Relotius reloaded: Europa ignoriert mögliches 5G-Krebsrisiko (Medien)
H. Lamarr , München, Montag, 14.01.2019, 17:27 (vor 2138 Tagen)
Artikel in Der Tagesspiegel vom 12. Januar 2019:
Elektrosmog:
Europa ignoriert mögliches Krebsrisiko von 5G
Die Technologie für den Mobilfunk steht im Verdacht, die Gesundheit zu schädigen. Aber die Regierungen fördern den Ausbau unbeirrt. von Harald Schumann und Elisa Simantke
Auszug
[...] Gleichzeitig herrscht erhebliche Unsicherheit über die möglichen Gesundheitsrisiken. So schreibt der Vodafone-Konzern im Jahresbericht 2017: „Elektromagnetische Signale, die von mobilen Geräten und Basisstationen ausgesendet werden, können gesundheitliche Risiken bergen, mit potenziellen Auswirkungen, einschließlich: Änderungen der nationalen Gesetzgebung, eine Verringerung der Mobiltelefonnutzung oder Rechtsstreitigkeiten.“
Das Internationale Zentrum für Krebsforschung bei der WHO (IARC) hatte 2011 lediglich festgestellt, dass Handystrahlung „möglicherweise krebserzeugend“ sei. Diese Bewertung ist jedoch veraltet. Sowohl eine amerikanische Forschergruppe des staatlichen „National Toxicology Program“ als auch ein Team um die renommierte italienische Krebsforscherin Fiorella Belpoggi in Bologna berichteten jüngst, dass sie in aufwendigen Experimenten auf „klare Beweise“ für die Tumor-erzeugende Wirkung der Hochfrequenzstrahlung bei Ratten gestoßen sind. Eine Studie im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz hatte bereits 2015 ergeben, dass Mobilfunkstrahlung die Ausbreitung von Tumoren im Körper von Mäusen erheblich beschleunigt [...]
Kommentar: Eine Gruppe von neun Journalisten, die sich vielversprechend "Investigate Europe" nennt, ist für die Recherchen zu diesem Artikel verantwortlich. Doch nach dem ersten Überfliegen des Textes kann ich nur enttäuscht mit dem Kopf schütteln: Die Hoffnung auf einen erhellenden investigativ recherchierten Artikel verpufft nach den ersten Absätzen, aus meiner Sicht handelt es sich bei dem Werk um eine unerträglich tendenziöse Kolportage von selektiv ausgewähltem älterem Material, das sich die neun zum Teil aus diversen europäischen Medien zusammengegoogelt haben. Unklar ist mir das Motiv. Unklar ist mir, warum der Tagesspiegel etwas plump Angstschürendes bringt, was leicht auch der Feder von Wolfgang Maes himself hätte entspringen können. Wenn das investigativer Journalismus sein soll, was die neun auf die Beine stellten, ist für mich das Ende des Informationszeitalters wieder ein gutes Stück näher gerückt. Ach was, viel zuviel der Ehre für einen ungenießbaren Thunfisch in den Weltmeeren der Medienschaffenden. Warum sollte sich nicht auch der Tagesspiegel einen Fall Relotius leisten?
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Tags:
Wissenschaftler, Kolportage, 5G, Kontroverse, Tagesspiegel, Simantke, Investigate Europe, Kargo-Kult, Schumann, Belpoggie
Wie gesundheitsschädlich ist 5G wirklich?
H. Lamarr , München, Mittwoch, 16.01.2019, 14:59 (vor 2136 Tagen) @ H. Lamarr
Eine Gruppe von neun Journalisten, die sich vielversprechend "Investigate Europe" nennt, ist für die Recherchen zu diesem Artikel verantwortlich.
Inzwischen hat der Tagesspiegel auch die längere Printfassung des Artikels online gestellt: Wie gesundheitsschädlich ist 5G wirklich?
Der ursprüngliche Titel der Printfassung lautete "Strahlendes Versprechen", er war der Online-Redaktion des Tagesspiegel offenbar nicht knackig genug.
Aus meiner Sicht ist die Langfassung nicht besser als die Kurzfassung. Auch sie bedient in wohlgeformten Sätzen diffuse Ängste gegenüber Mobilfunk in der Bevölkerung auf eine Weise, die bislang Wutbürgern und Geschäftemachern mit der Angst vorbehalten war. Wie kommt es dazu? Wie kommt es, dass ein "Netzwerk von Journalisten" einen derart tendenziösen Artikel hervor bringt? Wer hat "Investigate Europe" beauftragt, so und nicht anders zu recherchieren? Antworten auf diese Fragen führen schnell ins Reich der Verschörungstheoretiker, als lasse ich es lieber.
Wer die Mobilfunkdebatte mitverfolgt hat kann den Artikel nicht ernst nehmen. Die Recherche ist oberflächlich, die von den Autoren gezogenen Schlüsse sind vorschnell und unqualifiziert, wie es Mitlesern in diesem Forum seit vielen Jahren sonst nur von Besteigern des berühmt-berüchtigten "Mount Stupid" bekannt ist. Journalisten sehen sich zuweilen als Hohepriester des Zurechtrückens der öffentlichen Meinung. Meinetwegen, wenn sie gründlich recherchieren und wahre Hintergründe aufdecken, die andere vertuschen wollen, sollen sie diese Rolle auch unwidersprochen einnehmen. In dem was "Investigate Europe" abgeliefert hat, erkenne ich jedoch die unerträgliche Selbstgefälligkeit von Instant-Experten, die der Komiker Dieter Nuhr ebenso treffend wie grob zurechtweist: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten!
Den Artikel zu zerpflücken ist keine Frage des Könnens, sondern, weil das Werk üppig geraten ist, eine Frage des Zeitaufwands und des Wollens. Im kleinsten Raum meiner Wohnung sitzend habe ich den Artikel noch vor mir. Sollte ich der Versuchung widerstehen, ihn kurzerhand hinter mich zu bringen, werde ich mir erlauben, die eine oder andere Textpassage zu kommentieren.
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Tags:
ICNIRP, WHO, BioInitiative, Hardell, Gee, Klassifizierung, Ziegelberger, 2B, Mount Stupid, Wyde, EEA, Belpoggi, Firstenberg, Romeo, Investigate Europe
Tagesspiegel im Einfluss von ...
KlaKla, Donnerstag, 17.01.2019, 13:15 (vor 2135 Tagen) @ H. Lamarr
Auszug Tagesspiegel
von Harald Schumann und Elisa Simantke
Die zuständigen Institutionen von der Weltgesundheitsorganisation über die EU-Kommission bis zum deutschen Bundesamt für Strahlenschutz überlassen es jedoch einem kleinen Kreis von Insidern, die Grenzwerte zum Schutz der Bevölkerung festzulegen. Doch dessen Mitglieder blenden viele unbequeme neue Erkenntnisse aus.
Mit Medien Zweifel und Misstrauen sähen wenn man sich nicht durchsetzten kann.
Siehe Die Wissenschaftliche Kontroverse um NTP-Studie und ICNIRP wertet NTP- und Ramazzini-Studie ab
Mit „der Implementierung von 5G drohen ernste, irreversible Konsequenzen für den Menschen“, warnen mehr als 400 Mediziner und Naturwissenschaftler in einem jüngst veröffentlichten Appell für einen Ausbaustopp der 5G-Technik, darunter auch der langjährige deutsche Umweltpolitiker und Biologe Ernst-Ulrich von Weizsäcker.
