EZU: ehrwürdige Fassade (Esoterik)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 19.05.2015, 23:42 (vor 3226 Tagen) @ Kuddel

Ich denke, ein Baubiologe hat es geschafft, öffentliche Gelder anzuzapfen in einem Umfeld, in welchem es offenbar kaum Kontrollen gibt.

Nein, ganz so ist es nicht. Passend zum Namen startete das EZU im Juni 2000 zunächst mit einem Mediziner als Projektleiter (Dr. med. Michael Ehrenberger, ab 2004 Dr. Engelbert Dechant). Im März 2004 wurde das EZU (eigenen Angaben zufolge) auch Bestandteil der NÖ Landesakadamie (LAK), zuvor war es nur ein Projekt der NÖ LAK gewesen. Das heißt für mich: Die LAK hat vier Jahre lang beobachtet (Testphase), ob es wegen dem EZU Proteste und Ärger gibt. Aber: Auf der Website der NÖ LAK wird das EZU noch heute als Projekt geführt. 2002 lag der Schwerpunkt noch bei Wünschelr(o)uten: Das EZU vermittelt damals "geprüfte Rutengeher" und übernahm angeblich einen Teil der Kosten. Die "Erstberatungen" im Zentrum waren seinerzeit unentgeltlich (da ist unser Ferdinand Eisenreich später schon cleverer rangegangen).

Die eigene Postanschrift des EZU in einem Wohnhaus des Zentralklinikums St. Pölten (Mühlweg 46, 3100 St. Pölten), konnte ich auf der EZU-Website übrigens nicht bzw. nur in PDFs vergraben finden. Eine Kontaktaufnahme war anfangs nur über ein Web-Formular (wie heute bei Diagnose-Funk) oder per Telefon möglich, später gab es dann das Impressum der heutigen Website. Im Grunde ist das EZU für mich eine Projektion und der Projektor steht seit Anfang an in der NÖ Landesakademie.

Wann genau Messtechniker Johannes Tomitsch beim EZU anheuerte weiß ich nicht (wahrscheinlich irgendwann zwischen 2003 und 2006), auf jeden Fall ist der Nachrichtentechniker heute nach dem Ausscheiden von Dr. Dechant (2010?) dort der einzige Mitarbeiter des EZU. Projektleiter kann er wohl als Techniker in einem Zentrum für Umweltmedizin nicht werden.

Den Einfall, die bei Hausbesuchen gemessenen E-Smog-Werte zu sammeln und als Studie bei einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift unter zu bringen, spricht für die Kreativität der Autoren. Bei der jüngsten Studie habe ich nach einer Deklaration von Interessenkonflikten Ausschau gehalten, Bio Electro Magnetics scheint darauf aber keinen Wert zu legen.

Herr Tomitsch ist als Mitarbeiter der NÖ Landesakademie, mit einem wissenschaftlichen Beirat im Rücken und mit seinen Studien in Fachzeitschriften vom Stigma "Baubiologe" befreit - obwohl er zumindest teilweise exakt das macht, was auch ein Baubiologe macht. Aus meiner Sicht ist es ein potemkinsches Dorf, an dem er da bastelt, um bei misstrauischen Kunden besser ins Geschäft zu kommen. Ohne diese Fassade wäre er vermutlich gar nicht in die Schulen hinein gekommen. Was er dort den Kindern erzählt wäre einmal eine Untersuchung wert, denn der Interessenkonflikt ist auch bei ihm unübersehbar. Von Rechts wegen dürfte ihn deshalb mMn keine Schule einlassen.

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Ein Eintrag zu Herbert Klima

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Baubiologie, Interessenkonflikt, Rüdiger, Schulprojekt


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