Fact-Sheet-296-Skandal: Warum überhaupt der Rede wert? (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 11.01.2015, 22:56 (vor 3606 Tagen) @ H. Lamarr

Dr. van Deventer kennt das Fact Sheet 296/WHO, das herausgegeben wurde, um elektrosensible Personen WHO-gerecht zu behandeln, nicht.

Was wäre eigentlich so schlimm daran, wenn Emilie van Deventer 2008 tatsächlich nichts von dem WHO-Informationsblatt über "Elektrosensible" gewusst hätte? Sie kann doch nicht alle Papiere der WHO kennen!

Das Kernproblem der Anti-Mobilfunk-Szene ist: Sie haben Nichts, um richtig zu punkten. Es fehlt vor allem an Kompetenz, die Köpfe der Szene können nicht mit echten Experten in Ämtern, Behörden, Institutionen mithalten. Die Deutungshoheit, ob Mobilfunk krank macht, liegt damit nicht bei Mobilfunkgegnern, sondern erstrangig bei der Wissenschaft und zweitrangig bei der Politik. Das wollen die Gegner nicht hinnehmen, indem sie versuchen, echten Experten mit allen Mitteln etwas ans Zeug zu flicken. Was das ist spielt kaum eine Rolle, es muss sich nur zum Entwerten eignen. Ein entwerteter echter Experte kann sagen was er will, er hat keine Wirkung mehr, ist ein Gegenspieler weniger. Und wenn das Spielchen nur lange genug gespielt wird, gewinnen am Schluss die Pseudoexperten der Anti-Mobilfunk-Szene als strahlende Sieger die Oberhand. So ungefähr lautet die Strategie.

Beispiele sollen das verdeutlichen.

Schon lange versuchen Mobilfunkgegner, dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) ans Bein zu pinkeln. Nur wie? Dort sitzen echte Experten, bei den Gegnern sitzen dagegen Laien und Scheinexperten. Auf der fachlichen Ebene ist das BfS für die Gegner daher nicht zu packen. Aber es gibt ja noch andere Ebenen. Zum Beispiel die emotionale. Dieser Ebene ist der einfältige Vorwurf zuzuordnen, das BfS hätte sich zur Finanzierung des DMF (50 % Kostenübernahme durch Mobilfunkindustrie) kaufen lassen und sei deshalb korrupt. Päng. Wer glaubt schon einem korrupten Amt? Keiner, selbst wenn alles fachlich stimmt, was die sagen. Noch besser: Das Amt muss in keiner Weise tatsächlich korrupt sein, es genügt schon, wenn große Teile der Bevölkerung nur glauben, es sei korrupt. 2011 versuchte die sogenannte "Kompetenzinitiative" (KOI) dem BfS etwas anderes, nämlich Unfähigkeit nachzuweisen. Da die KOI fachlich dazu nicht qualifiziert ist, nutzte sie ein Gutachten des Wissenschaftsrates für ihre Zwecke. Doch auch dies klappte nicht, die Verantwortlichen der KOI hatten etwas Wichtiges übersehen, der Angriff scheiterte kläglich.

An der Entwertung von Prof. Lerchl arbeitet sich die halbe Szene ab, allen voran Diagnose-Funk, KOI, hese-project und natürlich Ex-Tabaklobbyist Franz Adlkofer. Das muss ich hier nicht weiter erklären, ein Beispiel, auf welchem Niveau die Entwertung stellenweise stattfindet, ist diese Site. Ähnlich wie Lerchl erging es nicht wenigen forschenden Wissenschaftlern, die es wagten, mehr als eine entwarnende EMF-Studie vorzulegen.

Auch an der Entwertung von WHO und SSK haben sich schon Generationen von Mobilfunkgegnern abgestrampelt, im Fall der WHO sogar weltweit. Die WHO im Griff zu haben ist besonders wichtig, da Regierungen gerne Empfehlungen der WHO in nationales Recht übernehmen. Doch weil die WHO mit Sitz in Genf den Standpunkt der Mobilfunkgegner nicht teilt, wird von diesen seit gut zehn Jahren versucht, die Organisation zu entwerten. Am liebsten mit Bestechungsvorwürfen. Ernst zu nehmende EMF-Wissenschaftler haben sich an solchen Versuchen bislang nicht beteiligt. Doch in ein paar Wochen will die WHO einen neuen Lagebericht zum EMF-Risiko herausbringen. Ein wichtiges Papier, weil es für viele Jahre prägend sein wird. Nachdem der Entwurf dieses Berichts jedoch gezeigt hat, dass die Mobilfunkgegner wahrscheinlich leer ausgehen werden, begann erstmals ein Wissenschaftler (Dariusz Leszczynski) damit, das WHO-Papier vorsorglich zu entwerten. Er macht dies, indem er die Personen stigmatisiert, die an dem WHO-Papier mitwirken. Emilie van Deventer, sie leitet das EMF-Projekt der WHO seit bald zehn Jahren, schrumpft so z.B. zur "Elektroingenieurin", die den Inhalt des Lageberichts fachlich nicht beurteilen könne. Kommt das Papier dann irgendwann raus, haben die Gegner einen fertig gepackten Rucksack mit allerlei mehr oder weniger geistreichen Argumenten, warum dieser Lagebericht der WHO wertlos sei.

Achso, jetzt hätte ich beinahe den Anlass meines Romans vergessen: Im Vergleich zu Dariusz Leszczynski zwar nur ein kleines Lichtlein, versucht Frau Weber im Rahmen ihrer Möglichkeiten die WHO in Gestalt von Emilie van Deventer und das BfS in Gestalt von Wolfgang Weiss (damals Leiter des Fachbereichs SG, heute SSK) zu entwerten, indem sie beide für blöd hinstellt: Was darf man schon von Experten halten, die noch nicht einmal das Informationsblatt 296 der WHO je zu Gesicht bekommen haben?

Das Verfahren, die eigene Position zu stärken, indem Gegner so gut es geht entwertet werden, haben Mobilfunkgegner weder erfunden noch gepachtet. Wir alle wenden es an, meist intuitiv und nicht rational geplant. Vorzuwerfen ist Mobilfunkgegnern nicht der Gebrauch des Verfahrens, sondern dessen Missbrauch. Damit meine ich z.B. eine intrigante oder denunziatorische Entwertung, die ohne nachvollziehbare Sachargumentation nur den Zweck einer größtmöglichen Rufschädigung hat. Beispiele dieser bösartigen Form der Entwertung finden sich z.B. in diesem Strang in Hülle und Fülle. Die Antwort auf die Frage, ob allein schon die Existenz dieses Stranges nicht ebenfalls den Tatbestand einer unzulässigen Entwertung von Herrn Jakob erfüllt, überlasse ich Experten vom Fach Philosophie :cool:.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Strategie, Entwertung, SSK, BfS, Leszczynski, Hintergründe, Deutungshoheit


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