Aha, den Firstenberg-Appell! Ein Appell eines überzeugten Elektrosensiblen, der zwei Prozesse vor Gericht verloren hat. Ein schlichter Wutbürger-Appell, den Mediziner und Naturwissenschaftler mitzeichnen. Nicht zu vergessen, Pseudowissenschaftler, Naturwissenschaftler im Ruhestand, Homöopathen und Quacksalber, alle dürfen sie so was mitzeichnen. So genau schaut eh keiner hin siehe auch "Wissenschaftler" warnen vor 5G-Funktechnologie. Masse statt Klasse und bedeutende Namen. Mit ihnen versucht man den Karren aus dem Sumpf zu ziehen.
Die Warnungen signalisieren, wie groß die Unsicherheit ist. Schon seit Jahrzehnten forschen Biologen, Mediziner und Ingenieure über die Frage, ob die Hochfrequenzstrahlung für den Mobilfunk die Gesundheit schädigen könnte. In der weltweit größten Datenbank zum Thema, dem „EMF-Portal“ der Hochschule RWTH Aachen, sind mehr als 2000 wissenschaftliche Studien dazu gelistet. Doch über die Bewertung der Ergebnisse sind die beteiligten Wissenschaftler aus aller Welt bis heute zutiefst zerstritten.
Welche Wissenschaftler?
Solche, die sich im Ruhestand befinden und u.a. so was übers Internet verbreiten: ... Wie es aussieht, wird die ICNIRP von der Mobilfunkindustrie wieder einmal zur Durchsetzung ihrer Interessen benutzt, diesmal mit einer Methode, die sie von der Zigarettenindustrie übernommen hat. Der Zigarettenindustrie ist es mit dem Säen von Zweifel gelungen,die Menschheit über Jahrzehnte hinweg um die längst gesicherte Erkenntnis zu bringen, dass Rauchen die Ursache für Lungenkrebs ist. Die Mobilfunkindustrie verfolgt bei einer durchaus vergleichbaren Sachlage dieselbe Taktik, dies sogar unter noch besseren Voraussetzungen: Die Abhängigkeit der Menschen von den Produkten der Zigarettenindustrie und Mobilfunkindustrie mag vergleichbar sein, doch die Anzahl der Abhängigen von den Produkten der Mobilfunkindustrie ist ungleich größer. Gezeichnet: der Ex-Tabaklobbyist.
Ups, der ist ja gar nicht beteiligt.
Verwandte Threads
Die Strategie der Tabaklobby findet Nachahmer
Mit dem Trick der Tabakindustrie
Vorwürfe gegen ICNIRP
--
Meine Meinungsäußerung
Tags:
Umweltmediziner, Ziel, Appell, Petition, Tabakindustrie, Ablenkungsforschung, Pseudowissenschaft, Ex-Tabaklobbyist, USA, Kolportage, Quacksalber, Spiritualität, Ruhestand, Ramazzini, Fake-News, Weizsäcker, Tagesspiegel, Homöopaten, Crosignani, Schumann
Diagnose-Funk, Mitstreiter gesucht, Briefvorlage liegt bereit
Gast, Dienstag, 12.03.2019, 06:53 (vor 2082 Tagen) @ KlaKla
Rechtzeitig zur Europa-Wahl 2019 biete Diagnose-Funk eine neue Brief-Vorlage/Protest gegen 5G an.
Auszug: Vorlage Musterbrief
... Die gesundheitlichen Risiken von 5G sind bereits jetzt bekannt:
Das Journalistenteam Investigate Europe legt im Tagesspiegel /Berlin vom 12.01.2019 unter dem Titel „Krebsrisiko durch 5G: Europa ignoriert die Gefahr“1 und am 15.01.2019 unter dem Titel "Wie gesundheitsschädlich ist 5G wirklich?“2 eine Recherche zur Mobilfunk-Studienlage und zum 5G-Ausbau vor. Es wird darauf hingewiesen, dass hunderte Wissenschaftler, darunter der langjährige Umweltpolitiker und Biologe Ernst-Ulrich von Weizsäcker, sich in Appellen aufgrund der Studienlage gegen die 5G-Einführung stellen, aber die EU Kommission und die europäischen Regierungen die Risiken ignorieren.
... Die Artikel decken auf, wie Regierungen zur Verharmlosung der Studienlage und Rechtfertigung die Empfehlungen der International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection (ICNIRP) nutzen. Die ICNIRP beurteilt seit Jahren alle Studien, die die Geschäfte der Mobilfunkbranche beeinträchtigen könnten, als irrelevant. Zur ICNIRP schreiben die Journalisten: "Dabei handelt es sich allerdings lediglich um einen privaten in Deutschland eingetragenen Verein ohne jeden amtlichen Charakter, der seine Mitglieder selbst rekrutiert und dabei Fachleute mit abweichenden Meinungen ausschließt. Die Kritiker fordern daher die Einsetzung eines unabhängigen Gremiums und ein großes Forschungsprogramm zur Beurteilung möglicher Gesundheitsschäden.“ ...
Tags:
Wahl, Brief, Gehilfe, Kampagne, nützliche Idioten, ICNIRP-Kritiker, Tagesspiegel, Investigate Europe, Viralmarketing, Prüfstein, Weizäcker, closed club
Replik bei "Salonkolumnisten"
AnKa, Freitag, 18.01.2019, 15:23 (vor 2134 Tagen) @ H. Lamarr
Eine Reaktion auf den "Tagesspiegel"- Artikel im zeitgeistkritischen Blog "Salon Kolumnisten".
--
"Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere." (Groucho Marx)
Replik bei "Salonkolumnisten"
H. Lamarr , München, Freitag, 18.01.2019, 16:41 (vor 2134 Tagen) @ AnKa
Eine Reaktion auf den "Tagesspiegel"- Artikel im zeitgeistkritischen Blog "Salon Kolumnisten".
Gott sei Dank, ich fürchtete schon, der Protest würde exklusiv in unserem gallischen Dorf gefangen bleiben. Freut mich, dass du dich gemeldet hast. Müller hat auch bei Bayern die Dinger treffsicher reingemacht.
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Tagesspiegel: Medien schauen dem Fehltritt zu
H. Lamarr , München, Freitag, 18.01.2019, 22:55 (vor 2134 Tagen) @ H. Lamarr
Gott sei Dank, ich fürchtete schon, der Protest würde exklusiv in unserem gallischen Dorf gefangen bleiben.
Für mich verblüffend, dass ein studierter Psychologe so eine qualifizierte Kritik an dem Artikel des "Tagesspiegel" über 5G-Mobilfunk schreiben kann. Müller beherrscht offensichtlich die Kunst, wissenschaftliche Studien analysieren zu können.
Doch wo bleibt die Kritik aus den Reihen der Medien? Als der "Stern" damals mit gewissen Tagebüchern arg neben die Spur geriet, mussten die Verantwortlichen zurecht einiges aushalten. Jetzt aber macht meines Wissens keines der angesehenen Medien Schtonk, wahrscheinlich ist der Fehltritt der Berliner nicht spektakulär genug gewesen. Der "Spiegel" ist entschuldigt, noch sitzt er allzu offensichtlich im Glashaus, als dass er Steine nach Berlin schmeißen könnte. Aber es gäbe ja noch andere. Reicht schon kollektives Schweigen der Medien als Missfallensbekundung, der Verzicht auf Zweitverwertungen im Stile "Wie der Berliner Tagesspiegel berichtete ..."?
