Historie der Werbebroschüre "Elektrosmog im Alltag" (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 28.12.2013, 12:42 (vor 3734 Tagen) @ Kuddel

Ein bisschen zur Geschichte der Werbebroschüre "Elektrosmog im Alltag".

Der erste, der auf die Idee kam, eine Broschüre mit dem Titel "Elektrosmog im Alltag" herauszubringen war 2004 die Verbraucher Initiative. Beworben wurde dieses Werk seinerzeit im Elektrosmog-Report. Doch das ist alles Schnee von anno Tobak, denn die Verbraucher Initiative hat 2009 ihre Anti-Elektrosmog-Aktivitäten (forum elektrosmog) ersatzlos eingestellt und diese Broschüre aus dem Verkehr gezogen.

Den nächsten Anlauf machte 2005 die Stadt St. Gallen mit einer Broschüre "Elektrosmog im Alltag" (PDF), an der allerdings nicht Diagnose Funk mitwirkte, sondern das Gegenteil.

Anno 2008 soll dann der Umweltmediziner Dr. Oberfeld die Szene mit seiner "Informationsmappe Elektrosmog" beglückt haben, so behaupten es die Autoren der jüngsten Ausgabe des Ratgebers. Doch das stimmt nicht, diese Informationsmappe ist erheblich älter, Oberfeld brachte sie bereits 2004 als Word-Datei in Umlauf. Damals noch mit dabei: ein "Elektrosmog-Meldebogen", inspiriert vermutlich durch die Geschäftsidee des US-Mobilfunkgegners Dr. G. Carlo, der bereits 2001 mit einer "Opferdatenbank" glaubte, reichlich Kundenadressen zu bekommen. Als sich dies als Irrtum herausstellte, ließ er seine "Opferdatenbank" schmählich im Stich.

2010 hat sich dann Diagnose Funk mit Dr. Oberfeld geeinigt, sein Material überarbeitet als Werbebroschüre "Elektrosmog im Alltag" herausbringen zu dürfen. Das 28-seitige Heftchen war das erste in einer Reihe von Diagnose-Funk-"Ratgeber"-Heftchen. Als Autoren wurden die Baubiologen Jörn Gutbier und Dirk Herberg gelistet und man hoffte mit dem Heftchen ein paar Euro einzunehmen. Deshalb wurde es nicht als PDF gratis angeboten. Ganz ungeniert bekannte man sich damals bereits in einem Werbetext zu den Wurzeln, indem man zugab, das Heftchen sei "auf Grundlage des Standards der baubiologischen Messtechnik [...] erstellt" worden.

2012 gibt die Regierung von Liechtenstein in Anlehnung an die St.-Gallener-Broschüre eine gefälliger gestaltete Version ebenfalls unter dem Titel "Elektrosmog im Alltag" heraus. Die Bevölkerung des Fürstentums hatte sich im Dezember 2009 in einer Volksabstimmung mehrheitlich gegen eine bereits politisch beschlossene Senkung der Grenzwerte in ihrem Land ausgesprochen und besonders Mobilfunkgegnern aus der Schweiz damit eine empfindliche Niederlage beschert.

2013 wurde das Heftchen "überarbeitet" und neu gestaltet. Das Logo des Landes Salzburg auf der Titelseite soll nun einen Hauch von Seriosität versprühen und bei den Autoren wurde Dirk Herberg gegen Dr. Gerd Oberfeld ersetzt, um wenigstens einen Akademiker im Boot zu haben. Doch solange mit Oberfeld als "der Umweltmediziner des Landes Salzburg" geprahlt wird, wird sich auch ein Link finden, der den dunkelsten Fleck auf der Weste dieses Umweltmediziners in Erinnerung ruft. Am Anfang der Neuauflage findet sich jetzt der Hinweis "Aufgrund des wachsenden Interesses ist der Ratgeber auch als Online-Version verfügbar". Aus meiner Sicht ist das eine ziemlich durchsichtige Marketinglüge: Die angepeilte Kundschaft war weniger doof als erwartet und hat erkannt, dass es eine Unverschämtheit ist, für eine Werbebroschüre auch noch Geld zu verlangen. Der Absatz des Heftchens war folglich so bescheiden, dass jetzt unentgeltlich ein PDF angeboten wird, damit überhaupt jemand Notiz davon nimmt. Da das PDF die bevorzugte Verbreitungsschiene werden soll, konnte der Preis für die gedruckte Version von 1 Euro auf 3 Euro angehoben werden. Eine mMn gerechte Strafe für "nützliche Idioten" (Bürgerinitiativen), die Diagnose Funk diese Werbebroschüre abkaufen und anlässlich von "Informationsveranstaltungen" auf Tapeziertischen weiter verscherbeln möchten.

Hintergrund
Seine Fürsorge für die Interessen der Baubiologie dokumentierte Dr. G. Oberfeld zuletzt erfolglos in einer Leitlinie zur Abklärung und Therapie des "EMF-Syndroms"

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Oberfeld, Virnich, Gutbier, Aufgewärmt, Ruoff, Umweltmedizin, Herberg, Modan


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