Fluris große Metas-5G-Kritik: 150 (ERP) = 250 (EIRP) (Technik)

H. Lamarr @, München, Montag, 22.01.2024, 19:41 (vor 335 Tagen) @ H. Lamarr

Fluri zeigt die Formel zur Berechnung der Sicherheitsabstände und nennt konkrete Zahlenwerte für die Größen in der Formel. So weit ist noch alles im grünen Bereich. Wie auf Seite 24 beziffert er die in die Antenne eingespeiste Sendeleistung mit 200 Watt. Den Antennengewinn (Gain) aber hebt er von Faktor 150 auf 250 an! Daraus resultiert eine Strahlungsleistung von 200 Watt x 250 = 50'000 Watt. Nicht so bei Fluri, er bleibt auf Seite 29 bei seinen 30'000 Watt und verschenkt damit 20'000 Watt, die sich bestens für noch mehr Panikmache geeignet hätten :-). Da er sich zu seinem Nachteil vertan hat ist der Fehler nicht tragisch, Schlamperei hat in einer "Fachtechnischen Beurteilung" jedoch grundsätzlich nichts zu suchen.

Elektroingenieur Fluri macht es einem nicht leicht. Auf Seite 24 nennt er einen Antennengewinn um Faktor 150 ERP. In diesem Fall ist die Bezugsantenne für den Faktor ein Halbwellendipol. Der auf Seite 29 genannte Antennengewinn um Faktor 250 EIRP bezieht sich jedoch nicht auf einen Halbwellendipol, sondern auf einen Isotropstrahler, also auf einen idealisierten Punktstrahler, der keine Richtwirkung hat und gleichmäßig in alle Richtungen abstrahlt. Warum Fluri unvermittelt die Bezugsantenne ändert, keine Ahnung. Vielleicht, weil die gefundene Formel zur Berechnung der «Compliance Distance», die er auf Seite 29 zeigt, nur für den Isotropstrahler gilt. Da ein Halbwellendipol jedoch gegenüber einem Isotropstrahler einen Gewinn von Faktor 1,64 aufweist, lassen sich Antennengewinne einfach umrechnen:

EIRP = ERP x 1,64

Setzt man Fluris ERP-Faktor 150 in die Gleichung ein, resultiert daraus ein EIRP-Faktor von 246, den Fluri auf 250 aufgerundet hat. Daraus schließe ich, Fluri redet auch bei der nicht näher benannten Antenne auf Seite 24 von dem gleichen Ericsson-Modell, das er auf Seite 29 beim Namen nennt.

Rechnet man nun die «Compliance Distance» (Sicherheitsabstand) mit dem Grenzwert 10 W/m² und dem EIRP-Faktor aus, komme ich nicht auf Fluris etwa 25 m, sondern ziemlich genau auf 20 m. Entweder stimmt an der Formel auf Seite 29 etwas nicht oder Fluri beziffert z.B. den EIRP-Antennengewinn zu niedrig.

Praktischen Wert hat die ganze Rechnerei mit den Sicherheitsabständen hier ohnehin nicht, denn die Ergebnisse sind bei Massive-Mimo-Antennen nur theoretisch erforderliche Maximalabstände, welche die zeitliche und räumliche Variabilität der tatsächlich abgestrahlten Beams völlig außer Acht lassen. Kluge Köpfe haben mit statistischen Methoden diese Variabilität berücksichtigt und sind verbindlich zu kleineren Sicherheitsabständen gekommen. Diese nun realistischen Sicherheitsabstände (bezogen auf Icnirp-Referenzwerte) beziffert das Datenblatt der von Fluri betrachteten Ericsson-Antenne AIR 6488 B42 auf 13,7 m (Privatpersonen) bzw. 6,2 m (beruflich exponierte Personen). Diese Werte gelten in Hauptstrahlrichtung vor der Antenne bei 200 W eingespeister Sendeleistung und einem TDD-Tastverhältnis im Downlink von 75 Prozent. Ericsson nennt zusätzlich etwas größere Abstandswerte für "Width" und "High", deren Bedeutung mir fremd ist und die im Text auch nicht erklärt wird.

Fazit: Die von Fluri berechneten Sicherheitsabstände sind um etwa Faktor 2 zu groß, da er eine Formel dafür verwendet hat, die für herkömmliche Mobilfunkantennen zutreffend sein mag, nicht aber für Massive-Mimo-Antennen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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