Italien: Vorsorgewert 6 V/m wackelt angeblich (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 03.05.2021, 22:36 (vor 1300 Tagen)

Microwave News meldet am 3. Mai 2021:

Italiens 6-V/m-HF-Vorsorgewert, einer der strengsten der Welt, könnte bald 5G zum Opfer fallen.

Der italienische Vorsorgewert, der vor mehr als 20 Jahren eingeführt wurde, wird allgemein als Hindernis für den Ausbau der 5G-Infrastruktur angesehen, weil er die Errichtung von unverhältnismäßig vielen Antennen erfordert. Die vorgeschlagene Lösung besteht darin, den Vorsorgewert aufzugeben und den ICNIRP-Grenzwert von 61 V/m anzuwenden.

Das Vorhaben ist ein Ziel von Italiens nationalem Wiederaufbauplan nach der Pandemie (bekannt als "Next Generation Italia" oder PNRR). Der Plan sieht über 40 Milliarden Euro vor, um die Digitalisierung des Landes voranzutreiben, einschließlich der Förderung der 5G-Technologie und der Erhöhung der Breitbandgeschwindigkeiten im ganzen Land, die derzeit zu den langsamsten in Europa gehören.

Laut La Repubblica, einer auflagestarken Tageszeitung Italiens, befürworten alle großen politischen Parteien bis auf eine eine Lockerung des 6-V/m-Grenzwerts. Die einzige Ausnahme ist die Partei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens), eine rechtsextreme, neofaschistische Gruppierung - und selbst sie hat zu Protokoll gegeben, dass sie die Aufstellung von Antennen für Telekommunikationsbetreiber erleichtern möchte.

Das Vorhaben hat eine Koalition aus italienischen Umweltwissenschaftlern und -aktivisten sowie Mitgliedern der internationalen Bioelektromagnetikszene auf den Plan gerufen. Sie haben an die Regierung appelliert, den Grenzwert von 6 V/m beizubehalten.

Ein Appell an den italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi wurde innerhalb weniger Tage von mehr als 8'700 Unterstützern unterzeichnet, berichtet Fiorella Belpoggi, die wissenschaftliche Leiterin des Ramazzini-Instituts in Bologna. [...]

Kommentar: Irgendwie ist diese Geschichte stellenweise mysteriös. Also wie immer, wenn die Anti-Mobilfunk-Szene zur Tat schreitet. Möglicherweise war ich beim Recherchieren aber nicht gründlich genug.

► Im Original von "Next Generation Italia" konnte ich von einem Plan, den italienischen EMF-Vorsorgewert zugunsten 5G zu lockern, nichts finden.
► Im Archiv von "La Repubblica" konnte ich mit dem Suchbegriff "6 V/m" keinen passenden Artikel ausfindig machen.
► Gemäß Microwave News haben D. Gee, L. Birnbaum (Ex-NTP-Chefin), C. Portier, L. Hardell, M. Havas, E. Richter, J. Moskowitz, D. Davis, C. Sage & F. Belpoggi einen Brief an Draghi gesendet, um die Lockerung des Vorsorgewerts zu verhindern. Darin behaupten die Unterzeichner in präkognitiver Wahrnehmung erstaunlich selbstgewiss:

[...] Diese neueren Beweise bedeuten, dass die derzeitige Einstufung des Krebsrisikos der Strahlung von Mobiltelefonen [sik!] durch die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC/WHO, 2011) als "mögliches" Humankarzinogen mit Sicherheit zu einem zumindest "wahrscheinlichen" und möglicherweise zu einem "nachgewiesenen" Humankarzinogen umbewertet wird, sobald die IARC zu einer Neubewertung der Datenlage kommt, die in den nächsten zwei Jahren erwartet wird. [...]

Zu finden ist der Volltext dieses Briefes hier.

► Gemäß diesem Posting ist der italienische EMF-Vorsorgewert keineswegs einer "der strengsten der Welt". Zwar ist es richtig, dass in Italien seit 2003 für bestimmte Zonen (z.B. Wohngebäude, Schulen ...) der Vorsorgewert 6 V/m gilt, schon 2012 aber wurde das Mittelungsintervall von sechs Minuten auf 24 Stunden angehoben! Unter diesen Umständen verstehe ich die Aufregung über eine Lockerung des Vorsorgewerts nicht, denn bei diesem langen Mittelungsintervall lässt sich 5G mutmaßlich auch mit einer moderaten Lockerung auf sagen wir mal 20 V/m (mit maximalen Spitzenwerten bis 61 V/m) hinreichend gut betreiben und gleichzeitig die Vorsorge (im Vergleich zu anderen Ländern wie Deutschland oder UK) aufrecht erhalten.

Die EMF-Vorsorgewerte der Schweiz sind bereits gefallen, wenn jetzt auch der italienische Vorsorgewert gelockert wird, dürfte dies Signalwirkung auf andere Länder mit niedrigen EMF-Vorsorgewerten haben (Polen, Regionen in Belgien, Indien, Russland ...). Es könnte der Dominoeffekt einsetzen. Schaunmermal.

Hintergrund
ITU-Papier über die Folgen strenger HF-EMF-Grenzwerte

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Vorsorgewert, IARC, Davis, Sage, Hardell, Appell, Gee, Havas, Italien, 2B, Moskowitz, Portier, Belpoggi, Bioelektromagnetiks, Birnbaum, Klassifizierug

Italien: Kritiker mobilisieren gegen Vorsorgewert-Lockerung

H. Lamarr @, München, Sonntag, 09.05.2021, 00:57 (vor 1295 Tagen) @ H. Lamarr

Der italienische Vorsorgewert, der vor mehr als 20 Jahren eingeführt wurde, wird allgemein als Hindernis für den Ausbau der 5G-Infrastruktur angesehen, weil er die Errichtung von unverhältnismäßig vielen Antennen erfordert. Die vorgeschlagene Lösung besteht darin, den Vorsorgewert aufzugeben und den ICNIRP-Grenzwert von 61 V/m anzuwenden.

Die Propagandisten unter Italiens Mobilfunkgegnern laufen sich warm, um jede Lockerung oder gar die Aufgabe des italienischen EMF-Vorsorgewerts zu unterbinden. Auch die Verbraucherzentrale Südtirol scharrt bereits mit den Hufen, freilich ohne substanzielle Argumente auf den Tisch legen zu können. Das Lustspiel gleicht dem in der Schweiz veranstalteten, bevor dort mit der 5G-Vollzugshilfe der Vorhang fiel:

Verbraucherzentrale Südtirol: Baldige Korrektur der Mobilfunk-Grenzwerte?

Unser tirol.com: Mobilfunk-Grenzwerte könnten angehoben werden

Hintergrund
Verbraucherzentrale Südtirol im IZgMF-Forum

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Italien: Auch Stimmen für eine Lockerung gibt es

H. Lamarr @, München, Samstag, 15.05.2021, 23:35 (vor 1288 Tagen) @ H. Lamarr

Der Italiener Marco Bella nennt in einem Blog-Eintrag u.a. ein weitsichtiges Argument, warum ein leistungsstarkes 5G, was zugleich eine Anhebung oder die Aufgabe des italienischen EMF-Vorsorgewerts bedeutet, für sein Land gut sei. Er schreibt:

[...] Die durch den Verkehr verursachte Luftverschmutzung (von IARC als Karzinogen der Klasse 1A definiert, d.h. zweifelsfrei ein Krebsverursacher) bewirkt jährlich Zehntausende von Todesfällen. Doch wenn wir möglichst viele Menschen im Homeoffice arbeiten lassen könnten, können wir den Verkehr und damit auch die Luftverschmutzung deutlich reduzieren. Ein effizientes Netzwerk würde es uns ermöglichen, zum Beispiel von unseren wunderbaren Dörfern aus zu arbeiten und nur noch zum Vergnügen und nicht aus einem Zwang heraus zu reisen. [...]

Bella weist auch auf einen 119 Seiten umfassenden Forschungsbericht des bedeutsamen Istituto Superiore di Sanità hin. Die Untersuchung habe keine signifikanten Auswirkungen elektromagnetischer Wellen auf die Gesundheit gefunden, außer einer leichten Erwärmung des Körpers ...

