Schweiz eröffnet Beratungsstelle für überzeugte Elektrosensible (Elektrosensibilität)

Gast, Freitag, 08.09.2023, 14:28 (vor 273 Tagen)

Bern, 08.09.2023 - Die Entwicklung der Mobilfunknetze wirft Fragen auf, auch im Gesundheits- und Umweltbereich. Im Auftrag des Bundesamts für Umwelt (Bafu) hat deshalb die Universität Freiburg (Fribourg) ein nationales medizinisches Beratungsnetz für nichtionisierende Strahlung (NIS) eingerichtet.

Fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung in der Schweiz bezeichnen sich als elektrosensibel. Um die Entwicklung der Mobiltelefonie - insbesondere die Einführung von 5G - zu begleiten, hatte der Bundesrat im April 2020 eine Serie von Begleitmassnahmen zum Gesundheitsschutz beschlossen. Dazu gehört die Einrichtung einer neuen umweltmedizinischen Beratungsstelle für NIS. Ziel ist eine bessere medizinische Beratung von Menschen, die an Beschwerden leiden, die sie auf nichtionisierende Strahlung von Strom- und Funkanwendungen im Alltag zurückführen. Im Auftrag des Bafu hat das Institut für Hausarztmedizin der Universität Freiburg dazu ein schweizerisches medizinisches Beratungsnetz für nichtionisierende Strahlung, MedNIS, entwickelt. In Absprache mit ihrem Hausarzt können nun elektrosensible Personen die Beratung durch besonders ausgebildete Spezialisten in Anspruch nehmen. Das Institut für Hausarztmedizin der Universität Freiburg wertet die Abklärungen wissenschaftlich aus und erstattet dem Bafu regelmässig Bericht darüber. Bisher wurden sieben Ärzte aus der Deutschschweiz und der Romandie ausgebildet. Die Konsultationen beginnen in den nächsten Tagen.

Zur Umsetzung eines Parlamentsauftrags (Motion 19.4073 Graf-Litscher) fördert das Bafu die Forschung zu den Auswirkungen von Mobilfunk und Strahlung auf Gesundheit und Umwelt zusätzlich. Es finanziert mehrjährige Forschungsprojekte, in denen unter anderem die Auswirkungen der Strahlung auf das Hirn, den Schlaf, die Spermienproduktion und die Insekten untersucht werden. Ergebnisse der Studien werden in zwei bis drei Jahren vorliegen.

Quelle: Bafu-Medienmitteilung

Hintergrund
Zwischenbilanz nach 30 Monaten Umweltmedizinisches Beratungsnetz Schweiz (2011)

MedNIS: 181 statt 900'000 "Elektrosensible" (Stand: 31.12.2023)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 02.04.2024, 00:39 (vor 67 Tagen) @ Gast

Bern, 08.09.2023 - Die Entwicklung der Mobilfunknetze wirft Fragen auf, auch im Gesundheits- und Umweltbereich. Im Auftrag des Bundesamts für Umwelt (Bafu) hat deshalb die Universität Freiburg (Fribourg) ein nationales medizinisches Beratungsnetz für nichtionisierende Strahlung (NIS) eingerichtet.

Dem im Januar vorgelegten Jahresbericht 2024 des Schweizer Projekts MedNIS zufolge wurden vom Projektstart im September 2023 bis 31. Dezember 2023 von den sieben Vertrauensärzten des Projekts 19 (kostenpflichtige) Untersuchungen an Personen durchgeführt, die sich für "elektrosensibel" halten. Die erste Untersuchung fand am 17. Oktober statt.

Die im September 2023 begonnene Rekrutierung für die Kohortenstudie des Projekts wird zwei Jahre lang kontinuierlich fortgesetzt, in denen mindestens 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingeschlossen werden sollen. Der erste Antrag auf Teilnahme erfolgte am 12. September 2023. Die ersten Papierfragebögen wurden am 26. Oktober 2023 verschickt und die ersten Online-Fragebögen wurden Anfang Januar 2024 verschickt.

An der Kohortenstudie haben bis 31. Dezember 181 Personen Interesse an einer Teilnahme bekundet.

