Bericht von der BfS-Veranstaltung in München (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 25.06.2009, 23:51 (vor 5628 Tagen)

Etwa 100 Teilnehmer füllten heute vormittag zu 3/4 einen Hörsaal der FH München. Die Halbtags-Veranstaltung fand unmittelbar 2-mal nacheinander statt, am Nachmittag schmolz die Teilnehmerzahl auf rund 35 zusammen.

Veranstalter war das BfS, das private wie beruflich Interessierte mit Informationen aus erster Hand versorgen wollte. Mobilfunkgegner hatten am Eingang zum Gebäude einen der üblichen Informationstische aufgebaut und verkauften dort das übliche Informationsmaterial. Studenten der FH interessierten sich weniger dafür, eher schon Teilnehmer der Veranstaltung.

Gesehen wurden Sigi Zwerenz, Werner Funk (Oberammergau), Dr. Schmidt (Wolfratshausen), Helga Krause (BUND), Dr. Waldmann-Selsam, Eva Weber (München-Allach) und später stieß auch Dr. Markus Kern (Kempten) dazu. Nicht gesehen wurde die Lokalprominenz in Gestalt von Teilnehmerin "Anna", Dr. Scheiner, Dr. Buchner und Dr. Scheingraber.

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Stand der Sendemastengegner vor dem Veranstaltungsgebäude

Für die Forumsteilnehmer hier brachten die Vorträge der BfS-Mitarbeiter wenig neues. So waren aus meiner Sicht das Spannendere die Zwischentöne, von denen ich hier einige stichpunktartig wiedergeben möchte:

- Die Veranstaltung verlief solange ruhig und in geordneten Bahnen, bis das Thema Elektrosensibilität angesprochen wurde. Dann wurde es laut und Rednerbeiträge aus dem Publikum erhielten den Beifall anwesender Sendemastengegner. Moderator Thomas Jung vom BfS schob aggressiven Äußerungen und Unterstellungen gleich zu Beginn unmissverständlich einen Riegel vor.

- Der Chef der BW zeigt sich heute moderat und sachlich und verzichtete auf jede Selbstdarstellung. Sein ES-Test sei bisher von zwei ES erfolgreich getestet worden, sagte er, jetzt ginge es darum, den Test gegen Manipulationsversuche zu schützen.

- Dr. Markus Kern kam spät und versuchte mit den bekannten Standardargumenten (wo waren die Ärzte bei den Untersuchungen ...) eher beim Publikum denn bei den BfS-Leuten zu punkten. Seinen Auftritt empfand ich als unangenehm, eben als genutzte Gelegenheit zur Selbstdarstellung. Kern hatte auch keinerlei Scheu, die methodisch mangelhafte "Hennen"-Studie als Nachweis für einen Mobilfunk-Krebscluster zu nennen, damit disqualifizierte er sich mMn bis auf die Knochen.

- Auch Frau Dr. Waldmann-Selsam sprach von der dringenden Notwendigkeit, Krebscluster näher zu untersuchen. Auf meinen Einwand, dass in München trotz 1000 Masten die Krebsrate fallen würde, reagierte sie ratlos. Frau Dr. Waldmann hat von Menschen jetzt auf Bäume umgesattelt und zeigte mir jede Menge Fotos von geschädigten Bäumen im Umkreis von Sendemasten. Meinen Einwand, ich könnte ihr mindestens ebenso viele Fotos von kerngesunden Bäumen im Umkreis von Sendemasten machen, überhörte sie. Überhaupt ist es mMn sehr schwierig, ins Bewusstsein von Frau Waldmann vorzudringen, wenn sie gerade ihre Mission erfüllt.

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Kaffeepause, rechts sind Stellwände mit Info-Postern erkennbar, wie bei wissenschaftlichen Veranstaltungen üblich

- Ein Kommunalvertreter zeigte uns gegenüber ganz klar an, dass er in seiner Gemeinde stärker auf den Aspekt eingehen wolle, Sendemastengegner würden Angst verbreiten, die wiederum andere, die zuvor noch gesund waren, erst krank macht. Wir konnten ihm dazu ein paar konkrete Fälle aus unserem Alltag nennen.