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Die spinnen, die Römer: Hungerstreik wegen Grenzwertlockerung

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 12.05.2021, 00:40 (vor 1292 Tagen) @ H. Lamarr

Der italienische Vorsorgewert, der vor mehr als 20 Jahren eingeführt wurde, wird allgemein als Hindernis für den Ausbau der 5G-Infrastruktur angesehen, weil er die Errichtung von unverhältnismäßig vielen Antennen erfordert. Die vorgeschlagene Lösung besteht darin, den Vorsorgewert aufzugeben und den ICNIRP-Grenzwert von 61 V/m anzuwenden.

Das Vorhaben ist ein Ziel von Italiens nationalem Wiederaufbauplan nach der Pandemie (bekannt als "Next Generation Italia" oder PNRR). Der Plan sieht über 40 Milliarden Euro vor, um die Digitalisierung des Landes voranzutreiben, einschließlich der Förderung der 5G-Technologie und der Erhöhung der Breitbandgeschwindigkeiten im ganzen Land, die derzeit zu den langsamsten in Europa gehören.

Italienischen Medienberichten zufolge hat bereits im März 2021 die IX. Kommission der Abgeordnetenkammer (Verkehr, Post, Telekommunikation) die Anhebung des italienischen EMF-Vorsorgewerts genehmigt. Dies ist jedoch nur ein erster Schritt, auch die Regierung und das Parlament müssen noch zustimmen. Amtliche Belege für eine radikale Abschaffung des EMF-Vorsorgewerts und die Einführung der Icnirp-Grenzwerte konnte ich nicht finden, wer italienisch spricht findet diese möglicherweise in dem Sitzungsprotokoll der IX. Kommission vom 24. März 2021.

Seit dem 13. April 2021 sind wegen der geplanten Anhebung des 6-V/m-Vorsorgewerts in Italien rd. 100 Personen in einen Hungerstreik getreten, der so lange andauern soll, bis das italienische Parlament den anlässlich der Pandemie entworfenen PNRR-Wiederaufbauplan beschlossen hat. Aufgerufen zu dem Hungerstreik hat die Protestinitiative "Alleanza Italiana Stop 5G".

Die Petition von Fiorella Belpoggi (Ramazzini-Institut) zur Unterstützung von Alleanza Italiana Stop 5G kommt nur noch schleppend voran. Hatte sie Mitte April rd. 62'000 Unterstützer, sind es einen Monat später nur rd. 63'900. Ärgerlich: Auf der Petitionsplattform Change.org ist nicht ersichtlich, wann die Petition gestartet wurde und wann die Zeichnungsfrist abläuft.

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Grenzwertanhebung in ITA schon seit 2018 in Arbeit

H. Lamarr @, München, Samstag, 15.05.2021, 21:00 (vor 1289 Tagen) @ H. Lamarr

Italienischen Medienberichten zufolge hat bereits im März 2021 die IX. Kommission der Abgeordnetenkammer (Verkehr, Post, Telekommunikation) die Anhebung des italienischen EMF-Vorsorgewerts genehmigt.

Das liest sich so, als hätten die Abgeordneten bei einem Tässchen Cappuccino mal eben schnell über eine Anhebung des italienischen EMF-Vorsorgewerts befunden. Dem ist mitnichten so. Die IX. Kommission machte es sich alles andere als leicht. Sie startete am 27. September 2018 eine Serie von Anhörungen aller Interessengruppen (Regierungsvertreter, EU-Vertreter, Mobilfunknetzbetreiber, Umweltschutzaktivisten, Fachverbände, Gewerkschaften, Wissenschaftler ...), die bis 31. März 2019 dauerte (Quelle). Am 26. Februar 2019 war Fiorella Belpoggi an der Reihe, ihren Standpunkt vorzutragen. Belpoggi wusste also frühzeitig Bescheid. Warum sie dennoch erst 2021 ihre Petition zur Abwehr der Grenzwertanhebung startete, erschließt sich mir nicht.

Nach Abschluss der Konsultation befasste sich die IX. Kommission weiter mit dem Thema und trat am 9. Juli 2020 zur finalen Diskussion über den Abschlussbericht zusammen. Dabei wurde auf dem letzten Drücker noch einmal über die Interpretation der Ramazzini-Studie von Belpoggi verhandelt, da ein Mitglied der IX. Kommission, nachdem er die Icnirp-Kritik an der Studie gelesen hatte, entsprechende Einschränkungen auch in den Abschlussbericht einbringen wollte. Andere Kommissionsmitglieder stimmten zu, zumal durch die Textänderungen der Grundtenor des Berichts nicht verändert werde.

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Belpoggi-Petition gegen Grenzwertlockerung auf Schleichfahrt

H. Lamarr @, München, Sonntag, 19.09.2021, 12:56 (vor 1162 Tagen) @ H. Lamarr

Die Petition von Fiorella Belpoggi (Ramazzini-Institut) zur Unterstützung von Alleanza Italiana Stop 5G kommt nur noch schleppend voran. Hatte sie Mitte April rd. 62'000 Unterstützer, sind es einen Monat später nur rd. 63'900.

Stand 19. September 2021: 64'203 Unterstützer. Obwohl die italienischen 5G-Gegner alle Register ziehen und viel TamTam veranstalten, ist ihr Rückhalt in der Bevölkerung offensichtlich nicht höher als anderswo. Die Unterstützer haben an den rd. 51 Mio. Wahlberechtigten in Italien einen Anteil von 0,12 Prozent.

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Petition, Belpoggi

Italien: Belpoggi hat Gees Protestbrief nicht unterschrieben

H. Lamarr @, München, Sonntag, 19.09.2021, 12:28 (vor 1162 Tagen) @ H. Lamarr

► Gemäß Microwave News haben D. Gee, L. Birnbaum (Ex-NTP-Chefin), C. Portier, L. Hardell, M. Havas, E. Richter, J. Moskowitz, D. Davis, C. Sage & F. Belpoggi einen Brief an Draghi gesendet, um die Lockerung des Vorsorgewerts zu verhindern.

Mit Fiorella Belpoggi hat sich Louis Slesin vertan, denn sie hat, wenn man dieser Quelle trauen darf, den besagten Brief nicht mit unterzeichnet. Aber bei einem ähnlichen Protestbrief gegen die Lockerung der EMF-Grenzwerte in Italien, der allerdings nur auf italienisch vorliegt, ist sie mit von der Partie. Auch dieser Brief wendet sich u.a. an den italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi, seine Unterzeichner sind am Textende unter dem Link I FIRMATARI zu finden.

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Slesin, Italien, Microwave News, Belpoggi, Vorsorgewerte

Italien: Vorsorgewert 6 V/m bleibt bis auf weiteres

H. Lamarr @, München, Sonntag, 26.09.2021, 21:57 (vor 1154 Tagen) @ H. Lamarr

Microwave News meldet am 3. Mai 2021:

Italiens 6-V/m-HF-Vorsorgewert, einer der strengsten der Welt, könnte bald 5G zum Opfer fallen.

Der italienische Vorsorgewert, der vor mehr als 20 Jahren eingeführt wurde, wird allgemein als Hindernis für den Ausbau der 5G-Infrastruktur angesehen, weil er die Errichtung von unverhältnismäßig vielen Antennen erfordert. Die vorgeschlagene Lösung besteht darin, den Vorsorgewert aufzugeben und den ICNIRP-Grenzwert von 61 V/m anzuwenden.

Das Vorhaben ist ein Ziel von Italiens nationalem Wiederaufbauplan nach der Pandemie (bekannt als "Next Generation Italia" oder PNRR). Der Plan sieht über 40 Milliarden Euro vor, um die Digitalisierung des Landes voranzutreiben, einschließlich der Förderung der 5G-Technologie und der Erhöhung der Breitbandgeschwindigkeiten im ganzen Land, die derzeit zu den langsamsten in Europa gehören.

Das Vorhaben, die EMF-Grenzwerte in Italien an den EU-Standard anzugleichen oder wenigstens zu lockern, wurde im Juli vom Parlament in Rom vorerst abgelehnt. Mit Bestimmtheit kann ich dies jedoch nicht sagen, da ich italienische Quellen nur mit Automatenübersetzungen auswerten kann, was ohnehin schon ein Lotteriespiel ist. Hinzu kommt, dass die von mir gefundenen Quellen mal um den heißen Brei herumreden, widersprüchlich oder unglaubwürdig sind. Gesichert ist: Im Juli versuchte die Partei Italia Viva des ehemaligen Ministerpräsidenten Matteo Renzi mit einem Antrag im Parlament die EMF-Grenzwerte auf EU-Niveau anzuheben. Dieser erste Anlauf ist gescheitert, möglicherweise aber nur vorerst. So ließ der Abgeordnete Marco di Maio (Abgeordnetenkammer, Partei Partito Democratico) am 23. Juli wissen: "Das Spiel ist noch nicht vorbei. Aber es bleibt kompliziert." Maio verweist auf eine Zusage der italienischen Regierung, die Grenzwerte nach oben zu korrigieren und sagte einem Medienbericht zufolge: "Wir freuen uns über die positive Stellungnahme der Regierung zu unserer Agenda, die die Regierung verpflichtet, die Grenzwerte für elektromagnetische Felder an die derzeit in den meisten europäischen Staaten geltenden Werte anzupassen." Ob die Prognose des Abgeordneten auf Fakten beruht oder Wunschdenken ist muss sich erst noch zeigen.