Nein, aus meiner Sicht ist Verschmähen oder Totschweigen nicht genug. Wir leben wie keine Generation vor uns in einer Zeit des Informationsüberflusses, Desinformation lässt sich von Information häufig nur mühsam unterscheiden, die USA werden von einem blonden Fakenews-Generator regiert, Ratgeber drängen übers Internet unaufgefordert in unsere Wohnzimmer, dilettantische Bürgerreporter machen Profi-Journalisten das Monopol der Berichterstattung streitig und das Schlagwort von der Lügenpresse pulverisiert langsam aber sicher auch das Grundvertrauen in die Leitmedien. Die Leute da draußen fragen sich bei dieser Gemengelage völlig zurecht: Wem bitte soll ich denn noch trauen? Wäre die ultimative Antwort einfach, sie wäre längst gefunden.
Ich meine, es wäre schon mal eine gute Orientierungskrücke, würde eine Medienkrähe der anderen hin und wieder ein Auge aushacken, baut ein Konkurrent in Wissensfragen allzu vollmundig Mist. Das fände ich nicht oberlehrerhaft, unkollegial oder igitt, sondern erfrischend, vertrauenbildend und leser-blatt-bindend. Einfach nur kompetent widersprechen. Man muss die Kollegen von nebenan ja nicht unbedingt persönlich angreifen. Wissenschaft lebt vom Widerspruch und dem damit einhergehenden Selbstreinigungseffekt. Das könnte auch im Journalismus funktionieren. Und wer sich kompetenten Widerspruch in seinem Fachgebiet nicht zutraut, sollte sich fragen ob er überhaupt der richtige ist, auf diesem Gebiet den Fachjournalisten zu geben und Artikel in die Welt zu setzen. Amen.
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Tags:
Medien, Bürgerreporter, Tagesspiegel, Fehltritt, Lügenpresse
Medienspiegel: 5G & Ärzte
H. Lamarr , München, Samstag, 26.01.2019, 19:23 (vor 2126 Tagen) @ H. Lamarr
Doch wo bleibt die Kritik aus den Reihen der Medien?
Auch andere Medien springen auf den von "Tagesspiegel" und angeblich besorgten "400 Medizinern und Naturwissenschaftlern" geschobenen 5G-Krebszug auf und berichten. Direkte Kritik am Werk der "Investigate Europe"-Journalisten gibt es nicht und die Anzahl der besorgten Ärzte lässt offensichtlich viel Spielraum zur Interpretation. Aus der Google-Trefferliste zur Suchanfrage "Ärzte 5G" hier die nennenswerten Medien unter den ersten 20 Treffern (Stand: 26.01.2019):
21.01.2019 - golem.de - EU-Gesundheitskommissar: 5G soll nicht gesundheitsschädlich sein
22.01.2019 - derStandard.at - Mobilfunk: EU-Kommissar verneint Gesundheitsrisiko durch 5G
26.01.2019 - süddeutsche.de - Mobilfunkstandard 5G: Neues Netz, neue Sorgen
26.01.2019 (Nachtrag) - WindowsUnited - 5G – Eine Gefahr für Leib und Seele? Warum Mobilfunk ungefährlich ist
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Tags:
Mediziner, Tagesspiegel, Investigate Europe
Medienspiegel: 5G & Ärzte
KlaKla, Sonntag, 27.01.2019, 09:01 (vor 2126 Tagen) @ H. Lamarr
Auch andere Medien springen auf den von "Tagesspiegel" und angeblich besorgten "400 Medizinern und Naturwissenschaftlern" geschobenen 5G-Krebszug auf und berichten. Direkte Kritik am Werk der "Investigate Europe"-Journalisten gibt es nicht und die Anzahl der besorgten Ärzte lässt offensichtlich viel Spielraum zur Interpretation.
26.01.2019 - süddeutsche.de - Mobilfunkstandard 5G: Neues Netz, neue Sorgen
Es scheint sich keiner die Mühe zu machen, zu hinterfragen. Das Moratorium haben eben nicht 230 amtierende Wissenschaftler unterzeichnet. Sondern eine Vielzahl von Rentner, Selbstdarstellern und Quacksalber. Jedoch nennen die Medien vorsorglich keine Namen der Mitzeichner. Siehe hier die Mitzeichner aus Deutschland. Ex-Tabaklobbyisten, Mitstreiter die sich einen Eintrag bei Psiram verdient haben, Mitzeichner mit kommerziellen Absichten etc.
Es ist ein großer Erfolg der Blender/Geschäftemacher. Sie haben die Medien eingewickelt. Ich denke sie haben professionelle Hilfe gehabt.
Hintergrund
Falsche Fuffziger mischen sich unter "Wissenschaftler"
Wie Mobilfunkgegner versuchen, aus 5G Kapital zu schlagen
Disziplinarverfahren gegen Prof. Dominique Belpomme
--
Meine Meinungsäußerung
Tagesspiegel: Ohne von Weizsäcker nur warme Luft
H. Lamarr , München, Sonntag, 27.01.2019, 15:04 (vor 2125 Tagen) @ H. Lamarr
Nein, aus meiner Sicht ist Verschmähen oder Totschweigen nicht genug. Wir leben wie keine Generation vor uns in einer Zeit des Informationsüberflusses, Desinformation lässt sich von Information häufig nur mühsam unterscheiden, die USA werden von einem blonden Fakenews-Generator regiert, Ratgeber drängen übers Internet unaufgefordert in unsere Wohnzimmer, dilettantische Bürgerreporter machen Profi-Journalisten das Monopol der Berichterstattung streitig und das Schlagwort von der Lügenpresse pulverisiert langsam aber sicher auch das Grundvertrauen in die Leitmedien. Die Leute da draußen fragen sich bei dieser Gemengelage völlig zurecht: Wem bitte soll ich denn noch trauen? Wäre die ultimative Antwort einfach, sie wäre längst gefunden.
Die norwegischen Soziologen Johan Galtung und Mari Holmboe Ruge gelten als Begründer der Nachrichtenwert-Theorie und zeigten 1965 in der Studie «The Structure of Foreign News» auf, was den Wert einer Nachricht bestimmt. Dafür hatten sie die Repräsentierung der Krisen im Kongo, in Kuba und in Zypern in vier norwegischen Zeitungen analysiert und untersucht, welche Faktoren dazu geführt hatten, dass über diese Krisen berichtet wurde. Unter den insgesamt zwölf Faktoren befinden sich etwa die Intensität eines Ereignisses, die kulturelle Betroffenheit oder die Unvorhersehbarkeit, aber auch Faktoren wie ein Bezug zu führenden Nationen und Persönlichkeiten («Elitenationen» und «Elitepersonen»), die Personalisierung oder die Negativität eines Ereignisses. mehr ...