- Herr Funk meinte, dass Oberammergau nicht erloschen sei, sondern demnächst von den Oberammergauern wieder etwas zu hören sei. Genaueres wollte er nicht sagen, es könnte sonst womöglich gegen seinen Willen hier im Forum auftauchen, fürchtete er.

- Im Hörsaal wiesen Schilder darauf hin, dass dieser WLAN hätte. Als ich Frau Waldmann fragte, ob sie dies wisse, fiel ein aus dem TV bekannter ES ihr ins Wort und sagte, er könne das WLAN hier auch spüren. Es sei aber ausgeschaltet, wandte ich ein, da zog der ES die Schultern hoch und wandte sich kommentarlos ab.

- Eine ES gab vor versammelter Mannschaft kund, sie könne mit verbundenen Augen während einer Autobahnfahrt jeden passierten Sendemasten erkennen. Ich habe mit ihr ausgemacht, diesen Test mit ihr zu machen.

- Ein Vertreter des Netzwerks Risiko Mobilfunk (Herr Erhard) fiel mir angenehm auf beim Gespräch mit einer BfS-Wissenschaftlerin: Unaufgeregt, höflich, defensiv.

- Dr. Monika Asmuss (BfS) führte aus, dass acht Studien keine Öffnung der BHS hätten finden können. Ob Sie denn deshalb mit Salford in Kontakt getreten sei, wollte ich wissen. Sie verneinte, dies sei a) wegen unzähliger Detailfragen sehr aufwendig und b) würden die acht Studien mit negativem Befund eine überaus deutlich Sprache sprechen.

- Dr. Jung (BfS) verblüffte, als er sagte, das BfS habe bereits einen Anlauf gemacht, eine ES-Studie unter Einbeziehung von kritischen Ärzten zu entwickeln. Die Kasuistiken von Frau Waldmann seinen jedoch wissenschaftlich unbrauchbar gewesen. Eine andere BfS-Mitarbeiterin präzisierte dies: Die Top 10 der Kasuistiken aus dem Fundus von Dr. Waldmann seinen von einem Medizin-Professor der LMU, München, geprüft und als untauglich für eine weiterführende Verwendung eingestuft worden.

- Freudsche Fehlleistung? Dr. Jung sprach Dr. Waldmann-Selsam wiederholt als Frau Seltsam an.

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Dr. Waldmann-Selsam (links) im Gespräch mit Dr. Thomas Jung (BfS)

- Das "berühmt/berüchtigte" rote Heftchen mit Kasuistiken von "Betroffenen", gesammelt von Dr. Waldmann-Selsam, wurde mit Duldung des Gastgebers (BfS) kostenlos ausgelegt.

- Frau Eva Weber (München) hat sich - wie zu erwarten - mit meiner Frau gestritten.

- Frau Dr. Waldmann-Selsam wollte von mir keine Wette annehmen, dass sie mit Ihrer neuen Leidenschaft "Baumkasuistiken" (Bäume können sich nichts einbilden) keinen Blumentopf gewinnen wird.

- Ein Mitarbeiter des RGU-München (Umweltreferat) berichtete, Mobilfunk sei in seiner Dienststelle kein Thema mehr.

- Wie zu hören war, wird diese BfS-Veranstaltung in der heutigen Form (offen für jedermann) möglicherweise eine Eintagsfliege bleiben und künftig exklusiv Kommunalvertretern vorbehalten sein, weil die hinlänglich bekannten Sendemastengegner, die derartige Veranstaltungen planmäßig besuchen, nicht dialogfähig sind.

Dieser Bericht entstand aus Notizen und einem Gedächtnisprotokoll, Irrtum vorbehalten.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Zwerenz, Veranstaltung, Schmidt, BfS, Waldmann-Selsam, Krebscluster, Hellwig, Weber, Baum, Kern, Baumkasuistik, Krause, Eintagsfliege, Jung


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