Spatenpauli 8:0 Gigaherz-Jakob: kleine Antennenkunde (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 22.01.2022, 13:52 (vor 818 Tagen) @ H. Lamarr

Bild 3: Mit viel Blabla bestreitet Ex-Elektriker Jakob, die 125°-Abstrahlung des Kurzwellensenders Schwarzenburg habe mit 11° Elevationswinkel stattgefunden. Jakob behauptet mit kindlicher Logik, die Abstrahlung sei waagrecht (0°) erfolgt. Belege für seine Darstellung kann Jakob keine vorbringen. Ich hingegen für meine Darstellung schon:

Mit Bild 3 zeigt Gigaherz-Jakob eine Strichzeichnung der Schwarzenburger Vorhangantenne und textet dazu:

Bild oben zeigt jedoch, dass die in den Antennenzäunen aufgehängten Kurzwellenantennen (in fett ausgezogenen waagrechten Strichen dargestellt) aus je einem Direktor in Senderichtung und je einem Reflektor in Gegenrichtung bestanden. Direktor und Reflektor immer in halber Distanz der Wellenlänge. Da die Antennen bidirektional funktionieren mussten, diejenige in Richtung Nahost zum Beispiel am Nachmittag, mit Azimut 125Grad und in Richtung Nordamerika während der 2. Nachthälfte, mit Azimut 305Grad, das heisst in der Gegenrichtung, gab es keinerlei Möglichkeit eine Elevation zu steuern. Was gesteuert werden konnte war einzig der Wechsel der Senderichtung, das heisst die wechselweise Verwendung von Direktor und Reflektor.

Der Text verrät grundlegende Defizite des Ex-Elektrikers im Verständnis der Antennentechnik. Denn in seiner Darstellung fehlt das wichtigste Element der beschriebenen Vorhangantenne, nämlich die strahlenden Dipole, die von den Sendern im Sendergebäude via Speiseleitungen mit elektrischer Energie versorgt wurden. Angeordnet in Zeilen und Spalten sind diese Dipole (Metallstangen) in einen Vorhang der Antennenkonstruktion (Strahlerwand) waagerecht eingehängt. Jakob verwechselt die Dipole mit den "Direktoren", wie sie früher bei Yagi-Antennen millionenfach auf Hausdächern für den TV-Empfang zu sehen waren. Die Schwarzenburger Vorhangantenne aber hatte keine Direktoren. Die Richtwirkung und der Antennengewinn wurde mit Reflektoren (ebenfalls waagerechte Metallstangen) erzielt. Die vielen Dipol/Reflektor-Pärchen einer Strahlerwand sind in der Strichzeichnung gut zu erkennen. Dipol und Reflektor bilden zusammen die einfachste Form einer gerichteten Abstrahlung von Funkwellen. Erst wenn eine stärkere Richtwirkung (und damit ein höherer Antennengewinn) erforderlich ist, kommen zusätzliche Direktoren ins Spiel, die sich dann nicht "hinter" einem Dipol befinden wie der Reflektor, sondern "davor". Jakobs Strichzeichnung zeigt jedoch keine Direktoren. Durch Vertauschen der Dipole und Reflektoren (elektrische Umschaltung) sendete eine Strahlerwand mal in die eine Richtung mal in Gegenrichtung.

Ein "Steuern" der Elevation war nicht erforderlich, da der Elevationswinkel konstant war. Um den für Überseeversorgung gewünschten Elevationswinkel von 11° zu erzielen, mussten die Dipol/Reflektor-Pärchen lediglich in bestimmten unveränderbaren Abständen zueinander in den Vorhang eingehängt werden. Auf diese Weise wurden die zur gewünschten vertikalen Ausrichtung des Gesamtfunkfeldes einer Strahlerwand erforderlichen Phasenbeziehungen der einzelnen Pärchen zueinander gezielt herbeigeführt. Erst mit der dadurch erreichten Elevation von 11° konnten auch die nahe gelegenen Hügel der Gibelegg von den Funkwellen verlustarm überwunden werden. Schon wegen dieses natürlichen Ausbreitungshindernisses wegen ist Jakobs Behauptung, die Vorhangantenne hätte ohne Elevation waagerecht abgestrahlt, funktechnischer Unsinn.

Gesteuert wurde bei der Schwarzenburger Vorhangantenne wenn überhaupt nur der horizontale Abstrahlwinkel (Azimuth). Aller Voraussicht nach wurden dafür, wie hier erwähnt, Phasenschieber verwendet.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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