Dariusz' EHS-Projekt: von Klitzings Testkriterien (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 24.04.2022, 17:10 (vor 928 Tagen) @ H. Lamarr

Die Frage ist jetzt: Wie will Dariusz mit solchen EHS umgehen, die, mit Inbrunst haarsträubende Geschichten erzählen, dank Tante Google auf alles eine Antwort wissen und mit etlichen ärztlichen Attesten wedeln können?

Auszug aus Dariusz' Projektbeschreibung:

In Vorbereitung auf solche Provokations-/Molekularstudien müssen wir uns auch mit dem befassen, was bisher nicht ausreichend und gründlich untersucht wurde - die ärztlich diagnostizierte EMF-Empfindlichkeit.

Ja, wir haben keine zuverlässigen Diagnoseinstrumente, um EMF-Empfindlichkeit zu diagnostizieren. Zahlreiche Ärzte haben jedoch verschiedene physiologische Parameter bei Personen untersucht, die über EMF-Empfindlichkeit klagen. Die Zusammenführung all dieser physiologischen Tests und Parameter in einer einzigen Datenbank könnte dabei helfen, die effizientesten Methoden zum Testen der molekularen Ziele von EMF-Reaktionen bei EMF-empfindlichen und EMF-unempfindlichen Personen zu bestimmen. Wir müssen all dieses verstreute Wissen an einem Ort zusammenführen.

Wenn ich Dariusz richtig verstehe, will er weltweit Informationen über erfolgreiche und misslungene ärztliche Diagnosen/Behandlungen von "Elektrosensiblen" sammeln und aus den "effizientesten" Schlüsse für seine geplanten Provokations-/Molekularstudien ziehen.

Ein konkretes Beispiel: Lebrecht von Klitzing diagnostizierte einst (bis 2004) "Elektrosensible" durch Messung der Mikrozirkulation des Blutes in der Haut, ließ dann davon ab und benutzte danach die Herzratenvariabilität als Diagnosekriterium. Dann, 2010, benutzte er zur Diagnose die drei Kriterien Herzratenvariabilität, Mikrozirkulation und Hautpotenziale (Beispiel eines Testprotokolls). Von Klitzing betrieb derartige Testungen auf kommerzieller Basis für seinerzeit 470 Euro pro Test. Er selbst hält seine Kriterien für wissenschaftlich valide, seine Kritiker halten diese für pseudowissenschaftlichen Hokuspokus. 2018 anerkannte von Klitzing, dass die Ursachen für "Elektrosensibilität" auch häufig auf psychischer Ebene zu finden ist.

Jetzt kommt Leszczynski ins Spiel. Irgendwer wird ihm die Kriterien des Deutschen voraussichtlich melden, ob diese Person dies mit einer positiven oder negativen Bewertung tut, wissen wir nicht. Was aber macht der Finne nun mit diesen drei praktizierten Testkriterien, wie will er belastbar herausfinden, ob diese "effizient" (valide?) sind oder nicht? Will er dies überhaupt herausfinden oder gelangt bei ihm alles, was daherkommt, erst einmal ungeprüft in seine geplante Datenbank? Was ich damit sagen will: Ich kann mir nicht vorstellen, wie Dariusz aus einem Wust eingereichter Testkriterien systematisch die "effizientesten" herausfieseln will, damit seine geplanten Provokations-/Molekularstudien nicht von Grund auf auf wackligen Beinen stehen.

Ohne eine kompetente belastbare Bewertung der Testkriterien aber wird es nicht gehen. Das zeigt die Schürmann/Mevissen-Review über oxidativen Stress. Diese Review sammelte an Studien ein, was bei Drei nicht auf den Bäumen war, eine Qualitätsbewertung der Studien fand nicht statt. Die SSK wertet die Review deshalb ab, sie sei nicht relevant, Rückschlüsse auf die Gültigkeit der EMF-Risikobewertung zu ziehen.

Warum das EHS-Projekt von der Anti-Mobilfunk-Szene boykottiert werden könnte

Allmählich wird mir klar, warum die deutsche Anti-Mobilfunk-Szene das EHS-Projekt von Dariusz bisher unisono boykottiert hat: Denn wenn Dariusz tatsächlich einen wissenschaftlich sauberen Weg findet, die "effizientesten" Kriterien zu finden, dann ist er für alle Profiteure, welche mit "uneffizienten" Kriterien ihren Patienten nur das Geld aus der Tasche ziehen, eine Gefahr. Überhaupt ist das ganze Projekt für die Szene ein großes Risiko, denn wenn der Finne in ein paar Jahren eingestehen muss, auch mit seinen neuen Provokations-/Molekularstudien keine "echten" EHS gefunden zu haben, dann wäre das nicht nur für die deutsche Szene und ihre kommerziell interessierten Trabanten tödlich.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Klitzing, Hokuspokus, Risikobewertung, Boykott, Provokationsstudie, Datenbank, Schürmann, Mevissen, Molekularstudie


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