Kommentar: Die Nachrichtenwert-Theorie erklärt plausibel, warum der Tagesspiegel um den prominenten Ernst Ulrich von Weizsäcker herum seine 5G-Alarmstory aufgezogen hat. Ohne von Weizsäcker wäre es mutmaßlich nicht dazu gekommen, er allein ist der Schwerpunkt, um den die leichtflüchtige Story kreist. Johan Galtung aber sagte erst kürzlich, seine Theorie hätten viele Journalisten wohl missverstanden: «Das war nicht eine Anweisung, wie man Journalismus machen sollte, sondern eine Warnung, wie man ihn nicht machen sollte!»
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Tags:
Alarm, Journalismus, 5G, Schuhlöffel, Weizsäcker, Tagesspiegel, Rubikon, Desinformationskampagne
Replik bei "Salonkolumnisten"
Alexander Lerchl , Freitag, 18.01.2019, 23:19 (vor 2134 Tagen) @ AnKa
Eine Reaktion auf den "Tagesspiegel"- Artikel im zeitgeistkritischen Blog "Salon Kolumnisten".
Perfekt. Jede Zeile ein Treffer.
--
"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert
Tags:
Journalisten
Relotius reloaded: Europa ignoriert mögliches 5G-Krebsrisiko
Dr. Ratto, Dienstag, 22.01.2019, 14:15 (vor 2130 Tagen) @ H. Lamarr
Warum sollte sich nicht auch der Tagesspiegel einen Fall Relotius leisten?
So weit wird es nicht kommen, aber offensichtlich gibt es auch beim Tagessspiegel unterschiedliche Sichtweisen:
Nein, 5G-Mobilfunk gefährdet nicht die Gesundheit
H. Lamarr , München, Dienstag, 22.01.2019, 22:39 (vor 2130 Tagen) @ Dr. Ratto
[...] offensichtlich gibt es auch beim Tagessspiegel unterschiedliche Sichtweisen:
Sehe ich nicht so. Liegt der (ältere) Artikel von "Investigate Europe" so weit neben der Spur, dass ich darin eine "Geisterfahrt" erkenne, ist der neue Artikel zwar um Ausgewogenheit bemüht und damit merklich besser, aber eben noch immer neben der Spur. Warum? Der Autor hat es aus meiner Sicht versäumt, sich über die Anti-Mobilfunk-Szene zu informieren, er präsentiert sie als gleichwertigen Meinungsgegner zu Ämtern und Behörden. Doch die Szene ist ebenso wenig auf Augenhöhe, wie ein Geistheiler oder Homöopath auf Augenhöhe mit einem Professor der Inneren Medizin ist. Weil das ziemlich abstrakt ist, hier ein Beispiel zur Konkretisierung:
Rainer Woratschka schreibt im Tagesspiegel:
Zuvor hatten mehr als 400 Mediziner und Naturwissenschaftler vor gesundheitlichen Risiken gewarnt und einen Ausbaustopp verlangt. Mit der Implementierung von 5G drohten „ernste, irreversible Konsequenzen für den Menschen“, heißt es in ihrem Appell. Bevor die Bevölkerung „immer höheren Werten der elektromagnetischen Felder“ ausgesetzt werde, müsse die Politik auf einer Untersuchung der Gesundheitsrisiken bestehen.
Meine Einwände:
1. Verfasser des Appells ist kein Wissenschaftler, sondern ein überzeugter "Elektrosensibler" und langjähriger Mobilfunkgegner aus den USA. Mehr dazu in diesem Strang, dort ist auch ein Link auf das jüngste und aufschlussreiche Gerichtsurteil, das gegen Firstenberg erging. Mit dem Appell sozialisierte der Mann erfolgreich sein privates (subjektives) Problem mit Mobilfunk.
2. Der Firstenberg-Appell richtet sich nicht gezielt an Wissenschaftler und Ärzte, sondern an die gesamte Weltbevölkerung. Dies ist in Woratschkas Text nicht erkennbar.
3. Die "Mediziner und Naturwissenschaftler" sind fragwürdig. Sie beruhen ausnahmslos auf Selbstauskünften der Appell-Unterstützer. Firstenberg selbst sortiert seine Unterstützer in die von ihm eingerichtete Rubrizierung (z.B. "Scientists") ein. Falsche Angaben oder fehlerhafte Sortierung führen zwangsläufig zu Irrläufern.
4. Die Anzahl von mehr als 400, die Woratschka nennt, gilt allein für die Rubrik "Scientists" (406 Einträge, Stand 11.01.2019). Wenn zu Medizinern auch die Firstenberg-Rubriken wie "Medical Doctors" oder "Dentists" hinzugezählt werden, ist die Anzahl wesentlich höher. Doch eine Sichtung der Rubrik "Scientists" macht schnell deutlich, Firstenberg hat dort massenweise Personen einsortiert, die offensichtlich keine "Wissenschaftler" sind.
5. Die Anzahl von 406 "Wissenschaftlern" ist weltweit, und darauf ist der Appell angelegt, marginal und kaum der Rede wert. Wer den Link in Woratschkas Textpassage nicht klickt, muss irrtümlich glauben, Woratschka redet von deutschen Medizinern und Naturwissenschaftlern. Selbst dann wäre die Anzahl noch immer marginal (allein 385'000 berufstätige Mediziner gibt es in Deutschland, Stand 2017).
6. Von den 406 Unterstützern in der Rubrik "Scientists" bezeichnen sich 50 als Rentner und 15 als Emeritus. Wie viele Wissenschaftler wirklich in dieser Rubrik vertreten sind weiß niemand.
7. Von den 406 Unterstützern in der Rubrik "Scientists" kommen 20 aus Deutschland. Darunter sind ...
..6 x szenebekannte Mobilfunkgegner
..2 x Heilpraktiker
..1 x Forstwirtschaftler
..1 x Geoökologin
..1 x Elektromediziner (m. E. alternativmedizinischer Hokuspokus)
..1 x Planktonologe
..1 x Pseudowissenschaftler
Die Einwände sollen deutlich machen, dass die beanstandete Textpassage irreführend ist, weil sie dem Leser ein Gewicht des 5G-Appells vortäuscht, das in keiner Weise gegeben ist. Auch die Autoren von "Investigate Europe" müssen die Substanzschwäche des Appells erkannt haben, sie fischten sich aus den mehr als 30'000 namenlosen Unterstützern mit Ernst von Weizsäcker den einzigen hierzulande bekannten Wissenschaftler heraus, um Leser in dem Glauben zu wiegen, der Appell werde von bis zu 400 seriösen Wissenschaftlern (und Medizinern) unterstützt. Investigativ wäre aus meiner Sicht der Umkehrschluss gewesen, nämlich zu schreiben, Ernst Ulrich von Weizsäcker sei der einzige Wissenschaftler von Rang und Namen, der den Appell (mutmaßlich versehentlich) unterstützt.
So ließe sich, zum Entsetzen der Forum-Teilnehmer, nun weiter Absatz für Absatz zerpflücken. Doch keine Angst, das werde ich nicht machen. Denn sogar ich habe inzwischen kapiert, dass das Aufwand-Nutzen-Verhältnis nicht stimmt. Vince Ebert (siehe Signatur von Teilnehmer Alexander Lerchl) hat das so auf den Punkt gebracht: "Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Zum Widerlegen bräuchte es im konkreten Fall nicht einmal eines Wissenschaftlers, schon ein Nachrichtentechniker packt das.
