Deutsche EHS-Selbsthilfegruppe in Bad Nauheim (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 25.01.2023, 23:34 (vor 428 Tagen) @ H. Lamarr

2017 besuchte eine Journalistin eine Selbsthilfegruppe "Elektrosensibler" in Bad Nauheim und sprach mit sechs Mitgliedern der Gruppe. Die folgenden Auszüge aus dem Artikel der Journalistin machen deutlich, warum es so schwierig ist, überzeugte Elektrosensible ernst zu nehmen.

Wollen Sie uns auf den Arm nehmen oder nehmen Sie uns ernst?«, fragt Frau C. [Dozentin an einer Fachhochschule] als sie erfährt, dass die WZ einen Bericht über die Selbsthilfegruppe Elektrosensibiliät des Wetteraukreises veröffentlichen möchte. Auch die anderen fünf Teilnehmer der Gruppe an diesem Montagabend sind skeptisch. Alle wollen sie anonym bleiben, nur zwei sich schließlich fotografieren lassen - »aber nur von hinten«. Frau C. legt einen Ordner mit ihrer Meinung nach tendenziösen Zeitungsartikeln zu diesem Thema auf den Tisch. »Entweder man macht sich lustig über uns oder man verschweigt konsequent einen möglichen Zusammenhang zwischen Störungen des vegetativen Nervensystems wie Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen oder Müdigkeit mit möglichen Auswirkungen von elektromagnetischen Feldern«, sagt sie. [...]

Die Krankengeschichte von Frau D. aus Bad Nauheim reicht mehr als 20 Jahre zurück. Mit Fehlreaktionen ihres Immunsystems auf Holzschutzmittel, Wasseradern und Zahnmetallen habe es angefangen. »Als dann 2011 ein Mobilfunkmast in der Nähe meiner Wohnung auf gestellt wurde, begann für mich über Nacht die Hölle. Ich konnte mich plötzlich nicht mehr bewegen, nicht mehr denken, nicht mehr schlafen, wurde depressiv. [...] Frau D. war nur noch eingeschränkt arbeitsfähig. Ihre Ärzte hätten ihr nicht helfen können, sagt sie. Die Schulmedizin kenne weder Diagnose-Methoden für Elektrosensibilität noch Behandlungsmöglichkeiten. Letztendlich hat Frau D. aber alternative Wege gefunden, ihre Symptome zu lindern. Mit einer Bioresonanztherapie wurden die Metall- und Holzschutzmittelgifte aus ihrem Körper ausgeleitet. Die Ersatzzähne sind mittlerweile metallfrei, und sie nutzt diverse Abschirmsysteme gegen elektromagnetische Felder.

Ähnlich wie Frau D. wissen auch die anderen Teilnehmer der Selbsthilfegruppe sich zu helfen und sich gegenseitig mit Informationen oder Zuspruch zu unterstützen. [...] An diesem Abend stellt etwa Edelstein- und Lebensenergieberater Werner Stoll aus Stammheim Bioenergie-Systeme vor, die für einen energetischen Ausgleich im Wohnbereich sorgen sollen. Die Öffentlichkeit interessiere sich nicht für das Thema, klagt auch er. »Stattdessen werden wir stigmatisiert«, ergänzt Frau D. [...]

Kommentar: Konsequentes Verschweigen möglicher Zusammenhänge mit EMF trifft nicht zu, allein schon die Medienberichte über den deutschen Vorzeige-Elektrosensiblen Uli W. widerlegen Frau C. vielfach. Die Stichworte "Wasseradern", "Zahnmetalle", "Bioresonanztherapie" dokumentieren einen starken Hang von Frau D. zu pseudowissenschaftlichem Aberglauben. Unnötige "Abschirmsysteme" und der Besuch des Edelstein- und Lebensenergieberaters, der für objektiv wirkungslose "Bioenergie-Systeme" wirbt, belegen, dass überzeugte Elektrosensible sich willig von Geschäftemachern finanziell ausbeuten lassen. Derartige Geschäftsbesuche von "Helfern" sind auch von anderen Gruppen bekannt. Und sich "gegenseitig mit Informationen und Zuspruch zu unterstützen" ist lediglich die freundliche Umschreibung für eine Echokammer, in der sich die Insassen beipflichten und gegen sachliche/fachliche Einsprüche immunisieren. Aus meiner Sicht sind Selbsthilfegruppen für "Elektrosensible", auf die das oben gezeichnete Profil zutrifft, für die Betroffenen daher eher schädlich als nützlich, da es sie von anerkannten seriösen Hilfsangeboten (kognitive Verhaltenstherapien) entfremdet.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Selbsthilfegruppe, Pseudowissenschaft, Alternativmedizin, Verhaltenstherapie, Wasserader, Bioresonanztherapie, Kopfschmerz, Nauheim, Konzentrationsstörung, Zahnmetalle


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