Ferndiagnosen sind unseriös (Allgemein)

Anna, Samstag, 10.05.2008, 10:27 (vor 5864 Tagen) @ AnKa

Ein kurzer Spaziergang durch die Altstadt brachte uns in die wunderbare Backsteinkirche, dem Wahrzeichen Landshuts. Sie war menschenleer, außer uns und unseren zwei Freunden. Es vergingen keine 5 Minuten und in meinem Innern machte sich ein total wohliges Gefühl breit, das ich ansonsten nur im Wald empfinde, weit weg von aller Technik. Ich genoß dieses unverhoffte Geschenk ca 1/2 Stunde und machte, abschließend noch einen kurzen Test mit meinem kleinen Testgerät. Es waren wirklich keinerlei Geräusche daraus zu hören.

Diese Schilderung zeigt so kurz wie dennoch eindrucksvoll, welche Funktion sogenannte "Elektrosensibilität" für den Einzelnen, der diese für sich reklamiert, hat.

Die reklamierte, jedoch nicht wissenschaftlich nachweisbare "Elektrosensibilität" ist ein Faktor der Stabilisierung für Menschen, die eine uneingestandene Angst davor haben, sich zum Beispiel unter vielen Menschen zu bewegen.

Da wo heute viele Menschen sind, da funkts gewaltig und das bekommt mir nicht.

z.B. Wird im Olympiapark zur Olympiade kein großes Spektakel mehr veranstaltet werden. Zu belastet ist der Park und zu viele Notfälle mit Herz-Kreislaufzusammenbrüchen würde es geben. Offiziell heißt es aber, die Sache würde zu teuer werden. Da lachen ja die Hühner.

Diese Menschen fühlen sich nicht wohl in ihnen unbekannter oder sonstwie überfordernder Umgebung. Sie möchten deshalb zum Beispiel "weit weg von aller Technik" sein.

Die ganze Mobilfunk-Aufregung (und die oft damit einhergehende Aggressivität einzelner) würde ich als eine "Maske der Angst" bezeichnen, die den Einzelnen wenigstens eine Weile stabilisieren hilft gegen die Lebensangst, die in einer zu schnell empfundenen Welt erlebt wird.

Mobilfunkangst und -wahn sind jedoch kein dauerhaftes Lebens- bzw. Lebenskrisenbewältigungskonzept. Die eigentlichen Ursachen für nicht empfundene Lebensfreude, soziale Isolation, Depressionen usw. bestehen dennoch fort.

Ach hören Sie doch auf, meine intakte Familie von derzeit 25 Leuten läßt mich schon nicht vereinsamen, glauben Sie mir.

Hinzu kommt, dass sich Mobilfunk-"Elektrosensible" mit der Idee, die sie über sich haben, von anderen Menschen isolieren. Indem aber die eigentliche Ursache nicht angegangen wird, speist und verstärkt der/die "Elektrosensible" im Laufe der Zeit mit seiner unzureichenden Erklärung "Ich bin elektrosensibel" das eigentliche Problem. Tatsächlich dürfte sich die soziale Isolierung im Lauf der Zeit sogar noch verstärken, statt dass sie durch die ständige Benennung der Scheinursache "Mobilfunk" gemildert würde. Nicht selten entwickeln "Elektrosensible" demnach auch die Meinung, sie würden von ihrer Umwelt zurückgewiesen.

Es ist ein Teufelskreislauf. Tragisch.

Schon mal was von Ferndiagnosen gehört?

Diese sind absolut nicht angesagt, bei seriösen Leuten, die sich wirklich um die psychische Gesundheit von Menschen sorgen.

Sollte ich wirklich psychisch so krank sein, wie Sie hier entdeckt zu haben glauben, dann wäre ich das von dem verdammten Funk geworden.

Anna


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