Was die Recherche zusätzlich erschwerte ist der italienische Journalist und Autor Maurizio Martucci. Der Mann ist seit 2018 Sprecher der italienischen Stopp-5G-Allianz (Alleanza Italiana Stop 5G), hier ist er zu Beginn kurz anlässlich einer Protestveranstaltung mit Fiorella Belpoggi zu sehen. Martuccis Artikel sind naheliegenderweise tendenziös, anlässlich meiner Recherche bin ich mehrfach an unterschiedlichen Ecken des Italo-Internets auf seine Werke gestoßen. Er macht in Italien Stimmung gegen 5G. Tückisch war, dass andere Medien zuweilen seinen Blog bei der Zeitung Il Fatto Quotidiano inhaltlich übernehmen, ohne ihn beim Namen zu nennen. Dies erweckt den falschen Eindruck einer bunten mobilfunkkritischen Berichterstattung.

Um die wegen bürokratischer Hürden schleppend voranschreitende Digitalisierung in Italien voranzutreiben rang sich das italienische Parlament schon am 16. Juli 2020 dazu durch, ein "Vereinfachungsdekret" zu erlassen. Darin geht es u.a. auch um 5G, denn seinerzeit gab es in Italien 431 Gemeinden, die durch bürgermeisterliche Verordnungen und Beschlüsse des Stadtrats beschlossen hatten, die Installation von 5G-Netzen zu blockieren. Gemäß dem Gesetz ist damit Schluss. Die Bürgermeister können zwar noch Vorschriften erlassen, um die Auswirkungen eines 5G-Standorts auf ihre Bürger so gering wie möglich zu halten, aber sie können nicht mehr die Errichtung von Funkmasten widerspenstig blockieren.

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Italien: Vorsorgewert 6 V/m soll auf mindestens 15 V/m steigen

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 22.11.2023, 17:46 (vor 368 Tagen) @ H. Lamarr

Der italienische Vorsorgewert, der vor mehr als 20 Jahren eingeführt wurde, wird allgemein als Hindernis für den Ausbau der 5G-Infrastruktur angesehen, weil er die Errichtung von unverhältnismäßig vielen Antennen erfordert. Die vorgeschlagene Lösung besteht darin, den Vorsorgewert aufzugeben und den ICNIRP-Grenzwert von 61 V/m anzuwenden.

Am 27. Oktober 2023 meldete die Nachrichtenagentur Reuters:

Ein italienischer Parlamentsausschuss billigte am Freitag eine Gesetzesänderung zur Anhebung der Grenzwerte für elektromagnetische Felder, die nach Ansicht der Mobilfunkbetreiber in Italien im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zu niedrig sind.

Der Änderungsantrag, der zunächst von einem Ausschuss des Oberhauses des Parlaments, dem Senat, gebilligt wurde, sieht eine Entscheidung innerhalb von vier Monaten vor, inwieweit der derzeitige Grenzwert für elektromagnetische Emissionen von 6 Volt pro Meter angehoben werden sollte.

Wenn innerhalb dieser Frist keine Entscheidung getroffen wird, wird der Grenzwert automatisch auf 15 Volt pro Meter angehoben und liegt damit unter dem europäischen Höchstwert von 61 Volt pro Meter. [...]

Das Gewürge um eine EMF-Grenzwertanhebung in Italien geht damit in die nächste Runde. Erst im August 2023 hatte Microwave News berichtet, die Grenzwertanhebung von 6 V/m auf 24 V/m sei zumindest vorerst vom Tisch. Devra Davis behauptete zeitgleich auf ihrer Website, Italien weigere sich die Grenzwerte für 5G-Funkstrahlung zu lockern.

Spätestens am 27. Februar 2024 sollte das Verwirrspiel ein Ende haben, ob und wenn ja, um wie viel der EMF-Grenzwert in Italien angehoben wird.

Hintergrund
Bereits im November 2011 war der italienische EU-Abgeordnete Niccolò Rinaldi über den Entwurf der italienischen Regierung für ein "Entwicklungsdekret" besorgt, das eine Anhebung des EMF-Grenzwerts von 6 V/m auf 20 V/m im Freien vorsah. Das Dekret soll auch eine Änderung des Messverfahrens entalten, das seinerzeit eine Mittelung von Messwerten über 24 Stunden vorsah. Rinaldi war die Sache nicht geheuer, hilfesuchend wandte er sich an die EU-Kommission, die ihn mit dem Hinweis beruhigte, selbst 20 V/m wären noch immer deutlich unter der Grenzwertempfehlung der EU.

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Italien: HF-EMF-Vorsorgewert wird auf 15 V/m angehoben

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 03.01.2024, 22:13 (vor 325 Tagen) @ H. Lamarr

Ein italienischer Parlamentsausschuss billigte am Freitag eine Gesetzesänderung zur Anhebung der Grenzwerte für elektromagnetische Felder, die nach Ansicht der Mobilfunkbetreiber in Italien im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zu niedrig sind.

Der Änderungsantrag, der zunächst von einem Ausschuss des Oberhauses des Parlaments, dem Senat, gebilligt wurde, sieht eine Entscheidung innerhalb von vier Monaten vor, inwieweit der derzeitige Grenzwert für elektromagnetische Emissionen von 6 Volt pro Meter angehoben werden sollte.

Wenn innerhalb dieser Frist keine Entscheidung getroffen wird, wird der Grenzwert automatisch auf 15 Volt pro Meter angehoben und liegt damit unter dem europäischen Höchstwert von 61 Volt pro Meter. [...]

(21. Dezember 2023) Die Abgeordnetenkammer [in Rom] hat das «Legge annuale per il mercato e la concorrenza 2022» (Jahresgesetz für Markt und Wettbewerb 2022), das der Senat bereits am 15. November 2023 gebilligt hatte, abschließend verabschiedet. Die Verordnung muss nun im Amtsblatt veröffentlicht werden.

Unter anderem sieht Artikel 10 dieser Verordnung unter der Überschrift "Anpassung der Grenzwerte für elektromagnetische Felder" in Absatz 2 Folgendes vor:

[...] Nach Ablauf des in Absatz 1 genannten Zeitraums werden, sofern keine spezifischen Anpassungsvorschriften hinzu kommen, die in den Tabellen 2 und 3 des Anhangs B des Erlasses des Premierministers vom 8. Juli 2003 genannten Vorsorgegrenzwerte und Qualitätsziele, veröffentlicht im Amtsblatt Nr. 199 vom 28. August 2003, bis zu deren endgültiger Fixierung vorläufig und vorsorglich auf einen Wert von 15 V/m für die elektrische Feldstärke E, auf einen Wert von 0,039 A/m für die magnetische Feldstärke H und auf einen Wert von 0,59 W/m² für die Leistungsdichte D festgelegt. [...]

Quelle: Meldung von Aeranti-Corallo

Aeranti-Corallo ist ein einflussreicher italienischer Branchenverband, der die Interessen lokaler Radio- und Fernsehsender, Satelliten-, Internetradio- und -fernsehsender, Nachrichtenagenturen und Werbeunternehmen im Rundfunksektor vertritt. Der Verband wurde 1998 gegründet und entstand aus der Vereinigung von Aeranti und Associazione Corallo.

Hintergrund: Vor der neuen Verordnung galten in Italien seit 2003 in geschlossenen Räumen, in denen sich Personen gewöhnlich länger als vier Stunden aufhalten (z.B. Schlaf- und Kinderzimmer) strengere Vorsorgegrenzwerte für die elektrische Feldstärke (6 V/m), die magnetische Feldstärke (0,016 A/m) und die Leistungsflussdichte (0,10 W/m²). Das "Qualitätsziel" von 6 V/m galt im Außenbereich für Bereiche und Orte mit starkem Publikumsverkehr, also praktisch für alle urbanen Bereiche.

