Alte Bauernregel: Wer misst, misst Mist (Forschung)

Schutti2, Mittwoch, 21.07.2021, 11:37 (vor 1225 Tagen) @ H. Lamarr

Dazu hätte ich noch eine Marginalie anzumerken. Aus meiner Sicht irrt Herr Walach, wenn er glaubt, der Fehler des verwendeten Messgeräts liege bei X Prozent des gemessenen Werts. Denn der Hersteller bezieht (wie üblich) seine Angabe der typischen Genauigkeit (eigentlich ist es ja eher die Messungenauigkeit) auf den Messbereichsendwert.

Sehe ich auch so.
Das Gerät ist bis zu 20 % CO2 spezifiziert. Das ist zunächst also der Messbereich (“range”); eine Messbereichswahl per Umschaltung hat das Gerät nicht.
Die Messunsicherheit “+-1 % of range after calibration” würde zunächst also bedeuten “+- 0,2 % CO2”.

Was bedeutet der der Nachsatz “after calibration”?

Die Kalibrierung des Gerätes im CO2-Kanal hat laut Handbuch zwei Modi: “Zero-CO2-Channel” und “Span-CO2-Channel”

Die Zero-Kalibrierung soll vorzugsweise mit Stickstoff, hilfsweise mit Luft erfolgen. (Letzteres verbietet sich im Walachschen “Versuch” aus naheliegenden Gründen).

Die “Span-Kalibrierung” soll mit einem Referenzgas bekannter CO2-Konzentration erfolgen. Diese Kalibriergas-Konzentration könnte also auch unter 20 % liegen.
Im Handbuch heißt es:
„It is recommended that the instrument is spanned to target the desired reading range (e.g. 5%); ideally this should not be a low level close to zero.“

Das liest sich so, dass das Messbereichsende durch Wahl eines Kalibriergases mit < 20% CO2 entsprechend nach unten verschoben werden kann. Und entsprechend bezöge sich das +- 1% Messunsicherheit dann auf den neuen Wert. Eine Span von nur 5% wäre schonmal zu gering, wenn man angeblich bis zu 5,2 % gemessen haben will. Bei einer Kalibrier-Span von 10 % statt der maximal möglichen 20 %, betrüge die Messunsicherheit dann also +- 0,1 %.

Aber 0,1% CO2-Gehalt.
Nicht 0,1 % vom Endausschlag.
Schon gar nicht 0,1 % vom gerade angezeigten Messwert.

Während ich immer noch grübele, was Walach eigentlich mit dem Klammer-Einschub in
Der Fehler im Kalibrierbereich (das ist wichtig!) liegt bei 0,1 % des gemessenen Wertes.
meinte:
War das vielleicht seine "Idee": 0,1 % = 0,1 % ???

Der Hersteller empfiehlt übrigens eine monatliche Kalibrierung.

Soweit die Theorie.
Was haben Walach, Traindl et al. denn nun praktisch gemacht?
Im Walachschen „Protocol – English Version 1.0, 6.4.2021“ („Protocol_Carbon Dioxide under Face Masks in Children_1.0.docx“) lesen wir:
“All apparatuses will be calibrated according to manufacturers’ standards.”

And that’s it.:confused:

Walach bejammert

„Viele der Kommentare waren auch einfach Missverständnissen geschuldet, die daher kamen, dass die Kurzversion der Studie viele Details nicht enthielt, die man kennen muss und die man in den 600 zur Verfügung stehenden Worten nicht unterbringen kann. Wir haben das Journal mehrmals darum gebeten, die Langversion zugänglich machen zu können. Das wurde nie positiv beschieden. Wir werden die Studie jetzt in der Langform neu irgendwo einreichen.“

Viel Glück.

Ach so... Noch etwas:
Ein Blick auf die Seite mit den ergänzenden Dokumenten zu der Studie zeigt: Es gibt vielleicht wirklich eine noch unbekannte "Langversion". Einen Nachmittag lang war da etwas zu sehen.


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