Forschung hin, Statistik her - Teil1 (Elektrosensibilität)

Siegfried Zwerenz, Sonntag, 09.11.2008, 19:16 (vor 5716 Tagen) @ H. Lamarr

Sehr geehrter Herr Spatenpauli,

warum sollen wir denn bezüglich Elektrosmog vorsichtig sein? Was ist der Unterschied zwischen einigen Charakteren in unserer Gesellschaft?


Ottonormalbürger:

Als ersten Fall betrachten wir den nicht elektrosensiblen Mitbürger, der sich bewusst einer Strahlenbelastung aussetzt. Da er die Belastung mit niedrigeren Strahlendosen nicht spüren kann (unterhalb der Thermik), hat er erst einmal den Eindruck, dass ihn nichts negatives widerfahren wird. Hört oder liest er über negative Auswirkungen von Funkwellen ist er kurzfristig sensibilisiert und wird vielleicht einfache Maßnahmen zur persönlichen Reduktion durchführen, z.B. DECT-Telefon im Gang oder Headset am Handy. Mit der Zeit wird er wieder feststellen, dass er die Strahlung nicht direkt spürt (das war ja die Ausgangssituation). Und da er nicht vom „Stängele fällt“, schlägt er die potenziellen Gefahren in den Wind und wenn das Headset nicht mehr geht oder gerade nicht mehr auffindbar ist, telefoniert er wieder ohne.

Vergleichbare Reaktionen sind zum Beispiel zu finden bei Nikotin. Viele denken: Ich rauche schon 10 Jahre... Mein Hausarzt raucht auch... Wenn ich mich konzentrieren will, dann geht das mit Zigarette besser... Mach mal Pause... Da bleib ich schlank...
Dass der Zigarettenkonsum nur durch gesetzliche Maßnahmen und nicht durch Aufklärung einzudämmen war, liegt einfach daran, dass die Raucher nicht direkt vom „Stängele kippen“.
Sie akzeptieren dann persönlich jegliche Argumentation, damit Sie ihre Entscheidung positiv untermauern können. Die anfänglichen Bedenken weichen dann der Gewohnheit. Das Rauchen wird nicht mehr als negativ angesehen.

Die einzige funktionierende Lösung ist das Rauchen aufzugeben. Das ist unattraktiv, da die Suchtwirkung zu noch höheren Leistungseinbußen beim Absetzen des Nikotins führt. Es merkt sicherlich jeder Raucher, der intensiveren Sport treibt am eigenen Körper, in wie weit seine physische Leistungsfähigkeit bereits eingeschränkt ist. Aufhören verschlimmert die Situation jedoch kurzfristig erst einmal, so dass viele es nicht schaffen das Rauchen zu beenden, obwohl sie wissen, dass sie täglich durch Rauchen auch Ihre Leistungsfähigkeit reduzieren.

Das Resultat ist, dass man die Erkenntnis des vorzeitigen Verfalls mit selektiven Wahrnehmungsfilter kompensiert. Man tendiert dazu, gesundheitsschädliche Hinweise zu überlesen (gelobt sei, was hart macht). Entwarnende Hinweise prägen sich jedoch schnell im Langzeitgedächtnis ein. Die Forschung stellt wie bei allen Gesundheitsthemen, bei denen die Leute nicht gleich vom „Stengele kippen“ jedwedes statistisch ermittelte Ergebnis zur Verfügung.

Das Gleiche gilt für Acrylamid (Pommes & Co), Radioaktivität (geringer Dosis), Lösemittel, Herbizide, Pestizide, Alkohol, BSE, ....

Aus der Sicht eines Heilpraktikers muss man dazu sagen, dass es für den Raucher das Beste ist, wenn er sich auch mental mit seiner Situation arrangiert. Ist auch nach einer Behandlung nicht abzusehen, dass eine Raucherentwöhnung erfolgreich sein wird, so ist es für die körpereigenen Abwehr- und Reparaturkräfte das Beste, dem Patienten die Besorgnis zu nehmen. Man könnte ihm zum Beispiel in seiner Denkweise so bestärken, dass er, wenn er 20% weniger Zigaretten raucht, sein Körper ja schon bewiesen hat, dass er mit den restlichen Schadstoffen sicherlich zurecht kommen wird. Nur wenn er seinem Körper mehr zumutet, dann weiß er nicht, wie dieser reagieren wird.