[Admin: Link zum Erlass des Premierministers hinzugefügt am 04.01.2024]

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Italien: HF-EMF-Vorsorgewert wird auf 15 V/m angehoben

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 04.01.2024, 15:42 (vor 325 Tagen) @ H. Lamarr

[...] vorläufig und vorsorglich auf einen Wert von 15 V/m für die elektrische Feldstärke E, auf einen Wert von 0,039 A/m für die magnetische Feldstärke H und auf einen Wert von 0,59 W/m² für die Leistungsdichte D festgelegt.

Für die starke italienische Anti-Mobilfunk-Szene ist die Lockerung der Vorsorgegrenzwerte ein schwerer Schlag. Zuletzt hatte sie 2021 einen parlamentarischen Anlauf zur Lockerung zu Fall gebracht. Damit sich das diesmal nicht wiederholt, wurde in die jetzt beschlossene Verordnung die hier erwähnte "Automatik" eingebaut, um die Verordnung gegen parlamentarische Angriffe in letzter Minute zu immunisieren.

Besonders enttäuscht sein dürfte die italienische Wissenschaftlerin i. R. Fiorella Belpoggi, die 2021 mit einer alarmierenden Review angeblicher gesundheitlicher Auswirkungen von 5G versuchte, die Errichtung von 5G-Mobilfunknetzen in der EU zu stoppen. Den Auftrag zu dieser Review erhielt Belpoggi von der EU-Institution Stoa. Deutsche Mobilfunkgegner nutzten diesen Umstand, die Review mit allen Mitteln als Stein der Weisen auszugeben. Das Bundesamt für Strahlenschutz schloss sich dieser Sichtweise nicht an, sondern monierte konkret und nachvollziehbar Mängel des Papiers. Als fragwürdig erwies sich auch die intransparente Auftragsvergabe von Stoa an Belpoggi, die Züge eines abgekarteten Spiels aufweist. Vorsitzende von Stoa war seinerzeit Eva Kaili, eine Vizepräsidentin des EU-Parlaments, die gegenwärtig in einen Korruptionsskandal verwickelt ist.

Die Lockerung der italienischen HF-EMF-Vorsorgegrenzwerte ist im Jahr 2023 für organisierte Mobilfunkgegner der Schlusspunkt einer Serie von Pleiten, Pech und Pannen gewesen, die Anfang März 2023 mit dem krachenden Scheitern der Europäischen Bürgerinitiative "Stop 5G" begann.

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Italien: Neuer HF-EMF-Vorsorgewert tritt im April 2024 in Kraft

H. Lamarr @, München, Montag, 08.01.2024, 00:46 (vor 321 Tagen) @ H. Lamarr

Die Verordnung muss nun im Amtsblatt veröffentlicht werden.

Jetzt isses passiert. Die gesetzliche Verordnung "Adeguamento dei limiti dei campi elettromagnetici" (Artikel 10) wurde am 30. Dezember 2023 im Amtsblatt 303 der Republik Italien (Gazzetta Ufficiale della Repubblica Italiana) veröffentlicht und kann somit in Kraft treten. Den Wortlaut der Verordnung kann man auf Italienisch in der Online-Fassung des Amtsblatts nachlesen, die in Italien traditionell vom Finanzministerium veröffentlicht wird.

Nach einer Wartezeit von maximal 120 Tagen tritt die Verordnung spätestens am 28. April 2024 in Kraft und der Vorsorgegrenzwert wird vorläufig von 6 V/m auf mindestens 15 V/m angehoben. Eine endgültige Verabschiedung des Ausmaßes der Anhebung steht noch aus und wird möglicherweise innerhalb der Wartezeit stattfinden. Da es im Text heißt, die Anhebung geschehe unter Beachtung der Vorschriften, Empfehlungen und Leitlinien der Europäischen Union, welche die Icnirp-Grenzwerte empfiehlt, verstehe ich den Sachverhalt so, dass die endgültige Fixierung des neuen Vorsorgegrenzwerts den Wert 15 V/m auf keinen Fall unterschreiten wird, nach oben jedoch Luft für eine weiterreichende Lockerung bis hin zu maximal 61 V/m (frequenzabhängig) vorhanden ist. Lässt sich in der Wartezeit kein Mehrheitsvotum für das endgültige Ausmaß der Lockerung erzielen, gilt ab April 2024 der Wert 15 V/m so lange, bis ggf. ein höherer Wert mehrheitlich ausgehandelt wurde.

Hintergrund
Am 12. August 2023 wünschte der Verein Diagnose-Funk in Gestalt von Peter Hensinger dem "lieben Herrn Imbesi" von der Verbraucherzentrale Südtirol noch weiterhin viel Erfolg bei der Abwehr der Versuche zur Grenzwerterhöhung in Italien. Der Stuttgarter war in diesem Fall schneller als der Schall, denn angeblich scheiterte in bella Italia ein nicht näher benannter Versuch, den Vorsorgegrenzwert zu lockern, erst am 7. August 2023. Tja, was soll ich sagen, da muss Hensingers Wunschbrunnen wohl nicht funktioniert haben. Warten wir gespannt, wann der Verein seine Leser über den jetzt amtlichen Misserfolg des Herrn Imbesi in Kenntnis setzt. Erfahrungsgemäß verzögern sich betrübliche Meldungen bei dem Verein merklich länger als fünf Tage, wenn sie denn überhaupt veröffentlicht werden :-).

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Italien: Warum der "Wissenschaftlerappell" unerhört verhallte

H. Lamarr @, München, Montag, 08.01.2024, 14:25 (vor 321 Tagen) @ H. Lamarr

Am 12. August 2023 wünschte der Verein Diagnose-Funk in Gestalt von Peter Hensinger dem "lieben Herrn Imbesi" von der Verbraucherzentrale Südtirol noch weiterhin viel Erfolg bei der Abwehr der Versuche zur Grenzwerterhöhung in Italien. Der Stuttgarter war in diesem Fall schneller als der Schall, denn angeblich scheiterte in bella Italia ein nicht näher benannter Versuch, den Vorsorgegrenzwert zu lockern, erst am 7. August 2023. Tja, was soll ich sagen, da muss Hensingers Wunschbrunnen wohl nicht funktioniert haben. Warten wir gespannt, wann der Verein seine Leser über den jetzt amtlichen Misserfolg des Herrn Imbesi in Kenntnis setzt. Erfahrungsgemäß verzögern sich betrübliche Meldungen bei dem Verein merklich länger als fünf Tage, wenn sie denn überhaupt veröffentlicht werden :-).

Unter obigem Link hätschelt Diagnose-Funk hingebungsvoll den Protestappell von 52 "Wissenschaftlern", die sich partout nicht für die Lockerung der italienischen Vorsorgegrenzwerte erwärmen konnten und nun, wie wir inzwischen wissen, mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen. Über die fachlichen Qualitäten des Appells wurde im August 2023 hier berichtet. Anschließend dazu noch ein paar Anmerkungen:

Wo bleibt Belpoggi ...?

Fiorella Belpoggi, Speerspitze des italienischen Protests gegen Grenzwertlockerungen aller Art hat den Appell zum Entsetzen der weltweiten Anti-Mobilfunk-Szene nicht unterschrieben. Da sie sonst über viele Jahre hinweg nahezu jeden Anti-Mobilfunk-Appell aus aller Welt unterschrieben hat, ist dies besorgniserregend. Wahrscheinlich geht es Belpoggi gesundheitlich schlecht. Klaus Scheidsteger besuchte sie im März 2023 für seinen neuen Märchenfilm "Das digitale Dilemma". Gewohnt dramatisch berichtete er tief betroffen von seiner Begegnung mit der betagten Dame:

[...] Während meines ersten Besuchs, am 9. März 2023, wurde ich Zeuge einer bewegenden Situation. Fiorella Belpoggi kam erstmalig nach einer dreizehnmonatigen krankheitsbedingten Abwesenheit für unserer Vorgespräch zurück an ihre alte Wirkungsstätte. Und kaum hatten wir in ihrem Büro Platz genommen, tauchten nach und nach kleine Delegationen von 4, 5 oder 6 Mitarbeiterinnen auf, die jeweils sehr berührt angesichts dieser Rückkehr, mit Tränen in den Augen ihre wunderbare Chefin herzten.

