KOI-Symposium: Treffen der Außenseiter (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 04.10.2019, 01:18 (vor 1685 Tagen) @ H. Lamarr

Aus meiner Sicht ein schwerer Geburtsfehler dieses Symposiums, der lebhafte wissenschaftliche Diskurs in der Mobilfunkfrage wird dort allein auf die fragwürdigen Standpunkte der Gegner platt gedrückt. Deren Sichtweise aber ist seit Urzeiten bekannt und wissenschaftlich eine Außenseitermeinung.

Ich will hier einmal versuchen zu belegen, warum die 14 Referenten auf dem Symposium der sogenannten Kompetenzinitiative (KOI) wissenschaftliche Außenseiter sind, die vor Laienpublikum auftreten, Fachpublikum jedoch meiden.

Ursprünglich stützte sich meine Einschätzung auf dieses Posting, in dem ich weltweit nur 40 bis 55 wegen Mobilfunk besorgte Wissenschaftler ausgemacht habe. Das ist schon mal ganz gut gewesen, doch es geht besser.

Vom 23. bis 28. Juni 2019 fand in Montpellier, Frankreich, die BioEM2019 statt, ein gemeinsam von der Bioelectromagnetics Society (Bems) und der European BioElectromagnetics Association (Ebea) organisiertes Treffen von Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachrichtungen. Die im Jahresturnus stattfindende BioEM gilt als wichtigste internationale Konferenz auf dem Gebiet der Bioelektromagnetik, von ihr gehen durch Ideenaustausch und Diskussionen Impulse für die weitere Forschung aus, sie festigt den Stand des Wissens und identifiziert Wissenslücken, die noch zu schließen sind.

Die BioEM2019 zog 340 Teilnehmer aus der ganzen Welt an, denen Referenten 272 aktuelle Papers (Konferenzbeiträge) aus 28 Ländern vorgestellt haben, verfasst von 775 Autoren. So stellten Wissenschaftler des Bundesamt für Strahlenschutz ihre begründete Hypothese vor, dass die Ergebnisse der NTP-Studie, sollten diese tatsächlich durch Hochfrequenzexposition zustande gekommen sein, sehr wahrscheinlich auf einem thermischen Mechanismus beruhen und nicht auf einem bislang unbekannten athermischen Mechanismus.

[image]Auch Elisabeth Cardis, Alpha-Weibchen der Bioelektromagnetiker, nahm an der BioEM2019 teil.
Bild: BioEM2019

Von den 14 Referenten des KOI-Symposiums taucht hingegen kein einziger in den Unterlagen zur BioEM2019 auf, das heißt, keiner von ihnen leistete in Montpellier einen Konferenzbeitrag und keiner von ihnen ist unter den 775 Autoren zu finden. Ein Grund dafür mag sein, die meisten der 14 sind aus ihrem Beruf vor geraumer Zeit ausgeschiedene Ruheständler. Der Schluss, keiner von ihnen habe an der Konferenz teilgenommen ist zwar nahe liegend, jedoch nicht belegbar, denn der eine oder andere könnte als stiller Beobachter in Montpellier gewesen sein. Die Abwesenheit der 14 bei den Referenten und Autoren zeigt indes deutlich: Der Gemeinschaft der Bioelektromagnetiker hatten die Referenten der KOI nichts zu sagen, sie ziehen es vor, in Mainz vor fachlichen Laien zu sprechen. Dies ist ohne Frage risikoloser als das Wagnis, sich mit fragwürdigen Außenseiterstandpunkten vor ein kompetentes (kritisches) Fachpublikum zu stellen und durch die Mangel drehen zu lassen.

Unter der Annahme, kein KOI-Referent nahm an der BioEM2019 teil, kommt hinzu, dass diese Referenten vom aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand abgekoppelt sind. Sie kennen bestenfalls den Stand des dokumentierten Wissens, die erhellenden Diskussionen und kritischen Hinterfragungen auf der sechstägigen Konferenz kennen sie nicht. Damit fehlt den KOI-Referenten in ihrem Paralleluniversum der lebhafte Diskurs, der im Wissenschaftsbetrieb das unentbehrliche Salz in der Suppe ist und Antriebskraft für neue Erkenntnisse. Einschränkend möchte ich anmerken, dass die BioEM nicht die einzige Fachveranstaltung ihrer Art ist, daher der wissenschaftliche Diskurs auch auf anderen ernst zu nehmenden (unpolarisierten) Konferenzen der Bioelektromagnetik zu tanken wäre, wenn auch weniger. Dies aber ist aus meiner Sicht höchstens zwei oder drei der KOI-Referenten zuzutrauen, alle übrigen dürften – wenn überhaupt jemals (damit meine ich Arazi, Budzinski und Hensinger) –, in den letzten Jahren nicht an einer solchen Konferenz teilgenommen haben.

Hintergrund
BioEM2019 Programm

[Admin: Foto und Hintergrund hinzugefügt am 4. Oktober 2019]

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Fachtagung, Ko-Ini, BioEM, Seifenblase, BEMS, EBEA, Fachveranstaltung, Abwesenheit


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