9. Beschwerde über ZDF-Sendung "Klimalüge, Plandemie und 5G" (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 28.05.2024, 22:46 (vor 177 Tagen) @ H. Lamarr

Die ZDF-Sendung "Klimalüge, Plandemie und 5G" empörte Diagnose-Funk so heftig, dass der Stuttgarter Verein das Kunststück fertiggebracht haben will, am 1. August 2023 vorsorglich Programmbeschwerde beim ZDF einzureichen – noch vor Erstausstrahlung der Sendung am 4. August. Schauen wir uns gemeinsam an, was den Verein so erregte und wie das ZDF auf die Beschwerde reagierte. Abschließend überlegen wir uns, welcher Teufel Diagnose-Funk wohl geritten haben mag.

Stein des Anstoßes für Diagnose-Funk war die rd. 44 Minuten dauernde Folge 5 der sechsteiligen ZDF-Sendereihe "Verschwörungen - Die Wahrheit der Anderen". Der Klappentext zu dieser Folge umreißt, worum es geht: Gegen jede Logik, schreibt das ZDF, halten Verschwörungsideologen die Pandemie und die menschengemachte Klimakrise für eine Lüge und moderne Technologie wie 5G als Mittel zur Totalüberwachung.

Die Kristallkugel, die es Diagnose-Funk ermöglichte, sich drei Tage vor Erstausstrahlung der Folge mit einer Programmbeschwerde in Szene zu setzen, war möglicherweise das IZgMF-Forum. Denn dort wurde bereits am 28. Juli 2023 auf die Sendung aufmerksam gemacht. Wie aber konnte Forumteilnehmer "e=mc2" das bewerkstelligen? Nun, Hexerei war nicht im Spiel. Das ZDF stellte die Folgen der Sendereihe stets einige Tage vor deren Erstausstrahlung im Fernsehen in seine Mediathek ein. Ein Späher von Diagnose-Funk musste also nur hier mitlesen ...

Die Original-Programmbeschwerde, die der Anti-Mobilfunk-Verein beim ZDF eingereicht haben will, bekommen wir scheinbar nicht zu Gesicht. Stattdessen quält Diagnose-Funk die Besucher seiner Website mit einem Beitrag über die Beschwerde, der so stark mit Schwulst aufgebläht ist, dass der Kern des Anliegens nur mit Mühe ausfindig zu machen ist. Der Kern ist a) überraschend klein und b) butterweich. Mutmaßlich hat dies auch der Autor erkannt und deshalb zur Ablenkung von der Schwäche des Kerns jede Menge schmückendes Beiwerk und Blendwerk drumrum drapiert, das vor allem einen blendend darstellt: Diagnose-Funk.

Erst am Ende des Beitrags und vor dem Beginn der üppigen Eigenwerbung durfte ich überrascht feststellen: Hoppla, der Text ist ja gar nicht ein holprig geschriebener Roman "über die Programmbeschwerde", sondern das ist tatsächlich die "Programmbeschwerde", die der Verein beim ZDF eingereicht haben will! Reingefallen bin ich, weil oben die klärende Grußformel zu Beginn des Briefes (oder der E-Mail) fehlt, schlau geworden bin ich, weil unten die Grußformel am Ende vorhanden ist. Auf diese Fußangel komme ich weiter unten noch einmal zurück.

Bohrung zum Kern der Programmbeschwerde

Diagnose-Funk nimmt an lediglich zwei Aussagen der Folge 5 Anstoß:

Aussage 1: "Einige Menschen glauben, dass das 5G-Netz nicht nur gesundheitsschädlich ist, sondern auch als Totalüberwachung dient". Doch diese Aussage will der Verein nicht etwa in Folge 5 vernommen haben, nein, er hat sie auf der begleitenden Webseite des ZDF gefunden. Einen Webinhalt mit einer Programmbeschwerde anzugreifen, halte ich allerdings für ziemlich verquert.

