2.3.1 Hensinger vs. Röösli: Messkampagne Frankreich (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 29.08.2022, 12:04 (vor 802 Tagen) @ H. Lamarr

[...] 5G ist effizienter als bisherige Mobilfunktechnologien, und damit nehmen die Emissionen pro übermittelte Datenmenge ab [6]. [...]

Peter Hensinger erwidert auf die zitierte Textpassage:

[...] Die französische Regierung startete eine landesweite Messreihe mit dem Gesamtergebnis eines durchschnittlichen Anstiegs (Mittelwertbetrachtung) der Exposition durch 5G um 16 Prozent und vermutet, „dass die Gesamtbelastung in Gebieten, in denen das 3,5-GHz-Band eingesetzt wird, langfristig um etwa 20 Prozent zunehmen wird“. [...]

Randnotiz: Der Drang des Herausforderers, seine Belege stets eindrucksvollen Autoritäten zuzuordnen (hier: französische Regierung), hat ihm im IZgMF-Forum bereits den Spotttitel "Blähboy" eingebracht. So ist es diesmal nicht die französische Regierung gewesen, die eine landesweite Messkampagne startete, sondern eine ihrer Behörden, konkret die französische Funknetzagentur ANFR (Agence nationale des fréquences).

Auf Sand gebaute Argumentation

Inhaltlich ist die Erwiderung Hensingers wenig aussagekräftig, denn er nennt für den Immissionszuwachs lediglich relative Werte (Prozentangaben). Ein Zuwachs von 16 Prozent oder 20 Prozent bezogen auf 1 V/m ist jedoch etwas ganz anders als ein solcher Zuwachs bezogen auf z.B. 40 V/m. Alleinige Prozentangaben sind daher überall dort sehr beliebt, wo Sachverhalte verschleiert werden sollen. ANFR wollte im Original-Messbericht nichts verschleiern und nennt deshalb auf Seite 24 konkrete Messwerte (Bild):

[image]ANFR hat an unterschiedlichen 5G-Basisstationen gemessen wie sich die Immission am Messpunkt verändert, wenn mit dem Download einer 1 GByte großen Datei eine typische Lastsituation provoziert wird. Die Tabelle nennt den aus 369 Messwerten gebildeten Mittelwert (Average) und Median jeweils für die Lastsituation mit und ohne Download. Gemessen wurde sowohl breitbandig (Case A) als auch selektiv im 3,5-GHz-Band (Case B). Der von Hensinger präsentierte Immissionszuwachs von 16 Prozent schrumpft nun gemäß der Tabelle auf den unbedeutenden Wert von 0,14 V/m (Case B). Dieser bescheidene Zuwachs spielte sich bei ebenso unbedeutenden Absolutwerten der Immission um 1 V/m herum ab!

Der 25-seitige Messbericht nennt noch eine Fülle anderer Messwerte, die ausnahmslos Hensingers Darstellung von einem erheblichen Immissionszuwachs infolge von 5G widerlegen. So zeigte die selektive Messung der Immission an 1062 5G-Basisstationen im 3,5-GHz-Band (nur dort wird Beamforming praktiziert), dass bei 99,7 Prozent der Basisstationen die Immission unter 1 V/m blieb (Seite 17). Nur bei drei (0,3 Prozent) der Stationen wurden Werte bis 3 V/m gemessen.

Fazit: Der Herausforderer versucht mit relativen Wertangaben einen hohen Immissionszuwachs von 16 Prozent und langfristig bis 20 Prozent als Bedrohungsszenario darzustellen. In Anbetracht des bei 3,5 GHz geltenden zulässigen Immissionsgrenzwerts von 61 V/m ist der aus 369 Messungen ermittelte tatsächliche Zuwachs von durchschnittlich 0,14 V/m anlässlich einer typischen Lastsituation (Download einer 1-GByte-Datei) jedoch völlig unbedeutend. Entscheidender als der geringe Zuwachs ist die von ANFR dokumentierte Tatsache, dass die Immission durch 5G im Beamforming-Band 3,5 GHz bislang, gestützt auf mehr als 1000 Messungen, zu fast 100 Prozent unter 1 V/m blieb. Ein von ANFR erwarteter Zuwachs um 20 Prozent ist unter diesen Umständen alles andere als bedrohlich. Peter Hensinger gelang mit dieser Quelle das Kunststück, seinen Standpunkt nicht zu untermauern, sondern sich selbst zu widerlegen. Das Missgeschick passierte dem Herausforderer, weil er entweder nur die Pressemitteilung von ANFR ausgewertet oder einfach von dieser Meldung des IZgMF abgeschrieben hat, den Messbericht der Agentur jedoch nicht anfasste.

Wertung: 0 Punkt für den Herausforderer

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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