Monatelang hatte Fiorella Belpoggi auf der Intensivstation gelegen, schwebte zwischen Leben und Tod. „Ein Wunder, dass mein Kopf wieder wie vorher funktioniert, Gott sei Dank kann ich wieder am Leben und bald auch wieder an der Forschung teilnehmen“, so erzählte sie mir. Ein großes Privileg meiner filmischen Arbeit war es immer, derart wundervolle Menschen kennenlernen zu dürfen. [...]

Das Kokettieren mit EMF-Wissenschaftlerappellen

Seit Menschengedenken versucht die Anti-Mobilfunk-Szene uns immer wieder neu weiszumachen, zahllose Wissenschaftler hätten substanzielle Bedenken, die geltenden Grenzwerte könnten Menschen vor schädlichen Einflüssen einer EMF-Exposition nicht ausreichend schützen. Wenn es drauf ankommt, bleiben von den zahllosen aus aller Welt jedoch nur wenige übrig, genauer gesagt etwa 50. Das sind die restlos überzeugten Superspreader der Szene, sozusagen der "wissenschaftliche" Stammtisch der Mobilfunkgegner, der sich personell kaum verändert. Mit den Anführungszeichen will ich signalisieren, dass sich unter den 50 auch beträchtlich viele Pseudowissenschaftler tummeln dürfen, da die übrigen nicht den Arsch in der Hose haben, sich von den Blindgängern zu distanzieren.

Die Anzahl von nur etwa 50 zieht sich wie ein roter Faden durch die Appelle der Szene. Anno 2014 waren es in Kanada wie jetzt in Italien genau 52 Wissenschaftler und "Wissenschaftler", die protestierten, und 2017 habe ich mir einmal die Mühe gemacht, aus den damals bekannten sechs EMF-Wissenschaftlerappellen seit 2002 die Gelegenheitsteilnehmer (Eintagsfliegen) heraus zu rechnen und bin auf eine Restmenge von 40 bis 55 Unentwegte gekommen, die hartnäckig auf ihrer Sichtweise des HF-EMF-Risikos bestehen. Inklusive der Eintagsfliegen stellten die USA und Italien mit Abstand die meisten Bedenkenträger, Deutschland landete im Mittelfeld.

Ja aber ... die großen EMF-Wissenschaftlerappelle?!

Unbestritten gibt es HF-EMF-Wissenschaftlerappelle mit weitaus mehr als etwa 50 Teilnehmern. Wie kommt das? Ganz einfach: Diese Appelle spiegeln keine gezielt abgefragte momentane Meinungsbekundung im Sinne einer Blitzlichtaufnahme wieder, sondern haben Laufzeiten ohne Enddatum. Über viele Jahre hinweg kumuliert sich so die Anzahl der Teilnehmer allmählich auf hohe Werte. Da auch hier keine Prüfung stattfindet, tummeln sich in diesen Becken neben echten Wissenschaftlern auch Pseudowissenschaftler, Scharlatane oder einfach nur besorgte fachfremde Akademiker, die UMTS für ein chinesisches Reisgericht halten. Will heißen: Ernst nehmen kann man keinen dieser Appelle, solange die Verantwortlichen nur darauf erpicht sind, möglichst viel Masse statt Klasse vorweisen zu können. Die weniger hellen Kerzen auf der Torte der Mobilfunkgegner differenzieren so nicht, sie präsentieren unreflektiert die hohen Zahlen, nur um andere, die noch ahnungsloser sind, damit zu beeindrucken.

Zum Dessert noch ein Kuriosum

Der koreanische Wissenschaftler Young Hwan Ahn, er arbeitet momentan an einer Replikation der bekannten NTP-Studie, unterzeichnete irgendwann vor 2014 den Anti-5G-Appell von Hardell & Nyberg. Auf den ersten Blick stempelt das den Mann zum Mobilfunkkritiker ab. Auf den zweiten Blick aber tritt er im Juli 2024 seine Tätigkeit in der Icnirp-Kommission an. Die Membran zwischen Icnirp und Mobilfunkkritikern ist auch in der Gegenrichtung durchlässig. Der Amerikaner James Lin saß viele Jahre in der Icnirp-Kommission. Nach seinem Ausscheiden dort wechselte er die Seiten und wird heute von organisierten Mobilfunkgegnern ausgiebig gefeiert. Ahn wird nicht gefeiert. Ahn und Lin sind mMn keine Überläufer, sie machen lediglich von ihrem Menschenrecht Gebrauch, eine einmal gefasste EMF-Risikoeinschätzung nicht mit ins Grab zu nehmen, sondern so frei zu sein, ihre Meinung auch mal zu ändern.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Verbraucherzentrale Südtirol in EMF-Sachfragen unqualifiziert

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 10.01.2024, 15:39 (vor 319 Tagen) @ H. Lamarr

Am 12. August 2023 wünschte der Verein Diagnose-Funk in Gestalt von Peter Hensinger dem "lieben Herrn Imbesi" von der Verbraucherzentrale Südtirol noch weiterhin viel Erfolg bei der Abwehr der Versuche zur Grenzwerterhöhung in Italien.

Die sogenannte Verbraucherzentrale Südtirol hat hier im Forum wegen ihrer Dramatisierung des Risikos Elektrosmog schon mehrfach Fußabdrücke hinterlassen. Auch anlässlich der jüngeren Grenzwertdebatte in Italien meldete sie sich 2021 mit einer inkompetenten Stellungnahme zu Wort, die so auch von eingefleischten Mobilfunkgegnern hätte stammen können. Der Tunnelblick der selbsternannten Verbraucherschützer erinnert an Texte des BUND (Bundesverband) in der Ära Kühling. Seit Kühlings plötzlichem Ausscheiden hält sich der BUND-Bundesverband unter der neuen Führung mit populistischen und fachlich unqualifizierten Äußerungen zum Risiko Mobilfunk erfreulicherweise zurück. Dies stünde auch der Verbraucherzentrale Südtirol gut zu Gesicht, um verlorenes Vertrauen in ihre fachliche Qualifikation bei EMF-Sachfragen zurück zu gewinnen.

In Italien hat die "Verbraucherzentrale", die sich als Stimme der VerbraucherInnen sieht, mit ihrem Genörgel an den Plänen einer Lockerung der Vorsorgegrenzwerte ebenso wie die 52 protestierenden "Wissenschaftler" mit ihren abgedroschenen substanzschwachen Argumenten einen Schuss in den Ofen gelandet.

Im Oktober 2018 spülten vier italienische Mobilfunknetzbetreiber 6,5 Mrd. Euro für die 5G-Lizenzen in die italienische Staatskasse. Bis dahin war das weltweit der Spitzenwert, der einige Monate später in Deutschland mit 6,6 Mrd. Euro noch übertroffen wurde. Aber: Deutschland hat wie die meisten anderen Länder der Welt die Icnirp-Grenzwerte (max. 61 V/m), die einem 5G-Netzausbau nicht demonstrativ im Wege stehen und keine immensen Folgekosten provozieren.

In Italien ist das mit dem Vorsorgegrenzwert von 6 V/m anders gewesen. Dort hätten die Netzbetreiber noch einmal rd. 4 Mrd. Euro investieren müssen, um dennoch das ganze Land mit mehr oder umgebauten Mobilfunkstandorten mit 5G versorgen zu können. Unter diesen Umständen ist es für mich nachvollziehbar, dass die italienischen Parlamentarier den absurden Forderungen organisierter Mobilfunkgegner nach einer Verschärfung der Vorsorgegrenzwerte (0,6 V/m) eine Absage erteilten und stattdessen die moderate Lockerung auf momentan 15 V/m beschlossen haben. Ich bin zuversichtlich, dass den Italienern dadurch die Milch im Kühlschrank nicht vorzeitig sauer wird und sie sich schnell an die gelockerte und (noch) nicht aufgehobene Vorsorge gewöhnen werden. Selbst wenn die Vorsorge komplett aufgehoben wird, müssten sich Italiener mMn keine Sorgen machen, sich umgehend wegen ihrem Hang zum mobilen Telefonieren einen Hirntumor einzufangen.

Die eingesparten Milliarden können die Netzbetreiber nun in den 5G-Netzausbau investieren, wovon auch das Gros der italienischen Mobilfunkgegner profitieren wird, denn bekanntlich graut diesen nur vor Funkmasten in ihrer Nähe, nicht aber vor ihren eigenen Smartphones. Da wegen der Lockerung die üppige Netzverdichtung entfällt, dürfen sich EMF-Phobiker darüber freuen, dass so mancher neuer Funkmast, der sie mit dem Grenzwert 6 V/m heimgesucht hätte, nun nicht mehr nötig ist. Ob aber die Betroffenen überhaupt begreifen werden, dass die Lockerung für sie faktisch eine Win-Win-Situation bedeutet, steht auf einem anderen Blatt. Ganz ohne neue Standorte wird es nicht gehen, doch dies kommt den Smartphones der Mobilfunkgegner und aller anderen zugute, da die Telefone dann weniger stark strahlen müssen, um den nächstgelegenen Funkmasten erreichen zu können.