Im Berichtszeitraum hat MedNIS 63 Telefonanrufe erhalten (75 Prozent davon von EHS) und 516 E-Mails. Die Website des Projekts wurde 2700-Mal aufgerufen (20 Prozent davon aus dem Ausland).

Das Projekt soll 2027 enden, bis dahin ist derzeit die Finanzierung des Projekts durch das Bafu gewährleistet.

Kommentar: Mutmaßlich vollzieht sich die Rekrutierung der mindestens 500 Teilnehmer an der Kohortenstudie nicht wie erwartet. So jedenfalls interpretiere ich den Aufruf von Elisabeth Buchs (Gigaherz) vom 27. März 2024, mit dem sie um möglichst zahlreiche Teilnahme an der Studie bittet. Da Gigaherz-Präsident Jakob gerne von bis zu 900'000 "Elektrosensiblen" in der Schweiz phantasiert, sollte die Mindestanzahl von Teilnehmern an der Studie eigentlich längst erreicht sein :-).

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

MedNIS: Kohortenstudie ist keine Kausalitätsstudie

H. Lamarr @, München, Montag, 08.04.2024, 23:09 (vor 60 Tagen) @ H. Lamarr

An der Kohortenstudie haben bis 31. Dezember 181 Personen Interesse an einer Teilnahme bekundet.

Da die Anmeldung zu der Kohortenstudie lediglich das Ausfüllen eines Fragebogens (66 Fragen) erfordert, können sich beliebig viele "unechte" EHS anmelden. Die Anzahl 181 ist deshalb nicht belastbar mit "Elektrosensiblen" gleichzusetzen. Zwar kann die Teilnahme an der Studie nach Konsultation eines der sieben MedNis-Vertrauensärzte erfolgen, alternativ und ohne jede ärztliche Mitwirkung ist jedoch auch die Teilnahme allein durch Ausfüllen des Fragebogens gewährleistet.

Darum keine Kausalitätsstudie

Die alte Problematik, dass "Elektrosensibilität" nur durch Selbstdiagnosen der Betroffenen festzustellen ist und kein (seriöser) Arzt die Selbstdiagnose mit anerkannten evidenzbasierten Diagnosekriterien bestätigen kann, weil es solche nicht gibt, hat für die Kohortenstudie von MedNis eine Auswirkung, die man kennen sollte: Auch diese Erhebung kann nicht die Frage beantworten, ob es einen kausalen Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber elektromagnetischen Feldern und den Symptomen gibt oder nicht. Dies räumt MedNis im Jahresbericht 2024 selbst ein und schreibt über die tatsächlichen Ziele der Studie:

Diese Studie zielt auf das Verständnis dieser Bevölkerungsgruppe ["Elektrosensible"; Anm. Postingautor], ihre Erfahrungen und ihr Leiden ab [...]. Die Antworten in den Fragebögen werden dazu dienen, die elektromagnetisch überempfindliche Bevölkerung zu beschreiben, die Assoziationen zwischen elektromagnetischer Hypersensibilität und anderen Gesundheitsproblemen zu erforschen, die Nutzung des Gesundheitssystems durch diese Bevölkerung zu beschreiben und die Entwicklung dieses Zustands im Laufe der Zeit zu dokumentieren. Darüber hinaus wird die Studie die Bedürfnisse von Personen mit elektromagnetischer Hypersensibilität erforschen.

Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen

Die vom MedNis gemeldeten Zahlen zum Jahresende 2023 geben weitere Anhaltspunkte, wie viele EHS "Gelegenheitselektrosensible" sind und wie viele unter den Symptomen so schwer leiden, dass sie ihre Lebensumstände daran anpassen und z.B. in Kellerräumen schlafen. Da es nur um Anhaltspunkte (Größenordnungen) geht und nicht um maximale Genauigkeit, setzen wir die gemeldeten 19 "Untersuchungen" an EHS mit 19 Personen gleich. Es könnten auch weniger sein, wenn einige EHS mehr als 1-mal einen MedNis-Vertrauensarzt aufgesucht haben. Diese 19 Personen haben immerhin die Unbequemlichkeiten und Kosten eines Arztbesuchs in kauf genommen, so dass anzunehmen ist, dass sie ernsthafte Symptome entwickeln, sobald sie sich befeldet sehen.