Aussage 2: "Fakt ist, Strahlung kann den Körper erwärmen. Einen wissenschaft­lichen Beweis, dass Mobilfunkstrahlung das Immunsystem beeinflusst, gibt es dagegen nicht. (…) Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Personen, die sich selbst als elektrosensibel bezeichnen, elektromag­netische Felder nicht zuverlässig wahrnehmen können. Gesundheitliche Beschwerden können daher nicht in Zusammenhang mit Mobilfunk gebracht werden." Diese Aussage war in Folge 5 tatsächlich zu hören. Unmittelbar zuvor durfte der "Elektrosensible" Uli W. seinen gewohnt hanebüchenen Stuss auftischen.

Die Begründungen, wie und warum sich Diagnose-Funk an den beiden Aussagen reibt, kann man auf der oben verlinkten Webseite des Vereins nachlesen. Eine überzeugende Beweisführung bringen die Stuttgarter mMn nicht zustande. Sie schwelgen vorwurfsvoll in Allgemeinplätzen, widersprechen sich, belegen Behauptungen bevorzugt mit Links auf die eigene Website, berufen sich auf Autoritäten, deren fachliche Qualifikation fragwürdig ist und beklagen, von der Redaktion der Sendereihe vorab nicht gefragt worden zu sein. Meine Erfahrung mit solchen Texten: Wer nur zwei Einwände mit so viel Gerede und Links begründen muss, der hat Strohhalme im Köcher, keine Pfeile.

Reaktion des ZDF

Seit Einreichung der Programmbeschwerde sind bis heute 9 Monate, 3 Wochen und 6 Tage verstrichen. In dieser Zeitspanne trägt eine werdende Mutter ihr Kind aus, der Verein hat es jedoch nicht geschafft, seine Beschwerde um die Antwort des ZDF zu ergänzen. Wie kann das sein? Mir sind dafür vier Erklärungen eingefallen:

► Diagnose-Funk hat die Beschwerde öffentlichkeitswirksam auf der eigenen Website verwurstet, jedoch dem ZDF nicht übergeben. Stimmt, das klingt kühn. Doch wer den Text aufmerksam liest, findet keinen zweifelsfreien Beleg dafür, dass der Verein behauptet, seine Beschwerde beim ZDF eingereicht zu haben. Dazu würde auch das oben erwähnte seltsame Spielchen mit den Grußformeln passen. Deshalb halte ich es für unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen, dass meine Vermutung zutrifft und der Verein sich im Wissen um die Erfolglosigkeit seiner Beschwerde die Zustellung ans ZDF erspart hat.

► Der Brief oder die E-Mail ans ZDF ging verloren. Unwahrscheinlich, denn dann hätte der Verein mit Sicherheit nachgefasst.

► Die Beschwerde traf beim ZDF ein, wurde vom ZDF-Fernsehrat jedoch wie erwartet abschlägig beschieden und Diagnose-Funk hat keine Lust verspürt, die Niederlage auch noch selbst zu dokumentieren. Diese Variante halte ich für wahrscheinlich.

► Die Beschwerde traf beim ZDF ein, wurde wegen Substanzlosigkeit dem Fernsehrat jedoch erst gar nicht vorgelegt, sondern zuvor von einem Sachbearbeiter ohne Antwortschreiben entsorgt. Unwahrscheinlich, für solche Falle haben die Sender höfliche Beileidsschreiben zur Hand.

Da der Stuttgarter Verein sich trotz seines Bekenntnisses "Transparenz ist uns wichtig" in der fraglichen Angelegenheit bedeckt hält, muss die Reaktion des ZDF auf andere Weise festgestellt werden.

Dies geht ganz einfach durch Inaugenscheinnahme, ob sich an der kritisierten Webseite des ZDF und an der Folge 5 etwas geändert hat. Beiden Fliegen lassen sich mit einem Besuch der besagten ZDF-Webseite bis 13. Mai 2026 erwischen, denn so lange hält das ZDF die Quelle offen. Wie erwartet ergibt die Prüfung, dass die Beanstandungen von Diagnose-Funk ungehört verhallten. Die Webseite zeigt nach wie vor den beanstandeten Text und in Folge 5 ist ab Minute 28:50 noch immer die monierte Passage aus dem Off zu hören.

