Was Laien interpretiern und Wissenschaftler sagen (Allgemein)
Ergänzung eingestellt im Auftrag von KlaKla
Wenn man selbst keine Antwort mehr bekommt, weil eigentlich alles gesagt ist, schickt man einen Gesandten. Dieser bekommt in anderen Worten eine gleiche Stellungnahme, aber man kann ja mit den Wörtern spielen. Niemals sollte man sich auf Mitteilungen von Diagnose-Funk verlassen. Diese führen einen zuweilen in die Irre. Fehlinterpretationen und der Trick, der Fehler passiert im Kopf des Lesers, sind ein beliebtes Instrument der Täuschung.
Diagnose Funk schreibt folgendes:
In ihrer Antwort vom 2.8.2022 bekräftigt Frau Dr. Michaela Kreuzer, Abteilungsleiterin im BfS, die von Dr. Ketteler* vorgetragen Positionen, relativiert sie aber in einem wichtigen Punkt. Die Behauptung von Dr. Ketteler, die STOA-Studie sei ein narrativer Review, zusammengestellt ohne Qualitätskriterien, wird fallengelassen und konzidiert, dass die Kriterien eines Scoping-Reviews angewandt wurden. Dr. Kreuzer verlagert die Kritik auf den Hauptpunkt, in der STOA-Studie seien Studien mit mangelhafter Qualität aufgenommen und als „adäquat - ohne Einschränkung“ bewertet worden. Dieser Vorwurf trifft nicht zu, dazu nehmen wir im diagnose:funk Magazin Kompakt 3/2022 Stellung. Unter Punkt 2 hält Dr. Kreuzer die Kritik aufrecht, dass Dr. Belpoggi alleinige Autorin der Studie sei, mit dem befremdlichen Argument, „dass der Bericht nur an Belpoggi selbst in Auftrag gegeben wurde und nicht an ein Team“. Natürlich wird ein Auftrag an die Institutsleiterin vergeben, die dann ein Team zusammenstellt. Die Zusammensetzung und Arbeitsteilung dieses Teams ist in der Studie genannt, auch welche Experten zur Überprüfung von Einzelkapiteln zugezogen wurden. Die Stellungnahme von Dr. Kreuzer entkräftet nicht die Kritik des Stadtrates Hannes Rockenbauch. Dazuhin lenkt sie mit formalen Nebenfragen von den Hauptergebnissen der Studie ab.
* Frau Dr. Ketteler ist inzwischen nicht mehr beim Bundesamt für Strahlenschutz beschäftigt.
Die Antwort von Dr. M. Kreuzer nur mal zu Punkt 1 lauten wie folgt:
Das BfS präzisiert die von Ihnen wiedergegebene, sinngemäße Aussage der Referentin dahingehend, dass es sich um kein systematisches Review handelt. Allerdings werden einige Regeln und Qualitätskriterien im Methodenteil des Berichts genannt. Für Frequenzbereich 1 (FR1) wurde ein narratives Review, für Frequenzbereich 2 (FR2) ein Scoping Review erstellt. Die Autorin gibt an, dass für das narrative Review die methodische Durchführung des Scoping Reviews übernommen wurde. Die Autorin richtet sich laut eigener Aussage dabei nach PRISMA-Scr, einer Anleitung für das Durchführen und Schreiben von Scoping Reviews (Tricco et al. 2018).
Dazu gehört, die Ein- und Ausschlusskriterien für Studien vor der Durchführung des Reviews festzulegen. Allerdings kommt das BfS nach Durchsicht des STOA-Berichts zu dem Schluss, dass in der abschließenden Bewertung Studien eingeschlossen wurden, die nicht in dem vordefinierten Frequenzbereich für FR1 liegen (zweimal 10 MHz, 220 MHz und 9,417 GHz). Auch wurde, anders als in der Anleitung für Scoping Reviews empfohlen, das im Methodenteil beschriebene Protokoll nicht vorab registriert, was erheblich zur Transparenz der Studie beigetragen hätte.
Hauptkritikpunkt an der Durchführung des Berichts und seinen Ergebnissen ist jedoch, dass definierte wissenschaftliche Kriterien bei der Bewertung der Qualität der Studien nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Obwohl die Autorin angibt, einige Qualitätskriterien bei der Bewertung berücksichtigt zu haben, zeigt die Durchsicht der Studien Gegenteiliges. Vielfach weisen sowohl die berücksichtigten tierexperimentellen als auch epidemiologischen Studien Einschränkungen und Defizite bei der Durchführung auf (z.B. fehlende Verblindung, keine adäquate Expositionsanlage mit kontrollierten Expositionsbedingungen, fehlende oder nicht ausreichende Berücksichtigung von Confoundern, d.h. Störvariablen). Diese Studien werden von der Autorin dennoch als adäquat – ohne Einschränkung – bewertet. Die mangelhafte Qualität und damit Aussagekraft dieser Studien wurden von der Autorin in der Bewertung und Schlussfolgerung nicht ausreichend beachtet. Diese Herangehensweise entspricht daher eher einem narrativen Review, wie es von der Autorin für FR1 auch angegeben wurde (Seite III, Abschnitt 2. des STOA-Berichts: „The studies were evaluated using narrative methods“). Bei dieser Art des Reviews erfolgt die Bewertung (und normalerweise auch die Literatursuche und -auswahl) nicht nach festgelegten Standards, sondern unsystematisch und subjektiv (Henry et al. 2018).
* Der Hinweis, das Dr. Ketteler nicht mehr beim BfS beschäftigt ist, ist so ein Fehler der im Kopf der Leser statt finden soll. DF hat nicht geschrieben ... aber der Leser denkt ...
gesamter Thread:
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