1. Hensinger vs. Röösli: Ziel und Zweck des Angriffs (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 07.08.2022, 12:34 (vor 840 Tagen) @ H. Lamarr

Dieses Posting geht der Frage nach, warum Peter Hensinger sich die große Mühe machte, auf den 6-seitigen Artikel der Autorengruppe um Röösli mit einer 7-seitigen Erwiderung öffentlich zu reagieren.

Der von Hensinger angegriffene Artikel hat sieben Autoren, Korrespondenzautor ist Röösli. Der korrespondierende Autor trägt die Verantwortung dafür, dass die übrigen genannten Autoren mit der Veröffentlichung in der vorgelegten Fassung einverstanden sind.

Hensinger identifiziert im Vorspann seiner Erwiderung Röösli als "Hauptautor" des Artikels und spricht an gleicher Stelle noch korrekt von "Röösli et al.". Dann aber schaltet Hensinger um und macht deutlich, ihm geht es nicht um die die Widerlegung der Autorengruppe, sondern allein um Röösli, dessen Namen er 38-mal nennt, häufig verbunden mit einer negativen Wertung. Hier einige Beispiele (Hervorhebungen von mir):

[...] Der Artikel von Röösli trifft drei Hauptaussagen, die in ihrer Summe „Entwarnung“ signalisieren [...]

[...] Was Röösli den ÄrztInnen als Stand der Forschung vermittelt, ist unvollständig und irreführend. [...]

[...] Rööslis Formulierung zur 5G-Beamforming-Übertragung ist eine verharmlosende Halbwahrheit [...]

[...] Röösli täuscht den Leser doppelt [...]

Schwergewichte in Fliegengewichte verwandeln

Hensinger reduziert die siebenköpfige Autorengruppe auf die Person Rööslis mit dem offensichtlichen Ziel, dessen Glaubwürdigkeit in der Mobilfunkdebatte zu erschüttern und so einen Widersacher zu entwerten, der mit seiner anerkannten Autorität organisierten Mobilfunkkritikern im Weg steht die Deutungshoheit in der Mobilfunkdebatte zu erlangen. Mit dieser Entwertungsstrategie versuchen organisierte Mobilfunkkritiker systematisch alle ihre Argumentationsgegner in Wissenschaft und Politik zu schwächen. Typisches Angriffsziel sind öffentlich wahrgenommenen Autoritäten (Personen und Bundesämter), denen organisierte Mobilfunkkritiker in der direkten Auseinandersetzung mit Rede und Gegenrede fachlich unterlegen sind. Die Entwertung findet deshalb grundsätzlich nicht im "Nahkampf" statt, sondern aus der Distanz mit öffentlichem "Artilleriebeschuss", z.B. auf Webseiten, in Medienbeiträgen, Interviews, Veranstaltungen, Offenen Briefen und dergleichen. Wenn überhaupt, können sich die so Entwerteten nur nachträglich und auf Publikationsplattformen wehren, die in den Echokammern organisierter Mobilfunkkritiker keine Beachtung finden. Wegen dieser Entkopplung von der Gegenrede erscheinen angriffslustige Mobilfunkkritiker in den Echokammern ihrer Szene überlebensgroß und erfolgreich, außerhalb werden sie hingegen eher als klein und bedeutungslos wahrgenommen.

Ein Gegenargument zugunsten Hensingers

Gegen meine begründete Behauptung, Hensingers Absicht sei die gezielte Entwertung Rööslis, ließe sich einwenden, Hensinger habe dies nicht im Sinn gehabt. Er verwende, um den Lesefluss nicht zu stören, in seiner Entgegnung "Röösli" lediglich als Synonym für das sperrige "Röösli et al.". Dieser Einwand wirkt zwar an den Haaren herbeigezogen, völlig ausschließen lässt sich dieses harmlose Motiv jedoch nicht.

Freundlicherweise widerlegt Peter Hensinger selbst den Einwand. Denn auf einem anderen Schauplatz der Mobilfunkdebatte setzt er sich energisch dafür ein, dass Fiorella Belpoggi, die Autorin des Stoa-Berichts "Health impact of 5G" nicht als einzelne Person wahrgenommen wird, sondern als Autorengruppe. Die Grafik am Linkziel, entnommen dem Webinar 19 von Diagnose-Funk, verdeutlicht dies nicht mit der Intensität, mit der die künstliche Verbreiterung der Autorenbasis in dem Webinar ab Minute 31:24 betrieben wird (Hensinger: "Das ist wissenschaftliche Elite"). Je nach Interessenlage reagiert Hensinger anders: Will er einen Argumentationsgegner gezielt entwerten, dampft er eine Autorengruppe kurzerhand auf die Zielperson ein, will er hingegen eine alarmierende Gesinnungsfreundin aufwerten, bekommt diese, wenn auch etwas verkrampft, eine ganze Schar von Wissenschaftlern an die Seite gestellt, um ihrem Alarm mehr Gewicht zu verleihen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Entwertung, Selbstüberschätzung, Druck, Hensinger, Geltungsdrang, Motivation, Deutungshoheit, Echokammer, SUPER-WIR, Divergierende Risikobewertung, gespaltene Zunge, Elite


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