Mutmaßliche Motivation des Vereins

Diagnose-Funk möchte gerne als Verbraucherschutzorganisation in allen EMF-Sachfragen anerkannt werden und mitbestimmen. Dem steht der Habitus des Vereins als unqualifizierter Haufen selbsternannter Experten im Weg, der bei fachlichen Laien punkten kann, nicht aber bei Fachleuten und Politkern, die Fachleute als Berater haben. Deshalb versuchen die Stuttgarter mit allen Mitteln, ein besseres Image aufzubauen. Dazu gehört ein optisch professioneller Webauftritt und ansehnliches "Informationsmaterial". Das ist bereits seit langem gelungen. Mäßigen Erfolg hat der Verein bislang bei seinen Versuchen, Politiker oberhalb der Kommunalebene für sich zu begeistern. Ähnlich sieht es bei großen Brüdern wie dem BUND aus, dort steckt Diagnose-Funk auf Kreisebene fest. Dünn gesät sind auch Prominente und anerkannte Wissenschaftler, die sich mit dem Verein einlassen.

Die Stagnation auf dem Weg zu einem strahlenden Image hat auch der Verein erkannt. Er präsentiert sich daher wie mit der "Programmbeschwerde" gerne plakativ als "Macher" und nimmt dabei die Verbreitung von Bullshit inkauf. Jüngstes Vehikel, um doch noch die Anerkennung durch wichtige Entscheidungsträger zu gewinnen ist eine systematische Transparenzinitiative, mit der sich Diagnose-Funk seinen Zielpersonen nicht nur sauber, sondern rein empfehlen möchte – als seriösen Berater in allen EMF-Sachfragen.

Aus meiner Sicht ist die selbst gestellte Aufgabe des Vereins jedoch nicht der Verbraucherschutz vor elektromagnetischen Feldern, sondern die Ängstigung der Bevölkerung vor HF-EMF. Zu dieser Einschätzung bin ich gekommen, da ich Diagnose-Funk nicht nach dem bewerte, was sie vorgeben zu tun, sondern nach dem, was sie tatsächlich tun. Die über viele Jahre hinweg gesammelten Indizien, die meine Sicht in der Gesamtschau begründet erklären, finden sich alle hier im Forum und auf der IZgMF-Website. Das Suchwort "Diagnose-Funk" führt derzeit zu mehr als 3200 Treffern. So viele Indizien sind es selbstredend nicht, wer geduldig die Spreu vom Weizen trennt, sollte gefühlt jedoch mindestens 100 finden.

Bemerkenswert ist mMn, dass sich in all den Jahren nichts wirklich Entlastendes für den Verein zeigen wollte, etwa eine glaubwürdige und sachlich/fachlich sattelfeste Aktion, um das Phänomen der "Elektrosensibilität" mit Schwung anzupacken. Oder eine fachlich fundiert begründete kraftvolle Petition an den Bundestag, die zulässigen maximalen SAR-Grenzwerte von Smartphones z.B. zu halbieren. Aus Stuttgart kam jedoch nichts dergleichen. Immer nur populistische Hetze gegen HF-EMF in allen möglichen Varianten, selbst auf erstem Blick seriös wirkende Aktionen sind auf den zweiten Blick durchwegs klebrig. Profiteure diffuser Furcht vor HF-EMF gibt es viele. Deshalb liegt der Gedanke nahe, dass die Steuerleute des Vereins den Profiteuren die Geschäftsgrundlage bereiten. Tun sie dies bewusst und gegen Honorar, wäre es abgrundtief verwerflich. Sind sie hingegen verblendete Überzeugungstäter, wäre es nur verwerflich, denn irrationale Furcht vor HF-EMF hat hierzulande mindestens einen Toten zur Folge gehabt.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Strategie, Diagnose-Funk, Schweigen, Täuschung, Blendwerk, Misserfolg, Programmbeschwerde, Mogelpackung, Echokammer


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