11.2007, 22:12 (vor 6039 Tagen) @ Doris
bearbeitet von Kuddel, Mittwoch, 07.11.2007, 00:44

Wir differenzieren jetzt mal zwischen Handteil und Basisstation.
Wie hoch ist die Belastung durch das Handteil eines DECT-Telefons (reguliert die Strahlung nicht) und die durch ein Handy? Hier variiert die Belastung vermutlich, guter - mittelmäßiger - schlechter Empfang.

Hallo Doris.
Eine kniffelige Frage, ich versuche mal eine Antwort zu konstruieren (ohne Anspruch auf Richtigkeit, alles "Daumenwerte" ).

Die "Belastung" durch das Handy ist sicher von Fall zu Fall stark unterschiedlich. Im Idealfall ist der SAR-Wert des GSM-Telefons deutlich geringer-, im ungünstigen Fall deutlich über der eines DECT Handteils.
Das hängt nun stark vom Netzausbau (Dorf <=> Großstadt) und vom Telefonierverhalten (Im Haus <=> im Freien) ab.

Genaue Zahlen habe ich auch nicht, jedoch gibt es in diesem Dokument (Dr. Eder LfU) eine Graphik, welche die SAR Belastung durch ein Handy bei einer Stadtrundfahrt in München beschreibt. Auf Seite 30 ist ein SAR-Durchschnittswert von ca 250mW/kg zu sehen, der Maximalwert beträgt 1,2W/kG, der Minimalwert 2,5mW/kg (vermutlich kommen die Spitzen oberhalb 1W/kg durch den Zellen-Handover zustande => Verbindung mit 2 Basisstationen zugleich). Die Messungen erfolgten bei 900MHz, bei 1800MHz sähen sie wahrscheinlich ungünstiger aus.

Ich nehme beim weiteren Vorgehen vereinfachend an, daß die "Rundfahrt-Belastung" repräsentativ für alle GSM Nutzer ist.

Auf Seite 25 ist eine Angabe zum SAR zweier DECT Geräte, eines mit 95mW/kg und eines mit 13mW/kg. Diese Werte decken sich in etwa mit den Werten, welche bei diesem Onlineshop zu sehen sind und vermutlich mit dem gleichen Meßgerät durchgeführt wurden. Die 13mW/kg entsprechen einem Mobilteil im leistungsreduzierten Modus (im selben Raum, meist auch noch im Nachbarraum). Das "Meßgerät" der Firma Maschek erhebt nicht den Anspruch sehr genau zu sein, sondern ist für "orientierende" Vergleichsmessungen gedacht. Gerüchten zufolge "mißt" es tendenziell Faktor 2 zu hohe Werte (SAR gemäß ANSI über 1g gemittelt, statt über 10g gemäß EU Norm).

Wie schon mal in diesem Forum erwähnt, haben ca 40% der Schnurlostelefon-Mobilteile (* ca Marktanteil des entsprechenden Herstellers per Suchmaschine bestimmt) eine Leistungsregelung (seit ca 10 Jahren, also praktisch schon immer), welche die Leistung im gleichen Raum mit der Basis auf 1/4..1/10 reduziert. Insofern stimmt die "Behauptung" der MF-Kritiker, daß DECT keine Leistungsregelung habe, nur zu ca 60%.

Als Fazit bezüglich Telefonteil kann man daher annehmen, daß im Mittel die "SAR-Belastung" von DECT Faktor 2..4 geringer, aber in ähnlicher Größenordnung eines GSM Mobilteils ist (gilt für München, nicht für das Dorf Pusemuckl !!), jedoch bei GSM weniger "vorhersehbar" bzw es besteht mehr Potential nach "oben" hin (Wichtig im Fall einer "Wirkungsschwelle" !)

Unter Berücksichtigung des Anteils (ca 40%) im Markt befindlicher strahlungsarmer Schnurlos-Mobilteile, bzw dem Umstand, daß die Handyversorgung auf Dörfern auch schlechter sein kann, als in München, verschiebt sich das statistisch gemittelte Verhältnis (bez SAR Belastung) sicherlich deutlich zugunsten der DECT Geräte (schätzungsweise Faktor 5..10).

Bezüglich DECT Basis ist es oft so, daß im selben Raum mit der DECT Basis der Spitzenwert der Leistungsflußdichte höher ist, der Mittelwert der Leistungsflußdichte jedoch deutlich geringer (um Faktor 100 bezogen auf den Spitzenwert), als die von Mobilfunk-Basisstationen eindringende Strahlung.
Zudem fällt die Leistungsflußdichte der DECT-Basis sehr rasch mit der Entfernung ab, während die Leistungsflußdichte einer Mobilfunkbasis meist innerhalb des gesamten Raumes im Mittel konstant ist (Wenn man von den üblichen reflexionsbedingten Schwankungen absieht).

Bei mir ist es so, daß bereits im Nachbarraum zur DECT Basis (steht im Flur) auch bei Spitzenwert-Betrachtung die Mobilfunkbasis stärker ist. Bei Mittelwertbetrachtung ist die DECT Basis kaum noch nachweisbar, während bei der Mobilfunkbasis Spitzenwert und Mittelwert etwa identisch sind.
Das gern gebrachte Argument, "eine DECT Basis strahlt stärker, als eine Mobilfunkbasis in 50m Abstand" stimmt somit nur für den Spitzenwert, nicht aber für den Mittelwert, denn eine DECT Basis hat lange Pausen zwischen den Sendepulsen, eine Basisstation nicht. In 1,5m Abstand zur DECT Basis ist der Spitzenwert der Leistungsflußdichte bei 10mW/m², während der Durchschnittswert nur bei 100uW/m² liegt. Bei der Mobilfunkbasis sind beide Werte etwa gleich hoch. Ein Vergleich ist also ein solcher von Äpfeln mit Bananen.

Wenn die nämlich immer so auf diese Dauerbelastung durch die Basisstation hinweisen, dann wähnt sich der Verbraucher in totaler Sicherheit, wenn er sich nun ein strahlungsarmes DECT kauft und meint er telefoniere nun plötzlich auf eine "gesunde Art".

Es gibt auch gute Tipps zur Expositionsminimierung bei DECT.
- Bezügl. Basis: Entweder ein Gerät mit "strahlungsarmer" Basis nehmen, oder ein Gerät mit getrennter Ladefunktion => Basis dann z.B: im Flur oder Keller aufstellen.
- Bez. Mobilteil: Freisprechfunktion benutzen ist die effektivste Methode. Die funktioniert bei modernen Geräten wirklich sehr gut und ist m.M.n. ein echter Komfortgewinn (telefoniere zu 70% über Freisprechen).
- Gerät mit Leistungsregelung im Mobilteil verwenden (gibts seit 10 Jahren).


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