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Grenzwertlockerung: Verbraucherzentrale Südtirol schießt quer

H. Lamarr @, München, Sonntag, 03.03.2024, 00:47 (vor 266 Tagen) @ H. Lamarr

Die sogenannte Verbraucherzentrale Südtirol hat hier im Forum wegen ihrer Dramatisierung des Risikos Elektrosmog schon mehrfach Fußabdrücke hinterlassen. Auch anlässlich der jüngeren Grenzwertdebatte in Italien meldete sie sich 2021 mit einer inkompetenten Stellungnahme zu Wort, die so auch von eingefleischten Mobilfunkgegnern hätte stammen können. Der Tunnelblick der selbsternannten Verbraucherschützer erinnert an Texte des BUND (Bundesverband) in der Ära Kühling.

Die Lockerung des italienischen HF-EMF-Vorsorgegrenzwerts von 6 V/m auf 15 V/m ist seit 30. Dezember 2023 beschlossene Sache und tritt spätestens am 28. April 2024 in Kraft.

Der italienische Verein "Verbraucherzentrale Südtirol" glaubt jedoch, mit Bürgerprotesten ließe sich die Grenzwertlockerung doch noch stoppen. Allerdings ließ der Verein nach der amtlichen Verkündung der Lockerung zwei Monate ungenutzt verstreichen. Erst am 1. März 2024 rief er zum Protest auf:

[...] Aus diesem Grunde empfiehlt die Verbraucherzentrale Südtirol in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk der Bürgerwelle und der Vereinigung der Umweltärzte ISDE den eigenen Bürgermeister, bzw. den Gemeinderat anzuschreiben, damit diese bei dem gesamtstaatlichen Gemeindeverband ANCI intervenieren und ihre Bedenken bezüglich einer Erhöhung der Grenzwerte äussern.

Dazu wurde ein Schreiben vorbereitet, das einfach übernommen, unterschrieben und an die Gemeinde eingereicht werden kann. Das Schreiben steht weiter unten im Text zum Download zur Verfügung oder kann bei jeder Geschäftsstelle der Verbraucherzentrale bezogen werden. [...]

Das besagte Schreiben (RTF-Format) ist allerdings kein kraftvoller Brandbrief, sondern das übliche Jammern und Klagen organisierter Mobilfunkgegner, angereichert mit abgegriffenen Argumenten, die sich die Akteure seit der Jungsteinzeit der Mobilfunkgegnerei an ihren Lagerfeuern gegenseitig einreden. Kleine Kostprobe:

[...] Der Grenzwert von 6 V/m wurde seinerzeit aus Gründen des Strahlenschutzes eingeführt und beruhte auf genauen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Inzwischen gibt es zahlreiche Studien (z. B. Studio-NTP, Ramazzini, BioInitiative Report 2022, usw.) über die Schädlichkeit der Strahlung, die zu verschiedenen Krankheiten wie Krebs, Unfruchtbarkeit, Störungen des Immunsystems und Elektrosensibilität führen kann. Es gibt auch Urteile, die einen Kausalzusammenhang zwischen Elektrosmog und der Entstehung von Krebs herstellen (siehe z. B. das Urteil des Zivilgerichts Turin vom 13. Januar 2020).

Die Erhöhung wurde ohne tatsächliche Studien über die möglichen Schäden, ohne Anhörung der direkt betroffenen Bevölkerung und unter Missachtung unseres Rechts auf Gesundheit genehmigt. Auf der Grundlage unabhängiger wissenschaftlicher Literatur sollte, wenn überhaupt, eine Senkung der Grenzwerte vorgeschlagen werden. [...]

Nein, alles was Recht ist, das ist schlapp, inhaltlich falsch, populistisch und deshalb alles andere als überzeugend. Auch in Italien sollte es sich inzwischen herumgesprochen haben, dass Vorsorge eben gerade nicht auf "genauen wissenschaftlichen Erkenntnissen" beruht, sondern die Ungenauigkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse durch willkürlich strengere Grenzwerte abfedern will, für die es wissenschaftlich keine Rechtfertigung gibt. Was ist das für eine "Verbraucherzentrale", der diese Binsenweisheit nicht bekannt ist?!

In Erwartung reflexartig aufbrandender Empörung der üblichen Verdächtigen hat der italienische Gesetzgeber die Verordnung zur Lockerung des HF-EMF-Vorsorgegrenzwerts meinem Verständnis nach schlauerweise so verfasst, dass an den 15 V/m ohnehin nicht mehr zu rütteln ist und die Mobilfunkgegner des Landes froh sein können, wenn die Lockerung nicht noch großzügiger ausfällt. Unter dieser Maßgabe ist der Protestaufruf zum Scheitern verurteilt und nur eine Inszenierung der "Verbraucherzentrale", um sich gegenüber interessierten Kreisen als Speerspitze des Widerstands in Italien zu präsentieren. Ende April 2024 werden wir sehen, wie der Sachstand dann ist. Ich tippe darauf, dass die Verordnung wie geplant in Kraft tritt.

Hintergrund
Italien hat Elektrosmog-Vorsorgewerte gelockert

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Verbraucherzentrale Südtirol bläst zu spät zum letzten Gefecht

H. Lamarr @, München, Samstag, 30.03.2024, 16:48 (vor 239 Tagen) @ H. Lamarr

Der italienische Verein "Verbraucherzentrale Südtirol" glaubt jedoch, mit Bürgerprotesten ließe sich die Grenzwertlockerung doch noch stoppen. Allerdings ließ der Verein nach der amtlichen Verkündung der Lockerung zwei Monate ungenutzt verstreichen. Erst am 1. März 2024 rief er zum Protest auf:

Auszug aus Südtirol News vom 29. März 2024:

[...]
Es gibt noch eine letzte Chance

Das Gesetz kann noch gekippt werden – informiert die Verbraucherzentrale zusammen mit den Umweltärzten ISDE und dem Netzwerk der Bürgerwelle. Gemeinden und Regionen können gegen dieses Gesetz bis zum 30. April 2024 Einspruch erheben.

Was kann jeder einzelne tun?

Jeder kann einzeln oder mit anderen die gewählten Volksvertreter anschreiben, damit sie aktiv werden. Die Verbraucherzentrale hat eine Vorlage verfasst, welche man auf der Homepage der Verbraucherzentrale unter Schreiben Bürgermeister _15 VM.rtf oder auf der Homepage der Bürgerwelle unter www.buergerwelle.it findet. Die Vorlage ausfüllen und in der Gemeinde innerhalb 10. April 2024 als PEC-Mail oder protokolliert abgeben.

Am Freitag, 17. Mai 2024 um 19.00 Uhr informiert Francesco Imbesi von der Verbraucherzentrale Südtirol im Kulturhaus Schlanders über das Thema.

Kommentar: Wenn die Verordnung zur Grenzwertlockerung am 28. April 2024 in Kraft tritt, ist eine "Informationsveranstaltung" am 17. Mai mehr als flüssig, nämlich überflüssig :waving:.

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Tags:
Bürgerwelle, Umweltmediziner, Grenzwerte, Kettenbrief, Verbraucherzentrale Südtirol

Italien: Voraussichtliche Auswirkungen der Grenzwertlockerung

H. Lamarr @, München, Montag, 08.01.2024, 19:25 (vor 321 Tagen) @ H. Lamarr

Da es im Text heißt, die Anhebung geschehe unter Beachtung der Vorschriften, Empfehlungen und Leitlinien der Europäischen Union, welche die Icnirp-Grenzwerte empfiehlt, verstehe ich den Sachverhalt so, dass die endgültige Fixierung des neuen Vorsorgegrenzwerts den Wert 15 V/m auf keinen Fall unterschreiten wird, nach oben jedoch Luft für eine weiterreichende Lockerung bis hin zu maximal 61 V/m (frequenzabhängig) vorhanden ist. Lässt sich in der Wartezeit kein Mehrheitsvotum für das endgültige Ausmaß der Lockerung erzielen, gilt ab April 2024 der Wert 15 V/m so lange, bis ggf. ein höherer Wert mehrheitlich ausgehandelt wurde.