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Tags:
Spaarmann, Bergmann, Buchner, Irreführung, Hecht, Kern, Breunig, USA, Frentzel-Beyme, König, Aschermann, Dohmen, Sönning, Journalismus, Zais, Babilon, Krout, Firstenberg, Tagesspiegel, Investigate Europe
Nein, 5G-Mobilfunk gefährdet nicht die Gesundheit (II)
H. Lamarr , München, Mittwoch, 23.01.2019, 15:20 (vor 2129 Tagen) @ H. Lamarr
[...] offensichtlich gibt es auch beim Tagessspiegel unterschiedliche Sichtweisen:
So ließe sich, zum Entsetzen der Forum-Teilnehmer, nun weiter Absatz für Absatz zerpflücken. Doch keine Angst, das werde ich nicht machen.
Aber ein paar kurze Kommentare zu dem jüngsten 5G-Artikel im Tagesspiegel kann ich mir nicht verkneifen.
Tagesspiegel: Mit der Implementierung von 5G drohten „ernste, irreversible Konsequenzen für den Menschen“, heißt es in ihrem Appell. Bevor die Bevölkerung „immer höheren Werten der elektromagnetischen Felder“ ausgesetzt werde, müsse die Politik auf einer Untersuchung der Gesundheitsrisiken bestehen. Die EU-Kommission und Europas Regierungen wiesen diese Forderung bisher zurück.
Die EU-Kommission und die Regierungen Europas haben ganz sicher nicht auf den bizarren Firstenberg-Appell reagiert, ich behaupte, sie haben den noch nicht einmal zur Kenntnis genommen.
Tagesspiegel: Das Umweltministerium gab auf Anfrage zu ...
"Zugeben" ist eine im Kontext stark tendenziöse Vokabel, bedeutungsgleich mit "gestehen". Beispiel aus dem Duden: der Angeklagte hat die Tat, das Verbrechen, seine Schuld zugegeben. Das Ministerium hatte aber nichts zuzugeben, es stellte lediglich etwas fest.
Tagesspiegel: Tatsächlich würde 5G den Elektrosmog, wie ihn Kritiker nennen, erheblich verstärken. Das liegt daran, dass man hier mit sehr hohen Frequenzen operiert, deren Reichweite geringer ist als bei bisherigen Sendeanlagen. Kommt es zum flächendeckenden Ausbau, braucht es tausende zusätzlicher Sendeanlagen.
Eine einäugige Darstellung wie aus dem Bilderbuch der Anti-Mobilfunk-Szene. Zweiäugig betrachtet bedeutet eine Netzverdichtung eine sozial gerechtere Nivellierung des Elektrosmogteppichs über die Fläche gesehen. Bei mehr Sendemasten auf gleicher Fläche braucht es pro Sendemast weniger Sendeleistung, was der Zunahme des Elektrosmogs durch neue 5G-Funkdienste entgegen läuft. Die Formel mehr Masten mehr E-Smog ist falsch, vielmehr muss eine Bilanz gezogen werden aus Zunahme und Abnahme. Wie es am Ende wirklich aussehen wird, ob unterm Strich alles gleich bleibt, es zu einer Zu- oder sogar zu einer Abnahme kommt, für jedes dieser Szenarien werden sich Beispiele finden lassen.
Tagesspiegel: Und bei Studien einer US-Forschergruppe im staatlichen „National Toxicology Program“ (NTP) und der italienischen Krebsforscherin Fiorella Belpoggi wurden angeblich „klare Beweise“ für die tumorerzeugende Wirkung der Hochfrequenzstrahlung bei Ratten und Mäusen gefunden.
An dieser Stelle ist der Tagesspiegel freundlicherweise zu vorsichtig. Die klaren Beweise wurden vom NTP nicht angeblich, sondern unbestritten gefunden. Das ist nicht das Problem gewesen. Problematisch ist, dass diese Beweise bei Ganzkörperbefeldungen gefunden wurden, die bis zum 75-Fachen über der Befeldung liegen, die für Privatpersonen gelten. Umstritten ist die Relevanz der Beweise, nicht ihre Existenz.
An den übrigen Ausführungen des Tagesspiegel habe ich nichts weiter auszusetzen, ich muss zugeben, der Artikel wurde zum Ende hin zunehmend besser . Gegen eine Anerkennung des Woratschka-Artikels als Wiedergutmachung des Tagesspiegels für den verunfallten Artikel von "Investigate Europe" spricht nur noch die nicht angemessene deutlich kürzere Textmenge. Presserechtlich dürfen "Gegendarstellungen" den Textumfang der auslösenden Darstellung haben.
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Tags:
Journalist, Leitmedien, NTP-Studie, Studienbewertung, 5G, Belpoggi, Relevanz, Investigate Europe
Relotius reloaded: Tagesspiegel schmiedet kaltes Eisen weiter
H. Lamarr , München, Freitag, 25.01.2019, 16:35 (vor 2127 Tagen) @ H. Lamarr
Seit einigen Tagen hämmert der Berliner Tagesspiegel unbeirrt auf dem kalten Eisen herum, der neue Mobilfunkstandard 5G bedrohe die Bevölkerung Europas mit latent lauernden Gesundheitsrisiken:
► 12. Januar: Ouvertüre mit "Europa ignoriert mögliches Krebsrisiko von 5G"
► 15. Januar: 1. Akt mit "Wie gesundheitsschädlich ist 5G wirklich?"
► 21. Januar: 2. Akt mit "Gefährdet 5G-Mobilfunk die Gesundheit?"
Heute nun der dritte Akt:
► 24. Januar: "Wie gefährlich ist 5G?"
Die vielen Fragezeichen in den unnötig angstschürenden Titelzeilen der Tagesspiegel-Artikel deuten eher auf eine latente Unsicherheit der Autoren hin. Und wer die Akte des Tagesspiegel der Reihe nach betrachtet, wird feststellen: Die Artikel bauen aufeinander auf, ein Teil ist also nur Wiederholung vom vorangegangenen Akt, ein anderer Teil ist frisch. Zur ständigen Wiederholung zählt etwa der sture Bezug auf den Firstenberg-Appell mit seinen angeblich "400 Medizinern und Wissenschaftlern". Davon will der Tagesspiegel nicht lassen, auch wenn es noch so unqualifiziert ist. Neu ist diesmal der Hinweis, dass mit dem angeblich unerforschten (und deshalb riskanten) 5G-Frequenzbereich nicht das zur Versteigerung anstehende Frequenzband 3,4 GHz bis 3,7 GHz gemeint ist, sondern das 26-GHz-Band.
