Frankreich: Erste Vergleichsmessungen mit und ohne 5G (Allgemein)
Vor der Einführung von 5G prophezeiten Mobilfunkgegner, mit dem neuen Mobilfunksystem werde die Strahlenbelastung der Bevölkerung dramatisch zunehmen und nie dagewesene Ausmaße erreichen. In Frankreich liegen jetzt erste Ergebnisse von insgesamt rd. 3'000 Vergleichsmessungen vor und nach der Inbetriebnahme von 5G-Standorten vor. Die Messresultate sind tatsächlich spektakulär, jedoch anders als erwartet.
Die französische Funknetzagentur ANFR hat eine Analyse von mehr als 3'000 Messungen der Mobilfunkexposition der Bevölkerung veröffentlicht, die in den Jahren 2020 und 2021 durchgeführt wurden. Alle diese Messungen wurden nach den Vorgaben eines regulatorischen Messprotokolls durchgeführt. Die Hälfte dieser Messungen wurde in der Nähe von Standorten durchgeführt, die für die Installation von 5G-Antennen vorgesehen waren, bevor diese in Betrieb genommen wurden. Die andere Hälfte der Messungen wurde an denselben Standorten nach Einführung von 5G durchgeführt, so dass die Veränderungen der Exposition im Zusammenhang mit dem neuen Funknetz ermittelt werden konnten. Alle Frequenzbänder, die derzeit für 5G verwendet werden, wurden untersucht. Die Ergebnisse zeigen, die Exposition vor und einige Monate nach der Einführung von 5G ist vergleichbar hoch.
Auf Verlangen von Cédric O, Staatssekretär für den digitalen Wandel und die elektronische Kommunikation, hat ANFR ein umfangreiches Messprogramm gestartet, um den Einfluss von 5G auf die Belastung durch elektromagnetische Felder in den Frequenzbändern 700 MHz, 2'100 MHz und 3,5 GHz zu dokumentieren. Zur Erinnerung: Die sogenannten niedrigen Bänder (700 MHz und 2'100 MHz) wurden bereits seit vielen Jahren von 3G und 4G genutzt. Das neue 3,5-GHz-Frequenzband wurde von ARCEP hingegen erst am 12. November 2020 zur Nutzung freigegeben.
Für die niedrigen Bänder zeigen die ersten Ergebnisse, dass die Exposition der Bevölkerung gegenüber Funkwellen trotz Anpassung an 5G stabil bleibt.
Für das 3,5-GHz-Band zeigen die ersten Ergebnisse einen sehr leichten Anstieg der Exposition, wobei der zusätzliche Beitrag dieses neuen Bandes mit durchschnittlich 0,11 V/m beziffert wird, was im Vergleich zum gesetzlichen Grenzwert von 61 V/m für dieses Band wenig ist.
Das für 5G reservierte 3,5-GHz-Frequenzband ist insofern einzigartig, weil es mit neuen steuerbaren Antennen ausgestattet ist, die ihre Funkstrahlung auf 5G-Nutzer in der Nähe ausrichten. Beim derzeitigen Stand der 5G-Einführung nehmen allerdings nur wenige Nutzer das neue Netz in Anspruch, so dass die 5G-Exposition nur schwach ist. ANFR wird daher seine Messungen fortsetzen, um Veränderungen in der Exposition bei zunehmendem Datenverkehr zu überwachen.
Zusätzlich zu den 3'000 Messungen im Regelbetrieb waren 370 5G-Standorte Gegenstand spezifischer Messungen im 3,5-GHz-Band mit künstlich erzeugtem Verkehr durch Herunterladen einer 1-GByte-Datei. Die ersten Ergebnisse zeigen einen durchschnittlichen Anstieg der Exposition um 16 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass die Gesamtbelastung in Gebieten, in denen das 3,5-GHz-Band eingesetzt wird, langfristig um etwa 20 Prozent zunehmen wird. Dieser Wert sollte jedoch unter dem Kapazitätszuwachs von 50 Prozent gesehen werden, den das neue Band zu öffentlichen Mobilfunknetzen beisteuert.
Download
Vorläufiger Bericht "Study of the 5G contribution to exposure of the general public to electromagnetic waves (October 2020 to October 2021)" (PDF, 25 Seiten)
Quelle: ANFR-Pressemitteilung vom 24. Januar 2022
Weiterführende Informationen
Frankreich: Zweite Vergleichsmessungen mit und ohne 5G (2023)
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
gesamter Thread: