Südtirol: Mobilfunk-Anhörung in Bozen ohne Bürgerwelle (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 01.05.2015, 01:06 (vor 3493 Tagen) @ H. Lamarr

Auch der gelernte Drucker Peter Hensinger aus Stuttgart durfte seine Sicht der Dinge in Bozen zum Vortrage bringen. Wie es der selbst ernannte Experte in den südtiroler Landtag schaffte ist nicht ersichtlich, es würde mich jedoch nicht wundern wenn die Verbraucherzentrale Südtirol die Finger mit im Spiel hatte.

Autodidakt Hensinger sprach diesen Zeilen zufolge wenig von Funkstrahlung und viel von Medienkompetenz. Für einen Anti-Mobilfunk-Verein untypisch, aus meiner Sicht jedoch für Diagnose-Funk überlebensnotwendig.

Der Südtiroler Landtag hat bereits in seinem Beschlussantrag 111/14 (PDF, 2 Seiten, deutsch/italienisch) die Weichen für die Anhörung so gestellt, dass die Abgeordneten auch mit Dilettantismus konfrontiert werden durften. Der mit einer nicht sonderlich sachkundigen Begründung versehene Beschlussantrag wurde mit 30 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung angenommen und stieß mit folgender Formulierung die Tür zur Desinformation weit auf:

Bei der Auswahl der Referierenden soll das Präsidium die Verbraucherzentrale, Bürgerinitiativen (z.B. Bürgerwelle Südtirol) und amtliche Stellen miteinbeziehen, um eine möglichst objektive und umfassende Information zu gewährleisten.

Niemand käme hierzulande auf die Idee, die "Bürgerwelle Deutschland" anlässlich einer Anhörung im Landtag auftreten zu lassen. Denn eine objektive Einschätzung ist von diesem Verein in keiner Weise zu erwarten. In Südtirol aber geht so etwas. Wobei am 29. April noch nicht einmal die "Bürgerwelle Südtirol" einen Referenten stellen durfte, sondern der deutsche Anti-Mobilfunk-Verein Diagnose-Funk, der in Südtirol mit einer dortigen "Verbraucherzentrale" paktiert.

Wer nach der "Bürgerwelle Südtirol" recherchiert muss sich auf "italienische Verhältnisse" gefasst machen wie diese Trefferliste zeigt: Da firmiert auf Platz 1 die Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) auch als Bürgerwelle Südtirol, ruft man diese Seite auf, begrüßt einen jedoch eine "Bürgerwelle Italien". Bei der Mutter aller Bürgerwellen in Tirschenreuth findet sich diese Spaghetti-Version, die irgendwie mit der VZS zusammenhängt, wieder. Doch das hindert die teutonische Bürgerwelle nicht, zusätzlich noch eine "Buergerwelle Italia Bolzano" ins Netz zu stellen, die sich auf der Leitseite wiederum freimütig den Namen "Bürgerwelle Südtirol" gibt und als Partner unter anderem die sogenannte Kompetenzinitiative nennt, Diagnose-Funk und die Mast-muss-weg-Seite von Peter Hensinger.

Kennt jemand ein schöneres Beispiel für den Filz in der Anti-Mobilfunk-Szene?

Sich von diesem Filz "eine möglichst objektive und umfassende Information" zu erhoffen zeigt mMn wie weit die Landräte in Bozen davon entfernt sind, die wahren Motive und Hintergründe der Szene zu durchschauen. Ich räume allerdings ein, dass dieser "Durchblick" nicht von heute auf morgen zu bekommen ist. Das ist etwas, was man sich wahlweise über Jahre selbst erarbeitet, oder, falls dazu die Zeit fehlt, beim IZgMF abgreift.

Hintergrund
Videoaufzeichnung Redebeiträge zum Beschlussantrag 111/14 vom 10. Juni 2014

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
, Diagnose-Funk, Hensinger, Autodidakt


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