Und was bedeutet das nun in der Praxis?

Unter der Annahme, dass Vorsorgegrenzwert und "Qualitätsziel" auf 15 V/m (Effektivwert) fixiert bleiben und die übrigen Grenzwertregelungen beibehalten werden (siehe hier) bedeutet dies:

Für Trägerfrequenzen < 3 GHz (ohne Beamforming): Gemittelt über 24 Stunden darf der Wert 15 V/m nicht überschritten werden, wobei Immissionsspitzen bis maximal 20 V/m zulässig sind.

Für Trägerfrequenzen > 3 GHz (mit Beamforming): Gemittelt über 24 Stunden darf der Wert 15 V/m nicht überschritten werden, wobei Immissionsspitzen bis maximal 40 V/m zulässig sind.

Schon damit können die italienischen Mobilfunknetzbetreiber durchaus zufrieden sein. Denn in diesem Bericht von 2022 für das BfS heißt es über die an 100 Messpunkten ermittelten Immissionen:

Immissionsmessungen an 100 systematisch ausgewählten Messpunkten im Umfeld von zehn 5G-Beamforming-Basisstationen im 3,6-GHz-Band ergaben maximale Immissionen zwischen 0,2 % (0,15 V/m) und 28,9 % (17,6 V/m) des Feldstärkegrenzwerts der 26. BImSchV (Median 4,7 % bzw. 2,9 V/m). Die Momentanimmissionen ohne provozierten Verkehr lagen zwischen 0,04 % (0,03 V/m) und 1,1 % (0,67 V/m) des Feldstärkegrenzwerts (Median 0,08 % bzw. 0,05 V/m) und die Immissionen bei typischer Nutzung (ARD-Livestream) nur unwesentlich höher zwischen 0,04 % (0,03 V/m) und 1,3 % (0,8 V/m) des Feldstärkegrenzwerts (Median 0,2 % bzw. 0,12 V/m).

Auch die Ergebnisse anderer Messkampagnen, in dem Dokument erwähnt unter Abschnitt 2.7, sind unspektakulär und bestätigen die dramatischen Ankündigungen technisch unqualifizierter Mobilfunkgegner in keiner Weise, die für Beamforming-Antennen Immissionen in "nie dagewesener Stärke" prophezeiten.

Bei der Bewertung der Messwerte ist allerdings zu bedenken, dass diese nur für die mehr oder weniger weit von der untersuchten Basisstation entfernt gelegenen Messpunkte gelten. Anwohner, die auf der Verbindungslinie zwischen Messpunkt und Basisstation nahe der Basisstation in Obergeschossen von der Hauptkeule befeldet werden, müssen mit deutlich höheren Immissionen als am Messpunkt rechnen. Vor allem dann, wenn ein weit entfernter Teilnehmer am Rand der Funkzelle einen starken Beam auf sich zieht. In dem Dokument wurde dieser Sonderfall, der nur bei nicht eindeutig profilüberragenden Standorten von Bedeutung ist (also eher selten) in Abschnitt 4.5 nicht systematisch untersucht. Das ist schade, denn organisierte Mobilfunkgegner nutzen das mMn gegenwärtig über diesen Sonderfall herrschende Informationsvakuum gerne dazu, gegenüber Laien den Eindruck zu erwecken, der Sonderfall sei der Normalfall und die Betroffenen Anwohner würden über alle Maßen befeldet. Wegen TDD und der Dynamik der Strahlschwenkung mit Beamforming könnte dies aus meiner Sicht hin und wieder kurzzeitig durchaus zutreffen (dann Sekunden bis einige Minuten), länger jedoch nicht. Systematische Messungen dazu sind mir nicht bekannt.

Messpunkt 10.2 in nur 56 Meter Horizontalabstand

Von den rd. 100 Messpunkten lagen nur drei in Obergeschossen. Der nächstgelegene (Messpunkt 10.2) hatte 56 Meter Horizontalabstand zur Basisstation und im 3. OG innen gelegen Sichtverbindung zu dieser. Da die Vertikalabstände der Messpunkte zur jeweiligen 5G-Antenne nicht genannt werden, sie wären wohl nur unverhältnismäßig aufwendig zu ermitteln gewesen, lässt sich anhand der Daten nur abschätzen, dass sich der Messpunkt vertikal unterhalb des Hauptstrahls befand, horizontal aber gut darin. Tatsächlich ist die hochgerechnete Maximalimmission am Messpunkt 10.2 mit 1,6 V/m erfreulich schwach, die typische Immission (ARD-Livestream) mit 0,1 V/m ist noch viel geringer und die Momentanimmission ohne provozierten Datenverkehr mit 0,03 V/m selbst für gnadenlos ertragsorientierte Baubiologen enttäuschend belanglos. Was aber wäre am Messort im 3. OG gemessen worden, wäre das Endgerät, das den Beam auf sich zog nicht am Messpunkt gewesen, sondern weit weg am Zellenrand, wo es nur mit einem starken Beam in Richtung 3. OG hätte erreicht werden können?

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Italien: Vorsorgewert 6 V/m kommt Italo-Telcos teuer zu stehen

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 22.11.2023, 19:26 (vor 368 Tagen) @ H. Lamarr

Nicht Al, sondern Antonio Capone, Dekan einer italienischen Fakultät für Ingenieurwissenschaften, stellte auf einer ITU-Tagung im Oktober 2020 den Teilnehmern eine Studie vor, die sich mit den EMF-Grenzwerte und der Entwicklung der 5G-Netze in Italien auseinandersetzt. Was Capone präsentierte und wer an der Studie mitwirkte, ist hier zu sehen.

Capone wies darauf hin, dass in den Icnirp-Grenzwerten (SAR) ein Sicherheitsfaktor von 50 enthalten sei, bei dem in Italien derzeit geltenden Grenzwert sei der Sicherheitsfaktor auf 5'000 angewachsen. Von den sieben EU-Ländern mit Grenzwerten unterhalb der Icnirp-Empfehlungen sei Italien das Land mit den niedrigsten Grenzwerten.

Ähnlich wie in der Schweiz bilden Mobilfunkmasten, die bereits ohne 5G hart am Grenzwert ausgelastet sind, einen Flaschenhals, der eine Aufrüstung mit 5G verbietet. Die Studie erwartet daher bei Beibehaltung des Vorsorgewerts von 6 V/m für italienische Metropolen erhebliche Netzabdeckungslücken im Freien, die Versorgung von Innenräumen breche sogar auf Werte zwischen 15 Prozent und 32 Prozent zusammen.

Mit den Icnirp-Grenzwerten könnten alle Mobilfunkmasten Italiens mit 5G ausgestattet werden, mit dem Vorsorgewert müssten hingegen 62 Prozent aller Masten (27'900) auf 5G verzichten. Um 5G dennoch flächendeckend bereitzustellen, müssten vorhandene Standorte umgebaut (z.B. höhere Funkmasten) und zusätzliche Standorte errichtet werden. Die Kosten dafür bezifferte Capone mit rd. 4 Mrd. Euro.

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Sicherheitsfaktoren im Vergleich: HF-EMF vs. Aufzugsseile

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 04.01.2024, 19:11 (vor 325 Tagen) @ H. Lamarr

Capone wies darauf hin, dass in den Icnirp-Grenzwerten (SAR) ein Sicherheitsfaktor von 50 enthalten sei, bei dem in Italien derzeit geltenden Grenzwert sei der Sicherheitsfaktor auf 5'000 angewachsen.

Der Sicherheitsfaktor 50 bezieht sich auf die einwirkende Leistungsflussdichte. Bezieht man den Sicherheitsfaktor auf die einwirkende elektrische Feldstärke, schrumpft dieser auf Faktor 7 (Quadratwurzel aus 50). Auf die Feldstärke bezogen gilt in Italien derzeit mit dem Vorsorgegrenzwert von 6 V/m ein Sicherheitsfaktor von 70.

