Der Onkologe Schwedens ▼ (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 21.03.2009, 18:54 (vor 5669 Tagen) @ Doris

Das Problem ist, uns fällt das vielleicht auf, da wir uns sehr intensiv genau mit diesem Thema beschäftigen, aber Sie dürfen nicht vergessen, dass das breite Publikum doch nicht in die Details geht.

Ja, Doris, auch dies ist ein Problem, gemeint habe ich jedoch was anderes, was eher wenig mit Wissen zu tun hat. Ich meine den sogenannten gesunden Menschenverstand, der eintreffende Informationen pausenlos auf Plausibilität hin abklopft und die Info entweder verwirft oder für "überlegenswert" hält. Je unglaubwürdiger eine Info, desto eher landet sie im Mülleimer des Gehirns. Wenn Ihnen z.B. einer erzählen will, in ganz Schweden gäbe es nur einen einzigen Onkologen (... der Onkologe Schwedens sagte, ...), dann wird Ihnen dies aller Voraussicht nach genauso seltsam vorkommen, als wenn einer fantasiert, "dem Lehrer Deutschlands sei gekündigt worden". Man muss schon außerordentlich unkritisch sein, um bei derart unplausiblen Behauptungen nicht zu stutzen.

Wenn nun eine Organisation wie Diagnose-Funk ohne mit der Wimper zu zucken Unplausibles ins Netz stellt wie diese missratene Übersetzung, dann ist dies mMn so verräterisch wie der weiter oben erwähnte Rostfleck. Wie soll ich jemanden ernst nehmen, der mich vor einem vermuteten großen Risiken warnt, der zugleich aber selbst so unkritisch ist, dass ihm einfachste Plausibilitätsfehler (... die Uniklinik Schwedens ...) nicht auffallen? So jemanden kann ich nicht ernst nehmen, so jemand kann niemand ernst nehmen, wenn sich herausstellt, dass solche Fehler kein Einzelfall sind. Und sie sind eben kein Einzelfall, sie sind leider Normalität in der Kritikerszene, wo z.B. ungerügt kurioseste persönliche Ausprägungen des angeblichen Mikrowellensyndroms zum Vortrage kommen, wo von Millionen Mobilfunkerkrankten gefaselt wird, die sich in keiner Statistik wiederfinden oder wo vor sich hin fabuliert werden darf, dass die Beweislast erdrückend sei, ohne dass diese Beweise auch nur ansatzweise vorgelegt werden müssen.

Kurz: Das Versagen der Mobilfunkkritik, ihre Wirkungslosigkeit, hat den Grund auch darin, dass die unkritischen Akteure glauben, jeder sei so unkritisch wie sie. Ein Irrtum, denn außerhalb der "Szene" schützt sich die überwiegende Mehrzahl aller Leute mit unbewusst durchgeführten Plausbilitätskontrollen gegen unglaubwürdige Behauptungen aller Art.

Troll-Wiese: http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=30160

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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