Mobilfunk-Entscheidung im NR (IV): EHS & Nationalrat Reimann (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 10.07.2016, 16:36 (vor 3056 Tagen) @ H. Lamarr

Nationalrat Maximilian Reimann (Volkspartei), Kanton Aargau, macht in der Debatte deutlich, warum er später gegen die Motion stimmen wird:

Herr Kollege Fluri, eigentlich wollte ich diese Frage der Frau Bundesrätin stellen, aber ich habe offenbar den Zug nicht ganz erwischt; ich stelle sie deshalb Ihnen. In meiner Familie gibt es ein Mitglied, das stark unter besagter elektromagnetischer Strahlung leidet, vor allem physisch, aber auch psychisch, dies seit Jahren und in zunehmendem Mass. Dieses Familienmitglied weiss sich, so seine Erfahrung, in immer grösserer Gesellschaft. Deshalb meine Frage an Sie als Kommissionssprecher: Können Sie guten Gewissens diesem grossen, immer grösser werdenden direkt betroffenen Segment unserer Bevölkerung gegenüber erklären, der Bund, der Bundesrat, das Parlament würden genug tun zur Umsetzung von Artikel 118 Absatz 2 Buchstabe c der Bundesverfassung, der den Schutz der Bevölkerung vor ionisierenden und anderen Strahlen verlangt? Es geht mir hier um die gesamte Bevölkerung, nicht nur um einen Teil davon.

Kurt Fluri (FDP) entgegnete:

Herr Kollege Reimann, wir alle benützen wenn möglich immer die neueste Technologie, gerade beim Mobilfunk. Wir benützen sie und erheben auch Anspruch darauf, dass unsere Wirtschaft uns die neuesten Technologien zur Verfügung stellt. Wenn Sie diese Bestimmung der Bundesverfassung wörtlich nehmen, dann müssten wir den Gebrauch von Handys per sofort verbieten. Nur dann wäre diese Bestimmung eins zu eins umgesetzt. Das wollen wir alle nicht. Jede Bestimmung der Bundesverfassung muss so umgesetzt werden, wie es einem gesellschaftlichen Konsens entspricht, und unsere Gesellschaft nimmt in Kauf, dass wir mit dem Handy-Gebrauch unter Umständen gesundheitliche Störungen erfahren. Um diese Handy-Benutzung zu ermöglichen, braucht es entsprechende Mobilfunkanlagen. Wenn unsere Gesellschaft bereit ist, ein gesundheitliches Risiko in Kauf zu nehmen, dann handeln wir entsprechend. Heute ist es so: Wir stellen den Anspruch auf eine hundertprozentige Versorgung. Es ist absehbar, dass die heutige Anlageinfrastruktur demnächst nicht mehr genügt. Und um dieses Angebot unseren Ansprüchen anzupassen, braucht es unseres Erachtens diese Motion.

Kommentar: Herr Fluri ging auf die Bedenken von Herrn Reimann nicht ein, er beantwortet aus meiner Sicht eine Frage, die gar nicht gestellt wurde. Kein Wunder, wenn der Aargauer Nationalrat von seiner Meinung nicht abwich und später gegen die Motion stimmte. Der Politiker ließ seinen Bauch entscheiden, nicht seinen Verstand. Dabei wäre es aus meiner Sicht gar nicht so schwierig gewesen, Reimann nachdenklich zu stimmen. Ich hätte ihm z.B. darauf hingewiesen, dass überzeugte Elektrosensible durchaus medizinisch relevante Symptome zeigen können. Dies sei unstreitig. Streitig sei, dass zwischen EMF-Einwirkung und Symptomen bislang kein Kausalzusammenhang gefunden werden konnte, kein einziger überzeugter Elektrosensibler war weltweit imstande, unter strenger wissenschaftlicher Aufsicht seine "Strahlenfühligkeit" unter Beweis zu stellen. Alles deutet derzeit darauf hin: Ja, bei wenigen Menschen lässt sich das Kranheitsbild "Elektrosensibilität" (EHS) feststellen, doch es ist keine physische Erkrankung, sondern eine Phobie, die den Betroffenen einen beträchtlichen Krankheitsgewinn in Form von Aufmerksamkeit, Zuwendung und Mitleid einbringt. Und dann hätte ich Herrn Reimanns Blick noch auf den Motor der "Elektrosensibilität" gelenkt, das sind die vielen kleinen Profiteure, die mit der Angst vor Elektrosmog gut im Geschäft sind. "Elektrosensible" sind für diese Geschäftemacher die bestmöglichen Belastungszeugen, entsprechend werden EHS aus diesen Kreisen heraus hofiert. Und wer sind nun diese Geschäftemacher? Mal sind es es krude Vereine, die zahlende Mitglieder suchen, mal Messknechte, mal Gesundheitsberater, mal unseriöse Umweltmediziner, mal Anbieter von "Schutzprodukten", mal skrupellose Anwälte usw. usf. Belege gibt dieses Forum in Hülle und Fülle her, z.B. <hier>.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Psiram, Umweltmediziner, Scharlatan, Wellness, Krankheitsgewinn, Kommerz, Heiler, Gesundheitsberater


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