Die 181 Personen, die sich nur für die Studienteilnahme interessieren, werten wir als "Gelegenheitselektrosensible" ohne schwere Symptome, weil sie allem Anschein nach den Besuch bei einem MedNis-Vertrauensarzt für entbehrlich halten. Über den Daumen gepeilt ergibt das für insgesamt 200 Personen (100 Prozent) die Verteilung:

► 90,5 Prozent der Schweizer "Elektrosensiblen" sind Gelegenheitselektrosensible"
09,5 Prozent der Schweizer "Elektrosensiblen" leiden ernsthaft

Wie gesagt, allzu ernst darf man diese Werte nicht nehmen, sie sind lediglich Orientierung und trotz aller Schwächen besser als nichts. Gefühlt sind die Größenordnungen plausibel, ein Zusammenführen mit hier im Forum angestellten ähnlichen Berechnungen dieser Art habe ich mir auf meine entmutigend lange To-do-Liste gesetzt.

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Auch Diagnose-Funk plant Beratungsstelle für "Elektrosensible"

H. Lamarr @, München, Freitag, 05.04.2024, 20:25 (vor 63 Tagen) @ Gast

Bern, 08.09.2023 - Die Entwicklung der Mobilfunknetze wirft Fragen auf, auch im Gesundheits- und Umweltbereich. Im Auftrag des Bundesamts für Umwelt (Bafu) hat deshalb die Universität Freiburg (Fribourg) ein nationales medizinisches Beratungsnetz für nichtionisierende Strahlung (NIS) eingerichtet.

In Deutschland denkt der Anti-Mobilfunk-Verein Diagnose-Funk darüber nach, ebenfalls ein Ärztenetzwerk zu gründen, vor allem für die Beratung und Versorgung an Elektrosmog erkrankter Menschen. Um hier weiter zu kommen, soll im Sommer 2024 eine Koordinierungsstelle "Elektrohypersensibilität" eingerichtet werden.

Kommentar: Unwahrscheinlich, dass der Verein an Psychologen und Psychotherapeuten denkt, um an Elektrosmog-Phobie Leidende zu heilen. Vermutlich will man Betroffene an interessierte Heilpraktiker, Allgemeinärzte und "Umweltmediziner" vermitteln, um sie finanziell besser erleichtern zu können.

Rechnen wir mal kurz hoch, ob sich das lohnen wird. In der Schweiz (rd. 8 Mio. Einwohner) haben die sieben Vertrauensärzte von MedNis (nicht Madness) 19 Untersuchungen an "Elektrosensiblen" durchgeführt. Das macht rd. fünf Untersuchungen pro Monat, wobei anzumerken ist, dass es sich um die ersten vier Monate des Angebots handelte und mit den 19 Untersuchungen mutmaßlich ein Handlungsstau bei den Betroffenen abgearbeitet wurde.

Deutschland hat 10-mal mehr Einwohner, ein Angebot wie das von MedNis könnte über den Daumen gerechnet (anfangs) also 50 Untersuchungen pro Monat bewirken. Für eine so geringe Anzahl eine "Koordinierungsstelle" und ein "Ärztenetzwerk" einzurichten, nur um eine neue aber tröpfelnde Einnahmequelle für vielleicht 20 bis 30 interessierte Heiler in Deutschland zu erschließen, scheint mir mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Ertragreich wird die Schnapsidee, wenn nur drei oder vier Heiler Kasse machen. Sollten es mehr werden, dürfen die Patienten keine Gelegenheitsbesucher mehr sein, sondern Stammgäste in den Wartezimmern der Heiler ihres Vertrauens. Das sollte sich für skrupellose Heiler nicht allzu schwierig bewerkstelligen lassen.

Quelle: Mit vielen (Geschäfts-)Ideen in eine neue Amtsperiode

Hintergrund
Mediziner & Mobilfunk: Schlechte Noten für Ärzte

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EHS, Diagnose-Funk, Einflussnahme, Alternativmedizin, Kooperationspartner, Beratungsstelle

Auch Diagnose-Funk plant Beratungsstelle für "Elektrosensible"

KlaKla, Sonntag, 07.04.2024, 08:31 (vor 62 Tagen) @ H. Lamarr

In Deutschland denkt der Anti-Mobilfunk-Verein Diagnose-Funk darüber nach, ebenfalls ein Ärztenetzwerk zu gründen, vor allem für die Beratung und Versorgung an Elektrosmog erkrankter Menschen. Um hier weiter zu kommen, soll im Sommer 2024 eine Koordinierungsstelle "Elektrohypersensibilität" eingerichtet werden.

