Zusammenfassung der Rea-Studie (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 05.11.2009, 22:42 (vor 5279 Tagen) @ Doris

Habe gerade beim Googeln nach der Rea Studie ein recht interessanter Bericht von Frick et al gefunden. Laut Inhaltsverzeichnis ist da doch Wissenswertes enthalten.

Machbarkeitsstudie: Verifizierung der Beschwerden „Elektrosensibler“ vor und nach einer Sanierung

Danke, Doris, dort steht folgende Zusammenfassung der Rea-Studie:

Die Studie von Rea und Mitarbeitern (Rea et al 1991) zählt zu den wenigen Untersuchungen, die eindeutige Reaktionen auf Feldprovokationen berichten kann. Die Stichprobe bestand hierbei aus einer Gruppe von MCS-Patienten (Multiple Chemical Sensitivity), die angaben, zusätzlich an Elektrosensibilität zu leiden. Die Autoren führten zunächst in einer nach Störfaktoren (u. a. chemische Verunreinigungen, externe EMF) bereinigten Umgebung Baselineerhebungen durch, in denen sie verschiedene physiologische Parameter (Blutdruck, Pulsfrequenz), das Symptomerleben sowie das autonome Nervensystem (mittels eines Iriscorders, der Pupilleneinengung/-erweiterung erfasste) testeten. In einem mehrphasigen Versuchsablauf wurden jeweils Personen herausgefiltert, die auf die 3-minütigen Provokationen mit Frequenzen der Bereiche 0,1 bis 100 Hz, 1kHz bis 100 kHz sowie 1 MHz bis 5 MHz positiv reagierten, jedoch überhaupt nicht bzw. maximal einmal auf die Placebo Provokationen. Als „positive" Reaktion galt die Erhöhung der Anzahl und/oder der Intensität der Symptome auf über 20 % des Baseline-Niveaus bzw. eine Veränderung im Iriscorder um zwei Standardabweichungen. Auf diese Weise wurden in einem ersten Einzelblind Versuch aus 100 sich selbst als elektrosensibel bezeichnenden Patienten 25 „positiv" reagierende Personen identifiziert, welche in einem nächsten Schritt in einem Doppelblind Versuch mit 25 Freiwilligen verglichen wurden. Schließlich wurden diejenigen 16 Personen, die in diesem Doppelblindversuch nachweisliche Reaktionen zeigten, in einem letzten Schritt nochmals mit der Frequenz provoziert, auf die sie am stärksten reagiert hatten. Während diese Personen auf die Placeboprovokationen keine Reaktionen zeigten, erlebten sie auf die tatsächliche Provokation hin verschiedenste Symptome: So wird z. B. von einem Absinken der Lungenfunktion um 20 %, einem Anstieg der Pulsfrequenz um 40 %, sowie von muskuloskeletalen (z. B. Krämpfen), gastrointestinalen (z. B. Übelkeit), dermalen (z. B. Brennen), respiratorischen (z. B. Atemnot) Symptomen etc. berichtet. Die meisten Reaktionen waren neurologischer Art (u. a. Kopfschmerz, Schwindel, sogar Bewusstlosigkeit). Die Autoren schlussfolgern aus diesen Ergebnissen, dass elektromagnetische Empfindlichkeit unter kontrollierten Bedingungen ausgelöst werden kann. Deutliche Mängel an der Informationsaufbereitung zu dieser Studie (ungenaue Beschreibung der Expositionsmaße und des Expositionssettings, mangelhafte bzw. fehlende Charakterisierung der Experimental- bzw. Kontrollgruppe etc.) lassen jedoch erhebliche Zweifel an der Wissenschaftlichkeit und Glaubwürdigkeit dieser Ergebnisse aufkommen (zur Kritik an dieser Studie siehe auch (Bergqvist and Franzén 1993)). Ein Versuch der Arbeitsgruppe, diese Ergebnisse zu replizieren, scheiterte (Wang et al 1994).

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Rea-Studie, Doppelblind


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