Sich am Schutzleiter erden kann tödlich enden (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 10.09.2015, 13:12 (vor 3123 Tagen) @ H. Lamarr

Originell an dieser Fallgeschichte ist nur die "Entladung" über den Schutzleiter einer Netzsteckdose.

Tatsächlich kann man sich von statischer Elektrizität befreien, wenn man mit dem Finger den Schutzkontakt einer Netzsteckdose berührt. Mehr geht nicht, denn eine Aufladung durch schwache Funkfelder von Mobilfunksendern gehört ins Reich der Mythen und Märchen. Im Gegenteil: Wer im festen Glauben lebt, sich wegen Funkeinwirkung nachts dauerhaft am Schutzleiter von Netzsteckdosen erden zu müssen, der kann diesen Glauben, wenn es blöd läuft, mit dem Leben bezahlen.

Und das geht so: Bis 1973 war in Deutschland die Zweidrahtversorgung mit Netzspannung zulässig, statt einen separaten Schutzleiter gab es lediglich eine Drahtbrücke vom Schutzkontakt zum Neutralleiter des Stromnetzes (klassische Nullung). Da diese Art der Stromversorgung Bestandsschutz hat, gibt es sie noch häufig in Altbauten. Und solange die Verdrahtung im haus einwandfrei ist, gibt es an der klassischen Nullung auch nicht viel auszusetzen, sie schützt vergleichbar gut wie ein Dreileitersystem mit separatem Schutzleiter.

Doch das ändert sich schlagartig, wenn der Neutalleiter auf seinem Weg nach unten zum Sicherungskasten irgendwo unterbrochen wird, sei es wegen einer locker gewordenen Schraubklemme oder weil ein Bohrer den Draht durchtrennt hat. Dann herrscht Lebensgefahr für alle Hausbewohner. Denn über an Steckdosen angeschlossene und eingeschaltete Verbraucher liegt jetzt Netzspannung an den Schutzkontakten aller Steckdosen, die vom (frei in der Luft hängen) Neutralleiter ursprünglich mit Strom versorgt wurden. Das heißt: Auch alle Elektrogeräte mit Metallgehäuse stehen unter Spannung, wenn sie an einer der betroffenen Steckdosen angeschlossen sind! Deshalb wurde die klassische Nullung aus gutem Grund verboten.

Zugegeben, dass es in so einem Fall zu einem tödlichen Unfall kommt ist nicht wahrscheinlich, ausgeschlossen ist so ein Unfall jedoch nicht. Dass etwas nicht stimmt, merken die Hausbewohner daran, dass an betroffenen Steckdosen (die am offenen Teil des Neutralleiters hängen) angeschlossene Elektrogeräte nicht mehr funktionieren.

Bei Dreidrahtversorgung tritt der geschilderte Effekt, dass das Metallgehäuse völlig intakte Elektrogerätebei einem Bruch des Neutralleiters plötzlich unter Spannung steht, nicht auf.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Unfall


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