Ein Techno-Märchen: Klassischer Mobilfunk im 26-GHz-Band
Doch wird im 26-GHz-Band überhaupt herkömmlicher Mobilfunk wie in den tiefer liegenden Bändern stattfinden? Dazu fragte ich soeben bei der BNetzA nach und bekam die Auskunft, dass dies nach Kenntnis der BNetzA nicht der Fall sei, sondern lokale industrielle Anwendungen im 26-GHz-Band dominieren werden, also die Funkvernetzung von Maschinen, beispielsweise die drahtlose Befüllung von Neufahrzeugen noch während der Produktion mit Software für Steuergeräte, Navigation, Bordcomputer und dergleichen. Allerdings wollte der Sprecher der BNetzA gewohnten Mobilfunk nicht kategorisch ausschließen, auch wenn dieser funktechnisch eher unsinnig auf 26 GHz angesiedelt wäre. Grund dafür sei, dass die BNetzA unmittelbar nach der Versteigerung der Mobilfunklizenzen (im 1. Halbjahr 2019) zwar die Lizenzen für lokale 26-GHz-Netze auf Antrag an Interessenten vergeben werde, sich jedoch nicht darum kümmere, was der Antragsteller mit seinen zugeteilten Frequenzen vorhabe. Theoretisch könnte also z.B. BMW lokale 5G-Netze in seinen Werken nicht nur als Datentransportvehikel für die Produktion nutzen, sondern auch für den lokalen Mobilfunk der Mitarbeiter. Gegenwärtig seien der BNetzA, so der Sprecher, Pläne für lokale 5G-Mobilfunkanwendungen im klassischen Sinn jedoch nicht bekannt.
Wegen der sehr kurzen Reichweite von 26-GHz-Trägersignalen, schon eine in die Funkstrecke gehaltene Hand kann zum Abbruch der Verbindung führen, ist es aus meiner Sicht zweifelsfrei ausgeschlossen, dass öffentlicher Mobilfunk je auf diesem Band stattfinden wird. Ich wüsste jetzt auch keine Anwendung, die ein Passant auf der Straße an seinem 5G-Smartphone starten könnte, welche die elefantös großen Bandbreiten (Datenrate) im 26-GHz-Band benötigen würde. Ganz anders in Produktionsstätten, wenn viele Gigabyte in kurzer Taktzeit übertragen werden müssen, um ein Gerät drahtlos mit Daten zu betanken.
Ich meine es ist an der Zeit, diese Differenzierung bei 5G anzusprechen. Wer heute dumpfe Ängste gegenüber dem 26-GHz-Band schürt, ohne zu sagen, dass dort mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein öffentlicher Mobilfunk stattfinden wird, der handelt aus meiner Sicht unverantwortlich.
Welche Grenzwerte werden für lokale 5G-Netze gelten?
In diesem Zusammenhang wird eine andere Differenzierung interessant, die bislang noch für wenig Aufregung gesorgt hat: die unterschiedlichen EMF-Grenzwerte für private und berufliche Nutzung. Bekanntlich sind die Grenzwerte für berufliche Nutzung deutlich höher. Wenn nun im 26-GHz-Band lokale industrielle Netze auf Werksgeländen entstehen, welche Grenzwerte gelten dann dort? Man ist versucht zu sagen, die höheren für berufliche Nutzung. Doch wie steht es dann um Besucher? Oder um Mitarbeiter von Fremdfirmen? Der Gedanke lässt sich auch auf ganz gewöhnlichen Mobilfunk transformieren: Wenn jemand mit dem Firmenhandy telefoniert, gelten dann für ihn die höheren Grenzwerte für berufliche Nutzung?
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Relotius reloaded: Diagnose-Funk feiert sich selbst
H. Lamarr , München, Mittwoch, 30.01.2019, 16:50 (vor 2122 Tagen) @ H. Lamarr
Die Hoffnung auf einen erhellenden investigativ recherchierten Artikel verpufft nach den ersten Absätzen, aus meiner Sicht handelt es sich bei dem Werk um eine unerträglich tendenziöse Kolportage von selektiv ausgewähltem älterem Material, das sich die neun zum Teil aus diversen europäischen Medien zusammengegoogelt haben. Unklar ist mir das Motiv. Unklar ist mir, warum der Tagesspiegel etwas plump Angstschürendes bringt, was leicht auch der Feder von Wolfgang Maes himself hätte entspringen können.
Diagnose-Funk, als Verbraucherschutzverein getarntes Sprachrohr für Profiteure der Angst vor Elektrosmog, hat eine ganz andere Einschätzung. Der Verein feiert den Artikel von "Investigate Europe" auf seiner Website und sieht sich "durch diese Recherche in der Arbeit bestätigt" (Auszug):
Diese Recherche von Schumann/Simantke hat Hand und Fuß. Enorm, wie treffsicher die Autoren die aktuell entscheidenden Punkte der für viele unübersichtlichen Studienlage darstellen und das weltweite Lobby-System, diese zu verschleiern. Der Artikel berichtet von Protestbewegungen gegen die Einführung von 5G in europäischen Ländern und über Schutzregelungen zu elektromagnetischen Feldern, die von der Stadtverwaltung Krakau umgesetzt werden. Dieser Artikel muss große Verbreitung finden. Er hat auch deswegen große Bedeutung, weil er von renommierten Journalisten in einem bundesweiten Leitmedium erscheint.
Kommentar: Meine Meinung über Diagnose-Funk und die Qualifikation der Diagnose-Funker dürfte hinlänglich bekannt sein, ich darf mich also kurz fassen. Wie armselig muss es in der Munitionskammer des Vereins aussehen, wenn er Journalisten braucht, um sich bestätigt zu sehen. Doch vor lauter Begeisterung entgeht den Diagnose-Funkern, sie sitzen nur einer selbsterfüllenden Prophezeiung auf! Denn der Stuss, den die "renommierten Journalisten" von Investigate Europe mit Hilfe von Tante Google im Netz recherchiert und in einen Artikel gepresst haben, ist derselbe, der zuvor von Diagnose-Funk und Konsorten mit großem Fleiß und schön verpackt im Netz abgeladen wurde, eben damit Laien oder Journalisten, sofern ausgestattet mit einer Augenklappe, diesen dort mühelos finden. Ergo kann Diagnose-Funk gar nicht anders, sie müssen feiern, ob sie wollen oder nicht.
Für "Investigate Europe" ist der Beistand durch den Verein die Höchststrafe, die Journalisten widerfahren kann: Rauschender Beifall von einem Lobby-Verein wie Diagnose-Funk ist ein untrügliches Zeichen, dass bei der Recherche etwas grundlegend schief gelaufen sein muss. So gesehen ist auch die abweisende Reaktion des IZgMF von Anfang an programmiert gewesen, alles andere als überraschend und nicht bedeutsamer, als der Beifall der Diagnose-Funker. Entscheidend ist, was Unvoreingenommene zu dem Artikel sagen. Dass "Investigate Europe" von dieser Seite irgendeine Anerkennung für den Artikel bekommen hätte wäre mir neu, die Prügel durch einen Salonkolumnisten hingegen ist bekannt. Und das Ausbleiben von medialen "MeToo-Trittbrettfahrern" ist ein Indiz dafür, dass der Artikel von der Gilde der Journalisten mit Misstrauen beäugt und für eine Zweitverwertung als zu tendenziös abgelehnt wird.
Einen Beleg für eine gute Portion Einfalt beim Bodenpersonal der Anti-Mobilfunk-Szene kann man nach alledem in folgendem Werbeeintrag auf der Facebook-Seite des Films "Thank You for Calling" erkennen:
Ein Durchbruch!!! Schaut euch das mal an:
https://www.diagnose-funk.org/publikat…/…/detail&newsid=1335
In großer Freude
Euer TY4C Team
Dieser Eintrag war es, der mich überhaupt erst auf die Selbstbelobigung von und durch Diagnose-Funk aufmerksam gemacht hat. Witzigerweise sah Filmemacher Klaus Scheidsteger schon einmal einen "Durchbruch", wo andere nur eine hohle Nuss sahen, die übrigens bis heute nicht gefüllt wurde .
