Immer spurtreu an der Wand entlang (Allgemein)

Doris @, Mittwoch, 06.02.2008, 23:43 (vor 5915 Tagen) @ H. Lamarr

Aus eigener Erfahrung könnte ich mir vorstellen, dass die starke Polarisierung der verfeindeten Lager (Kritiker - Befürworter) die Resistenz bewirkt, die etliche Kritiker gegen neue "unbequeme" Erkenntnisse haben.

Ich könnte mir sogar vorstellen, dass das Aufspalten innerhalb des Kritikerlagers in 1. und 2. Generation diesen Resistenz noch mehr verfestigen könnte. Jetzt hat man nicht nur die "natürlichen" Feinde in Form der Betreiber als Gegner, sondern sehr viel schwieriger scheint der Umgang mit dem neuen Feind aus dem eigenen Lager zu sein. So könnte eine "jetzt erst Recht Haltung" entstehen und der Effekt sich noch mehr abgrenzen zu müssen indem man vom bisher Verbreiteten auf keinen Fall abweichen kann, darf und auch möchte. Auch das sehe ich wie bei der Erziehung. Mein Sohn z.B. kann schon deshalb nicht das Rauchen aufgeben, weil er mir diesen Triumpf niemals gönnen würde (obowhl es gar keiner wäre, sondern nur Erleichterung!)

Beispiel: RDW und Silny werden als "natürliche Feinde" der Kritiker betrachtet, egal was die beiden sagen, es zählt nicht, weil sie ja von der Industrie "gekauft" sind.

Ja, diese Erfahrung habe ich auch gemacht und mache diese selbst heute noch in meinen eigenen Kreisen und wir haben wirklich einen Blickrichtungswechsel vollzogen. Ich neige dazu, größeren Gefallen zu finden an Leuten der Gegnerseite, die nicht komplett abgeneigt sind, alles als harmlos anzusehen. Wenn ich dann so manche Beiträge hier aus dem Forum zur Kenntnisnahme bzw. Horizonterweiterung in meine eigenen Reihen geschickt habe, musste ich mir immer erst anhören, "na der ist ja eindeutig von der Betreiberseite" Das wird tatsächlich immer mit einer großen Portion Skepsis betrachtet und ich vermute somit auch gar nicht wirklich beherzigt.

In meiner Zeit als 1G-Kritiker habe auch ich diese dämliche Haltung eingenommen und den Besuch der RDW-Seite aufs allernötigste eingeschränkt, um bloß keine "Entwarnungen" serviert zu bekommen.

So war ich nie. Auch meine Anfangszeit begann natürlich mit Bürgerwellen News, Einführung in die Mobilfunkproblematik durch unseren "ES" in der eigenen Reihe und einen Vortrag von Zwerenz usw. Das überzeuge mich nicht wirklich, so beschloss ich mal zu schauen, was die Techniker hierzu zu sagen habe und loggte mich bei RDW im Forum ein, noch bevor ich hier im IZgMF landete. Die Infos auf RDWs Homepage gehörten schon immer zum wöchentlichen Pflichtprogramm und mein Mobilfunkengagement ist nur in Verbindung mit seiner Seite für mich überhaupt möglich. Und trotzdem bin ich all die Jahre nicht weniger kritisch geworden.

Mittlerweile habe ich begriffen, dass vieles von dem, was RDW und andere sachliche Poster in seinem Forum die ganzen Jahre über aufgespießt haben, sehr wohl Hand & Fuß hat und vor allem belastbar ist. Das war eine - ehrlich gesagt - unbequeme Erkenntnis. Zugleich ist mir bewusst geworden, dass das Negativ-Image von Silny im Grunde allein vom Bürgerwellen-Pranger gespeist wurde, eine ausgesprochen unrühmliche Einrichtung der BW, die mittlerweile - ein Sieg der Vernunft - aus der Navigation der BW-Website verschwunden ist. Dennoch hatte der Pranger auch bei mir lange Zeit die gewünschte Wirkung: Silny? Igittigit! Aufgewacht bin ich erst, als ein Arzt mich nachdrücklich aufforderte, das Silny-Papier über gepulste Signale von der IZgMF-Seite zu nehmen. Einzige Begründung: Es käme von Silny! Nun, da wurde mir schlagartig klar, dass die Welt eben doch nicht - obwohl doch so schön praktisch - in schwarz und weiß oder gut und böse eingeteilt werden sollte, sondern auch die vielen Grautöne beachtet werden wollen. Im Klartext: Auch wenn Silny der Mobilfunkindustrie nahe stehen sollte finde ich (als Kritiker) seine Ausführungen zu gepulsten Signalen erhellend.

Ich habe mich da nie so sehr auf eine Seite eingelassen und habe diese Erfahrung so nie gemacht. Sie haben ja auch mal geschrieben, dass Sie sich regelrecht "vera...t" fühlen von den Kritikern der 1. Generation. Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Gefühl jemand auf den Leim gegangen zu sein, zu einer Extremhandlung in die andere Richtung führen kann, was Ihnen und den anderen Verantwortlichen von so manchen Betroffenen ja vorgeworfen wird. Es ist ja nicht nur Ihre Erkenntnis, sondern sowohl KlaKla, Franz und auch Karl (Teilnehmer der 1. Stunden (zumindest fast) ) haben ja diesen extremen Blickrichtungswechsel vollzogen, und Ihr alle (bei Karl weiß ich es nicht) habt euch irgendwann hier mal dahingehend geäußert, dass Ihr denen auf den Leim gegangen seid. Menschlich kann ich das nachvollziehen, aber es ist nicht sachlich und korrekt, zumindest ich sehe das so.

Ähnlich steht's um Silny's Studien-Datenbank (EMF-Portal). Wer die allein deshalb meidet, weil sie von Silny und seinen Leuten aufgebaut wurde, ja mei, der schreibt dann eben solche unglücklichen Briefe wie der oben zitierte Herr Müller, und gibt damit klar zu verstehen, dass er für eine sachbezogene effiziente Auseinandersetzung nicht in Frage kommt. Denn dazu gehört es auch, sich nicht allein auf die eigenen Frontleute zu verlassen, sondern über den Tellerrand hinaus auch mal bei unabhängigen Stellen Informationen einzuholen oder - für hart Gesottene - sogar bei RDW & Co.

Ich behaupte mal, hinter so manchen Briefeschreibern stehen irgendwelche Strippenzieher und deshalb ist so mancher Betroffene auch ein Opfer von denen. Der wahre Grund kann ich bis heute für mich noch nicht erkennen. Es ist m.E. nicht nur eine Sache mit der man Geld machen kann, wie KlaKLa es immer wieder mal anführt. Manchmal denke ich, ob die sich zum einen in was verrannt haben und ohne Gesichtsverlust nicht mehr rauskommen (sieht KlaKla auch so), oder aber ist es dieses gewisses Gefühl der Wichtigkeit, die einem Macht und ein gutes Gefühl verleiht. Wer möchte nicht gerne bewundert werden und dieses Gefühl vermittelt bekommen, "wir glauben an dich, denn du wirst uns helfen" und schon fühlt man sich in der Pflicht und kommt da auch nicht mehr so richtig raus bzw. man glaubt das wirklich ohne Wenn und Aber, was man ständig erzählt.


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