Will uns Frédérique Ries verschaukeln? (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 22.03.2009, 20:49 (vor 5723 Tagen) @ Doris

Was bedeutet echte Vorsorge...

Irgendwie bin ich wohl etwas von der Rolle, denn wieso wird von einer Belgierin eine Grenzwertsenkung auf 3 V/m gefordert, wo dies doch anscheinend in Belgien ohnehin der Status quo ist oder zumindest weit gediehen ist?

Was ich von einer Senkung der Grenzwerte für Basisstationen (BTS) halte kann wer mag hier nachlesen: Grenzwertsenkung für Dummies.

Wenn aber eine Senkung auf 3 V/m bei genauerem Hinsehen nicht viel bringt, wieso wird dann dennoch so vehement darauf herumgeritten? Wenn nicht die Bürger, wer dann hat einen Nutzen von so einer Grenzwertsenkung? Nun, ich meine die Telekommunikationsausrüster sehen solche Forderungen gerne, denn wenn infolge der Grenzwertsenkung einige Anlagen nicht mehr voll aufgedreht werden dürfen, gibt es im Netz Lücken, die durch Füllsender geschlossen werden müssen. Europaweit könnte dieses förmlich geschenkte Geschäft den Ausrüstern hübsche Umsätze bescheren. Die gute Frédérique Ries könnte mMn also den Druck auf die BTS-Grenzwerte durchaus im Interesse der europäischen Telekommunikationsindustrie aufbauen: Ein bisschen Tam-Tam, ein bisschen Panik oder Krebsangst wecken und dann 3 V/m als Lösung anbieten. Bei solchen Aktionen, die von einer oder nur ganz wenigen Personen ausgehen, lässt sich ein verdeckter Lobbyismus relativ leicht machen, die erste Bedeutungsebene (Grenzwertsenkung zum Wohl der Bürger) wird von Leuten wie Hensinger gesehen und bejubelt obwohl keine Wirkung erkennbar ist, und die zweite Bedeutungsebene (Umsatz für Telcos) wird von der ersten komplett verdeckt.

Selbstverständlich ist es möglich, dass ich weiße Mäuse sehe und mich irre. Es bleibt jedoch die Frage, wieso der publicityträchtigen aber sinnleeren Senkung der BTS-Grenzwerte der Vorzug gegeben wird gegenüber einer echt wirksamen Senkung der zulässigen Handy-SAR-Werte. Für diesen merkwürdigen Spagat finde ich keine plausible Erklärung, außer dem beschriebenen Umsatzfördereffekt oder ähnliche Geschäftsinteressen. Denn wenn sie sich nicht von Fanatikern hat einwickeln lassen, müsste Berichterstatterin Ries wissen, dass nicht die Masten das Problem sind, sondern die Handys. In den beiden von Ihnen, Doris, verlinkten PDFs der Berichterstatterin habe ich das Akronym SAR jedoch kein einziges mal in der bekannten Bedeutung gefunden, häufig aber in dieser Form: KrebSARten. Anscheinend ist die Berichterstatterin auf einem Auge (Handys) völlig blind! Mal ganz abgesehen davon, dass mit den geforderten 24 mW/m² (3 V/m) ja eigentlich auch kein Staat zu machen ist, wer die abkriegt, kriegt es dank der hinlänglich bekannten breit gestreuten Angstpropaganda auf zukunftssicherem Mikowattniveau mit der Angst zu tun. Alle anderen Sendemastengegner, die mit den mehrheitlich vorkommenden Werten unter 1 mW/m² zu tun haben, bleiben sowieso von dieser Grenzwertsenkung völlig unbeeindruckt und protestieren weiter.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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