Relotius reloaded: Europa ignoriert mögliches 5G-Krebsrisiko (Medien)

H. Lamarr @, München, Montag, 14.01.2019, 17:27 (vor 2138 Tagen)

Artikel in Der Tagesspiegel vom 12. Januar 2019:

Elektrosmog:

Europa ignoriert mögliches Krebsrisiko von 5G

Die Technologie für den Mobilfunk steht im Verdacht, die Gesundheit zu schädigen. Aber die Regierungen fördern den Ausbau unbeirrt. von Harald Schumann und Elisa Simantke

Auszug

[...] Gleichzeitig herrscht erhebliche Unsicherheit über die möglichen Gesundheitsrisiken. So schreibt der Vodafone-Konzern im Jahresbericht 2017: „Elektromagnetische Signale, die von mobilen Geräten und Basisstationen ausgesendet werden, können gesundheitliche Risiken bergen, mit potenziellen Auswirkungen, einschließlich: Änderungen der nationalen Gesetzgebung, eine Verringerung der Mobiltelefonnutzung oder Rechtsstreitigkeiten.“

Das Internationale Zentrum für Krebsforschung bei der WHO (IARC) hatte 2011 lediglich festgestellt, dass Handystrahlung „möglicherweise krebserzeugend“ sei. Diese Bewertung ist jedoch veraltet. Sowohl eine amerikanische Forschergruppe des staatlichen „National Toxicology Program“ als auch ein Team um die renommierte italienische Krebsforscherin Fiorella Belpoggi in Bologna berichteten jüngst, dass sie in aufwendigen Experimenten auf „klare Beweise“ für die Tumor-erzeugende Wirkung der Hochfrequenzstrahlung bei Ratten gestoßen sind. Eine Studie im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz hatte bereits 2015 ergeben, dass Mobilfunkstrahlung die Ausbreitung von Tumoren im Körper von Mäusen erheblich beschleunigt [...]

Kommentar: Eine Gruppe von neun Journalisten, die sich vielversprechend "Investigate Europe" nennt, ist für die Recherchen zu diesem Artikel verantwortlich. Doch nach dem ersten Überfliegen des Textes kann ich nur enttäuscht mit dem Kopf schütteln: Die Hoffnung auf einen erhellenden investigativ recherchierten Artikel verpufft nach den ersten Absätzen, aus meiner Sicht handelt es sich bei dem Werk um eine unerträglich tendenziöse Kolportage von selektiv ausgewähltem älterem Material, das sich die neun zum Teil aus diversen europäischen Medien zusammengegoogelt haben. Unklar ist mir das Motiv. Unklar ist mir, warum der Tagesspiegel etwas plump Angstschürendes bringt, was leicht auch der Feder von Wolfgang Maes himself hätte entspringen können. Wenn das investigativer Journalismus sein soll, was die neun auf die Beine stellten, ist für mich das Ende des Informationszeitalters wieder ein gutes Stück näher gerückt. Ach was, viel zuviel der Ehre für einen ungenießbaren Thunfisch in den Weltmeeren der Medienschaffenden. Warum sollte sich nicht auch der Tagesspiegel einen Fall Relotius leisten?

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Wissenschaftler, Kolportage, 5G, Kontroverse, Tagesspiegel, Simantke, Investigate Europe, Kargo-Kult, Schumann, Belpoggie


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