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Tags:
Lobbyarbeit, Journalisten, Trittbrettfahrer, Kommerz, Scheidsteger, Verbraucherschutzverein, Beifall
Relotius reloaded: Auch Wulf-Dietrich Rose ist begeistert
H. Lamarr , München, Montag, 04.02.2019, 16:58 (vor 2117 Tagen) @ H. Lamarr
Für "Investigate Europe" ist der Beistand durch den Verein die Höchststrafe, die Journalisten widerfahren kann: Rauschender Beifall von einem Lobby-Verein wie Diagnose-Funk ist ein untrügliches Zeichen, dass bei der Recherche etwas grundlegend schief gelaufen sein muss.
Kann es für "Investigate Europe" noch schlimmer kommen? Ja, wenn die rein kommerzielle Website www.elektrosmog.com den Artikel im Tagesspiegel zum Befeuern der banalen geschäftlichen Interessen des Inhabers Wulf-Dietrich Rose, 78, verwendet.
Für den Suchbegriff "5G Tagesspiegel Wissenschaftler Ärzte" listet Google derzeit auf den ersten Blick etwa 35 echte Treffer auf, tatsächlich sind es jedoch nur 19 (siehe unten), davon sind sieben (rot markiert) ständige Teilnehmer der Mobilfunkdebatte:
Ersten vier Treffer = Tagesspiegel selbst
Treffer 5 = www.elektrosmog.com (kommerzielle Site Elektrosmog)
Treffer 6 = http://info.doccheck.com (kommerzielle Site Gesundheit
Treffer 7+8 = http://kompetenzinitiative.net (Anti-Mobilfunk-Verein)
Treffer 9 = IZgMF (Reißnagel im Hintern unlauterer Mobilfunkgegner)
Treffer 10+11 = https://www.golem.de (IT-News)
Treffer 12 = https://www.jrseco.com (kommerzielle Site Elektrosmog)
Treffer 13 = https://www.pressreader.com (Presseportal)
Treffer 14 = https://www.derstandard.de (Nachrichtenportal, Österreich)
Treffer 15 = https://www.torial.com/florian.schumann (Irrläufer)
Treffer 16 = https://www.weisse-zone-rhoen.de (Anti-Mobilfunk-Verein)
Treffer 17 = https://www.diagnose-funk.org (Anti-Mobilfunk-Verein)
Treffer 18 = https://www.msn.com (Nachrichtenportal von Microsoft)
Treffer 19 = https://www.pressestelle.tu-berlin.de (Irrläufer)
Treffer 20 = https://tu-dresden.de (Irrläufer)
Treffer 21 = https://pl-pl.facebook.com/pg/waveex.at (kommerzielle Site Elektrosmog)
Treffer 22 = https://uebermedien.de (Irrläufer)
Treffer 23 = https://www.fu-berlin.de (Irrläufer)
Treffer 24+25 = https://www.welt.de (Irrläufer)
Treffer 26 = www.journalist-magazin.de (Irrläufer)
Treffer 27 = https://karrierebibel.de (Irrläufer)
Treffer 28 = https://www.karriere.de (Irrläufer)
Treffer 29 bis 35 = Irrläufer
Hintergrund
Wulf-Dietrich Rose
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Tags:
Kommerz, Rose, Investigate Europe
Relotius reloaded: "Investigate Europe" vs. ICNIRP
H. Lamarr , München, Montag, 18.03.2019, 00:16 (vor 2076 Tagen) @ H. Lamarr
Eine Gruppe von neun Journalisten, die sich vielversprechend "Investigate Europe" nennt, ist für die Recherchen zu diesem Artikel verantwortlich. Doch nach dem ersten Überfliegen des Textes kann ich nur enttäuscht mit dem Kopf schütteln: Die Hoffnung auf einen erhellenden investigativ recherchierten Artikel verpufft nach den ersten Absätzen, aus meiner Sicht handelt es sich bei dem Werk um eine unerträglich tendenziöse Kolportage von selektiv ausgewähltem älterem Material, das sich die neun zum Teil aus diversen europäischen Medien zusammengegoogelt haben.
"Investigate Europe" nimmt jetzt ICNIRP aufs Korn. Und wiederholt alle die Vorwürfe und Verdächtigungen, denen sich ICNIRP seit ungefähr drei Jahren durch die Anti-Mobilfunk-Szene und einem kleinen Kreis von Wissenschaftlern um Lennart Hardell und Dariusz Leszczynski ausgesetzt sieht. Ziel der Kritiker ist es, den Einfluss von ICNIRP auf die WHO zu beenden. Insofern ist der Artikel von "Investigate Europe" keine Überraschung. Neu ist, dass ICNIRP erstmals außerhalb der Anti-Mobilfunk-Szene gezielt unter Beschuss genommen wird.
Für mich sieht es so aus, als ob "Investigate Europe" eine Kooperation mit Vertretern der Anti-Mobilfunk-Szene eingegangen ist, um eine Kampagne gegen den Münchener Verein zu führen. Den Auftakt bildete am 12. Januar 2019 der tendenziöse Artikel "Europa ignoriert mögliches Krebsrisiko von 5G" im Tagesspiegel. Damals wie jetzt wurde die Journalistengruppe aus meiner Sicht mit exakt dem Material beliefert, das innerhalb der Anti-Mobilfunk-Szene bereits seit längerem fleißig aber erfolglos kolportiert wurde. So stellt sich mir die Frage: Wer steckt dahinter? Wer hat ein Interesse daran, ICNIRP zu entmachten, indem jetzt mit Hilfe von Journalisten, die Familien zu ernähren haben, versucht wird, Zweifel an der Integrität von ICNIRP in die Öffentlichkeit zu tragen? Dass Big Tobacco der Schattenmann ist, wie anlässlich des "Reflex"-Mobilfunkstudien des Ex-Tabaklobbyisten Franz Adlkofer begründet vermutet wurde, dafür kenne ich derzeit weder Hinweise noch Belege.
Auffällig ist diesmal: Die ICNIRP-Kritik von "Investigate Europe" ist (ohne Autorennennung) gegenwärtig allein auf der Website der Gruppe zu finden, nicht aber in Medien wie dem Tagesspiegel. Warum ist das so? Beruflich aktive Journalisten brauchen Einkünfte wie andere auch. Doch ohne Abnehmer bringt die ICNIRP-Story kein Geld ein, es sei denn, diese Recherche war eine Auftragsarbeit.