Das Gleiche gilt für die anderen Schadstoffe, die wir zu uns nehmen. Wenn man nicht die charakterliche Stärke aufbringt, auf Pommes zu verzichten, dann sollte man sie mit der Gewissheit verzehren, dass der eigene Körper diese Schadstoffe sicher verkraftet. Wenn man sich sonst möglichst abwechslungsreich ernährt und eine positive Lebenseinstellung hat, so kann man davon ausgehen, dass der eigene Körper in der Lage ist solche Giftmengen zu kompensieren.

Das gilt für diesen Personenkreis, natürlich auch für den Elektrosmog.


Elektrosensibler:

Als zweiten Fall betrachten wir den elektrosensiblen Mitbürger. In der Regel hat er durch jahrelange umfreiwillige Eigenexperimente ohne Messgerät herausgefunden, an welchen Orten er möglichst beschwerdefrei leben kann.

Der Alltag klappt zwar nicht wieder wie vor den Beschwerden, aber es lässt sich ein relativ erträglicher Lebensablauf gestalten. Im Nacken sitzt jedoch die Angst (Besorgnis) was macht man, wenn das Funkwellennetz immer dichter wird. Wie kann man sich für die Zukunft rüsten, damit man dann auch noch eine Alternative hat.

Meist wird erst in diesem Moment ein Messgerät angeschafft, damit man die hypothetischen Situationen in der Umgebung abchecken kann. Man fängt an die Nachbarn zu überzeugen, was in ländlichen Gebieten auch meist funktioniert. In Großstädten ist das schwieriger, da die nachbarschaftlichen Beziehungen meist schon lange vorher gestört sind.

Es verbleibt ein Problem, das sich nicht einfach durch Überzeugungsarbeit abstellen lässt, da die Verursacher nicht vor Ort sind. Das sind ortsfeste Funkanlagen, die von Konzernen betrieben werden. Nahezu jeder mir bekannte Betroffene hat in der Vergangenheit in seiner Umgebung schon einmal alternative Wohnsitze ausgespäht, wenn eine neue Funkanlage ihm das Leben in seiner Schutzzone wieder schwer macht.

Ein Betroffener wird auch ohne wenn und aber sofort umziehen, wenn es ihm möglich ist oder andere Maßnahmen nicht mehr greifen. Für ihn ergibt sich realistisch keine andere Wahl, will er nicht ins endlose Jammertal abdriften und wer will das schon?

Auch ein Elektrosensibler, der sich nicht völlig aus dem aktiven Leben zurückziehen möchte, ist im Alltag meist tagsüber einer Belastung ausgesetzt. Das führt dann, ob man es will oder nicht, zu Auffälligkeiten, die man bei vielen Nicht-Betroffenen meist nicht beobachten kann. Dazu gehören Reizbarkeit, verstärkte Aggressivität und in Bezug auf Elektrosmog vielleicht eine gewisse Uneinsichtigkeit.

Kommt dann irgendwann eine Studie, auf die man so lange gehofft hatte, in deren Zusammenfassung wieder einmal eine Entwarnung von Funkwellen steht, so bekommt der Elektrosensible auch Zweifel, ob seine Beschwerden nicht doch an anderen Faktoren liegen könnten. Dann kann es vorkommen, dass die Beschwerden für ein oder zwei Wochen verschwinden. Allerdings kommen sie nach dieser Zeit meist sicher wieder. Das Problem wird die immer wiederkehrende Indikation der Stressfaktoren sein, so dass der Placebo-Effekt nicht ohne weiteres ständig wieder aufgefrischt werden kann. Einigen gelingt eine anhaltende Besserung, aber dann meist durch Techniken des mentalen Trainings.

Das Gleiche gilt für sämtliche Chips, Aufkleber, Pyramiden und viele Abschirmungen.


Bitte weiterlesen bei Teil2

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Pyramide


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