Zum Vergleich: [...] Zudem sind die Aufzugkabinen in seilaufgehängten Konstruktionen durch mehrere, üblicherweise drei bis zehn, parallel laufende Seile aufgehängt. Die Seile sind derart dimensioniert, dass der Bruch eines oder mehrerer Seile nicht zum Bruch des gesamten Seil-Sets führt. Die Seile sind bis 1999 mit 14-facher und seit dem 1. Juli 1999 mit 12-facher Sicherheit bei mindestens drei Seilen ausgelegt. Bei einem Aufzug mit nur zwei Tragseilen ist gemäß EN 81-1 eine 16-fache Seilsicherheit erforderlich. Das heißt, dass ein Aufzug ohne Weiteres mit nur einem Seil den beladenen Fahrkorb sicher halten könnte. Dies gilt für Aufzüge, bei denen eine Personenbeförderung erlaubt ist, also lediglich Personen- und Lastenaufzüge. Bei reinen Güteraufzügen ist die erforderliche Seilsicherheit geringer. [...] (Quelle)

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Italien: Von 6 V/m auf 15 V/m gelockerter Grenzwert in Kraft

H. Lamarr @, München, Freitag, 03.05.2024, 20:48 (vor 205 Tagen) @ H. Lamarr

Die Regierung Meloni hat sich durchgesetzt, der von 6 V/m auf 15 V/m gelockerte HF-EMF-Vorsorgegrenzwert ist wie geplant am 29. April 2024 in Kraft getreten. Aber: Widerspenstige Bürgermeister in Italien können den neuen gesetzlichen Vorsorgegrenzwert mit einer kommunal wirksamen Verordnung unterlaufen. Dann ist der bisherige Grenzwert von 6 V/m vor Ort so lange gültig, bis Verwaltungsgerichte die Verordnung kippen. Sture Gemeinden im Land von Don Camillo und Peppone juckt aber selbst das wenig.

Die Anti-Mobilfunk-Hydra in Italien hat viele Köpfe. Aufgehetzt von einem Offenen Brief des Umweltmedizinerverbands ISDE sollen sich Italiens Bürgermeister gegen den neuen Vorsorgegrenzwert stemmen. Gian Alberto Mangiante, Bürgermeister der 12'700-Seelen-Gemeinde Lavagna östlich von Genua tat prompt wie ihm geheißen und erließ für seine Gemeinde eine Verordnung, die im gesamten Gebiet von Lavagna jede Erhöhung der derzeit geltenden Grenzwerte für elektromagnetische Felder in Höhe von 6 V/m verbietet. Kein technischer, technologischer oder wirtschaftlicher Grund könne eine Erhöhung dieses Grenzwerts rechtfertigen, heißt es da, solange damit ein Risiko für die Gesundheit der Bevölkerung verbunden sei (Quelle). Ob Mangiante ein Einzelfall ist, er diesen Unsinn selber glaubt oder sich bei seinen Wählern beliebt machen möchte, ist nicht bekannt. Anscheinend kümmert es den Bürgermeister jedoch nicht, dass in mindestens 135 Ländern der Erde Grenzwerte bis 61 V/m gelten und es den Menschen dort gesundheitlich mutmaßlich nicht besser oder schlechter geht als den Italienern. Schwamm drüber, gegen feste Überzeugungen haben Fakten ohnehin kaum eine Chance.

Der Fall Diamante

Widerstandsnester restlos überzeugter Mobilfunkgegner gibt es immer wieder, seitdem 1994 der Massenfunk seinen Anfang nahm. In der Rangliste der "innovationsresistenten" Gemeinden dürfte ganz oben der kalabrische Küstenort Diamante zu finden sein. Dieser wehrte sich seit Mai 2021 ungewöhnlich hartnäckig gegen die Bewilligung von 5G-Funkmasten. Wie hier nachzulesen ist, fing sich der Gemeinderat wegen seiner ablehnenden Haltung nicht weniger als acht Verurteilungen vor Verwaltungsgerichten ein. In fünf Fällen musste die Gemeinde für die Rechtskosten der Verfahrensgegner aufkommen. Der Rat weigerte sich der Firma Inwit, die für den Bau der Infrastruktur zuständig ist, die Genehmigung für den Beginn der Arbeiten zu erteilen. Zudem hat er die Baustellen so hartnäckig blockiert, dass das Verwaltungsgericht der Region Kalabrien die Angelegenheit an die Staatsanwaltschaft Paola weitergeleitet hat. Die Angelegenheit landete schließlich auf dem Tisch des Rechnungshofs, um einen möglichen Steuerschaden festzustellen. Gelöst wurde das Problem bislang nicht. Es werden sich also weiter die Strafgerichte und der Rechnungshof mit dem Fall befassen müssen.

Die Verwaltungsrichter haben die Weigerung der Gemeinde Diamante, die Mobilfunknetze als öffentliche Dienstleistung zu betrachten, weil sie von öffentlichem Nutzen sind, stets als rechtswidrig angesehen. Das war's dann aber auch schon, Maßnahmen gegen die Gemeinde wurden nicht ergriffen. Auch die 2020 erlassenen Vereinfachungsdekrete haben das Ziel verfehlt, den Netzausbau in Italien zu beschleunigen.

Diamante ist kein Einzelfall. Inwit berichtet, dass in den letzten zwei Jahren etwa 13 Prozent der beantragten Baugenehmigungen Gegenstand von Streitigkeiten mit den lokalen Verwaltungen waren.

Hintergrund
Gemeinde Flattach: Mehr als 100 µW/m² bald nicht mehr zulässig?

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Wie Italien 15 V/m auf alle Funknetzbetreiber gerecht verteilt

H. Lamarr @, München, Montag, 01.07.2024, 17:17 (vor 146 Tagen) @ H. Lamarr

Dort, wo Menschen sich länger als vier Stunden aufhalten können, gilt seit 29. April 2024 das neue Qualitätsziel (Vorsorgegrenzwert) von 15 V/m (zuvor 6 V/m). Aber was heißt das für einen Mobilfunkstandort, an dem mehrere Netzbetreiber Funkdienste anbieten? Sicher ist nur: Mehr als 15 V/m dürfen auch dann nicht z.B. in den Schlafräumen von Anwohnern ankommen.

An Standorten mit nur einem Netzbetreiber ist die Angelegenheit noch einfach. Der Netzbetreiber darf seine Antennen so auslasten, dass er die 15 V/m alleine voll ausschöpft. Was aber, wenn sich mehrere Betreiber den Standort teilen? Dann greift in Italien der "Grundsatz der gerechten Zuteilung".

Erlaubte Grenzwertausschöpfungen gemäß "Grundsatz der gerechten Zuteilung".
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Der "Grundsatz der gerechten Zuteilung" beruht auf dem Spektrum (Bandbreite), das ein Netzbetreiber bei der Lizenzvergabe ersteigert hat. Wer mehr Spektrum ersteigerte, hat dafür mehr Geld an den Staat überwiesen und wird dafür mit einer höheren zulässigen Grenzwertausschöpfung belohnt. Festgelegt ist dies seit eh und je in dem kostenpflichtigen italienischen Standard CEI 211-10.

Die Tabelle oben beschreibt die zugelassenen Grenzwertausschöpfungen für den Extremfall, dass sechs Funknetzbetreiber (vier Mobilfunk, zwei Internet) sich einen Standort teilen. Außerdem gilt die Annahme, dass an Ort und Stelle keine nennenswerte HF-EMF-Hintergrundimmission z.B. durch Rundfunksender auftritt. Trifft diese Annahme nicht zu, führt der Wert der Hintergrundimmission mutmaßlich zu einem Abzug von den genannten Grenzwertausschöpfungen, damit das Qualitätsziel von maximal 15 V/m auch dann eingehalten wird.

Branchenprimus Tim (Telecom Italia Mobile) darf gemäß Tabelle von den maximal 15 V/m mit 7,4 V/m den Löwenanteil ausschöpfen, dicht gefolgt von Vodafone mit 7,3 V/m. Die geringste Grenzwertausschöpfung wird den beiden Internetanbietern zugestanden, Fastweb darf 5,2 V/m in Anspruch nehmen, Opnet nur 2,6 V/m.

Werden alle sechs Grenzwertausschöpfungen quadratisch addiert und wird aus dem Summenwert die Quadratwurzel gezogen, lautet das Ergebnis wie zu erwarten 15 V/m.

Wie aber verhält es sich, wenn nicht alle sechs Netzbetreiber an einem Standort aktiv sind? Darüber gab mir das verlinkte Dokument in seiner stellenweise kryptischen Übersetzung ins Deutsche keine Auskunft. Doch aller Voraussicht nach werden dann ungenutzte Grenzwertausschöpfungen den aktiven Netzbetreibern entsprechend dem Verhältnis ihres Spektrumerwerbs zugeschlagen (siehe Tabelle), sodass die Summe der Immissionen aller aktiven Netzbetreiber am Standort wieder maximal 15 V/m beträgt.

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