Schmidt und Gutbier gehen in Wolfratshausen baden (Allgemein)
Der Elektrosensible Dr. Hans Schmidt forderte den grünen Kreisverband Bad Tölz-Wolfratshausen auf, sich parteiintern auf Landesebene für eine kritische Debatte zum Thema 5G einzusetzen und dieses Anliegen über die Fraktion auch in den bayerischen Landtag zu tragen. Sein Antrag verwies ausschließlich auf Mobilfunk kritische Quellen. Sein Ziel: 5G abschaffen.
Kleine Mitgliederversammlung
5G-Mobilfunkdebatte und Antragsabstimmung
Es standen sich gegenüber bei der Debatte
- Pro 5G, Sprecher für Digitalisierung der grünen Landtagsfraktion Benjamin Adjei
- Kontra 5G, Baubiologe Jörn Gutbier
Adjei, Befürworter eines Ausbaus von 5G verwies auf die wissenschaftliche Faktenlage, wonach über 90% aller Untersuchungen die Ungefährlichkeit von Mobilfunk inklusive der fünften Generation belegen. Dazu zitierte er renommierte Institutionen wie die Max-Planck-, sowie die Fraunhofer-Gesellschaft. Auch die vom Baubiologen herangeführten Studien würden einem wissenschaftlichen Peer-Review nicht standhalten.
In einer der bekanntesten Studien seien 3000 Mäuse ihr Leben lang mit Mobilfunk-Strahlung „gegrillt“ worden. Die zulässigen Grenzwerte seien um das 20-fache überschritten worden, Als Folge sei in der Tat ein erhöhtes Herzkrebs-Risiko festgestellt worden. Nicht erwähnt würden dagegen andere kuriose Ergebnisse. Beispielsweise, dass die Mäuse im Schnitt länger lebten. Adjeis Schlussfolgerung: „Das zeigt die Zufälligkeit der Ergebnisse der Studie. Oder will jemand behaupten, dass Mobilfunk-Nutzer eine höhere Lebenserwartung haben?“
Baubiologe Gutbier, verwies auf die hohen Grenzwerte für die maximale Bestrahlung in Deutschland, die weit über denen unserer europäischen Nachbarn liegen würden. Doch bereits unterhalb dieser Werte sei eine Wirkung auf das zentrale Nervensystem möglich, welche im Alltag bei manchen Menschen zu kognitiven Störungen führen könnte. Zudem erwähnte er Studien, die auf die Verursachung oxidativen Stresses durch hochfrequente Strahlung hindeuten. Dieser Mechanismus könne zu Zellschäden führen und begünstige die Entwicklung verschiedener Krebsarten. Abschließend plädierte er für eine effektive Nutzung der bestehenden Technologie statt eines weiteren 5G-Ausbaus.
Stichwortgeberin Lucia Schmidt fragt, ob die Referenten einen Zusammenhang zwischen Mobilfunk und dem Insektensterben sehen?
Baubiologe Gutbier: Es gibt viele Studien dazu, die Ergebnisse sind erschreckend.
Adjei: Es gebe keinen Nachweis, noch nicht mal einen Hinweis auf einen Zusammenhang.
Ökologe Wolfgang Goymann: „Es gibt andere Faktoren, die einen Einfluss haben: Landwirtschaft, fehlende Naturschutzgebiete und mit Abstrichen Lichtverschmutzung. Mobilfunk können wir in diesem Zusammenhang vernachlässigen“
Forscherin Anja Teubert-Zitzler kommentierte, sie wisse aus eigener Erfahrung, dass es gute und schlechte wissenschaftliche Veröffentlichungen gebe. Man müsse sich jede Studie genau ansehen. Für Fachfremde sei es schwierig, Studien zum Thema Mobilfunk einzuschätzen – „mich eingeschlossen“.
Hans-Georg Heserer: „Ich bin hin- und hergerissen.“ Am meisten überzeuge ihn das Argument, dass der 5G-Standard für technologischen Fortschritt nicht notwendig sei: „Wir bleiben auch mit dem, was wir haben, wettbewerbsfähig.“
Rudi Seibt: „5G ist überflüssig wie ein Kropf.“
Der Geretsrieder Marius Schlosser stellte sich hinter die Aussagen von Adjei: „Eine Partei, die hinter Fridays for Future und der Wissenschaft steht, kann nicht auf pseudowissenschaftliche Studien setzen.“ Fortschrittsfeindlichkeit halte er für „sehr gefährlich“. Er habe selbst noch vor fünf Jahren in der Schule Lehrer erlebt, die Tablets im Unterricht verdammten: „Und dafür werden wir jetzt hart bestraft, das Online-Schooling funktioniert nicht.“ Schlosser appellierte: „Mit der 5G-Gegnerschaft nehmt ihr uns Chancen, setzt nicht auf dieses Thema.“
In seinem abschließenden Statement verwies der Antragssteller Hans Schmidt nochmal auf die Notwendigkeit einer kritischen Diskussion über das Thema. Dabei sei das Ziel nicht die Abschaffung des Mobilfunks, sondern seine gesundheitsschonende Gestaltung. Er betonte, dass die Grünen niemals eine Partei der Obrigkeitshörigkeit waren und deshalb in dieser Frage nicht ausschließlich auf die Angaben staatlicher Stellen vertrauen sollten. „Vertrauen und Glaube sind gut, Kontrolle und Wissen besser“, so fasste er seine Position pointiert zusammen.
In der anschließenden Abstimmung lehnte eine Mehrheit der Mitglieder den Antrag ab.
15 der Anwesenden stimmten dafür, 24 dagegen, es gab zwei Enthaltungen.
Hintergrund
Die Grünen Bad Tölz-Wolfratshausen
Merkur.de 03-03-2021
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Meine Meinungsäußerung