Ach, schon wieder. Was ist den mit den Ärztegruppen, die es schon gibt?


Ihr Erfolg besteht lediglich darin, bei Laien diffuse Ängste vor Funkwellen zu schüren. Die Prophezeiung von Oberfeld aus dem Jahr 2006, im Jahr 2017 seien 50% der Bevölkerung elektrosensibel, hat sich nicht erfüllt. Jetzt will Diagnose-Funk das Ruder übernehmen. Mal sehen, wen die vor ihren Karren spannen. Ich denke, alte Bekannte, die längst im Ruhestand sind oder Homöopathen und Psychotherapeuten nach dem Heilpraktiker Gesetz. Nein, Elektrosensibilität ist eine Erfindung von umtriebigen Geschäftemachern und Dampfplauderern. Sie haben mit selbst diagnostizierten EHS wie Ulrich Weiner, Waldmann-Selsam oder Wolfgang Maes unverantwortlich die Angst vor Funkwellen geschürt.

Diagnose-Funk hingegen will Aufmerksamkeit und Anerkennung durch promovierte Weißkittelträger. Die sie im Abseits finden aber wie Diagnose-Funk ein ausgeprägtes Geltungsbedürfnis haben und/oder kommerzielle Interessen.

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Heilpraktiker an die Macht, macht nichts

KlaKla, Sonntag, 07.04.2024, 14:36 (vor 61 Tagen) @ H. Lamarr

Kommentar: Unwahrscheinlich, dass der Verein an Psychologen und Psychotherapeuten denkt, um an Elektrosmog-Phobie Leidende zu heilen. Vermutlich will man Betroffene an interessierte Heilpraktiker, Allgemeinärzte und "Umweltmediziner" vermitteln, um sie finanziell besser erleichtern zu können.

Schon im Sept. 2011 waren Heilpraktiker ein Ziel der Desinformation. Siehe Verband unabhängiger Heilpraktiker e.V., der Therapeutenbrief "An Ärzte und Therapeuten".

2015 mischt auch der Theologe und Buchautor Werner Thiede mit.

Suche heute im Internet "Heilpraktiker und Elektrosmog" oder Naturheilkunde und Elektrosmog. Dank der Lobbyarbeit von Diagnose-Funk und eifriger Stopfgänsen kommt da mMn zusammen was zusammen gehört. Der BVMDE hat 2020 Vorarbeit geleistet, mit seiner EU-Petition, ist am Ende jedoch am Projekt gescheitert.

EBI Stop (((5G))) - BVMDE nicht frei von Sasek-Anhängern

Was Diagnose-Funk verbreitet, dient letztlich den vielen Geschäftemachern aber keiner einzigen BI geschweige denn einem bekennen EHS (Siehe die Dame aus Obermenzing) ;-) . EHS sind nur Komparsen, die von Geschäftemachern und Selbstdarstellern zum Vorzeigen gebraucht werden.

Man muss nur mal als Suchbegriff Heilpraktiker und Elektrosmog eingeben. Der Alternative Mediensender QS24 fährt seit Jahren erfolgreich auf diesem Trittbrett mit. Dort tummeln sich Akteure wie Richard Neubersch, Petra Wiechel, Joachim Mutter, Wolf Bergmann, Diana Henz, Dietrich Klinghard, Enrico Edinger, Kurt Müller etc. Eine Minimierung der allgemeinen Funkbelastung haben sie nicht erreicht. Ein Wirkmodell, was nun EHS auslöst, auch nicht. Aber ein Bewusstsein für den "gefährlichen Elektrosmog" und damit die Grundlage für krude Geschäftemacherei. Sie wirbeln nur Staub auf in der Hoffnung, später zum eigentlichen Ziel zu kommen. Aufmerksamkeit, Anerkennung und Respekt.

Hier gibt es die schnelle Hilfe.

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