Der ehemalige ICNIRP-Vorsitzende Rüdiger Matthes sagte mir einmal vor Jahren, ICNIRP würde sich nie öffentlich über Kritik an ICNIRP äußern. Das mag damit zusammen hängen, dass der Verein Wissenschaftler versammelt und keine Öffentlichkeitsarbeiter in seinen Reihen hat. Und bislang ist ICNIRP mit dieser Zurückhaltung offenbar über die Runden gekommen. Doch die Situation beginnt sich zu ändern, der Elfenbeinturm des Vereins bietet keinen Schutz mehr, so wie der Élysée-Palast den französischen Präsidenten nicht mehr vor wütenden Gelbwesten schützt. Ich bezweifle deshalb, dass öffentliches Schweigen die richtige Strategie ist, der nicht substanzieller, aber lauter werdenden Kritik an ICNIRP zu begegnen. Opposition muss keine Verantwortung tragen und hat es deshalb immer und überall leichter als Machtinhaber. So wäre es wohl clever, Kritiker wie Lennart Hardell und/oder Dariusz Leszczynski in die Kommission zu berufen, um dem Vorwurf der Klüngelei die Grundlage zu entziehen. Die beiden könnten dann zeigen, ob sie im Tagesgeschäft von ICNIRP bestehen, ihre Sicht der Dinge einbringen und versuchen, Mehrheitsentscheidungen für ihre Standpunkte herbeizuführen. Soviel ich weiß, beruhen auch die ICNIRP-Empfehlungen auf der Konsensfindung aller Beteiligten. Das Zusammenraufen wird dann für ICNIRP zweifellos schwieriger und der innere Frieden bedarf mehr Zuwendung, Lohn der Mühe wäre äußerer Frieden. Doch mutmaßlich hat der Verein solche Sandkastenspiele längst intern durch diskutiert, es wäre dann aber gut gewesen, die Ergebnisse auch nach außen zu kommunizieren, um Transparenz zu demonstrieren.
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Tags:
ICNIRP, Medien, Seilschaft, Tabak, Manipulation, Hardell, Einflussnahme, Leszczynski, BioInitiative-Report, Auftragsarbeit, Kampagne, ICNIRP-Kritiker, Stiftung Pandora, Investigate Europe, Viralmarketing
Relotius reloaded: "Investigate Europe" vs. ICNIRP
KlaKla, Montag, 18.03.2019, 13:48 (vor 2075 Tagen) @ H. Lamarr
Wer steckt dahinter? Wer hat ein Interesse daran, ICNIRP zu entmachten, indem jetzt mit Hilfe von Journalisten, die Familien zu ernähren haben, versucht wird, Zweifel an der Integrität von ICNIRP in die Öffentlichkeit zu tragen? Dass Big Tobacco der Schattenmann ist, wie anlässlich des "Reflex"-Mobilfunkstudien des Ex-Tabaklobbyisten Franz Adlkofer begründet vermutet wurde, dafür kenne ich derzeit weder Hinweise noch Belege.
Verwandte Threads
Vorwürfe gegen ICNIRP
Mit dem Trick der Tabakindustrie
Franz' tönende Wochenschau - M. Nilsson schreibt für Pandora
Netzwerk organisierter Mobilfunkgegner
--
Meine Meinungsäußerung
Tags:
ICNIRP-Kritiker
Warum Big T. nicht in den Kreis der üblichen Verdächtigen passt
H. Lamarr , München, Montag, 18.03.2019, 17:12 (vor 2075 Tagen) @ H. Lamarr
Wer steckt dahinter? Wer hat ein Interesse daran, ICNIRP zu entmachten, indem jetzt mit Hilfe von Journalisten, die Familien zu ernähren haben, versucht wird, Zweifel an der Integrität von ICNIRP in die Öffentlichkeit zu tragen? Dass Big Tobacco der Schattenmann ist, wie anlässlich des "Reflex"-Mobilfunkstudien des Ex-Tabaklobbyisten Franz Adlkofer begründet vermutet wurde, dafür kenne ich derzeit weder Hinweise noch Belege.
Nehmen wir mal an, Hardell und Leszczynski erreichen irgendwie ihr Fernziel einer deutlichen Senkung der Grenzwerte. Hätte die Tabakindustrie davon ein Vorteil? Ich meine nein. Die Tabakindustrie profitiert nur während einer großen gesellschaftlichen Diskussion über mögliche Risiken des Mobilfunks, wenn dadurch die Risiken des Rauchens relativiert werden und in den Hintergrund treten. Mit einer Grenzwertsenkung wäre jedoch das Gezeter zuende und der Vorteil der Ablenkung wahrscheinlich für immer dahin. Dies gilt auch für staatsfeindliche Buddler und Säger, die das Vertrauen der Bevölkerung in staatliche Organisationen und in die Wissenschaft untergraben und mit unzufriedenen wütenden Bürgern die staatliche Ordnung aushöhlen möchten. Auch sie profitieren nur vom Weg zu einer Grenzwertsenkung, nicht aber wenn diese stattfindet. Bei den kleinen Profiteuren der irrationalen Angst vor Elektrosmog ist es etwas anders, die orientieren sich eher kurzfristig und hoffen darauf, dass trotz einer Grenzwertsenkung die Angst vor EMF im kollektiven Gedächtnis der Bevölkerung haften bleibt, das Geschäftsmodell also über den Tag X hinaus begrenzt intakt bleibt. Die Schweizer Vorsorgewerte belegen zweifelsfrei, dass diese Überlegung realistisch ist, denn trotz der 10-mal strengeren Anlagegrenzwerte in der Schweiz (bezogen auf Feldstärke), fürchten sich die Schweizer vor EMF fast noch mehr als die Bürger in Ländern ohne Vorsorgewerte.
Wer aber würde denn nun im großen Stil von einer deutlichen weltweit wirksamen Grenzwertsenkung profitieren? Schon 2003 hieß es auf der IZgMF-Website: Warum Netzwerklieferanten wie Ericsson Mobilfunkgegner fördern sollten. Anlass war damals die Studie einer inzwischen insolventen Beratungsfirma mit Sitz in Kreuzlingen, die den Schaden, den Mobilfunkgegner den Netzbetreibern in Deutschland zufügen würden, für 2006 auf 2 Mrd. Euro bezifferte. Für Netzwerklieferanten hingegen sahen die Berater zusätzliche Umsätze von bis zu +8 Prozent aufgrund einer durch eine mögliche Grenzwertsenkung erforderlichen hohen Anzahl zusätzlicher Sendemasten.
Netzausrüster wie Ericsson (Schweden), Nokia (Finnland) oder das umstrittene chinesische Unternehmen Huawei wären tatsächlich die großen Gewinner einer Grenzwertsenkung. Würden weltweit die Schweizer Vorsorgewerte gelten, könnten sie weltweit gemäß dieser Überschlagsberechnung doppelt so viel Sendetechnik verkaufen wie mit den gegenwärtigen ICNIRP-Grenzwerten. Noch viel mehr wäre es, würden die Grenzwerte stärker gesenkt. Doch ein Zusammenhang ist noch lange kein Kausalzusammenhang. Es wäre daher nur verschwörerischer Blödsinn, die Netzausrüster als Auftraggeber für "Investigate Europe" zu verdächtigen. Auch dass Hardell Schwede ist und Leszczynski Finne, macht eine Verwicklung skandinavischer Netzwerkausrüster nicht viel glaubwürdiger. Wahrscheinlich ist es eher so, die wenigen Mobilfunk-Netzwerkausrüster beobachten das Gezeter um die EMF-Grenzwerte genau und sie werden sich ganz bestimmt nicht erbittert gegen eine Grenzwertsenkung zur Wehr setzen.
Im letzten Absatz stand bis 19.03.2019, 13:20 Uhr, irrtümlich die "Netzbetreiber als Auftraggeber", statt die "Netzausrüster als Auftraggeber". Wir haben den Fehler korrigiert.
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –